Dazu:Pfarrer Philipp Mahler(1811-1887) Dr.Franz Loidl Am 19. Februar 1887 starb Philipp Mahler, Ehrendomherr von St. Stephan (31. XII. 1885), Ehrenkämmerer Sr. Hei ligkeit, Besitzer des Goldenen Ver dienstkreuzes mit der Krone, Jubilar priester(1884). Geboren am 20. April 1811 in Brodek, Mähren (CSSR),-oblag er seinen theolo gischen Studien mit ausgezeichneten Prüfungsergebnissen und empfing am 22. Juli 1834 im Stephansdom die Prie sterweihe. War Kooperator ab 28. Au gust 1834 in Pottendorf, mit 1. Septem ber 1836 bei Maria Geburt (Rennweg, Wien III), ab 1. November 1841 auf der Wieden (Wien IV). Wirkte dann an der Lokalkaplanei Wümitz (1844-1856), wurde 1863 Pfarrer von Enzesfeld a. d. Triesting. prov. Dechant und Schuldi striktaufseher des Pottensteiner Bezir kes, am 9. Jänner 1864 kanonisch inve stiert auf die Pfarre Pottenstein, zu gleich def. Dechant und Schuldistriktaufeeher und f.e. G.R. „Mit ihm- kam ein Priester nach dem Herzen Jesu und nicht gewöhnlicher Tugend auf diesen schwierigen Seelsorgsposten, der eine ausfuhrliche Bio graphie verdiente und würde das Spie gelbild eines echt, priesterlichen Lebens und dessen Tugenden bieten. Brennen der Eifer für die Ehre Gottes, für das Haus des Herrn und für das Heil der Seelen waren das Charakteristikon." Ein Beispiel hiefür sei angeführt, was eine alte Frau über seine Wirksamkeit einst in Pottendorf aussagte:„O das war ein eifriger Herr! Von der ganzen Umge bung kam man zu ihm zur hl. Messe, und wenn ich unsere heilige Religion recht lieben und üben gelernt habe, habe ich es nur ihm zu verdanken, und mit mir viele andere!" ,,Und in diesem ersten Eifer hat er niemals nachgelassen. Es gibt kein or dentliches und außerordentliches Heil mittel unserer Kirche, das er nicht ange wendet hätte. Eine Mission wurde unter ihm in Pottenstein abgehalten. Den da bei gegründeten Jungfrauenbund leitete er immerfort mit der größten Sorgfalt und Umsicht. Die Maiandacht, die in jener Gegend noch ganz unbekannt war, hat er eingeführt. Er ließ ein ,Herz Jesu* anfertigen, schloß die Namen aller, die Beiträge gegeben hatten, darin ein, stellte es am Hochaltar auf und verrich tete täglich die Abbitte zu demselben. War ein Ablaß zu gewinnen, so mun terte er ohne Unterlaß in seinen Predig ten zu demselben auf und war immer der Erste, der Prozessionen und gemein same Übungen dafür veranstaltete. Alles wendete er auf, um seine Gläubigen zum Verständniss und zur Benützung der Segnungen der Kirche zu bringen." „Die Pfarrkirche in Pottenstein wurde durch ihn. und zwar mit Sammelgeldern vollständig renoviert, und nach seinen Angaben von der Künstlerfamilie Kast ner mit Bildern, die das ganze Leben der seligsten Gottesmutter und ihre Sym bole darstellen, geschmückt, wobei er selbst unermüdlich Handlangerdienste leistete. Ein Gast konnte ihm die größte Freude machen, wenn er die Kirche besichtigte und sich die Darstellungen von ihm erklären ließ. Auch alle Weg kreuze imd Feldkapellen wurden von ihm restauriert und würdig hergestellt. Zu den Festen schmückte er den Altar immer selbst mit frischen Blumen und noch im letzten Jahr, als er an häufigen Schwindelanfällen litt, ließ er es sich nicht nehmen, diese Arbeit wenigstens zu überwachen. Die Kirche in Potten stein hat ihm und seinem Eifer überaus viel zu danken." „Einen Fehler, den er in seinem Eifer beging", heißt es, „wollen wir nicht verschweigen. Seine Predigten und An dachten dauerten zu lang. Ein Beispiel: Sein Kooperator war zu einer Primiz gereist. Feldbischof Dominik Mayer, ein Studienkollege und Freund Mahlers,der alljährlich einige Zeit bei ihm weilte, hielt das Amt und der Dechant wollte beim Früh- und Spätgottesdienst die Predigt halten. Er erklärte, daß er seine gewöhnliche Frühpredigt teilen und zwei Predigten daraus machen werde; der Feldbischof möge sich beizeiten be reit halten. Der stand auch schon um Vi 10 Uhr bereit, aber es wurde schon 10 Uhr, die Kerzen werden angezündet, aber der Dechant predigte noch immer. Bei Tisch meinte dann der Bischofin der ihm eigenen Weise: ,Na, Herr Dechant, eine Frage: wenn das heute eine kurze Predigt war, wie schaut dann eine lange aus?'." „Überaus lebhaft und innig war seine Teilnahme an den Schicksalen der Kir che, unbegrenzt seine Liebe und Vereh rung für ihr Oberhaupt. Tiefbewegt und tiefergreifend waren seine Predigten zur Zeit der Beraubung des HI. Vaters und der Bedrängnis der katholischen Kirche in Deutschland. Er hatte sich im Jahre 1871 an der Pilgerfahrt nach Rom betei ligt und nach seiner Rückkunft darüber im großen Musikvereinssaal in Wien berichtet. Tränen der Rührung erstick ten seine Stimme, als er von der Au dienz beim Hl. Vater und von dessen trauriger Lage sprach. Testamentarisch ordnete er an,daß ihm die Medaille, die er damals vom Hl. Vater erhalten hatte, ins Grab mitgegeben werde." Seinen Kooperatoren war er ein liebe voller, väterlicher Freund. Beweis dafür, daß einer sieben Jahre, der andere vier zehn Jahre bei ihm blieb. „Groß war er im Wohltun; da gab es kein gutes Werk, keinen kirchlichen Verein, an dem er sich nicht beteiligt hätte. Er unterstützte einen armen Stu denten,dem er ein zweiter Vater wurde. So oft dieser auf Ferien kam oder sich dann wieder verabschiedete, und auch sonst bei mancher Gelegenheit, steckte er ihm einen namhaften Betrag (meist 10 fl.) irgendwo hinein, so daß dieser es erst nach dem Verlassen des Pfarrhofes bemerkte. Als dieser Student Theologe wurde, erklärte der Dechant ihm: .Lie ber Freund, merken Sie sich,jeden Tag sind Sie mein Gast, jeden Tag können Sie bei mir speisen. Sonn- und Feiertag aber müssen Sie es tun!' Und das Zu sammentreffen war wohl geeignet, die sen mit Begeisterung für das Priestertum und dessen Aufgaben zu erfüllen." Daß Mahler von innigster Frömmig keit beseelt war, daß er mit größter Sorgfalt die hl. Messe feierte und das Breviergebet verrichtete, daß er die geistlichen Exerzitien nach Möglichkeit mitmachte, ist wohl selbstverständlich. Bei der Armenseelen-, Kreuzweg- und Karfreitagandacht war er immer bis zu Tränen gerührt." Werk: Enthüllung über die ekstatische Jungfrau Juliana Weiskircher aus Ulrichskirchen-Schleinbach. Eine ernste Sprachlehre für ihre Freunde und Feinde. Wien 1851, Mayr & Co., 178 Seiten. - Hielt Betrug für ausgeschlos sen, bemühte sich um natürliche Erklä rung. Anm.: WOA, Personaltabelle V 188; Chronik v. 1.8. 1800 B bis 31. 12. 1895, S. 115/211; Sterbebuch Pottenstein tom Vn 1870-1887, fol. 217 RZ 8; WDBL. Wurzbach (bei Weiskircher) 54, 188f.; Correspondenz der Associatio Perseverantiae Sacerdotalis 1880, S. 23; 1887, S.54 ff.; Reichspost, 30. 10. 1927; LfThuK (1938)X 796. Aktuelle Erinnerung an Bruder Johann Baptist Die Gruppe der Laienbrüder gehört zwar der niedrigsten Stufe in der Or dens- und Klosterhierarchie an, sie hat aber ihren Platz in den Gemeinschaften und zählen ihre Mitglieder, im Rang der Heiligen oder im Ruf der Seligen ste hend, zu Persönlichkeiten, die keine Diözesangeschichte vergessen möge. Heule weiß man um Bedeutung, Aufga ben und Leistungen dieser Idealchristen, da sie fast am Aussterben oder davon bedroht sind. Hat Bayern, genauer die Diözese Passau, ihren heiligen Kapuzinerbruder Konrad von Parzham', so die Wiener Erzdiözese und mehr noch die Nachbarehrw. Diener Gottes, Stöger(t 1883) diözese St. Pölten ihren Diener Gottes, den Redemptoristenbruder Johann Bap tist Stöger, dessen 100. Todestag am 3. November 1983 zu feiern gewesen war und dessen Gedächtnis nun nachgeholt sein möge. Die Diözesanjubiläen erge ben die Anregung,den Seligsprechungs prozeß energischer voranzutreiben. Beide Ordensbrüder entstammten rei chen frommen Bauernfamilien, um de ren Existenz es heute mehr denn je geht; beide waren Zeitgenossen und lebten im 19. Jahrhundert, sind also als moderne Persönlichkeiten und zeitnahe Fürbitter anzusprechen. Bruder Konrad wurde 1818 geboren, Bruder Johann 10
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