BeiträgezurWiener Diözesangeschichte Baugeschichte der St. Josephs-Kirche auf dem Kahlenberg und ihr Schicksal bis 1983 Lic. theol. Josef Dominicus Hamminger Das Schicksal der „kaiserlichen Eremie" von den Tagen ihrer Gründung bis zur Aufhebung wurde kurz vor allem un ter dem wirtschaftlichen Gesichtspunkt aufgezeigt. Dies deshalb, damit jetzt die folgende Baugeschichte der Kirche besser verständlich wird. Nach den festlichen Tagen der Grund steinlegung fing man mit dem Aufbau der 22 Eremitenhäuschen, mit den Wirt schaftsgebäuden samt Weinkellern, den Arbeitsräumen, Werkstätten und Stallun gen,dem Gäste-und Küchentraktan. Dies war nun die vorrangigste und dringendste Arbeit für den Augenblick. An den Bau einer Kirche konntedamalsnoch gar nicht gedacht werden.Wozu auch und für wen? Die paar Einsiedler hatten Platz genug in einem Kapellchen, wie sie in jedem Ein siedlerhäuschen vorhanden waren.Vor al lem aber fehlte das Geld dazu. Geld war immer Mangelware in der Eremie. Die wichtigsten Gebäude waren 1636 bereits für den zugedachten Aufgabenbe reich benutzbar. Auch die Zahl der Mön che war damals schon aufzwölf angestie gen. So stand nichts mehr im Wege,daß das Superiorat in ein Priorat umgewan delt werden konnte.'Zum erstenPriorder neuen Eremie wurde der aus Venetien stammende P. Don Prosdocimus vom Generalkapitel in Monte Corona gewählt. Damals wurden noch die Obern- sie wa ren durchwegs Italiener- aufdiese Weise eingesetzt. Auch die Kommunität setzte sich in den ersten Jahrzehnten nur aus „Welschen"zusammen. Erst in der zwei ten Hälfte desJahrhundertskamen einige einheimische Ordensbrüder dazu.^ Das Kapitelbuch, das neben dem Kopialbuch von den Konventbrüdern einzig übrigge bliebene, enthält bis 1692 alle Eintragun gen in italienisch.^ 1639 waren auch die Bauarbeiten an der Eremie ziemlich abgeschlossen. An der Klausurmauer wurde allerdings noch 111 Jahre gebaut."* Aber auch jetzt war ein Kirchenbau noch immer nicht aktuell. Erst16Jahrespäter,als dieersten Novizen eingetreten sind -der Kaiser drängte auf die Errichtung eines deutschen Novizia tes und machte sogar eine Stiftung zum Unterhalt desselben- machte sich in der Chorkapelle des Einsiedlerhäuschens eine gewisse Beengtheit bemerkbar.Jetzt dachte man ernstlich an den Bau eines Chores,also eines Raumes für die Abhal tung des Chorgebetes und der Feier der heiligen Liturgie. Da aber, wie üblich, in derEremiekein Geld für soein großesUn terfangen vorhanden war, wandte man sich an den Kaiser. Der in italienisch ge schriebene Bittbriefan den Kaiser trägtwie alle Briefe der Kamaldulenser- kein Datum. Um den Kaiser für das Anliegen gnädig zu stimmen und ihn auch gleich zeitig an die Verpflichtung zu erinnern, etwas für „seine Eremie"zu tun, beginnt es mitden Worten:„Die Einsiedeleides hl. Joseph,Teil deserhabensten kaiserlichen Hauses". Der Verfasser weist darauf hin, mit welchem Pomp seinerzeit der Vater des jetzt regierenden Kaisers, Ferdinand II., den Grundstein gelegt hatte. 26 Jahre waren seither vergangen,Eine Zeichnung mit den Inschriften jener Goldmünze,die unterhalb des Grundsteins gelegt wurde, wurde als Anlage beigefügt. Der Kaiser selbstwarja damalsZeuge gewesen,hatte er doch den Grundstein für den Gäste trakt gelegt. Nun sind Novizen eingetre ten, Platzmangel hat sich bemerkbar ge macht. Daher wenden sich Prior und Kommunität.zusammen ihrer zwölf, auf den Knien bittend an seine gewohnte Barmherzigkeit,damiter wenigstensjetzt eine Zuwendung mache,um mit dem Bau des Chores beginnen zu können.Die Bau kosten wären niedrig, versichert der Bitt steiler, weil das kamaldulensisch-eremitischeInstitutes gar nichtgestatte,pracht volle Kirchen zu bauen. Nur vier kleine Seitenkapellen sollen an die Kirche ange baut werden. In fünf oder sechs Jahren soll der Bau beendet sein. Dann wird die „kaiserliche Eremie"ihr eremitisches Le ben voll aufnehmen können,so wie es zu Beginn der Gründung schon geplant war: zur Ehre Gottes und des erhabenen Na mens des Hauses Österreich.^ BEILAGE ZUM >MIENER DIOZESNsl BLNT 25. Jahrgang, Nr.2 Wien, 1. August 1984 Inhalt: Baugeschichte der St. Jo sephs-Kirche auf dem Kahlen berg und ihr Schicksal bis 1983 Der Portalbau der Michaelerkirche in Wien Nikolaus Woisch. Pfarrer von Falkenstein und Poysdorf. Eine Ehrenrettung Verzeichnis der Seelsorgerder Pfarre St. Stephan in Baden Wiens Roßauer Brücke bekommt Brücken-Heiligen Ein Erlebnis vom 1. Mai 17
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