Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

weiter in St. Veit bleiben könne. Am 27. Mai d.J. wurde Kollweg wegen dieser Predigt zu einer Tagsatzung vor das Kreisamt für das Viertel Unter dem Wienerwald in Traiskirchen vorgeladen. Mit 11. November 1789 kam er als Kooperator nach Erdberg (heute 3. Be zirk Wiens)und wurde am 15. April 1803 Pfarrer in Margarethen (heute 5. Be zirk). Am 5. März 1812 erfolgte die Investitur von Maximilian Kollweg als Pfarrer von Baden St. Stephan. Noch im selben Jahr erlangte er das Amt eines Dechanten und Schuldistriktaufsehers sowie die Würde eines Konsistorialrates. Hier in Baden erlebte er dann bald nach seinem Amtseintritt den großen Stadtbrand vom 26. Juli 1812, bei dem auch das Gebäude des Pfarrhofes schweren Scha den erlitt.' Aber schon am 19. November 1815 richtete Kollweg an das Wiener Konsi storium ein Ansuchen um Annahme seiner Resignation auf die Pfarre Baden St. Stephan.^ In einem zweiten ausführlichen Schreiben vom 29. November d. J. be gründete er dieses Ansuchen: Er leide an einer Hernia und an Lungenschwä che. Aber er wolle sich mit seiner Resi gnation nicht der Seelsorge entziehen. Mit einem deutlichen Seitenhieb betont er seine Bereitschaft, mehr zu tun als „10 Kooperatoren nach dem Zeitgeist". In diesem Zusammenhang verweist er auf seine ehemaligen Kooperatoren Samitscheck, Born und Ruzizka (offen sichtlich als Pfarrer in Margarethen) sowie Laimbach, Stieglitz, Kraus und Preska(als Pfarrer von Baden). Von den beiden derzeitigen Kooperatoren sagt er: Georg Braun sei „ein Narr und Handel macher" und Matth. Kienast „ein Häuptling". Seine Ausführungen schließt er mit dem bezeichnenden Satz: „Melior est bucella siccacum gaudio quam domus plena victimis cum jurgio." (Besser ein trockener Bissen mit Freude als ein Haus voll Speisen verbunden mit Streit.) Daraus läßt sich eine tiefe Ver bitterung über ständige Zwistigkeiten mit den Kooperatoren erkennen. Über die Reaktion des Konsistoriums liegt kein schriftliches Zeugnis vor. Die Bitte um Annahme der Resignation wurde jedenfalls nicht erfüllt." Mit 5. März 1817 langte beim Wiener Konsistorium neuerlich ein weitschwei figes Schreiben des Badener Pfarrers Kollweg ein, in dem er nochmals um Annahme seiner Resignation ersucht. Darin beklagt er sich über die „Geißel zeitgeistiger Kooperatoren" und befaßt sich eingehend mit deren „exegetischen Hypothesen". Daraufhin forderte das Konsistorium auf, ein neues, sachlich begründetes Ansuchen vorzulegen. Der Badener Arzt Dr. Anton Rollett stellte dann ein Zeugnis aus, daß Kollweg an einem doppelseitigen Leistenbruch leide. Aber auch diesmal ging das Konsi storium auf die Wünsche des Badener Pfarrers nicht ein.' 1818 kam es zu einem Briefwechsel zwischen Maximilian Kollweg und dem Wiener Konsistorium, aus dem hervor geht, daß die beiden Badener Koopera toren Wenzel Tauschek und Ignaz Hei nisch hinter dem Rücken ihres Pfarrers und Dechanten bei der nö. Regierung um Gehaltserhöhung angesucht hatten. Dazu nimmt Kollweg in einem Schrei ben an das Konsistorium vom 1. Oktober 1818 ausfuhrlich Stellung; Die Koopera toren würden von hiesigen Bürgern beinahe täglich zu Tisch eingeladen, ohne dadurch aber in Abhängigkeit zu geraten. Im vergangenen Sommer habe jeder von ihnen von Sr. Maj. Maria Luise für durch 2 Monate an Sonntagen um halb 12 Uhr gelesenen Messen 75 fl. erhalten. Laut ausführlicher Aufstellung habe jeder Kooperator 1130 fl. an jährli chen Einkünften. Die für eine Gehaltser höhung angeführten Gründe seien „falsch und unstatthaft". Man möge den Kooperatoren eine Gnadengabe von 50 fl.zuwenden, ihnen aber einschärfen, daß sie nicht unter Hintansetzung der nächsten Behörde mit lügenhaften Be gründungen auftreten sollen. Interessan terweise wurde das Ansuchen der Koo peratoren durch die Badener Bürger schaft mit Bürgermeister Martin Joseph Mayer unterstützt. Offensichtlich hatte Pfarrer Kollweg auch einen Großteil der Badener Bürger gegen sich." Am 23. April 1819 entschied das Kreis amt Traiskirchen: Der Mißbrauch sei abzustellen, daß die beiden Badener Kooperatoren in wenig anständigen Gasthäusern ihre Kost einnehmen, wenn sie mit der Kost im Pfarrhof nicht vorliebnehmen wollten. Vielmehr sollen sie mittags und abends in einem anstän digen Privathaus essen. Der Verzicht der Kooperatoren auf eine finanzielle Aufbesserung wird vermerkt." Mit 11. Mai 1819 reichte Pfarrer Koll weg neuerlich beim Wiener Konsi storium ein Ansuchen um Annahme seiner Resignation auf die Pfarre Baden ein und begründete dies mit einem aber maligen ärztlichen Attest von Dr. Anton Rollett, datiert mit 9. Juni 1819. In seinem Schreiben verzichtete Kollweg auf jegliche Pension oder ein Versor gungsgehalt seitens des Staates. Er be sitze eine kleine Hütte am Grünenberg. Der seelsorglichen Tätigkeit wolle er sich nicht gänzlich entziehen. - Dieses Ansuchen wurde mit 12. Juli d. J. an die nö. Regierung weitergeleitet, von wo mit 16. Juli der entsprechende Bescheid an das Konsistorium erging. Schließlich verständigte das Wiener erzb. Konsi storium Pfarrer Kollweg,daß seine Resi gnation mit I. August 1819 angenommen wurde. Bis zur Wiederbesetzung der Pfarre Baden St. Stephan möge Kollweg aber Provisor in spiritualibus bleiben. Die Ausschreibung der Pfarre erfolgte ebenfalls mit 1. August d. J.' Erst am 3. Mai 1820 konnte Maximi lian Kollweg Baden verlassen.'' Er starb am 11. Mai 1824 in Obermeidling an Lungenschwindsucht." Anmerkungen; 'nach F. Loidl, Artikel im Wiener Diözesanblatt 1970, Beiträge zur Ge schichte Nr.4,5,6 und Diöz. Arch. Wien, Pfarrprotocolle. ^ Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden, St. Stephan, Reg. Nr. 554. 'Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden, St. Stephan,Reg. Nr.555. ' Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden, St. Stephan, Reg. Nr. 565,566,567. " Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden, St. Stephan,Reg. Nr.572,573, 574. " Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden, St. Stephan,Reg. Nr. 576. " Diöz. Arch. Wien, Pfarre Baden, St. Stephan,Reg. Nr. 577,579,580, 581,582. " Memorabilienbuch der Pfarre Baden St. Stephan,Series parochorum. " Wiener Diözesanblatt 1896,S 273. Das „Wunder von St. Leopold" Wiener Kirche vor 40 Jahren von Bombe getroffen,ohne Opfer zu fordern. Wien. Vor 40 Jahren, genau am 12. März 1945, zerstörte eine amerikanische Fliegerbombe die Pfarrkirche von St. Leopold im 2. Bezirk. Obwohl in der Unterkirche über 100 Menschen Schutz gesucht hatten, kam niemand ernsthaft zu Schaden. Diesem „Wunder von St. Leopold", wie es damals genannt wurde, gedachte die Pfarrgemeinde am Jahres tag, 12. 3. um 19.30 Uhr in der Unterkir che (1020, Alexander-Poch-Platz 6). In einer „Multi-Media-Schau" wurden Bildund Tondokumente der damaligen Ereignisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin kamen auch Augenzeugen und Betroffene zu Wort. Weiters sollte die Schau auch die Entwicklung der Pfarre St. Leopold in den vergangenen 40 Jahren aulzeigen. Moderator des Abends war der 51jährige Engelbert Flucher, der 1945 als lljähriger Ministrant Augenzeuge der Zerstörung der Kirche gewesen ist. Die Bombe war in den Nachmittags stunden des 12. März, in der Folge eines Bombenteppichs über Wien, auf^ die Kir che niedergegangen. Sie durchschlug das Kirchendach und detonierte im In nenraum des Gotteshauses, noch bevor sie am Boden aufgeschlagen war. ,,Wir bezeichnen das seither als das Wunder von St. Leopold. Hätte die Bombe auch noch das Gewölbe zur Unterkirche durchschlagen, wären zahlreiche Menschenleben zu beklagen gewesen." So aber ist niemand verletzt worden, obwohl sich zum Zeitpunkt der Bombar dierung an die 120 Personen in der Unterkirche aufgehalten hatten. Die De tonation hingegen hat den Innenraum der Kirche „förmlich zerrissen", Anm.: Presse-Dienst der Erzdiözese Wien, 1985, Nr.4 vom 27. 2. Wiener Diözesanblatt: Inhaber; Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. Franz Loidl. Alle: 1010 Wien,Wollzeile 2.- Hersteller; Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H.. 1080 Wien,Strozzigasse 8. Das „Wiener Diözesanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 16

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