sehen, daß wir Priester nicht viel besser gestellt waren und gestellt sein werden. Ums Geld, um die Versorgung geht es jetzt wirklich nicht,sondern um die Erhal tung und Vertiefung -unseres Glaubens, unserer katholischen Kirche! Liebe Pfarrgemeinde! In unserer Pfarrchronik las ich einmal über unsere Pfarrgemeinde,über unsere Ahnen: Als der protestantische Glaube vorfast"400 Jahren in unsere Gegend ein drang,da gingen viele aus der Umgebung zum neuen Glauben über, in Haugsdorf sehrviele,in Hadres,ja,in Seefeld so viele, daß die Kirche den Neugläubigen zuge sprochen wurde, weil so wenig Katholi ken übrig waren. Nur in Obritz, so steht in der Chronik, blieben alle ihrem alten Glauben treu, kein einzigerfiel ab!Ein Lob aufdie Glau benstreue unserer Vorfahren! Sie alle können darauf stolz sein! Und genauso werden es alle Obritzer heute halten, treu zu Gott,zum Glauben unserer Väter und unserer Kirche,zu Ih rem Segen,zum Nutzen Ihrer Kinder,zum Nutzen unserer Dorfgemeinde und des halb zum Nutzen unseres Vaterlandes. Anm.: Mit Genehmigung des Autors. *)Siehe dazu: TTiener Diözcsanblatt, Jg. 1939, Nr.9,S. 101: Gesetz über die Erhebung von Kir chenbeiträgen im Lande Osterreich {7 §e).-Nr. 10/11, S. 109 ff,: Staatliche Erlässe hinsichtlich des forchenvermögens.- Nr. 10/11, S.112 ff.: Staatliche Erlässe hinsichtlich der Kongrua. Nr. 12/13, S. 123 f.: Staatliche Erlässe hinsicht lich des Kirchenvermögens.-Nr.12/13:Themen der Pastoralkonferenzen 1939; 1. Einrichtung u. Durchführung der Gesetzlichen KirchenbeiIragsordnung in der Erzdiözese. — Nr. 14/15, S. 133: AUFRUF der Erzbischöfe und Bischöfe der Ostmark wegen der Kirchenbeiträge*)Von der Kanzelzu verlautbaren.-Nr. 14/15,S.134 f.: KirChenbeitragsordnungdS §e).- Nr. 16,S.152 f.: Durchführung der Erhebung der Kirchenbei träge. - Nr. 19/20, S.167 f.: Kirchenbeiträge Oberhirtlicher DANK.(Ist den Gläubigen beim Dankgottes<ienst am Jahresschluß zu verlaut baren.) Seelsorge um das Dorf(1949) Euer Eminenz, Hochwürdigster Herr Kardinal(Innitzer)! Wenn ich beut mein Brieflein sende, dann ist es mir,um eine Sorge und Unru he, die mich schon längere Zeit drückt, mitzuteilen. Esist dieSorgeum dasChristentum auf dem Dorfe. Das Christentum auf dem Dorfe schwindetimmer mehr und das Neuhei dentum wächst Tag für Tag. Unsere Ju gendarbeit geht zurück, Jugendfuhrungskurse und Schulungskurse sind schwach besucht,genauso unsere Exerzi tienkurse. Männer-und Frauenbewegung ist fast Null aufdem Dorf. Dabei setzt ein sittlicher Tiefstand ein, daß man er schrecken muß.Konkubinate und unehe liche Geburten mehren sich ständig. Das Dorf wird immer mehr gespalten, poli tisch geht es sprunghaft nach links. Fast jeden Monat ist irgendein Priester oder eine kirchliche Einrichtung in den links gerichteten Lokalblättern angegriffen. Heute gehen unsere neuen Sozialisten auf dem Dorfe noch in die Kirche, aber wie lange das noch sein wird, weiß ich nicht. Das religiöse Familienleben, die christli che Eheauffassung schwindet immer mehr.Wir Priester sehen all das oderauch nicht.Jedenfallsistein Großteilruhig und schweigt. Entweder ist man blind- oder taub oder man will seineRuhe haben oder man ist mit Kirchenbeitrag, Kirchen- und Pfarrhofbau so überlastet, daß man nicht mehr kann,oder man hat nicht den Mut, sich dagegen zu stemmen mit aller Kraft, oder was noch schlechter ist, man schwimmt mit dem Strom der Zeit mit. Jedenfalls geht es heute auf dem Dorf um Entscheidungen für oder wider Chri stus,und es müßte meinesErachtens alles gesagt werden, um dem Klerus auf dein Lande den Ernst der Lage und die Ver antwortung für die Zukunftzu zeigen. Ich wollte über die brennendsten Fra gen der Landseelsorge heute ein Buch oder eine Broschüre herausgeben, bin aber davon abgekommen, weil es doch nur ein Teil des Klerus lesen würde,und weil ich weder Geld noch Zeitdazu habe, und drittens weil mir aufder Wiener Seel sorgertagung heuergesagtwurde,daß der Hochw.Bischof von Tirol Pflichtarbeits wochen für den Landklerus gemacht hat, die sich bewährthaben,und ich dasfür die günstigste Lösung dieser Fragen ansehe. Für unsere Diözese hätte ich für diese, Arbeitstage öder Arbeitswochen folgende Themen: (Es werden zwanzig Themen vorgeschlagen, die sich mit dem unten angeführten Plan decken.) Diese Arbeitswoche oder Arbeitstage müßten für jeden Seelsorger auf dem Lande Pflicht sein. Ob wir diese Tage in Wien oder in den einzelnen Kreisstädten halten,ist wohl zu überlegen. Mit diesen Arbeitstagen verbunden, müßten prakti sche Übungen und Vorführungen gezeigt werden, z. B. Gottesdienstgestaltung, Meßfeiern, Sakramentenspendung, Nachmittagsgottesdienste, Glaubens stunden, Jugendstunden, Heimstunden, Kinderseelscrgestunden usw. Am Schluße möchte ich Eure Eminenzbitten, mir ob meines langen Schreibens nicht ungehaltenzu sein.Ich habees getan,weil ich weiß, des Pfarrers Sorgen sind auch des Bischofs Sorgen. Gott behüt Euerer Eminenz Diener im Herrn Schilling Karl,Pfarrer Kettlasbrunn,Nö. Beilage: Plan für eine Landseelsorger tagung als Pflicht fürjeden Priester in der Landseelsorge. I. Tag. 1. Vortrag: Warum Priesterta gung der Landseelsorger? 2. Vortrag: Re ligiöse Lage auf dem Lande. 3. Vortrag: Christentum und Bauerntum. 4. Vortrag: Die katholische Kirche, der älteste und erste Bildungsfaktor des Landvolkes. 5. Vortrag: Technik, Radio, Kino und ihr Einfluß auf das Landvolk heute. II. Tag. 1. Vortrag: Politische Lage auf dem Dorf. 2. Vortrag: Kirche und Politik, im besonderen Pfarrer und Dorfpolitik.3. Vortrag: Weltwirtschaft heute und christ liche Wirtschaftslehre und der Bauerheu te. 4. Vortrag; Kirche und Sozialismus.5. Vortrag: Landarbeiter und Landproleta rier und die katholische Kirche. III. Tag. 1. Vortrag: Katholische Aktion aufdem Dorf(Männer- und Frauenwerk), katholische Presse aufdem Lande.2. Vor trag: Caritas auf dem Dorfe. 3. Vortrag: Katholische Jugendarbeit und dasDorf.4. Vortrag: Die katholische Schule, die Landschule und der Religionsunterricht, 5. Vortrag: Kinderseelsorge und Jung schararbeit auf dem Dorfe. Die ganze Tagung muß von praktischen Übungen begleitet sein. ■ Ahitt.: Nachlaß FriedV Handgesciiriebener Brief.Für den Abdruckzustimmender Brief an Prof. Loidl; „Mein Schreiben stammt aus der Zeit, da ich Männer- und Frauenseelsorger der Diözese Wien-Land war, um das Jahr 1949... Meine Arbeit als Männer- und Frauenseelsorger warnichtleicht.In allen Landpfarren war ich beijedem Wetter im Sommer und Winter,oft bei 15 Grad Kälte mitdem Motorrad,und habe die Märmerund FVauenbewegung ins Leben gerufen. Den Kontakt mit dem Landvolk habe ich heute noch. Mit dem Hochw. Prälaten Fried habe ich auch die Bauembundwallfahrten ins Leben gerufen. Heuer (1983) war es die 36. Wallfahrt der Bauern nach Mariazell." Dr.F.L. Msgr. Dr. phil. Josef Liener(f 1982) Oberstudienrat i. R. Msgr. Dr. Josef Liener ist Dienstag, den 2. März 1982,im 67. Jahr seines Priestertums verstorben. 1891 in Steinabrunn geboren,besuchte er das Gymnasium in Hollabrunn, Er er warb das Doktorat der Philosophie und das Lehramtfür Griechisch,Latein, philo sophische Propädeutik und Religion. Ab 1924 war er als Professor am Bundesgym nasium in Hollabrunn und ab 1937 in Wien-Währing tätig. Seine großen Fähig keiten als Lehrer kamen ihm auch als Prediger und Vortragendem im In- und Ausland zugute. Über die Grenzen Öster reichs hinaus wurde Dr. Liener durch seine großen Referate bei den Wiener Seelsorgertagungen bekannt. Nach seiner Pensionierung lebte der Autor zahlreicher Schriften und Bücher im 13. Bezirk. Mitihm hat, wie ein Rezen sent den Autor des.Werkes „Zukunft der Religion"einmal charakterisierte,ein „er fahrener Theologe, ein ausgezeichneter Psychologe und ein verstehender, fein fühliger Pädagoge" diese Welt verlassen. Die heilige Messe wird Samstag, den 13. März,um8 Uhr,in der Kirche des Pallotti-Hauses(1130, Auhofstraße 10) gefei ert. WKZ,14. 3. 1982. 42
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