für die Kirche ausgehoben und die Mauern bis Erdbodenhöhe gezogen. Der neugewählte und am 15. Juni 1681 benedizlerte Probst von Klosterneuburg, Dr. Sebastian Mayr, gab dem Prior P.Dom Johannes Invrea den Rat eine Kirche zu bauen. Kaiser Lieopold I. besuchte im September desselben Jahres die Eremi ten und bestärkte sie in diesem Vorha ben. Die Belagerung Wiens durch die Türken stoppte den Bau. Ja, es wurden sogar zum Teil die Grundfesten von Plünderern, die darunter vergrabene Schätze suchten, aufgebrochen. Erst 1690 konnte mit der Sanierung der Grundfesten und Fortsetzung des Kir chenbaues das 1682 begonnene Vorha ben weitergeführt werden. Aus Geld mangel mußte der Weiterbau wieder eingestellt werden. Als das stürmische Wetter alles zu zerstören drohte, wand ten sich die Eremiten einige Male bit tend an die Hofkammer und den Kaiser um finanzielle Hilfe (1693), um den seit zwei Jahren ruhenden Kirchenbau fort setzen und das bisher Gebaute vor der Verwitterung retten zu können. Die flehentlichen Bitten brachten keine Hilfe. Der begonnene Bau blieb weiter dem Unwetter ausgesetzt. Der Ordens general Don Tiburtius hat anläßlich der kanonischen Visitation am 27. Dezember 1694 den Eremiten verboten, einen Dachstuh!auf die neue Kirche zu setzen, bevor nicht alles „maurermäßig" soweit vorbereitet ist, daß dieser sicher der Wucht des Sturmes widerstehen könne.®^ [Hamminger Jc^f. Das Schicksal der Kamaldulensereremie und der St. Jo sefskirche auf dem Schweinsberg, Wiener Katholische Akademie,Miscellanie,3.Reihe,Nr.25.1 Auf Grund dieser quellenmäßig er härteten Tatsachen kann die Behaup tung, P. Markus von Aviano hätte am 12. September 1683 vor der Entschei dungsschlacht um Wien die histori sche Messe in der St. Josephskirche am Kahlenberg(und zwar in der heu tigen Sobieskikapelle wie die PP. Resurrektionisten behaupten) gelesen, nicht aufrecht gehalten werden. Durch ständiges Wiederholen dieser Behauptung wird sie nicht Wirklich keit. Diese Geschichtsdarstellimg geht auf Monsieur Philippe le du Pont zurück. Seine Memoiren, geschrieben in Frankreich im Alter von 77/78 Jah ren, 42/43 Jahre nach dem 12. 9. 1683, als ein Bericht vom Hörensagen nicht als Augenzeuge, wurden 1838 im Stadtarchiv von Aix en provence aufgefunden. In seinem Plan von der Entscheidungsschlacht 1683 hat er das Schloß am Callenberg (= Leopolds berg) als Kloster eingezeichnet. Auf diesem Berg aber stand nie ein Kloster, wohl aber eine Burg. Dupont ist der einzige, der diese historische Messe, meist sogar falsch als „DANS L' EGLISE DES CAMALDULES" zi tiert, ausdrücklich verlegt. Anläßlich der 200-Jahr-Feier der Befreiung Wiens von den Türken hat Viktor von Renner in seinem Werk „Wien im Jahre 1683" diese Version Dupont übernommen (S. 428, Fußnote). Renner gab Dupont und Karl von Lothringen als Augenzeugen an.Es ist erwiesen, daß keiner von beiden an dieser Messe teilgenommen hatte. Eine Handschrift im Kriegsarchiv bringt eine sehr klare Darstellung von dieser Messe.(REPONSE D'UN OFFICIER DEL'ARMEE DEL'EMPEREUR A UN GENERAL ESPAGNOL CONTENANT LE DETAIL DES ACTIONS DE LA CAMPAGNE DE 1683, - K.K.OE Gerüe Hauptarchiv, 01, Alpha 3,3,D) Die Historiker von heute sind sich einig, daß Duponts Version ins Reich der Fabel zu verweisen ist. In keiner Veröffentlichung im Jahre 1983 wurde sie vertreten. Alle wiesen die „LEOPOLDI CAPELLN AM CALLEN BERG"(Leopoldsberg)als den Ort der historischen Messe aus. [Eine ausfuhrliche Darstellung zu diesem Thema ist zu finden in: Hamminger Josef, Dokumentation zur historischen Messe vor der Ent scheidungsschlacht um Wien, 12. Sep tember 1693. Wiener Katholische Aka demie, Miscellania, Neue Reihe, Nr.150.] Noch 41 Jahre mußten vergehen, bis der Kirchenbau endgültig fertig war. Über die Einweihung derselben ist uns in den bis jetzt aufgefundenen Doku menten nichts überliefert. Die Kloster chronik, bis jetzt unauffindbar, könnte darüber Auskunft geben. Wir wissen nur, daß die Kirche so wie die Eremie dem heUigen Joseph geweiht war. Seine Statue stand oberhalb des Kirchenhauptportals. Im vergangenen Jahrhun dert mußte sie der Gedenktafel der Stadt Wien das Türkepjahr 1683 weichen und wurde oberhalb des Seiteneingan ges an der Südseite der Kirche versetzt. Nach dem Pontifikalamt des Herrn Pröbsten feierte der „neue Pfarrer" von Josephsdorf die heilige Messe auf dem Hochaltar. Die anderen Gastpriester ze lebrierten auf den Seitenaltären. Der letzte Gottesdienst war von den Eremi ten als „Abschiedsgottesdienst" sicher am 4. Juli, vielleicht sogar am 5. Juli 1782 zeitlich in der Früh gefeiert wor den, denn an diesem Tage wurde das Gotteshaus vom Verwalter Marko ge sperrt. Vom Aufhebungstag, dem 4. Fe bruar 1782, durften die Eremiten noch 5 Monate „als Gäste" in dem enteigneten Kloster bleiben, und sie haben diese Chance bis zum letztmöglichen Augen blick ausgenützt.''^ Kaum haben die Eremiten jene Stätte, die durch 154 Jahre ihre und ihrer Vorfahren Heimat war, verlassen ge habt, da drängte die Regierung auf die Exsekration des Gotteshauses, damit das Gesamtareal möglichst bald unter den Hammer kommen könne. Am 10. Sep tember war die Entweihung erfolgt. 467 Tage später wurde sie für die Nachkom men der Eremiten, die bunt zusammen gewürfelten Josephsdorfer, wiederum eingeweiht. 34 Festgäste waren im Anschluß an die Kirchenweihe in die Kaiserzimmer zu einem Mittagessen eingeladen. Die Musikkapelle von Klostemeuburg spielte dabei auf. Im Anschluß daran wurde auch noch in den benachbarten Gästezimmern ser viert. An Stelle der Getränke wurden einem jeden 17 Xr ausbezahlt. Für alle Spesen kam der Patron der Kirche,Herr Hofrat Kriegl, auf.^® Um 15 Uhr wurde vom neu installier ten Pfarrer von St. Joseph in Josephs dorf am Kahlenberg eine „solenne Ves per" vor ausgesetztem AUerheiligsten gehalten. Mit ihr wurde der Kirchweih tag, zwei Tage vor dem Heiligen Abend, beschlossen. Die Kirche war zwar eingeweiht, aber das Gotteshaus war „arm wie eine Kir chenmaus".Der neue Seelsorger wandte sich nun mit den zwei ernannten Kir chenvätern, Herrn Redt, „Würthshausbesitzer", imd Herrn Mayrhofer, Greis ler,im Namen der Pfarrgemeinde an die Regierung, um all das Fehlende vom „Depositorio", der Sammelstelle von aller Art von Kirchenzubehör von aufge lassenen Kirchen und Kapellen, zu er bitten.^® Die Liste der benötigten Utensilien war lang. Es scheint noch alles, was aiif dem Wunschzettel stand, vorhanden ge wesen zu sein, freilich nicht alles in gleich gutem Zustand. Der Patron der Kirche verschaffte noch auf eigene Kosten einen Taufstein, eine Ewiglichtlampe, einen Kronleuch ter, Rauchfaß und Schifft, Gefäße für die heiligen Öle und einige andere Kleinig keiten. Monstranze und Ciborium stellte ad Interim der Herr Probst leihweise zur Verfugung. Das Ziboriummanterl und das Conopeum stellten die beiden Frauen Fritz und Lichtenstern aus dem Fünferhaus her.®' Verständlich, daß der neue Pfarrer dem schönen Hochaltar, den zwölf le bensgroßen Apostelstatuen, den vier Evangelisten, Crucifixen und Bildern, die erst vor nicht allzulanger Zeit aus der Kirche abtransportiert wurden, nachgeweint hat. Eine Kirche ohne Sta tuen, ohne Bilder, mit nackten Wänden, dazu noch viel zu groß für die wenigen Dorfeinwohner, wirkte erdrückend und deprimierend. Auch über die Gottesdienstordnung von damals informiert uns die Pfarr chronik. An Sonn- und Feiertagen wurde um 9.45 Uhr „Viertel" geläutet. Dieses erste Läuten sollte die Leute der Umgebung erinnern, daß in einer Vier telstunde der Gottesdienst beginnen wird. Dieser damals vorgeschriebene Brauch hat sich ja bis in die letzten Jahre erhalten. Um 10 Uhr wurde dann mit allen Glocken zusammengeläutet. Der Gottesdienst begann immer mit der Predigt. Die Männer pflegten indessen, in Gruppen diskutierend, am Kirchen platz zu stehen. In St. Joseph am Jo sephsberg - man sagte damals auch schon fallweise St. Joseph in Josephs dorfam Kahlenberg - mußte der Pfarrer vom Altar aus predigen, denn eine Kan zel war in der Einsiedlerkirche St. Jo seph nie vorhanden gewesen. Wenn dann wieder einmal eine Kanzel vorhan den sein wird, dann müssen auch das Allgemeine Gebet und die Offene 20
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