Aus der Geschichte des Kreuzherrenordens Dr.Wilhelm Twerdy Am 9. April 1241 vernichtete ein Mon golenheer unter Batu, einem Enkel Dschingis-Khans, ein schlesisch-polnisches Ritterheer unter der Führung Her zog Heinrichs II. v. Breslau, später der Fromme genannt, an der Liegnitz. Der Herzog fiel mit den Tapfersten seines Heeres. Um ihn trauerte seine Gattin Anna v. Böhmen, die Schwester König Wenzel 1. und seine Schwägerin Agnes, das fünfte Kind des böhmischen Königs hauses. Herzog Friedrich II., der Streitbare, berichtete dem damals 15jährigen ,,römi schen König" Konrad IV., daß die Tata ren auch an der österreichischen Grenze erschienen wären. Seine Aufforderung an König Konrad IV. war aber zu spät gekommen, die Schlacht an der Liegnitz hatte ein Truppenaufgebot des Königs zur Grenze bereits hinfällig gemacht, Batu hatte Befehl zum Rückzug gege ben. Agnes v. Böhmen war es, die den einzigen katholischen Orden Böhmens gegründet hatte, den Kreuzherrenorden mit dem roten Stern, als Hospitalorden zur Pflege der Kranken. Nach dem Tod des letzten Babenber gers, Herzog Friedrich II., im Jahre 1246, hatte König Otakar 11., Premysl v. Böh men, das Herzogtum Österreich über nommen. 1273 versagte er König Ru dolph V. Habsburg die Anerkennung. Der König verhängte über ihn die Reichsacht, worauf König Otakar 1276 auf die österreichischen Länder Verzicht leistete. Nach einer neuerlichen Erhe bung im Jahre 1278 verlor er in der Schlacht bei Dürnkrut sein Leben. Die Wiener Bürger hatten 1257 unter der Herrschaft Otakars ihr Bürgerspital den Brüdern des Prager Spitals zum heiligen Franz übertragen, das dem Kreuzherren orden mit dem roten Stern gehörte. Ab 1289 hieß es nur mehr Wiener Bürger spital. durch die Habsburger wurde es dem böhmischen Orden wieder entzo gen. 1558 kehrte dieser Kreuzherrenorden wiederum nach Wien zurück, als Kaiser Ferdinand I. dessen obersten Meister Brus zum Bischof von Wien ernannte. Als späterer Erzbischof v. Prag verzich tete er 1562 auf das Bistum Wien (An ton I., Bischof v. Müglitz).' Kaiser Karl VI., der Vater Maria The resias, gelobte am 22. Oktober 1713 bei Erlöschen der Pest in den österreichi schen Ländern, den Bau einer Kirche, die dem Pestheiligen Karl Borromäus geweiht werden sollte. Johann Bernhard Fischer v. Erlach erhielt den ehrenvol len Auftrag,diese ,.Karlskirche" in Wien zu bauen. Nach deren Fertigstellung machte der Großmeister des Kreuzher renordens Böhmb, Kaiser Karl VI., der mit seinem Hofstaate 1732 in Karlsbad weilte, seine Aufwartung. Am 11. Okto ber des gleichen Jahres entschied der Kaiser, diese neue Kirche mit den Kreuzherren zu besetzen, wie es bis 1959 auch verblieb. Zum Hofstaat, der Wien verlassen hatte, gehörte auch Prinz Eu gen von Savoyen, aber auch der Präsi dent der Ministerial-Banco Gundaker Thomas Grafv. Starhemberg. Der volkstümliche Name dieser Bank, war Wiener Stadtbank, in der die Stelle des Direktors'der Buchhaltung mit Gre gor Wilhelm Kirchner besetzt war. Sein, ab 1726 in Breitenfurt in Bau befindli ches Schloß, beinhaltete auch eine Schloßkapelle, die am 6.September 1732 durch Erzbischof Kardinal Sigmund v. Kollonitz geweiht wurde. Kirchner bestimmte in seinem Testa ment, daß seine ,.Spitalskirche" eben falls mit Priestern des Kreuzherrenor dens besetzt werden sollte, die Mittel zu deren Unterhalt setzte er testamenta risch fest. Dieses Vermächtnis hatte Kirchner in Stein schneiden lassen, im roten Adneter Marmor des Altarpode stes eingebettet - den Stern des Kreuz herrenordens. Die böhmische Königstochter Agnes hatte auch am Hof des Babenberger Herzogs Leopold VI. v. Österreich ge weilt, ihre Base war Elisabeth v. Thürin gen, die vier Jahre nach ihrem Tode bereits heilig gesprochen worden war. Agnes hatte eine Ehe mit dem deut schen König Heinrich VII., aber auch mit Kaiser Friedrich II. ausgeschlagen. 700 Jahre nach ihrem Tode erinnerte Papst Paul II. 1982 in einem Schreiben an Erzbischof Frantisek Kardinal Tomasek V. Prag an das Leben und Wirken der Agnes v.Prag. Quellen und Literatur: Der Karlsplatz, Eckart Vancsa, Wien 1983,Bd.29 d. Wr.Geschichtsbücher. Die Kreuzherren m. d. Roten Stern, Dr. Willy Lorenz,Königstein 1964. - Agnes V. Böhmen, Elisabeth v. Thü ringen, Hedwig V. Schlesien ...Johanna V. Herzogenberg in 800 Jahre Franz v, Assisi. Gregor Wilhelm Kirchner: Pfarrchro nik St. Johann, Breitenfurt, bezieungsweise Manuskript des Verfassers. DTV 1342: Die Mongolen, Walther Heissig. FN.: Gregor Wilhelm Kirchner führte am 2. März 1733 den Hofkaplan Gregor Karl Richard Freiherr v. Lanzenfeld als Benefiziaten in seine Breitenfurter Schloßkapelle ein. Dieser betreute nach dem Tode Kirchners bis zum 4. Oktober 1739 die Schloßkapelle der Altenstiftung in Breitenfurt. Es kann angenommen wer den, daß dieser Geistliche dem Kreuz herrenorden angehörte. Nach dem Tode Kirchners 1735 wurde sein letzter Wille bezüglich der Berufung von Geistlichen aus diesem Orden nicht mehr berück sichtigt. 'Nach dem Kirchlichen Handlexikon, Prof. Michael Buchberger, I. S 764, war Brus bis 1574 Bischof v. Wien. Das Michaeler Kollegsarchiv in Wien I F.Dr.Waldemar Posch „Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Nachschlagswerk (Repertorium) des Michaeler Kollegsarchivs, auf bisher un geklärte Weise, in Verlust geraten. Da dieses bereits 1759 angelegt worden war, so hätte es in unserer Zeit sowieso neu bearbeitet werden müssen. Notgedrun gen wurde das verlorengegangene Re pertorium rekonstruiert und auf den heutigen Stand gebracht unter dem Titel „Repertorium 1984." Für die Wiener Diözesan- und Wiener Stadtgeschichte ist dieses Archiv von nicht geringer Bedeutung. Die älteste Urkunde ist vom Jahre 1288. Da im Laufe der Jahrhunderte viele auf den Besitz dieses Archivs Anspruch erho ben, so scheint es mir angebracht, in" kurzen Zügen die Geschichte desselben darzustellen." Posch Schreiben vom 19. XI. 1984 In seiner 700jährigen Geschichte war dem Michaeler Kollegsarchiv ein wech selvolles Schicksal beschieden. Sein An fang liegt im Dunkel. Doch bestand es schon vor 1276. In diesem Jahr fiel es dem großen Stadtbrand vom 30. April zum Opfer.' Das Kirchen- und Pfarrpro tokoll' von 1775 berichtet von der Michaelerkirche „daß ihre Gewölber eingegangen und alle ihre schriftlichen Urkundten nebst den sammentlichen Kirchen Geräthen von dem Feuer ver zehret worden." Das Archiv dürfte sich somit in einem Nebenraum der Kirche befunden haben. In der Folgezeit war dies nicht mehr der Fall. Verwunderlich aber bleibt, daß die älteste Michaeler Urkunde,der Stift brief von 1221, nicht beim Brand von 1276 zugrunde ging. 1775 berichten die Barnabiten, dieser sei „bey denen von Wienn in alten Rathaus in Thum Lädlein No.45 aufbehalten worden.'" Oskar von Mitis' löste dieses Problem dadurch, daß er die Stiftungsurkunde als eine Fälschung des 14. Jahrhunderts entlarvte. Als gesichert kann gelten, daß ab 1276 alle St. Michael betreffenden Schrift stücke im Archiv des Wiener Stadtrates aufbewahrt wurden, zumal das Kirchen vermögen der Pfarre St. Michael von einem Mitglied des Wiener Stadtrates, dem Kirchenmeister, verwaltet wurde. Die älteste bis heute aus dieser Zeit erhalten gebliebene Urkunde ist der Ablaßbrief vom 25. Juni 1288, ausgestellt von Frater Inzelerius aus dem Eremiten orden des hl. Augustinus und Bischof von Budva in Suddalmatien.' Der Brief der zugunsten des Wiederaufbaus der Michaelerkirche ausgefertigt wurde, ist auch dadurch bemerkenswert, weil er St. Michael als Pfarrkirche bezeichnet.
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