Monsignore Alois Freudhofmeier Prediger, Redner, Publizist im Vereins zeitalter Am 2. Dezember 1905 nahm in Monsi gnore Alois Freudhofmeier ein guter Freund und Mitarbeiter unseres Blätt chens*)Abschied von dieser Erde. In einer Primizpredigt, die der Ver ewigte im Jahre 1889 einem Priester der Gesellschaft Jesu gehalten, schildert er die Aufgabe des Priesters in folgenden Worten: „Ist die Kirche eine Stadt, dann ist der Priester der Wächter auf den Zin nen derselben,immer bereit und kundig, Auskunft zu geben auf die Frage: „Wäch ter,wie weit voristdie Nacht?"Ist dieKir che die makellose Braut,dann istder Prie ster ihr vermählt mit unauflöslichen Ban den. dem es Lebensaufgabe bleibt, jede Schmach von ihr fern zu halten. Ist die KircheChristi Herde,dann istderPriester einer ihrer Hirten,der den Wolfabzuweh ren hat,sollte es auch sein Leben kosten; ist die Kirche ein Kriegsheer,dann ist der Priestereiner ihrer Streiter,die da stehen, in einerHand dasSchwertzurAbwehrder Feinde, während die andere rüstig fort baut an Gottes Dom,in welchem die Men schenseelen als lebendige Bausteine sich fügen sollen im himmlichen Jerusalem." Damit hatFreudhofmeierseineeigeneTä tigkeit während 48 Jahren geschildert. Er war 1835in Oberkreuzstetten(Pfarrei Rußbach). Niederösterreich, geboren; seine Eltern waren brave, nicht unbemit telte Landleute. Von Haus aus zur Fröm migkeiterzogen,hatteer das Glück,einen sehr seeleneifrigen Priesterzum Kateche ten zu haben,derseinen Eltern nahelegte, ihren talentierten Sohn dem Studium zu widmen.Als Kostknabe in der Josefstadt in Wien untergebracht, besuchte er das akademische Gymnasium. Die Eltern hielten das Studentlein kurz, so daß er sich manche Einschränkung gefallen las sen mußte.Gewöhnlich kaufte er sich bei einem Bäcker in der Naglergasse nur altgebackene Semmeln, um seinen Hunger zu stillen, denn die „reißen weniger ins Geld". Gerne erzählte er Erlebnisse aus seiner Jugend; Altwien mit seinen Ba steien und dem Stadtgraben warihm ans Herz gewachsen. Im Jahre 1848. das er auch in Wien„mitmachte",wurdeereines schönen Tages wegen Tragens eines Kalabreserhutes der Polizei überstellt. Nach den Gymnasialstudien, die er mit eminentem Erfolge beendigte, widmete sich Freudhofmeier der Theologie und empfing 1857 die Priesterweihe. Er kam als Kooperator nach Poysdorf und dann als Provisor nach Otlenthal.Sein Wiricen daselbst muß ein gutes gewesen sein, denn Leute von dort waren am 5. Dezem ber zum Begräbnisse gekommen. Vom Lande wurde er an die damalige Vorortspfarre Hernais und später an die Vor stadtpfarre „St. Josefob der Laimgrube" versetzt. Im Jahre 1880 übernahm er die Stelle eines Direktors an der Kirche des Klosters der Salesianerinnen in Wien,die er bis zu seinem Tode innehatte;seit 1885 war er auch Beichtvater der Ordensge meinde. Jederzeit bewährte er sich als einen der findigsten und tapfersten Streiter für die Sache Gottes und seiner Kirche. Als schlagfertiger und gewandterRedner,der es verstand,schöne Gedanken logisch ge ordnetzum Ausdruckzu bringen,hatte er allzeit um die Kanzeloder um die Redner bühne ein zahlreiches und dankbares Pu blikum. Zu Anfang der siebziger Jahre stellte man dem Siegeszug des Liberalis mus die Belebung des katholischen Vereinswesens gegenüber, indem man zahl reiche sogenannte katholisch-politische Kasinos gründete; bei den zahlreichen Versammlungen führte Freudhofmeier eine scharfe Klinge; bald polemisierte er gegen die liberalen Schlagwörter in vor nehmer und sachlicher Weise; sein guter Humor,seine feine Ironie,seine mitunter scharfe Satire zeigten sich in glänzendem Lichte; bald hielt er gründliche Abrech nung mit den gewerbsmäßigen Verleum dern und Brunnenvergiftern, indem er dabei wahre Keulenschläge auf die Häup ter der Gegner niedersausen ließ. Die Bedeutung der Presse wohl erfas send, stand er als gewandter Publizist in zahlreichen Artikeln des damals weitver breiteten „Kapistran" für die gute Sache ein.IndenJahren 1870bis 1880 warer Mitredakteur der „Weckstimmen", und ei nige Nummern waren von ihm selbst ver faßt. Unsere „Korrespondenz" ist eine große Schuldnerin des Dahingeschiede nen; denn viele Leitartikel, besonders in den ersteren Jahrgängen,sind aus seiner gewandten Feder;er ist auch der Verfas ser der „Homiletischen Fingerzeige", die mehrere Jahre hindurch in der „Korre spondenz"erschienen; desgleichen starnmen ausseiner Feder mehrere Nekrologe, so der seiner Freunde Franz Heidinger (vita abscondita), Veit Gmeiner,Josef Jarosch usw. Er schrieb auch „Blüten-, Frucht- und Domenstücke aus dem Le ben der englischen Märtyrer" in den Jahr gängen 1887 und 1888;überhaupt war das Studium der englischen Kirchenge schichte sein Lieblingsstudium; gerade aus dieser Zeit pflegte er zahlreiche Bei spiele in seine Predigten einzuflechten. Seine ausgezeichnete Büchersammlung, dieeredelsinnigdem f.-e.Klerikalseminar in Wien testamentarisch vermachte, ent hält gerade über diese Periode zahlreiche und seltene Werke. Was Freudhofmeier auf der Kanzel sagte oder niederschrieb, das war wohldurchdacht,und dieses setzt eine gute Vorbereitung voraus.Esfanden sich in seinem Nachlaß 1501) ausgearbei tete Predigten und umfangreicheSkizzen; bei 125 Predigten über das Allerheiligste Sakrament; 13 Zyklen von Exerzitien; eine große, alphabetisch geordnete Sammlung von Lesefrüchten.Durch sehr viele Jahre predigte er bei den Monatsan dachten des Anbetungsvereines bei St. Ursula und der Bruderschaft von der hei ligsten Dreifaltigkeit, so daß er viele Sonntagezweimalzum Predigen kam. Gerne richtete Freudhofmeier seine Spaziergängeso ein.daß er injene Kirche kam,wo gerade das 40stündige Gebet gehalten wurde. Als andächtiger Verehrer Mariens besuchte er gernezuFuß die um Wien liegenden Gnadenorte, verblieb auch ab und zu ein paar Wochen in Altötting in Bayern. Sein Vermögen,das er als einziger Erbe seiner Eltern erhielt und daskein geringes war,wozudie kleinen Ersparnisse kamen, die er machte, verwendete er aufs gewis senhafteste. Mancher arme Student er reichte nur durch seine werktätige Hilfe sein Ziel; manche Lehrerin und Ordens frau wurde durch seine Unterstützung ih rem Berufezugeführt.Inden neuerbauten Kirchen Wiens könnten manche Steine von der Wand und den Altären, wenn sie eine Stimme hätten, rufen: „Freudhof meier hat uns hierhergestellt!"Geradeam Sonntag, der die Woche einleitete,in der er starb, wurde der Hochaltar in der be deutend vergrößerten St.-Antonius-Kir che im 15. Bezirk, Pouthongasse, neu konsekriert,den Freudhofmeierim Jahre 1893 mit einem Aufwand von 14.000 K hatte herstellen lassen. Selbstjahrelang Religionslehreranzwei Schulen,verwaltete er auch gewissenhaft sein Amt als Inspektor des Religionsun terrichtes im 18. Wiener Bezirk. Sein Wirken fand auch dadurch Anerkennung, daß ihm der Titeleinesf.-e.geistlichen Ra tes verliehen wurde und Papst Leo XIII. ihn zum geheimen Kämmerer ernannte. Wenn auch schon jahrelang kränklich, so bewahrte doch Gottseinen treuen Die ner vor längerem schweren Siechtum, worum er eigens betete,wieer wiederhol! dem Schreiber dieses bekannte. Am 1. Dezemberlas er noch die heilige Messe;in der Nachtaufden 2.Dezember rührte ihn der Schlag; doch erst um 5 Uhr früh ver ständigte der edle Mann,um die Nacht ruhe der Hausbewohner nicht zu stören, dieselben von seinem Unwohlsein. Der herbeigerufene Arzt befahl gleich das Versehen mit den heiligen Sakramenten, die der Kranke bei vollem Bewußtsein empfing. Um 2 Uhr nachmittags gab er seine Seele seinem Schöpfer zurück. Am 4. Dezember abends wurde seine Leiche nach vollendeter Herz-Jesu-Andacht in die Aufbahrungskapelle des Klosters ge bracht; von drei befreundeten Priestern eingesegnet,ruhte sie die Nacht vor dem Begräbnisse vor dem Allerheiligsten, zu dem der Verewigte so große Andacht ge tragen und vor der Kanzel,von der herab er so gerne von der Liebe des Herzens Jesu gesprochen hatte. Sein Leichenbe gängnis am 5. Dezember gestaltete sich großartig; einer der Weihbischöfe von Wien,Dr.Marschall,führte den Kondukt; zahlreiche Priester hatten sich eingefun den.und viele Tränen wurden dem edlen Toten von seinen Freunden, Bekannten, Beichtkindern und Schülerinnen usw. nachgeweint, Es wird wohl an Freudhofmeier zur Wahrheit geworden sein, was er in der eingangs erwähnten Primizpredigt über den Lohn des Priesters so schön sagt: „Sollten wir jetzt auch von der Freude sprechen,zu welcher Jesus seinen Prie ster im Jenseits beruft? Besser als viele 36
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