Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

In einem gleichzeitigen Schreiben an den Hofkammerpräsidenten wird auf diese Eingabe verwiesen. Dieser reichte dieses Bittgesuch an die Nö Buchhalterei weiter und versah es mit einem Datum. Somit wissen wir,daß es am 5. März1655 geschrieben wurde. Die Kamadulenser berichteten dem Vizepräsidenten von der Eröffnung eines Noviziates,verwiesenauf die Wichtigkeit desselben für das eremi tische Leben,kamen aufden Platzmangel und die dringende Notwendigkeit, jetzt einen Chorzu bauen,zusprechen.Gleich zeitig aber zählten sie auf, welche Mittel dazu benötigtwerden und welche Hilfe sie von ihm erwarten, nämlich: 1. Vorausgesetzt,daß man laut dem Ur teil des Architekten diesen einfachen, dem eremitischen Leben entsprechenden Chorbau um 6000 Taler aufführen könne, wird diese Summe benötigt. Diese bräuchte aber nicht gleich aufeinmal ge geben zu werden, sondern sukzessive nach dem Voranschreiten des Baues. 2.Fürdaserste Jahrwird Seine Majestät auch um die Beistellung von vier Pferden gebeten,damitdas nötigeBaumaterialauf den Berg zur Baustelle geschafft werden könne. Dazu sollen auch zwei Arbeiter gratis beigestellt werden. 3.Durch sechsJahre werden weiters pro Jahr außerdem noch 200 Taler benötigt, aufgeteilt auf vierteljährliche Raten, um die Arbeiter bezahlen zu können. 4. Der von den 6000 Talern eventuell noch verbleibende Rest möge in diesen sechs Jahren von Zeitzu Zeit in Material werten gegeben werden, nämlich in Zie geln aus der kaiserlichen Ziegelei,die sich ja in der Nähe desBerges befinde. Weiters werden alte Boote benötigt, um Brücken und Armaturen herzustellen. Eisen,Kup fer und ähnliches Material aus den kaiser lichen Gruben wird gebraucht.- Weiters wolle man nicht belästigen. Dann kom men nur noch vier kleine Kapellen.,. Der Präsident reichte dieses Schreiben an die Nö Buchhalterei zur weiteren Be gutachtung, Stellungnahme und Über prüfung weiter.^ Am 22.Märzlangtedie abverlangteStel lungnahme und Begutachtung bei der vorgesetzten Dienststelle wieder ein. Darin wird klargelegt: 1. Alle Baurequisiten vom kaiserlichen Vicedombamt müssen auf „Pauambts Zetln umb paares Geld"erzeugt werden. 2. Man wisse kein einziges Mittel vorzu schlagen, wie den PF mit „Pau requisiten" geholfen werden könne. 3. Der kaiserliche Ziegelofen sei bereits stillgelegt. 4. Das ,,Pau Holzwerkh von der Herr schaft Steur komme wegen des Holz schlagerlohnes und der Zufahrkosten bis zur Verschiffung und dann mit dem Zu stellungslohn genau so teuer, wie wenn man es hier kaufen würde. 5. Eigener Steinbruch und eigene Kalk öfen wären nicht mehr vorhanden. 6. Das Eisen von der Eisenwurzen müsse als sehr teuer angenommen wer den. 7. Somit ist keine Möglichkeit vorhan den,den PP Kamaldulensern zu helfen. Weiters wäre dem Bittgesuch keine Baukostenrechnung beigefügt worden. Auch keine anderen Unterlagen sind bei gelegt worden.Es wurde auch nicht mit geteilt, wie die finanziellen Mittel aufge bracht und zurückerstattet werden sollen. „Es wird daher Euer Gnaden anheimge stellt, wie sich entschließen wollen."' Die beiden Bittschreiben der Eremiten scheinen keinen positiven Erfolg gehabt zu haben.Die so deutlich angeforderte fi nanzielle und materielle Hilfe ist ausge blieben. Das Bauvorhaben mußte wieder ad acta gelegt werden.DieKapellen in den Eremitenhäuschen mußten weiterhin eine Kirche ersetzen. Am 13. Februar 1681 starb Dr. Adam Scharer, Propst des Stiftes Klosterneu burg. Erstam 4. Mai wurde Dr.Sebastian Mayr als sein Nachfolger gewählt,der 47. seit Bestehen des Stiftes. Die Abtweihe wurde ihm am 15. Juni erteilt.® Abt Sebastian gab dem damaligen Kamaldulenserprior Don Johannes Paulus Invrea' den Rat, eine Kirche zu bauen. Kurze Zeitspäter,am 1.September'®,kam Kaiser Leopold mit seiner Gemahlin Eleonore Magdalena von Neuburg-Pfalz und mitderen Elternzueinem Besuch auf den Josephsberg. In einem Eremiten häuschen wohnte er der heiligen Messe bei und bestärkte dann die Eremiten in ih rem Vorhaben zum Kirchenbau." Eine Messenstiftungzum Unterhalteines deut schen Noviziates hatte er ja schon 1676 gemacht Dafür sollten sie auf dem Ne benberg in der Leopoldikapelle wöchent lich drei heilige Messen lesen. Demnach muß bereits vordem Pestjahr 1679,in dem Leopold I. am 9. August den Grundstein zur neuen „Leopoldi Capelln am Callen berg" legte, an derselben Stelle eine Ka pelle gestanden haben als Nachfolgerin der ehemaligen K.K.dem heiligen Georg geweihten Burgkapelle. 1693 übertrug .dann der Kaiser den Namen Callenberg auf den Schweinsberg alias Josephs berg." Wann aber mitdem Kirchenbautatsäch lich begonnen wurde,läßt sich nicht eru ieren aus Archivdokumenten. In keinem der neun diesbezüglich durchsuchten Ar chive waren Hinweisezu finden. Auch im Generalarchiv des Ordens existieren kei nerlei Unterlagen." Über Nacht konnte noch nirgends und noch nie mit einem Kirchenbau begonnen werden.Vor allem müssen einmalzuerst die nötigen kirchli chen und staatlichen Genehmigungen eingeholt werden. Dann braucht es eine gewisse Vorplanung und vor allem ein entsprechendes Baukapital. Die Kassen der Kamaldulenser aber waren immer leer, wie dies die vielen Bittbriefe bezeu gen.Der vorher gegebene Einblick in das kamaldulensische Wirtschaftsleben und in dieständigen Zahlungsschwierigkeiten bestätigten dies ebenfalls. Nicht umsonst mußten 122 Jahre, also von 1628 bis 1750, bis zur endgültigen Fertigstellung der Eremie,gebaut werden.1681 stand bereits der Winter vor der Tür. Dieser Winter mußte damals viel länger und auch viel härtergewesen sein.Verstorbene konnten oftlängere Zeit gar nichtaufden Friedhof gebracht werden wegen der hohen Schneemassen. Manche Menschen sind auf dem Heimweg im Schnee erfroren. Dies kann man aus Bemerkungen in To tenbüchern und sonstigen Zeitberichten entnehmen." Somit konnte erst frühe stens 1682 nach der Schneeschmelze mit den Aushebungsarbeiten für die Grund festen der Kirche begonnen werden. Steine aus dem Steinbruch und anderes Baumaterial konnten erst später, als der Boden trocken und hart war, herbeige bracht werden. Wenn man die Eingabe von 1655 liest, ersieht man,wie gering der Personaleinsatz geplant war. Somit konnte auch die Bauarbeit nur langsam vor sich gehen. Man rechnete auch mit fünf bis sechs Jahren Bauzeit. Wenn man weiters diegroßen Schwierigkeiten,diees beim VerkaufdesLeopoldiberges und der Eremie rund 100 Jahre später gerade we gen der hohen Abfuhrkosten des Schutt materialsgegeben hat,bedenkt,kann man ermessen, daß auch die Anlieferung von Baumaterialien nicht gerade billig war und außerdem viel Zeit in Anspruch ge nommen hat. Grafvon Cobenzl Heß diese Kosten eigens von einem beeideten Bau meister berechnen." Der Wert der Eremie war ursprünglich auf 15.500 ü gechätzt. Er wurde dann um 8800 fl gesenkt und schließlich noch wei ter bis auf2400Gulden reduziert,weil sich sonst kein Käufer gefunden hätte."" 1782 war auch die Amtszeit des Priors beendet. Der auf dem Generalkapitel zu Monte Corona neu erwählte Obere für die Eremie am Josephsberg befand sich noch in Italien. Sowohl das Fehlen des Haus obern als auch die drohende Türkenge fahr werden sich auf den Baufortschritt lähmend ausgewirkt haben.Erstam Mon tag, dem 5. Juli 1683, traf P. Don Cerbonius-so hieß der neue Prior-in der Ere mie ein."Am Horizontsah er bereits den Feuerschein der immer näher kommen den türkischen Armee. Seine größte Sorge wardaher nicht dieFortsetzung des begonnenen Kirchenbaus, sondern die Vorbereitung zur Flucht Wasan Kostbar keiten vorhanden war und nicht mitge nommen werden konnte, wurde unter zwei Eremitenzellen vergraben in der Hoffnung, all das wiederzufinden, wenn alles vorbei und gut überstanden ist. Am folgenden Tag, es war Mittwoch, der 7. Juli, floh Don Cerbonius mit seinen Mitr brüdern, den Grundbüchern und Privile gien und dem wenigen Bargeld,das in der Kassa war. In Linz angekommen, teilte sich die kleine Gruppe.Die einen wander ten nach Italien, die anderen in Richtung Bayern weiter.'® Bereits einen Tag später, am Donnerstag, dem 8. Juli, sahen die Komeuburger und die Klostemeuburger die Eremie in Flammen stehen. Am 6. November kam Prior Cerbonius mit seiner Klostergemeinde auf den Jo sephsbergzurück.Von der Eremiefanden sie nicht mehrsehr viel vor.Ausgerechnet jenezwei Eremitenhäuschen,unter denen sie die Kostbarkeiten vergraben hatten, sind völlig intakt geblieben,so daß sie al les so vorfanden,wie sie es vergraben hat ten. Aufden Taggenau vor einem Viertel jahr hatten sie alles versteckt Die Grundmauern der zukünftigen Kirche mußten vorderFluchtder Kamaldulenser erst knapp aus dem Boden herausgeragt haben.Türkische Soldaten und einheimi sche Plünderer haben die Grundfesten 18

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