punktals das HerzJesu.Ich fühle es,eine innere Triebkraft sagt es mir: Führe die Leute dem Herzen Jesu näher, lehre sie diese Andacht,und du erntest größten Er folg. Zwischenbrücken, 13. Jänner 1923. Dreieinhalb Jahresind es fast,daß ich in dieser Pfarre wirke, oder genauer, daß Gott sich gewürdigt,sich meinerfürseine Pläne zu bedienen. Eigentlich ist die Ar beit keine andere als ich sie in Guntrams dorf hatte: die Jugendseelsorge. Vor wenigen Tagen feierten meine Bur schen einen großartigen Jugendtag mit all den anderen Jugendvereinigungen dieser Gegend. Versammlungen,Sitzungen und Beratungen tagelang, und das alles nach höchst anstrengenden Tagen nebst auf reibender Seelsorge. Kanonikus Wolny sagte nach derFestmessezu mir:„Ich gra tuliere,das war ergreifend!" Ja,es war er greifend,die zahllosen Knaben,Jünglinge und Männer vor dem Altare und am Ti sche des Herrn, lauter vielverheißende Herzen, die sich dem Herzen Jesu weih ten.Und groß warauch die Teilnahme der Pfarrgemeinde. Für einen Präses eine wahre Freude nach Jahren voll Mühen und Opfern und Sorgen. Zum Heiland möchte ich sie alle führen,zu ihm, dem einzig wahren und echten Präses der Her zen.Am Nachmittag desselben Tages war eine große Festversammlung all dieser Jugendvereinigungen,zu der nur die El tern der Mitglieder Zutritt hatten, und kein Plätzchen blieb leer; alles war ein Herz und ein Sinn. Geistlicher Rat. mein Pfarrer, mußte mich natürlich über den grünen Klee loben,fast war ich böse.Fast furchte ich mich ein Lob anzunehmen, wenn ich an mich selbst denke. Was sind doch wir Menschlein so gar armselig. Je des angenommene Lob möchte ich mir beinahe als Sünde auslegen, wenn ich es nicht auf Gott zurückleiten könnte. Was mir hier gelungeri, das ist durch Gottes Gnade geschehen, und ich war nur ein Werkzeug, mehr nicht. Daß gerade mir Gott solche Erfolge verleiht; fast ängstigt es mich. Was tat ich eigentlich? Neigung und Liebe zur Jugend und ein rastloser Trieb zu immer neuen Unternehmungen, ein gewisses Organisationstalent,das alles sind bei mir Naturanlagen und daher kein Verdienst. Was geschah, strömte alles nicht von meiner Arbeit, sondern aus ei ner unerschöpflichen Segensquelle: der Herz-Jesu-Andacht, welche in unseren Jugendvereinen gepflogen wird. Herz-Jesu-Andacht: Dies ist daseinzige, worauf ich mich werde berufen können, wenn einmalfür mich die Stunde der Re chenschaftkommen wird.Werde ich auch manchmalso verzagt über mich selbst,so ist es das eine kleine Gebetlein,das mirso lieb geworden ist und mir wieder Mutver leiht: „Heiligstes Herz Jesu,ich vertraue auf dich!" Heuteabend sprach ich mitHerrn Mold, dem braven, strammen Zentralobmann unserer Jugendbewegung,und der sagte: „Was könnten wir mit unserer Jugend al les erreichen, wenn wir nur mehr Mittel hätten! Der schönste und strammste Ju gendverein von Wien könnte es sein!" Ja, da hat er recht, wieviel Seelenadel und Seelengröße liegt in den meisten dieser guten Jungen.Aberich willes versuchen, mit Gottes Hilfe auch ohne große Mittel doch den schönsten Jugendverein Wiens daraus zu machen; ein Plan zwar kühn, aber doch möglich, wenn ich ihn auf ein Fundamentaufbaue,welches heißt:„Hei ligstes Herz Jesu,ich vertraue auf dich!" Knabenbund!So ein Lieblingswunsch, den ichimmer hegte.Nichtnurdie großen Burschen,sondern auch die kleinen Jun gen. Unter vielen Opfern und Geld und Zeit ist es doch gelungen, und sogar eine kirchliche Aufnahme hat stattgefunden. 7. I. 1923. Siesind rechtherzig,die Kleinen in dem Eucharistischen Herz-Jesu-Knabenbund. Meine geistlichen Mitbrüder haben mir dabei wenig geholfen; ich will es ihnen in letzter Linie doch nicht ganz verübeln, denn wenn man nicht der VatereinerIdee ist, so bringt man auch nichtso vielInter esse dafür auf,als nötig wäre.Dafür neh men sich meine lieben Burschen vom Verein „Gut Freund", die mit meinen Ideen mehr verwachsen sind, immer wärmer des Knabenbundes an, oder der „Hasen", wie sie Spiller gewöhnlich zu nennen pflegt. Ich hoffe auch, daß diese Organisation der Kleinen mit dem Jugendvoreinimmernoch mehr verwachsen wird zu einergemeinsamen Jugendarbeit. Man läutert sich eigentümlicherweise an der Jugend selbst auch immer mehr und mehr und kommt als alter Kerl aus dem Kleinlichen allmählich zum Großzü gigen, man genießt dabei selbst noch Er ziehung. Die paar Blätter, in säuberlich feiner Handschrift niedergeschrieben, fanden sich im Nachlaß des edlen Jugendfreun des und von der Reichsbundidee voll er faßten Hauptschulkatecheten Cyrill Vycudelik (siehe „Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte", 1978, Nr. 2; er starb 1978), der zu den zwei Priestergeneratio nen zählte, die von den beiden Seminarvorstehern, frommen und treuen Kir chenmännern,erzogen und geprägt wur den,es sind dies: Dr. Gustav Müller(seit 1878 Spiritual, seit 1885 Regens,und Karl Handloß,seit 1909 Spiritual und seit 1922 Regens),und die zusätzlich durch die für die Herz-Jesu- und Marienverehrung werbende Priesterzeitschrift: „Korre spondenz des Priester-Gebetsvereines Associatio perseverantiae sacerdotalis" beeinflußt wurden. Dem Nachlaß liegt auch ein Großphoto der beiden Jugendbünde bei und zeigt etwa 80 Jugendliche mit ihren beiden Fahnen. Dem sei vorausgeschickt: Papst Leo XIII.(1878/1903)gab stärkste Anregungen dem religiös-kü-chlichen Leben durch seine Rundschreiben über Marienvereh rung und Rosenkranz(neun Enzykliken), über den hl. Joseph,über den Dritten Or den des hl.Franz,über den Heiligen Geist, über Christus den Erlöser, über die Eu charistie,durch die Weihe der Menschheit an das göttliche Herz Jesu im Jubiläums jahr 1900. Dr.Franz Loidl Ludwig Raber, Die Osterreichischen Franziskaner im Josefinismus. I. Teil:Die österreichischen Franziskaner unter Josef II.(1780-1790). II. Teil: Die österreichischen Franziskaner nach Josef II. (1790-1825). Eigenverlag der Zentralbibliothek der Franziskaner in Maria Enzersdorf: Maria Enzersdorf 1983. 544 S.,20 Abb. Die Regierungszeit Kaiser Josefs II. (1780-1790) und die von diesem Kaiser vertretene Kirchenpolitik, deren Inhalte man gemeinhin mitdem Schlagwort„Josefmismus" kennzeichnet, hat die Ge schicke der Kirche in Österreich beson ders einschneidend und entscheidend ge prägt. Vor allem die Aufhebung zahlrei cher Klöster durch diesen Kaiser stellt ei nentiefen und folgenreichen Einschnittin der österreichischen Kirchengeschichte dar. Ludwig Raber, selbst Franziskaner, hatte es schon in seiner im Jahr 1953 von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien approbierten Disser tation unternommen, die Auswirkungen der Religionspolitik Kaiser Josefs II. auf den Franziskanerorden in Österreich dar zustellen. Nach weiteren Studien hat er diese Untersuchung durch Forschungen zur Geschichte der österreichischen Franziskaner bis zum Jahr 1825 ergänzt und für den Drück überarbeitet.Seine Ergebnisse bieten nunmehr ein umfassen des Bild eines halben Jahrhundertsereig nisreicher und dramatischer Geschichte des Fi'anziskanerordens in Österreich. 1780 zählte die österreichische Franziskanerprovinz 24 Konvente- davon 14 in Niederösterreich, nämlich Wien, St. Pöl ten, Maria Enzersdorf, Maria Lanzendorf, Klosterneuburg, Langenlois, Eggenburg, Katzelsdorf,Feldsberg. Neulengbach,Zistersdorf. Ybbs,Stockerau und Hainburg -mit840 Mitgliedern. 1825 bestanden nur mehr die Konvente Wien,St. Pölten, Ma ria Enzersdorfund Maria Lanzendorf, mit 37 vorwiegend alten und gebrechlichen Mitgüedern. Allein diese Zahlen zeigen schon die Umwälzungen,die der Franzis kanerorden in jenen Jahren in Österreich erfahren mußte.Durch intensive Quellen studien ist esLudwigRaber gelungen,ein lebendiges und detailreiches Bild dieser Vorgänge zu zeichnen: Zunächst unter sucht er die allgemeinen Eingriffe des Kaisers in das Ordensleben und die Aus wirkungen dieser Maßnahmen: Aufhe bungderVerbindung der Orden mitRom, Abschaffung ihrer Exemption von der bi schöflichen Gewalt, Einfühnmg des „Numerus fixus", einer Mitgliedshöchst zahl fürdie einzelnen Klöster,Aufhebung des Klosterstudiums,Einführung des Ge neralseminars. Eriassung eines Sammel verbotes für die Betlelorden und weitere Eingriffe.Raberzeigt dabei,w ie vor allem 13
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