Leopoldiberg unter dem Hammer Lic. theol. Josef Dominicus Hamminger Anna von Pfirt,die Gemahlin Albrechts II., des einstigen Burgherren auf dem Cal lenberg, stiftete für die dortige Burgka pelle das Beneficium ad St. Georgium. In der Karthause zu Gaming fanden beide als Stifterpaar ihre letzte Ruhestät te. Als kostbare Andenken wurden dort die Brautringe der Stifter, Degen und an dere Pretiosen behutsam aufbewahrt. Die Funktionäre des Klosteraufhebungsge schäftes konnten es wohl aus Pietäts gründen nicht übers Herz bringen, diese Kostbarkeiten einfach zu verschleudern, sondern empfanden es als richtig, sie der K. K. Schatzkammer in Wien zu überge ben. So fragten sie sicherheitshalber beim Kaiser an, wohl in der Hoffnung, daß er ihnen fürdiese Aufmerksamkeit dankbar sein würde. Doch dem Kaiser fehlte dieses Pietätsempfinden und ließ antworten: „Alle diese Stücke sind licitando zu ver kaufen." So darf es uns nicht wundern, daß er die von Kaiser Leopold I. erbaute und do tierte Leopoldi-Schloßkapelle am Callen berg, die 1717-1730 im Auftrag seines Va ters Karl VI. von Niccolö Beduzzi erwei tert und verschönert und von seiner Mut ter, der Kaiserin Maria Theresia, als Pro zessionsteilnehmerin zum Gnadenbild „Maria Türkenhilfe" öfters besucht wur de, auch nicht verschonte, sondern mit Hofdekret vom 14. November 1782 schlie ßen,'und samt Besitz verkaufen ließ. Der Ertrag war nicht so grpja als sicherlich er wartet. Dies zeigen folgende Schätzungs ergebnisse aus dem Jahre 1786. Die Origi nale befinden sich im HHSTA, NO. Kammeraladministration, Religionsfonds, fasz. 107 Nr 1054. Schätzung Uiber das auf dem St. Leopoldi Berg be findliche Kaiserlich Königliche Schloß, welches auf Anordnung eines löbl. P. P. N.O. Waldamt von uns Endesgefertigten Werkmeistern den 13. May 1786 der Ord nung nach mit allem Fleiße durchgegan gen, genau besichtiget, und um nachste-' heden Werth gewissenhaft geschätzet worden ist. Erstens: ist vordem Schloße ein grosser Vorhof, welcher mit einer Ringmauer ein befriediget ist. Von dieser geht durch eine gewölbte Einfahrt, welche ein mit Thor steinen besetzes Thor hat, der Hauptein gang in das Schloß hinein. Rechterhand dieser Einfahrt geht eine steinerne Stiege mit 17 Staffeln hoch auf die Altane, Lin kerhand ist eine gewölbte Stallung auf 6 Pferde, und gleich daneben wiederum ein Gewölb, worinnen sich ein mit Quatersteinen besetzt, und verkittete Zisterne, oder Brunn befindet. Seitwärts der Donau ist Zweytens: ein kleinerTrakt, in welchem vormals der Herr Kammerzahlmeister gewohnt hatte. Unter diesem befindet sich ein kleiner Keller; zu ebener Erde aber 2 Vorhäusl, 1 Kuchl, 1 Zimmer, 1 kleine Speis und ein Abtritt. Uiber diesem Trakt ist ein kleiner Stock gebauet und gehet eine Stiege mit 19 Staf feln hinauf, welche mit Pfosten belegt, und untermauert sind. Allda sind 2 mit Ziegin gepflasterte Vorhäuser, 4 Zimmer, und 1 Abtritt. Von einem dieser Zimmer kann man auf obbemelte Altane hinausgehen, und alles dieses ist stokotort. An diesen wiederholt bemelten kleinen Trakt stoßt Drittens: ein grosser Trakt, welcher ebenfalls gegen die Donau hinaus stehet, und wo vormals die zween Benefiziaten ihre Wohnung gehabt haben. Zu ebener Erde allda befinden sich 4 Zimmer, von denen zwey gewölbt sind, 1 Kammer, 2 Kuchln, 2 Vorhäuser, 1 Speis, und 1 Abtritt. Die Fenster sind von beeden Trakten zu ebner Erde mit eisernen Fen stergittern versehen. Uiber diesen Trakt ist ein erster Stock, wo-hinauf eine steinerne Stiege mit 22 Staffeln gehet. In diesem befinden sich 5 Zimmer, 2 Vorhäuser und eine Bodenstiegenmit20steinemenStaffelnhoch.Die Fenster auf die Donau hinaus sind mit ei sernen Fenstergittern, und die in den Hof hinein mit Fensterpalken versehen. Zu ebener Erde dieses Trakts, wo vor mals, der schon bemelte kleine Stock noch nicht gebauet war, die zween Benefi- ■ ziaten gewohnt hatten, befinden sich 2 Zimmer, 2 Vorhäuser, 2 Kuchln, 1 Kam mer, und eine kleine alkofen, welches al les gewölbt ist - aber dermalen wegen Abgag des Daches nicht bewohnt werden kann. Weiters befindet sich in diesem Schloße Viertens; eine Kirche, so gegen Wien zu liegt, und 11 Klafter 4 Schuh lang, und 7 Klafter 3 Schuh breit ist. Unter dieser Kirche ist ein gewölbter Keller, welcher ein Klafter 4 Schuh 6 Zoll weit ist, und 2 Klafter 5 Schuh 6 Zoll lang ist, und hat eine mit 17 gemauerten Kranzstaffeln tiefe 'Stiege. Rückwerts dieses Kellers ist ein kleine Aufbehältnis. Auf beeden Seiten der Kirche ist ein Thurm, und hat jeder eine Schnecken stiege mit 75 Staffeln hoch, worunter 40 ;teineren und 35 holzeime sind. Die ganze Kirche ist gewölbt, und hat in der Mitte eine Kupel, links eine Sakristey, und rechts eine Kapelle. In der Höhe sind 4 Oratorien, und 2 Kommunikazionsgänge, welches alles stokotort ist. Die Verzie rung von der Architektur ist von Stein, die Thüm sowohl aus als inwendig mit Stei nern besetztet, und alle Fenster mit eiser nen Einsatzgittern versehen. .Uibrigens ist das ganze Schloß rings herum theils mit den Gebäuden, theils mit einer Ringmauer einbefridiget. Die zween Thürme, die Kupel, und üb ri ge Dachung ist ganz mit Kupfer eingedeket, und noch alles noch bay mittlerem Bau. Die übrigen zwey Gebäude sind durchaus mit Schindeln eingedeket, wo von die Dachung über das neue Stöckl noch ganz gut - die Dachung aber des Herrn Kammerzahlmeisters schon durchgängig schlecht ist. ^^ir haben also bey unnserem guten Gewissen, und reifer Uiberlegung dieses Gebäude auf 2757 fl 25 kr getreulich ge schätzet, und taxiert. Franz Donat Kaselick Sigel Stifsts Bau- und beidigter Schätzmeister Sigel Mathias Seidl Bürgl. und beeidigter Schätzmeister Sigel Johan Stemmer bürgerlicher Kupferschmidt Windt beigigter Schäz Meister Schäzungs-B eschreibung Über das am Leopoldi-Berg nagst Klo sterneuburg ligende Gebäude, und hirbei befindlichen Realitäten, so auf Verord nung Seiner Löblich Kaiserlich-Königli chen Kammeral-Administration der Ord nung nach, unterm 12. May 786 vorge nommen worden. NB Erstlich das samentliche von guten Mau erzeich aufgeführte Gebäude samt der Kirche, welches durch 3 Werkhverständige Meister, wohl in Augenschein ge nommen, ist zusammen ut Beylaag B abgeschäzet zu 2757 fl 25 kr Vorhandene Effekten in der Kirche Zwey von weichen Holz befindliche alte Antipendia samt hiebay befindlichen Kannon-Tafeln und Stafeln a 13 kr 30 kr Ein alter Meß-Gwand-Kasten, von wei chen Holz, in 3 Abtheillungen bestehend zu 3 fl In einem Reservoir Kammerl Ein weiches Kästl mit Gesperr zu 45 kr Ein gemahlenes Bild Sti Petri, mit schwarz gepäzter Ram zu 30 kr Vier Postamenten von weichem Holz, zus. zu 10 kr In der Sakristay Ein eingelegter harter Aufsatzkasten mit der vergolten kaiserlichen Wappen, zu - 6 fl Ein alter Bettschamel, zu 4 kr ein eingelegte verklemte Wand, samt dem Waschbekh Kästl, alles sehr schlecht, zu 4 kr Lattus 2768 fl 28 kr TransLattus 2768 fl 28 kr Ein eingelegte Aufhang-Stelle, zu 8 kr Ein Kalender mit einer schwazen Ram, zu 3 kr In 2tem Reseiwoar Kämerl Ein Kasten von weichen Holz ohne Gsperr, zu 30 kr Ein beschlagenes Aufzugs-Schaf, zu 30 kr Ein altes Sandgatter zu 15 kr Abgeschätzte Waldung Die vorhandene Waldung 'lauth Veran schlagung zusammen 3210 fl Summa 5979 fl 57 kr id est 5957 fl 57 kr Urkund deßen, nachstehende Ferti gungen. Klosterneuburg, den 13ten May 786. Sigel Ignatz Thomyer k. k. Waldbereiter Sigel Frantz grabner k. k. Jeger Und forste?
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