Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

caritative Tätigk^t der Orden und Kongregationen". „Um dieses aktuelle Thema in aktueller Form zu be handeln, war es", nach dem Eingeständnis des Ver fassers, „notwendig, die einschlägigen Daten über den neuesten Stand an zuständiger Stelle einzuholen^')", was tatsächlich unter großem Zeitaufwand und Schrift verkehr mit Fleiß und Akribie geschah. Wahrhaftig zur Herzenssorge seines Lebens wurde ihm aber die herrliche, altehrwürdige St. WolfgangsKirche, für die er viel Zeit, persönliche Lebenskraft, materielle Opfer und einen Teil seiner wissenschaft lichen Tätigkeit widmete^*"^). Dieses zu den hervor ragendsten Bauwerken des Landes zählende gotische Juwel aus dem XV. Jh.^^) war auch als „unnötiges" Gotteshaus ein Opfer der Josefinischen Kirchenreformerei und damit zum Abbruch verurteilt worden. Hochaltar, Tabernakel, Monstranze, Orgel und die bei den Glocken, die Seitenaltäre und die übrige Einrichtimg waren verschleppt, die Steingewölbe eingeschla gen worden, so daß nur mehr die Mauern stehen blie ben und „in stummer Klage ihre Giebel zum Himmel empoihoben." Zwar wurde um 1860 das devastierte Gott^haus wieder instandgesetzt, aber nach einem halben Jahrhundert war es wieder in Gefahr zu ver fallen, wenn es nicht beizeiten einen neuen Dachstuhl und ein Gewölbe im Hauptschiff erhalten sollte. Auch wäre ein Blitzableiter nötig. Mögen sich bald Wohl täter finden, schrieb Prof. Krebs noch im November 1917'®). Da brach am 6. April 1918 erst recht die Kata strophe herein. Ein Blitzstrahl beraubte das Gottes haus des Holzdaches und verwandelte es nim in eine richtige traurige Ruine. Und nun begann Krebs, die Großtat seines Lebens zu setzen^"), und wurde so zum vorbildlichen Etenkmalpfleger. Seiner Initiative, Beharrlichkeit und Selbstlosigkeit gelangen bald — und hier offenbarte sich der lebens nahe Praktiker — der Aufbau der Kirdie und die Anschaffung der Inneneinrichtung, die weitaus sogar seiner persönlichen Opferfreuddgkeit zu danken ist'*)- Kein Weg war ihm dabei zu weit, kein Anlaß zu ge ring, um nicht öffentliche Stellen dafür zu interessieren und Wohltäter zu gewinnen. Schon am 3. Juni 1918 richtete ein Prominenten-Komitee in einem Flugblatt an „alle, denen die Kirche St. Wolfgang lieb und teuer ist, die das prächtige Denkmal frommen Sinnes aus der Väterzeit erhalten wollen, die dringende, herzliche Bitte, durch Zuwendung von Spenden die Herstellungs arbeiten zu ermöglichen" und die Beiträge an das Pfarramt Kdrcbberg a. W. zu übermitteln'^). Schon nach einigen Jahren konnte der Haupt initiator von Fortschritten seines Werkes berichten und als Krönung seiner rastlosen Bemühungen auch die Erneuerung noch erleben'®). Als er sich dann nach seiner Emeritierung dauernd am Fuße des Heiligtums niederließ, konnte er es stets vor Aiugen haben als Genugtuung und Trost in den zunehmenden Beschwer den seines Siechtums. Auch das sei noch erwähnt, daß er alljährlich seine Hörer des jeweiligen Weihejahr ganges in Verbindung mit einem Frühlingsausflug per sönlich zur St. Woifgangskirche führte, wobei jeder merken konnte, wie es Prof. Krebs hier um eine rich tige bewegende Herzenssache ging und was ihm dieses von ihm so beispielhaft betreute Heiligtum bedeutete. Zum Schluß das Merkwürdige un^ Interessante?! Dechant Kristen, der als zuständiger Pfarrer die Tätig keit des Verstorbenen beobachten konnte, wies darauf hin: „Der Dreifaltigkeitssonntag war früher einmal der Kirchtag von St. Wolfgang und wurde seit Jahr hunderten immer festlich begangen. In der Gegeniwart wird nur mehr eine hl. Messe an diesem Tag gefeiert. Die betrachtete Prof. Krebs als sein Privileg, das er sich nicht nehmen ließ. Jahrzehnte hindurch fuhr er eigens von Wien heraus, um diese hl. Messe selbst zu zelebrieren. Und es war eine wunderbare Fügung des Schicksals und vielleicht gar eine Gnade des gütigen Gottes, daß er gerade am Dreifaltigkeitstag, wenn schon nicht mehr lebendig, so doch wenigstens tot der hl. Meßfeier beiwohnen durfte; denn an diesem Tag lag er bereits aufgebahrt in seiner so überaus gelleb ten Wolfgangs-Kirche". Am 19. Juni fand sodann die Beisetzung im Pfarrgrab an der FriedhofskapeUe statt. Anmerkongen:') 3. Mai 1874 zu Wien geboren. Vater stammte aus Marburg (heute Jugosl.), Mutter aus Iglau (heute CSSR.). Besuchte das Elisabethgymn. in W. IV, Rainerg., imd die Kathol.-theol. Fakultät in Wien. Wurde am 25. Juli 1900 mit seinem Jahrgangskollegen, dem Bergsteiger-Prälaten Dr. Wildenauer, in St. Stephan geweiht. Wirkte vom Okt. 1900/August 1902 als Kooperator in Kirchberg a. Wechsel. War dann Levit und f. e. Kurpriester an der Dompfarre von St. Stephan. Unterrichte als Religionslehrer an der Volks und Bürgerschule (Übungsschule) der Staats-Lehrerinnen-Bildungsanstalt, W. I., Hegelg., ab Sept. 1905 am Sophiengymn., W. II., Circusg., und an der Privat. L^rerinnenbildungsanstalt der Töchter des göttl. Hei- [landß, W. VII., Kenyong. Promovierte am 10. Juli 1909 zum Dr. der Hl. Theologie. Übte weiter folgende Funk tionen aus: Mitglied des Diözesanschulrates (1918), Diözesanschulinspektor f. die Lehrerbildungsanstalten (1920), Prosyncxialrichter (1924), Prüfungskommdssär Ü927), Prosynodalexamdnator (1928), Geistl. Konsulent der Lehrschwestem (1937), Kurator des Katechetischen Museums (detto), Superior der Schoilschwestem von Eggenburg und Vöcklabruck (O. ö.)(1939), Mitglied der Dlözesankommission f. religiöse Unterweisung (detto), Kurator des Pilgerhauses Jerusalem (1940) etc. — ') 24. VII. 1920 Privatdozent f. Pastoraltheologie und Katechetik bei Prof. Heinrich Swoboda. 31. VIII. 1923 Univ.-Prof. f. genannte Lehrkanzel. 31. V. 1946 emeri tiert — Kleines Volksblatt 1962, Nr. 141 (Loidl); Wr. Kirchenblatt 1962, Nr. 27 (Kosnetter), Ohristl.-pädagog. Blätter 1962, Heft 7 (Lentner); österr. Hcxhschulzeitung 1962, Nr. 15 (Pfliegler). — ^) Auszeichnungen: Geist licher Rat (1926), Päpstl. Gehedmkämmer (1930); Päpstl. Hausprälat (1938). — ®) Pfliegler, der eineinhalb Jahr zehnte später ebenfalls hier als Koop. und sein Nach folger auf der Pastoral-Lehrkanzel war. Sh. in österr. Hochschulzedtung oben. — ") Aus der (maschingeschrieb.) Gedenkrede des Dechant-Pfarrers Kristen von Kirchberg a. W. bei der ersten Einsegnung in der St. Wolfgangskirche. — ") 228 Seiten, und 7 Abb. — ") Theologische Studien der österr. Leo-Gesellschaft, Heft 25, 177 Seiten. — ®) Detto, Heft 26, XIII + 173 Seiten.—'®) Ebd. Vorwort. —")Graz u. Wien (Styria) 1927, VUI 154 Seiten. — ") Ebd. Vorwort. — "») Christl.-pädag. Blätter 1962, S. 216. — '^) Mitteilxmgen d. Wr. Altertumsver. 1893, Bd. XXIX, S. 170. — '®) Krebs L., Die St. Wolfgangskirche zu Kirchberg a. W., SA. aus dem „Volksfreund für das Viertel unter dem Wienerwald", Nr. 7, Nov. 1917, S. 8. — '«) Wie Nr. 5. —")Krebs L., Die St. WoLfgang-Kirche zu Kirchberg a. W.in Wort u. Bild. SA. aus dem Jahrbuch f. Landes kunde v. Nö., 29. Jg. 1948, S. 4, 5, 6, 7, wo seine per sönlichen Leistungen u. Spenden genannt werden. — Behandelt darin St. Woifgangskirche, I. in Geschichte, II. als Denkmal u. Kunst, III. in Sage u. Dichtung.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=