will ich meinen grimmen über dich senden, vnd will dich richten, wie du verdient hast. Item so weiß ich mich zu erinnern, daß kain Geistlicher Religiös jemals vom catholischen Glauben abge fallen ist. der ein gueteß ende hat ge nommen, wan er halsstarriger weiß im besen verblieben ist, vnd könndte dises mit vilen Exemplen beweisen, wans die Zelt leidet vnd geduldet. Letzlich erschrekt mich das herzuna hende Gericht, in welchem auß meinen Henden erfordert wirdt werden daß unschuldige Seelenbluet, so ich muetwilliger weiß, damit ich nur meinen gelüsten ein genüegen that, vergosten vnd verlohren Hab. Erschröklich ist es fallen in die Hend des lebendigen Got tes. Denu si impio, wan ich dem Gottlo sen sage, du muest des Todts sterben, vnd du warnest ihn nit, vnd sagest ihm nit, damit sich der Gottlose vor seinem gottlosen wesen biete, auf daß er leben dig bleibe, so wierd der Gottlose vmb seiner sinde willen sterben, aber sein bluet will ich von deiner Hand fordern, wo du aber den Gottelosen warnest vnd er sich nit bekehrt von seinem gottlosen wesen vnd weg, so wird er vmb seiner sündt willen sterben, aber du hast deine Seele errettet. Weilen nun dem allem also vnd mich mein lieber Jesus mit seinen gnädigen vnd barmherzigen Augen nicht änderst als den armen Schacher am Creuz von neuen angesehen, mich wie der barm herzige Vatter seinen verlohrnen Sohn empfangen, den väterlichen Kuß des Friedenß, den Ring der vorigen Freundtschaffl, die Schueh des alten geistlichen Wandels geben, ists billich, daß ich mich hingegen alß der allerunglückhseeligste Mensch vnd zeichtigisteß Erdwürmblein also erzaig vnd demietige als ein offner Sünder, der wider Gott, alle heyligen vnd wider die ganze Welt gesündigt hat vnd' öffentliche Bueß vnd poenitenz thue, welches ich nun hiemit will gethan haben vnd auch beschloßen. Darauff zu mehrerer Bekräfftigung vnd bestättigung will ich jezo hingehen vnd das heylig hochwürdig Sacramente empfan gen. Anm.; Abgedruckt in: Correspondenz der Associatio Derser antiae Sacerdotalis, Wien 1900(Jg. XXI)S.332/34. Graues Haus. Eine Chronik über Seelsorge und Seelsorger von 1834 bis 1972 Vom Eb.KR.Hofrat Heinrich Zeder. Wien 1983,0", 204 Seiten. Nach einem Geleitwort des ehemali gen Bundesministers für Justiz, Dr. Christian Broda, und einem Vorwort mit Hinweis auf benützte Quellen bietet der Autor einen Einblick in die so wichtige und aktuelle Sparte der Kategorialseelsorge, d. i. Gefangenen-Seelsorge und ihre Geschichte in diesem Zeitabschnitt. Hiemit wird eine Lücke - dies keines wegs als übliche Phrase ausgesprochen - in der Wiener Diözesan- und auch Profangeschichte ausgefüllt. Auch sei gleich angemerkt, daß der Verfasser wie kaum einer hiefür als Berufener gelten darf und ihm zu danken ist, ,,befand er sich doch 1940 bis 1943 als politischer Gefangener in Haft, davon ein halbes Jahr im Gefangenenhaus I aufI E 95, wo er auch seinen Vorgänger im Amt Möns. Eduard Köck kennen und schätzen lernte, weshalb es ihm gar nicht schwer fiel, sich in den an sich schwierigen Aufgabenbereich und das ungewohnte Milieu hineinzufinden"(S, 148). Die Chronik, ist in sechs Teile bzw. Zeitabschnitte gegliedert. Im I. Teil, überschrieben mit „Memorabilienbuch - Enthaltend die merk würdigsten Begebenheiten und Einrich tungen des k.k.Landesgerichts-Gefangenenhauses zu Wien, hauptsächlich die Seelsorge betreffend", wird in einein halb Kapiteln über Gebäude, Hauska pelle, Wohnung des Seelsorgers, Kanz lei, Schulzimmer, Bibliothek, Verwal tung usw. aus der Zeit von 1834 bis 1862 berichtet. Interessant sind die Kapitel ab S.39 ff. über die, mit der späteren Zeit verglichen, wenigen Justifizierungen, darunter die Hinrichtung des legendären Räubers Grasl und die des Attentäters auf Kaiser Franz Joseph I. Libeny, dann auch über das Revolutionsjahr 1848. Der II. Teil behandelt die Periode 1862 bis 1914 mit tiefgreifenden Reformen zur Vermenschlichung der Justifizierung, nicht mehr angesichts der vielen Schau lustigen vollzogen, weiters den Schuld arrest und die Berufung der Herzjesu schwestern ins Inquisitenspital. Der III. Teil(1914 bis 1938)geht aufdie Schwierigkeiten während des Ersten Weltkrieges, auf die Seelsorge im neuen Staat, d. i. I. Republik ein, hebt den Justizpalastbrand im Juli 1927 aus dieser erregenden Periode heraus und erinnert an die beiden Revolutionen im traurigen Jahr 1934, da im Februar im Landesge richt 14, davon 12 Katholiken und zwei Konfessionslose, zum Tode verurteilt, aber nur drei, davon zwei Katholiken und ein Konfessionsloser hingerichtet d. h. gehängt(S.91), im Juli 17, davon 15 Katholiken und zwei Protestanten zum Tode verurteilt wurden, aber nur an 12 Katholiken und zwei Protestanten das Urteil vollstreckt wurde(S.95). Der IV. Teil ist der üblen Periode der Besetzung Österreichs und dem Zweiten Weltkrieg gewidmet, also den wahrhaft dunkelsten Jahren 1938 bis 1945. ge kennzeichnet durch Erschwerung, ja Aushungerung der Seelsorge und vor allem durch die zahllosen Hinrichtungen mit dem gnadenlosen Fallbeil. Siehe dazu die Liste der Opfer und ihrer geistlichen Betreuer (S. 129 f.). Die phy sische und psychische Überbelastung des hauptverantwortlichen Oberpfarrers Möns. Köck (Biographie S, 125 f.) erfor derte die Mithilfe geistlicher Vertreter und Helfer, da sich auch zahlreiche Fremdsprachige unter den Todeskandi daten befanden wie Professor Matzinger und P. Ivanek. Die Delinquenten evan gelischer Konfession versorgte Pastor Rieger (S. 105 f.). Das seelsorgliche Zu sammenwirken zwischen Köck, Rieger, Ivanek und meiner Wenigkeit(siehe den Anhang!)geschah in ideal vorbildlichem ökumenischem Geist und darf als beson deres Positivum festgehalten werden.Zu den auf S. 131 angeführten Buchausga ben seien ein paar Publikationen unten genannt. Der V. Teil ist der Zeitspanne 1945 bis 1952 gewidmet. Hier wird an die endli che Anstellung eines zweiten Seelsor gers gedacht (Jahr 1947), weiters der Abschaffung der Todesstrafe unter An gabe der Gesamtzahl, der vom 6. 12. 1938 bis 4. 4. 1945 in Wien durch das Fallbeil hingerichteten 1184 Personen,davon 540 aus politischen, rassischen und religiö sen Gründen (S. 141 f.), die mehr oder weniger zur Gruppe der Widerstands kämpfer zu zählen sind. Der VI. und letzte Teil befaßt sich mit der Periode 1953 bis 1972, gekennzeich net durch die vielfältige Tätigkeit des Autors Zeder selbst, worin ein breiter Ort der" neuen ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft der Gefangenenhausseelsorger (S. 151/159), der Errich tung der Lungenheilstätte Wilhelms höhe, der Schulungstagung für Justiz beamte usw. geboten ist. Das Buch schließt mit Zeders ehren vollem Abschied, der Ehrung der ver dienstvollen Ordensschwestern und der Liste der Seelsorger von 1834 bis 1982 (S.203 f.). Zu wünschen wäre vielleicht bei einer späteren erweiterten Auflage auch die Beigabe aufschlußreicher und den Text unterbauender Lichtbilder. Dr. Loidl Kapelle im Wiener Landesgericht wird wiederaufgebaut. Originalgetreue Rekonstruktion bis 1990 im Neubau geplant. Wien, 22. 2. 1985 (Kathpress). Nach dem Abbruch der Kapelle im Landesge richt in Wien, 8. Bezirk, einem der wenigen klassizistischen Kulträume der Bundeshauptstadt, soll diese originalge treu wiederhergestellt werden.Zum Ab schluß des zweiten Abschnitts des Neubaus im Landesgericht Wien, vor aussichtlich 1990, soll die bisher im 2. Stock gelegene Kapelle im obersten Stockwerk rekonstruiert werden. Dies hat das Bundesdenkmalamt angeordnet, da es sich bei dieser Hauskapelle um ein „Einzelstück" aus der Zeit des Klassizis mus handelt. NS.: Da ich nach dem Abtransport der hingerichteten Soldaten im Gefängnis blieb, wurde ich als Quasimithelfer Oberpfarrers Köck auch Zeuge nicht weniger Hinrichtungen von Zivilperso nen und nahm auch an den schlichten Einsegnungen der Toten im Hinrich tungsraum teil. Anhang. Weitere Literatur von Dr. Franz Loidl: Von den in Wien als ns. Opfern 1943/45 hingerichteten geistlichen Personen. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte. 1966, Nr. 4. Gefangenenhaus-Seelsorger Möns. Köck (t 1952). Ein längst fälliger Nach ruf. Ebda 1967, Nr.5. 12
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