sorgesich eifrig bemühten.Seine Kooperatoren behandelte er wieliebe Mitbrüder, desgleichen auch alle Kapitularen und priesterlichen Gäste liebevoll und gast freundlich. Daher gingen auch alle gem zum Herrn Dechant und wenn er auch manchmal,wenn auch nur ungern infolge seines Amteseine correctio erteilen muß te, so war sie wirklich eine „fraterna". Er war überall beliebt und wenn in einer GemeindeseinesDekanatesdie Visitation angesagt war,freute sich groß und klein, den Herrn Dechantzusehen undzuhören, denn er verstand es, auch die fremden Kinderzu gewinnen durch kindliche Her ablassung; er wußte bei den Katechesen durch passende BeispieleausderHeüigen Schrift und aus seinem reichen Bücher schatze aus den Kindern die Religions wahrheiten gleichsam spielend herauszu locken.Nicht mindergemüüichverkehrte er mit den Vertretern der Schule und der Gemeinde. Wie Dechant Schuster im stillen Gutes wirkte, davon zeugt auch folgendes: Im Jahre 1902 hatte er nicht weniger als 32 Zeitungen und Zeitschriften abonniert. Diese ließ er aber nichttotliegen,sondern las sie zuerst selbst durch, machte sich daraus Exzerpte und dann wurden sie verschenkt oder zum Lesen hinausge borgt.Überdieshatteereine Unmassevon Broschüren,Schriftchen und Gebetenam Lager-zum Verschenken. Die Brautleu te,dieausderSchule austretenden Kinder bekamen solche zum Geschenke. Wenn jemand einen Schein,eine Quittung oder sonst was im Pfarrhofzu holen hatte, bekam-er als Hülle dazu eine passende Zei tung,Flugschrift u. dgl. Außerdem hatte er eine eigene Bücherei gegründet und zum Blühen gebracht,wozu er selbst viele Bücher spendete und noch mehr zusam menbettelte. Nicht unerwähnt darf blei ben, daß Schuster auch den kirchlichen Volksgesang und echte kirchliche Musik beförderte und sich hiezu kostspielige Werke anschaffte und durch entspre chende Zeitschriften immer aufdem lau fenden erhielt.So blieb Schuster auf kei nem Teiledes priesterlichen Arbeitsfeldes müßig,ja er arbeitete noch,als er wegen seines hochgradigen Herzleidens sich hätte gänzlich schonen sollen. Doch ein Schonen, ein Auslassen einer Funktion, und wenn es nur eine kurze Predigt gewe sen wäre,kannte DechantSchuster nicht; daher ist er auch wie ein mutiger Krieger im Kampfe, mitten in der Arbeit und am schönsten Arbeitsfelde,in der Kirche,von Gottzur ewigen,hoffentlich himmlischen Ruhe abberufen worden.Dies können wir umsomehr hoffen,da Schuster ein so in niger Verehrer des göttlichen Herzens Jesu, der seligsten Jungfrau und des hl. Josef war und so oft um eine glückliche Sterbestunde gebetet hatte.Er war sichja seines Zustandes bewußt und auf einen plötzlichen Tod gefaßt. So wird Schuster wohl,wie die Worte essagen,unter denen er vom Herzschlage getroffen wurde: „In der Huld und Gnade Gottes" nicht bloß das Jahr 1902, sondern auch sein Leben beendet haben! „Korrespondenz des Priester-Gebets vereines Associatio perseverantiae sacerdotalis", Wien 1903, Nr. 2, S. 34/36. Als Seelsorger In der amerikanischen Gefangenschaft zu Boibec P.Dr.Waldemar Posch Am 28.März 1945 um 14 Uhrgerietunsere, der 9. Panzerdivision angehörige, San.Komp. 2/60 in Eixendorf, HessenNassau, in amerikanische Gefangen schaft'. Wir hatten über die „Feindsender" soviel Gutes über das Leben in den Gefangenenlagern der Amerikaner ge hört, daß wir mit einer gewissen Zuver sicht den kommenden Ereignissen entge gensahen. Nach der relativ guten Be handlung durch die Kampftruppen wur den wir bei der Übergabe an die rückwär tigen Dienste eines Besseren belehrt, als esdie ersten Prügelund Faustschlägegab. Auf offenen Güterwaggons dicht zu sammengedrängt, schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt und tagelang ohne Nah rung und Trinkwasser,fuhren wir durch ein Meer des Hasses durch Frankreich. Unter Wutgeheul wurden wir mitSteinen und Flaschen beworfen- bei der Durch fahrt einer Brücke ließ man einmal sogar Bahnschwellen auf uns herunterfallen. Die amerikanische Begleitmannschaft sah diesem Treiben anfangs belustigt zu und griff erst ein, als sogar auf uns ge schossen wurde. Sie stand aber erst auf unserer Seite, als ein Kühlwaggon geöff net wurde, in dem kriegsgefangene Wehrmachtshelferinnen erstickt aufge funden wurden. Uns Priester und Theologen stimmte es traurig, als unsere Lore neben einem Waggon eines Personenzuges zu stehen kam,aus dessen Fenstern Nonnen schau ten, die uns mit schrillem Hohngelächter begrüßten.Wie wohltuend aber war es,als wir aufeinem Bahndamm einen amerika nischen Soldaten schwarzer Hautfarbe zwischen zwei jungen Französinnen er blickten, die ihn energisch aufforderten, die Faust gegen uns zu schwingen. Er schob diese zwei Frauen von sich,schloß die Augen und bewegte langsam zum Zei chen der Verneinung den Kopf.Auch spä ter konnten wir beobachten, daß gerade diese Soldaten großes Mitgefühl fiir die Gefängenen zeigten. Zunächst wurden wir nach Le Havre gebracht, um dort nach Amerika ver schifftzu werd^.Daaber angeblich deut sche U-Boote vor diesem Hafen kreuzten, wurden wir in dasnahe derStadtgelegene Lager Boibec gebracht. Dieses Lager genoß nicht gerade den besten Ruf. Nicht nur, daß hier der Hun geran derTagesordnung war,sondern die Gefangenen waren hier anfangs auch ar gen Mißhandlungen ausgesetzt. Die Wachmannschaft war ziemlich mit Juden durchsetzt, die glaubten, sie müßten die Greuel, die an ihren Rassegenossen in Deutschland begangen worden waren,an uns rächen.So kam es vor,daß beiLager appellen an den Barten der Kriegsgefan genen Klimmzügegemacht wurden,oder, daß diese kahlgeschoren neben eine von derSonne prall beschieneneZeltwand ge stellt wurden und durch Mund-zu Mund-Beatmung gegenseitig die ver brauchte Lufteinatmen mußten,bissie in Ohnmachtfielen.Miteinem KübelWasser zu neuem Leben erweckt, begann diese Prozedur von neuem. Makaber sah es auch aus,wenn Gefangene hoch oben auf der schmalen Fläche eines Pfahles der Umzäunung aus Stacheldraht stillstehen mußten,bis sie der Wind oder ein Schwä cheanfallins Drahtverhau warf.Diese und andere sadistischen Quälereien hörten erst dann auf,als, scheint's, manches da von in die Öffentlichkeit gedrungen war. Anläßlich eines Lagergottesdienstes stellte der Priesteran die Anwesenden die Frage,ob sich unter ihnen ein Priester be fände.Ich meldete mich und wurde nach Gutheißung durch den amerikanischen Lagerpferrer als Chaplain angenommen. Zum Zeichen meiner neuen Stellung er hielt ich zu meiner Wehrmachtsuniform eine blaue Armbinde mit weißem Kreuz. Da ich in der glücklichen Lage war, mei nen Meßkoffer durch alle Kriegsschau plätze seit Rußland hindurch gerettet zu haben, so konnte ich meinen Dienst so gleich beginnen. Aber der Koffer befand sich in einem derarterbarmungswürdigen Zustand,daß der Assistent des amerika nischen Lagerpfarrers diesen auf seine Kosten von den Ordensfrauen eines be nachbarten Klosters reparieren ließ. Von da an war mein Meßkoffer nicht nur meine tragbare Sakristei, sondern zu gleich auch Tabernakel.Fand sich einmal ein unbelegtes Zelt,so stellte ich meinen Koffer mit dem AUerheiligsten dort auf ein Tischchen und deckte ihn mit einem weißen Tuch als Velum zu."Tagsüber ka men dann die Gefangenen in den schlich ten Raum,den sie als „unsere liebe, ver trauensvolle Gefangenenkapelle in Boi bec,in der wirin schweren Stunden unse ren Trost fanden",^ nannten. Gemeinsam mit den evangelischen Pa storen bezogen wir katholischen Priester mit unseren Theologiestudenten, die uns als Assistenten zugeteilt worden waren, ein Zelt.DasTeam der katholischen Prie ster bestand auseinem Franziskanerpater ausdem Rheinland,ausdem Kaplan Stegfellner aus der Diözese Linz,einem Welt priester aus Bamberg und mir. Die Zu sammenarbeit und das Zusammenleben mit den evangelischen Mitbrüdem waren gut. In religiösen Belangen unterstanden wir gemeinsam dem jeweiligen amerika nischen Vorgesetzten. Diese gehörten verschiedenen Bekenntnissen an und lö sten sich tumusweiseab.So waren unsere Chefs der Reihe nach: ein katholischer Priester,ein Rabbiner und schließlich ein Methodist. Als der katholische Priesterein Amerikaner polnischer Abstammung -auf unseren Uniformen die Silberlitzen der Unteroffiziere sah, fragte er uns vor wurfsvoll, wieso es möglich gewesen sei, daß Priester in der Armee Hitlers als Sergeants gedient hätten. Darauf erwiderte ihm der Franziskanerpater: „Das werden Sie erst verstehen, wenn einmal in Ame rika der Teufel regieren wird."
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