Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Selig,die's überwinden im Frieden: Du,Höchster, wirst sie belohnen. Und dann sprach P. Petrus von der Sühne.Aufstieg ausder Notkönneesnur geben,wenn die Menschen sich zuvorver söhnen-in Reue über alle Schuld,die sie auf sich geladen hätten. Es müsse eine weltweite Sühne werden, ein Kreuzzug der Sühne, der sich von Mensch zu Mensch, von Land zu Land fortpflanzen solle. Wie sich die Perlen des Rosenkran zes aneinanderreihen, so müßtai die Menschen eine Gebetskette bilden, die sich vonPolzuPol,vom Atlantikzum Pa zifik erstrecke. Er nahm den Rosenkranz mit den elfenbeinfarbenen,kastaniengro ßen Perlen,der an der weißen Schnur sei nes Habits baumelte,zur Hand, berührte das Kruzifix zum Zeichen der Ehrfurcht mit den Lippen und reichte auch uns das Kreuz zum Kusse. Dann aber schlössen •sich fünfPaarHändezuzehn Fäusten um die Perlenschnur. Wir saßen im Kreis auf dem Lehmboden,die Schnur war das Ge länder,an dem wir unsfesthielten und be teten. Bei jedem Ave schoben wir eine Perle weiter, gaben uns unseren Gedan ken hin und träumten vom EndedesKrie ges und vom Anfang eines neuen Lebens. Wir hatten die Gewißheit, daß der Tag kommen wird. Er wird ein Geschenk von oben sein,eine Antwort Gottes auf unser Gebet, das wir an die Madonna richteten im Vertrauen auf ihre mütterliche Hilfe. Der neue Tag: wir werden mit neuen Au gen das Dunkel dunkler, das Lichte lich ter sehen.Noch mehr: wir werden das un aussprechliche Leiden der Welt verwan deln in Freude.Dieser 21.September1^4 war die Geburtsstunde' des „Rosen kranz-Sühnekreuzzuges". P.Petrus hatspäterdavon erzählt.Erist" nun heimgegangen-nach fast 40 Jahren. Aberseinem Kreuzzug schlössen sich Tag um Tag neue Wallfahrer an, seit seiner Gründung zwei Millionen. Thomas von Celano erzählt vom heiligen Franziskus: Als eines Tages während des Kriegeszwi schen den Bewohnern von Perugia und Assisi eine blutige Schlacht stattfand, wurde Franziskus mit mehreren andern gefangengenommen,in Ketten gelegt und mußte mit andern in einem schmutzigen Keller liegen.Die Mitgefangenenjammer ten und klagten. Nur Franziskus froh lockte im Herrn. Die Gefährten waren darüber ärgerlich. Franziskus aber pro phezeite ihnen: „Warum bin ich so fröh lich? Man wird mich in Zukunft als Heili gen verehren in der ganzen Welt, darum also."Und tatsächlich ist, waser sagte,in Erfüllung gegangen.^ Ich denke,P.Petrus hätte wohlauchso reden können. Anmerkungen 'Der eigentliche Gründungstag des RSK ist der 2. Februar 1947.Ihm war das Gna denerlebnis in Mariazell am 2. Februar 1946 vorausgegangen. Große Entschei dungen haben ofteinelangeVorgeschich te.Dazu zählt bei der Gründung desRSK gewiß die Kriegsgefangenschaft des P. Petrus mit dem berichteten Erlebnis. ^ Thomas von Celano: Zweite Lebensbe schreibung I,4 NB. Betendes Gottesvolk. Das Blatt des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges um den Frieden der Welt. Wien 1983/Nr. 135, S.12 f. Eine priesterliche Terz-Gemeinschaft 1936 Die Terz-Gemeinschaft schlägt gemein same Gebetsintentionen vor und will so das Bewußtsein der Gebetsverbunden heit aller Priester wecken.Sie fördert da durchin dankenswerter Weiseeinesunse rer Ziele und wird, so hoffen wir, ein er höhtes Interesse und Verständnis auch für die Associatio Perseverantiae Sacer dotalis wecken. Unheilvolle Verwirrung wird immer mehr die Signatur unserer Zeit.Je weiter sie fortschreitet, um so mehr muß jedem Einsichtigen klar werden, daß nicht menschlicher Geist und Wille allein, son dern nur mehr die Kraft und die Glut des Heiligen Geistes uns aus dieser wirren Zeit retten kann oder Kraft geben, sie in Geduld durchzustehen. Aus dieser Er kenntnis erging mit Zustimmung Sr. Eminenz, des hochwürdigsten Herrn Kardinals Dr.TheodorInnitzer,zu Pfing sten dieses Jahres zunächst an die Prie sterschaft der Wiener Erzdiözese ein Auf ruf, sich zu einer besonderen Gebetsge meinschaft zusammenzuschließen. Es geht hiebei nicht um einen neuen Gebets verein, auch nicht um die Übernahme neuer belastender Verpflichtungen. Es soll nur eine dem Priesterschon gebotene Leistung in einer bestimmten gemeinsa men Intention verrichtet und dadurch der Gedanke brüderlicher Gebetsverbun denheit neuerdings verlebendigt werden. Der Aufrufforderte auf, die tägliche Terz des Breviers bewußt in der Intention zu beten,daß unserer Priestergeneration,die in einer ernsten und entscheidungs schweren Zeit für das Schicksal des Rei ches Gottes auf Erden verantwortlich ist, in besonderer Weise derBeistand desHei ligen Geistes gegeben werde. „Nunc sancte nobis Spiritus..." ruftim Terz-HymnusdieKirchezu derStunde,in der zum erstenmal der Heilige Geist in göttlicher Kraft auf die Apostel herabge glüht ist und sie aus schwachen, veräng stigten Menschen zu kraftvollen heroi schen Wirkern des apostolischen Amtes umformte.„Nunc..." will darum sagen, daß Priesterwirken immer vom Heiligen Geistgetragen sein müsse.„Nunc"bedeu tet im Sinne der neuen Gebetsgemein schaft die dringende Bitte,daß in der heu tigen außerordentlichen Notzeit, in der wieder eine schwache und ob der Größe der Verantwortung leicht geängstigte Priestergeneration vor einer großen Auf gabe steht: eine Welt für Christus (zurück)erobern zu sollen, der Heilige Geist den Berufenen wieder alle Furcht nehme und allen Mut gebe,die Tore in die Weltzu öffnen und in deren Irrnisse und Wirrnisse hinein die frohe Botschaft vom Reiche Gottes zu künden. Wer sich zur Gemeinschaft meldet, sollte keine andere Auflage haben als die, die Terz in dieser Gesinnung womöglich im Laufe des Vormittags zu beten. Der Ruf fand lebhaften Widerhall. In wenigen Tagen waren ausder Wiener Erz diözese mehr als 1000 Priester gemeldet, seither griff der Gedanke dieser TerzGemeinschaft über die Erzdiözese hinaus. Aus vielen anderen deutschen Diözesen liegen bereits .Anmeldungen von aus Österreich,ausder Schweiz,ausDeutsch land,aus der Tschechoslowakei,aus den deutschen Gegenden Südtirols. Jugosla wiens. In letzter Zeit melden sich öfter ganze Gruppen von Priestern. Dekanats konferenzen, Marianischen Priesterkon gregationen und sonstige Bündnisse. Beider letzten Wiener Kleruskonferenz hat Se. Eminenz die Terz-Gemeinschaft neuerdings empfohlen und konnte mittei len, daß er fast gleichzeitig aus anders sprachigen Diözesen Mitteilungen und Einladungen von ähnlichen neuen Ge betsvereinigungen erhalten habe. Ein Zeichen, daß hier offenbar ein gotterge bener Zeitgedanke Ausdruck findet. Daß der Gedanke ein fruchtbarer ist, geht auch daraus hervor,daß wie von sel ber Anregungen zueinem möglichen Wei terbau des ursprünglichen Gedankens gegeben werden. Die erste Anregung ist: daß die Terz-Gemeinschaft Anlaß sein mögezu einer lebendigen Verehrung des Heiligen Geistes überhaupt, der im Hin blick auf seine Verehrung noch immer und vielleicht nicht nur in LaienkreisendergroßeUnbekanntezusein scheint.Ein Kreis von Ordensleuten will uns dem nächst Vorschläge machen, in welcher Richtung sich dieserGedankeentwickeln könnte.Zweitens:Ergriffenheitim Geiste wächst am stärksten in Stunden der Ein kehr,der Sammlung vor Gott.Sokam die Anregung, die Mitglieder der Terz-Ge meinschaft mögen sich in besonderer Weise die Pflege gutgeformter priesterli cher Einkehrtage angelegen sein lassen. Als Erinnerung an die übernommene Verpflichtung geht vom Wiener Seelsorge-Institutden Angemeldeten ein schlich tes Bild,das den Gedanken der Terz-Ge meinschaft ausdrückt,zu. Anm.: Korrespondenz der „Associatio perseverantiae sacerdotalis", Wien 1936, Nr.9.S.141 f.-WienerDiözesanblatt 1936, S.123f.- Anfänglicher Versammlungsort Josefs- oder Kammerkapelle in der Wie ner Hofburg. Dr.F.L. 39

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