Opfer der Abtrennung von Osterreich 22.V. 1924 Lieber Freund!(Fried) Soeben teilt mir der Anstaltsdirektor mit,daß Hr.Pfr.Liebenwein,da er durch die Einverleibung von Feldsberg, sei nem Zuständigkeitsorte,nachTschechien tschechischer Staatsbürger geworden ist, von unserer Anstalt weg und in die Irren anstalt in Kremsier kommen wird. Das würdeden Armen gewiß harttreffen.Viel leicht kann Se.Eminenzes erwirken,daß er hier bleibt. Die nö. Landesregierung dürfte wohl daraufeingehen und nur ver langen, daß die Verpflegskosten gedeckt werden. Vielleicht lassen sich diese ir gendwie auftreiben. Da Hr. Pfr. Lieben wein bei seinem ehemaligen Patronatsherrn Liechtenstein sehr beliebt gewesen sein soll,läßt sich vielleicht dieser herbei, den Verpflegsbeitrag ganz oder teilweise zu leisten. Da die Überführung nach Kremsier bereits für den 28. V.angesetzt ist, ist ein dringendes Einschreiten erfor derlich. Vielleicht läßt sich vorläufig we nigstens ein Aufschub erreichen, bis die Geldangelegenheit geordnet ist. Bestens grüßt Dich Dein ergebener J.Pugl DAW,Bischofsakten,Piffl, 1924. Josef Pugl war Seelsorger der „Nö Landesirrenanstalt in Gugging, 1884 ge boren in Wien,Pr. 1908,angestellt 1914.- Artur Liebenwein, geboren zu Reitzen hain in Sachsen 1871, Priesterweihe zu Wien am 25. 7. 1894,war Pfarrer gewesen in Feldsberg, dann in Pension und in (Gugging. Zur Gründüng der Wiener Katholischen Akademie Hochwürdigsten Herrn Prälaten Jakob Fried, Wien I, Stephansplatz6 Wien,am 3. Juli 1945 Pr.Z.142/1945 Hochwürdigster Herr Prälat! In den letzten Jahrzehnten hat der Ka tholizismus in Österreich mit seiner orga nisatorischen Vielgestaltigkeit zur Vertie fung katholischen Denkens und Wissens, Glaubens und Handelns Wertvolles gelei stet, doch wurde seine Stoßkraft ge schwächt durch eine bedauerliche Zer splitterung. Die neuen Aufgaben verlangen gebieterisch,alle geistigen Kräfte für den Wiederaufbau katholischen Lebens zu sammenzufassen.Um dieses Zielzuerrei chen,habe ich im Schottenstifl die„Wie nerkatholischeAkademie"gegründet:ihr ist die Aufgabe gestellt, die Wissenschaft aus katholischer Schau unter besonderer Berücksichtigung der Zeitaufgaben und Zeitmeinungenzu pflegen,zufördern und zu vermitteln. Ferner hat die Akademie die apostolische Sendung,den gebildeten Katholiken die geistigen Unterlagen für die Mitarbeit an den Aufgaben der Kirche zu bieten.In den Aufbau,wieer nach den gegebenen Verhältnissen zur Zeit mög lich ist, gibt der beigefügte Uberblick Einblick (fehlt). Als Kurator habe ich den hochwürdigsten Herrn Prälaten Dr. Her mann Peichl, Abt zu den Schotten in Wien,bestellt,als Rektor Herrn Professor P.Dr. Wilhelm Schmidt,den wir bald zu rückerwarten dürfen, in Aussicht ge nommen. An Dich, lieber Herr Prälat, richte ich die herzliche und dringende Bitte, trotz Deiner sonstigen Belastung, das Amt ei nes Kuratoriumsmitgliedes zu überneh men.Wir hoffen, daß Du mir Deine Hilfe an dem großen Werke nicht versagen wirst. Für die Gestaltung des Programms, Themen der Vorlesungen, Wahl der Mit arbeiter aus Deinem Fachgebiet, erbitte ich Deine Vorschläge. Die Eröffnung der Akademie ist für September geplant.Um sobald als möglich das Programm erstel len zu könnern, bitte ich Deine Stellung nahme mir bald mitteilen zu wollen. Mit herzlichen Grüßen Theodor Kardinal Innitzer Bahnhofgottesdienst 1931 Im „Koirespondenzblatt" für den ka tholischen Klerus Nr. 12(„Hirtentasche", S.8) wird behauptet, daß auf manchen Bahnhöfen ein Gottesdienst eingerichtet ist, jedoch „Klagen laut werden, daß er durch Ansprachen und Kommunion spendung in die Länge gezogen wird. Die Touristen kommenzuihrem Zugezuspät. Eine solche Praxis ist eine Verkennung des Zwecks des Bahnhofgottesdienstes, der eben nur das Notwendige,die heilige Messe,bieten soll". Dazu muß ich,derich den Gottesdienst auf dem Ostbahnhofe seit Anbeginn (6. Jänner d. J.),von einigen wenigen Vertre tungen abgesehen,jeden Sonn- und Feier tag halte,zunächst bemerken,daß bisnun einzig und allein nur auf dem Ostbahn hofein Wien ein solcher Gottesdienstein geführtist,ferner,daß das hochwürdigste Ordinariat mit Erlaß vom 27. Dezember v. J., Z. 12.168, verfügt hat, daß während der heiligen Messe aufdem Ostbahnhofe eine kurze Ansprache eingeschaltet wer den soll. Es werden nun an allen Sonn- und Fei ertagen zwei Gottesdienste gehalten. Je der dauert mit der Ansprache und Kom munionausteilung nicht länger als 35 Mi nuten. Diese Zeit halte ich mit peinlicher Genauigkeit ein. Eine Uhr mit präziser Bahnzeit wird aufgestellt. Nach jedem Südbahnhof: Keine Sonntagsmessen Wegen der geringen Anzahl der Teil nehmer wird die Feier von Sonntagsmes senaufdem WienerSüdbahnhofmitEnde September d.J. eingestellt. Etwaige Hin weise auf diese Bahnhofsmessen mögen entfernt werden.Auch wärees angeraten, bei der Sonntag-Verkündigimg die Ein stellung der Bahnhofmessen zu verlaut baren. Wiener DiÖzesanblatt, Okt. 1984/Nr. 10, S. 96. Dazu eine Erinnerung zum Ver gleich. Gottesdienste, der stets pünktlich be ginnt, wird seine Dauer vor Zeugen horologisch festgestellt.So willich mich gegen Anwürfe,die mir bezüglich der Dauer des Gottesdienstes schon vor dem Lesen der oben angeführten Zeilen nicht unbekannt waren,für alle Fälle gefeit wissen. In München, wo aufdem Zentralbahn hofe seit 10.August 1925 von 3Uhr 10 Mi nuten bis6Uhr35Minutensechsstark be suchte Gottesdienste gehalten werden (vom 10. August 1929 bis 10. August 1930 waren 60.382Teilnehmer,315 heilige Mes sen,3289Kommunionen),wird auch wäh rend jeder heiligen Messe eine 5-Minulen-Predigt gehalten, der das größte Interesse entgegengebracht wird.Man weiß dortausErfahrung,daß durch diesenGot tesdienst Katholiken mit dem Glauben nach langer Zeit wieder in Berührung ge kommen sind und hernach ihr ganzes Leben umgestellt haben.Esist alsogewiß keine Verkennung,sondern vielmehr die richtige Erfassung des Bahnhofgottes dienstes, wenn eine kurze 5-Minuten-Ansprache und die Kommunionausteilung während der heiligen Messe stattfindet. Die Klagen, daß dadurch bei uns der Gottesdienstin die Länge gezogen würde und daß infolgedessen die Besucherihren Zug nicht erreichen könnten, gehen oft aus einem einzigen Fall hervor. Da klagt jemand,daß er, nachdem er dem Gottes dienst um 5 Uhr 30 Minuten aufdem Ost bahnhofe bis einschließlich der Kommu nionausteilung beigewohnt hat, den Zug ab Aspangbahnhof6Uhr 20 Minuten nur mit größter Eile (aber doch!) erreichen und Karten lösen konnte,weil die Predigt eine Viertelstunde (!) gedauert hat. Ich bitte zu berechnen;Heilige Messe bis ein schließlich Kommunionspendung 25 Mi nuten plus 15 Minuten Predigt wäre6Uhr 10 Minuten:biszur AbfahrtdesZugesum 6 Uhr 20 Minuten wäre nur eine Zeit- ,spannevon 10Minuten.Kann man mitder Elektrischen selbst bei günstigster Ver bindung und sofortigem Anschluß beim Umsteigen auf dem Rennweg den Aspangbahnhof vom Ostbahnhofe (An kunftseite) auch in atemloser Hast in 10 Minuten erreichen und noch Karten lö sen? Was ist mithin von der Behauptung, daß die Predigt eine Viertelstunde(!) ge dauert haben soll, zu halten?...Und kann denn der Ostbahnhofgottesdienst aufdie Zügedes Aspangbahnhofes einge stellt sein? DieTeilnehmer an dem Bahnhofgottes45
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