" Verkündbuch 1945-51,8. 1. 'Ebenda. Ob der Chronist französi sche Familiennamen richtig wiedergege ben hat, konnte nicht festgestellt wer den. . » Ebenda,9. Sept. 1945,S.3. ® Flugzettel, in: Pfarr-Gedenkbuch 1939-1955,S.58. Das Wiener Priesterseminar. Seine Entste hung im Jahre 1758 und sein Wandel durch die Jahrhunderte* Vorliegende Arbeit über das Wiener Alumnat bzw.Priesterseminar(von 1758 bis 1914 am Stephansplatz, Churhaus, und ab 1914 in Wien 9, Boltzmanngasse) bietet einen erstmaligen Abriß über die 220jährige Geschichte dieses für das Wiener Erzbistum lebenswichtigsten In stitutes. Die breite Themenstellung machte das Setzen eines Schwerpunktes erforderlich: die Arbeit will nämlich vor allem die mehr als 20 Regenspersönlich keiten darstellen und von ihnen her die Erziehungsprinzipien im Priestersemi nar verständlich machen. Es wird in den sechs Hauptkapiteln: I. Die Gründung des Wiener Priestersemi nars, seine Entwicklung und Auflösung (1758-1783), II. Das Priesterseminar während des Nachjosephinismus und der religiösen Erneuerung Wiens (1790-1807), ni. Regens Ernest Müller (1863-1885), IV. Regens Gustav Müller (1885-1922), V. Regens Karl Handloß (1922-1934), VI. Die Seminarleiter nach Handloß,unternommen. Für den ersten Abschnitt der Alum natsgeschichte spielte Kardinal Migazzi die bedeutendste Rolle. Er war es, der bereits im zweiten Jahr seines Hirten amtes in Wien (1758) aus kirchenpoliti schen Motiven das Seminar gründete. Er wollte dabei den Einfluß der Jesuiten schmälern und ihnen das Anrecht auf die Priesterausbildung in ihren Anstal ten nehmen. Deswegen beherbergte er seine sieben Alumnen bei sich auf dem Stephansplatz, richtig im f.e. Churhaus (Stephansplatz 3, oberes Stockwerk). Mit der Seminarleitung wurden junge, vom damals eingesickerten Jansenismus inspirierte Priester betraut. Bald jedoch vollzog Migazzi eine radikale Wendung vom Jansenismus weg wieder hin zu den Jesuiten. Nun aber hatte der Kardinal wider sein Seminar und dessen Vorste hung zu kämpfen. Da die Vorsteher den Standpunktwechsel ihres Erzbischofä nicht nachvollzogen, wurden sie allmäh lich von Migazzi ausgewechselt (1773-1777). Kaiser Joseph II. löste für sieben Jahre (1783-1790) das Wiener Seminar ganz auf und schuf zentrale Generalseminarien, auf die er seine „Reformeinflüsse" auf nehmen wollte und auch aufnahm. Doch das Experiment hielt sich nicht lange: rückläufige Nachwuchszahlen, wenig geeignete oder gar schlechte Seminarlei ter und der Widerstand der Bischöfe und eines Großteils des gläubigen Volkes bereiteten wie vielen seiner „Reformen" auch diesem Unternehmen nach seinem Tod ein rasches Ende. Von den Jahren 1790 bis 1863 ist die Wiener Seminargeschichte vom Aufblü hen des katholischen Lebens in der nachjosephinischen Ära unter Franz I. (U.) geprägt. Die Ausdehnung und das Anwachsen der Wiener Erzdiözese machten ein größeres Alumnat und mehr Priesternachwuchs dringlich. Die Regentes dieser Zeitperiode waren leider kaum bedeutende, eher unbedeu tende Persönlichkeiten, weshalb auch wenig darzustellen war. Erzbischof Hohenwarth (1803-1820) scheint es zur Ge wohnheit gemacht zu haben, sogar ab sichtlich schwächere Persönlichkeiten zu Alumnatsleitern bestellt zu haben, um von ihnen keine Schwierigkeiten hinnehmen zu müssen. Mit Regens Ernest Müller (1863-1885) nahm die Alumnatsgeschichte eine ent scheidende Wende. Er, der Systemati ker, reflektierte sehr viel und schrieb all das nieder. Durch ihn wurde das verant wortungsvolle und einflußreiche Amt des Regens oder Direktors erst zu dem, was es in letzter Zeit geworden war und geblieben ist. Kardinal Rauscher sah nämlich in Professor Müller einen Ver trauensmann und überließ ihm daher viel an Eigenverantwortung. Interessant ist der Standpunkt Müllers zur damals akuten und diskutierten Unfehlbarkeits frage um das I. Vaticanum. Regens Gustav Müller (1885-1922) prägte auf seine Art 37 Jahre hindurch die Priesterausbildung in der Wiener Erzdiözese. Dazu übernahm er neben den Aufgaben als Regens noch andere bestimmende Ämter und Arbeiten und entfaltete als Religionslehrer für Studen tinnen und Lehrerinnen, als Vereinsred ner, Exerzitienleiter usw. eine bewun dernswerte Tätigkeit. Dabei setzte er aus Gewissenhaftigkeit,ja Ängstlichkeit alles ein, um das Seminarleben und seine Zöglinge vor Liberalismus, Mo dernismus und sog. Reformkatholizis mus zu bewahren.Sicher führte er auch das Seminar durch die Wirren und Nöte des I. Weltkrieges und der Nachkriegs zeit und war auch der Regens,der unter Kardinal Nagl bzw. Kardinal Piffl die Verlegung des Alumnates aus dem zu eng gewordenen Churhaus in das frü here Waisenhaus in der Boltzmanngasse durchführte. Als letzte Regentie wird die unter Karl Handloß (1922-1934) behandelt. Handloß war durch und durch Seelsor ger pianischer Prägung und übertrug diese Einstellung auch auf seine Zög linge und damit auf den Diözesanklerus z. T. noch bis heute. Das Seminar wurde unter ihm und durch ihn zu einer Stätte für Seelsorgegespräche, Konferenzen und Priestertreffen. Er wirkte als eine heiligmäßige und aufgeschlossene Prie sterpersönlichkeit auch auf die katholi sche Laienwelt hinaus. Mit Handloß hören die Ausfuhrungen auf, da die Zeitspanne - als Zeitge schichte - für eine gerechte Beurteilung zu heikel ist und unhistorisch wirken könnte. Eine Statistik, aus der die Alumnen zahl und die Vorstehung jedes Studien jahres ersichtlich ist, weiters alphabe tisch geordnete Kurzbiographien jedes Vorstehers im Priesterseminar bis in die Gegenwart bilden eine erwartete und brauchbare Abrundung des so weit ge spannten Themas. Die mit Fleiß gearbeitete und mit vielen Details ausgestattete Arbeit bildet einen guten Ausgangspunkt für eine längst fällige Alumnatsgeschichte. Klei nere Ergänzungen und Abrundungen und Feilung des Stiles fallen nicht ins Gewicht, wären aber bei einem er wünschten Druck zu berücksichtigen. Der Rezensent, der selbst über oberhirtlichen Auftrag längst eine solche Darstellung hätte durchführen sollen, im Gedränge seiner vielen Arbeiten aber nicht dazukam, dankt dem Dissertenten dafür, daß er sich dieser Aufgabe mit Ernst und Akribie unterzogen hat. Nun hat nach der Geschichte des Knabense minars zu Hollabrunn(von Johann Grip pel 1906, Hans Groer 1956 und Fest schrift 1981) auch das Wiener Alumnat seine historische Darstellung. * Maschinengeschriebene Dissertation an der Wiener Kathol.-theologischen Fakul tät, Dr. Leopold Mathias. Wien 1975, 438 Seiten. Dr.Franz Loidl Ergänzungen Maximilian Kollweg Johannes Ressel Er wurde 1760 in Eger geboren, emp fing am 23.Dezember 1780 Tonsur und Minores,am 21.September 1782 die Subdiakonatsweihe, am 16. Juni 1783 die Weihe zum Diakon und am 18. Septem ber 1784 die Priesterweihe im Dom zu St. Stephan in Wien. Vorbereitet aufdas Priesteramt wurde er im Wiener Gene ralseminar und promovierte bereits am 24. Juli 1784 an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie. 2 Monate nach seiner Priesterweihe trat er den Kooperatorenposten an der Pfarre St. Veit an der Wien (heute 13. Bezirk Wiens) an und führte später den Titel Vikar. Eine Predigt Kollwegs am 26. April 1789 im Anschluß an das Evangelium vom Guten Hirten prangerte sehr deut lich die unsoziale Einstellung verschie dener örtlicher Stellen an. Obwohl er offensichtlich dabei keine Namen nannte, fühlten sich einige Behörden vertreter persönlich betroffen und be klagten sich am 1. Mai d. J. energisch vor Weihbischof Graf Artz von Vassegg, Kanonikus von Hiltmayer und Kanzler Johann Bapt. von Zoller. Man holte anschließend Meinungen aus der Pfarr gemeinde St. Veit ein. Mit 4. Mai ver ständigte das erzb. Konsistorium Koll weg. daß er wegen seiner Predigt nicht 15
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