özesanarchiv verwahrt als kostbare Do kumente, die oft von amerikanischen Priestern und Gelehrten eingesehen wer den,Bitt- und Dankschreiben von Bischö fen und Seelsorgern. Die vielen Spenden der amerikanischen Caritas sind nichtzu letzt auch eine Antwort auf die von 1828 bis zirka 1910 aus Österreich gewidmeten Gaben der Leopoldlnenstiftung.*) Von der Erhebungdes Leopolditageszu einem gebotenen Feiertag an, nahm die Festfeier in Klosterneuburg einen noch größeren Umfang an.Das Herrscherhaus unternahm alljährlich an diesem Tage eine Kirchfahrt nach dem Stifte: Sie emp fingen mit ihren Kindern die heiligen Sa kramente und wohnten dem Hochamt sowie der Vesperam Nachmittag bei.Karl VI., der Vater der großen Maria Theresia, versäumte kein Jahr die Feier des Festes. Er hatte sogar die Absicht,das Kloster zu einer Residenz nach dem Beispiel des spanisches Eskorials auszubauen. Der Bau ist aber nur zu einem Teil vollendet worden.Die Besucher des Stiftes können noch in den Kaiserzimmem die Pläne dazu sehen,ebenso die Kaiserkronen auf den Kuppeln. Mit dem Tode dieses letzten Habsbur gers- 1740- hörte dieser öffentliche und feierliche Akt der Leopoldiverehrung sei tens der obersten Staatsstellen auf. Seit den letzten Jahren erst finden sich am Leopolditag wieder die Verantwortlichen des Staates und des Landes zum Gottes dienst ein. Die Wallfahrten und Einzel bittgänge der Wiener und Niederösterrei-. eher, bei denen in früheren Zeiten Brote und geweihte Leopoldipfennige zur Ver teilung gekommen sind, erhielten sich aber bis in unsere Zeiten. Man sah den Einzug der Stiftsherren und Ehrengäste, hört aufmerksam die Festpredigt, wohnt dem durch eine herrliche Musik umrahm ten Hochamt und nachmittags der Vesper bei. Auch wurde nicht verabsäumt, den Reliquien des Heiligen am Leopoldialtar der Kirche(Schädel mit dem österreichi schen Herzogshut) und am Verduner-Altar in der Gruft(Knochenreste in einem silbernen Kästchen) seine Verehrung zu bezeugen.Hat man sich leiblich gestärkt, werden die Kaiserzimmer,die Kirche und die Gruft mit dem Kreuzgang besichtigt und läßt man sich die südlich der Kirche ausgegrabenen römischen (Gebäude bzw. christlichen Kulträume erklären. Auch hört man,daß der Schleier der Markgräfin Agnes nicht vom Leopoldsberg herab in die Donauauen in der Nähe des Stiftes ge flogen ist, sondern, daß die markgräflich „neue Burg" südlich von diesen Ausgra bungen gestanden hat und daß der kost bare Schleier nicht allzuweit vom Wind vertragen worden ist. Schließlich geht man in das gotische Gewölbe,südlich der Kirche,zum Fassel rutschen. Man hat nicht Zeit,die Inschrift des 999 Eimer fassenden, aber seit 1834 leeren und hier aufgestellten Fasses zu le sen.Aufdem Faß steht:,,Einhundertdrei ßig Jahre alt / War's mir im Keller nun zu kalt./ Dort rutschten Tausend übern Rükken./ Auch hier wird man mich nicht er drücken." Das Faß ist geschmückt mit den Darstellungen; Noah pflanzt den er sten Weingarten,die Arche Noah stehtauf dem Berge Ararat,imd Gott sieht auf die Weinreben;auch sind zusehen der Fuchs, dem dieTraubenzusauer sind,eine genä schige Amselund ein Uhu.Zu beiden Sei ten fuhren Stiegen bis in die halbe Faß höhe auf eine Bretterbühne hinauf. Von hier aus erklimmt man die eine Höhe des Fasses und rutscht über die andere zirka zwei Meter hinab, aufgefangen von den starken Händen der Kellereibediensteten; an manchen Tagen sind es bis7000 Perso nen, die diesem Volksbrauch huldigen. Niemand gibt sich heute mehr Rechen schaft, was das Rutschen bedeutet. Die Volkskundeforscher bringen das Hinab gleiten über die gewölbte Fläche in Ver bindung mit einem in vielen Teilen der Welt nachweisbaren heidnischen Fruchtbärkeitsbrauch. Die Verehrung des heiligen Leopold fand auch in unserer Landschaft ihren Niederschlag. Ungezählte Poldeln und Poldis sprechen seit uralten Tagen von der Beliebtheit des guten Landesvaters und seines schönen Vornamens. Zur Er bauung von Leopoldikirchen oder -kapei len ist es aber nicht gekommen, obwohl bereits 1343berichtet wird,daß Wallfahrer aus Hausleiten mit ihren Fahnen nach Klosterneuburg zum Grab des heiligen Leopold gekommensind.Deralte Festka lender der Hausleitner ECirche ausdem 14. Jahrhundert, der von den Festen und Kirchfahrten erzählt,istleider nur unvoll ständig erhalten. Eine Statue des Landes patrons kam 1664 in die Pfarrkirche zu Oberhautzental.Sie wurdeausdem Nach laß des Pfarrers Paul Ignaz Eder ange schafft; mit einem heiligen Josef schmückt sie die Flanken des 1740 erbau ten Hochaltars. Als man von 1722 bis 1727 den Stockerauer Kirchenturm, der mit seinen 80 Metern der höchste von Niederösterreich ist, baute, brachte man in den Nischen den Kirchenpatron St. Stephan und den Landesheiligen St. Leopold an. Väterlich mild schaut er gegen Süden auf Stockerau und das Donautal. Der Bild hauer Leopold Schmuzer von Eggenburg hat beide Standbilder verfertigt. Um 1730 waren die Steuerschulden der in der Re formation herabgekommenen und 1715 wiedererrichteten Pfarre Niederruß bach stark angewachsen. Die niederösterrei chischen Stände gewährten Nachlaß,ver langten aber, daß die Pfarrer fortan zu Leopoldi ein Lobamt zu halten hätten. Damals mag auch der steinerne Leopold an der jetzigen Bundesstraße entstanden sein. 1894 wurde in der Pfarrkirche zu Stockerau der Unterbau des Maria-Heim suchungs-Altars zu einem Herz-Jesu-Altar umgeändert und dabei auch eine Leopoldistatue angebracht. Bei der Generalre novierung 1954 verschwanden die Neben statuen, damit auch der heilige Leopold. Von den Kosten hatte der damalige Religionsprofesaor Dr.Leopold Schranzhofer die Hälfte-400 Gulden- übernommen. 1903erhielt der heilige Landespatron in der Pfarrkirche zu Hausleiten ein Glas fenster. Wohltäter, angeregt vom damali gen Pfarrer,dem um die Erneuerung und Ausschmückung seines ihm von 1900 bis 1931 anvertrauten Gotteshauses begei sterten Friedrich Tham,hatten es und an deres ermöglicht.Möge die Liebezu unse rem gütigen Landespatron in unserer Landschaft auch weiterhin lebendig blei ben. Möge insbesondere der schöne deut sche Name Leopold recht vielen Knaben und Mädchen gegeben werden. Quellen; Archiv für Niederösterreich, Urbar der Pfarre St. Agatha(Hausleiten) aus A.D. 1320, Pfarrarchiv Hausleithen, Faszikel,Pfarre Niederrußbach. Literatur: Gugitz: Das Jahr und seine Feste, 2. Band, Hoffer: Zur Geschichte von Geras und Pemeck.600 Jahre Pfarre Oberhautzental (Gedenkblatt). Korneuburger Bezirkskunde. Schrödl: Passavia Sacra, Geschichte der Stadt Stockerau. Wiedermann-Starzer: St. Leopold. Wolfs-; gruber: Die Hofburgkapelle in Wien. Anm.: Volkspresse 1956, Nr. 46(17. 2.), S.6f. *) Siehe auch: Kummer Gertrude. Die Leopoldinenstiftung 1829-1914. Der älte ste österreichische Missionsverein. Wien 1966, 253 Seiten. Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Kathol.-theol. Fakultät der Universität Wien, Bd. 1. ;...j ,••• I fii i Wiens Bischöfe und Erzbischöfe Franz Loidl- Martin Krexner.1983. 96Seiten,30 Abbildungen,laminier ter Pappband, S 148,-. ISBN 3-85268-080-8. Verlag Dr.A.Schendl, Wien. Die Erzdiözese Wien gehört zu den wichtigsten Bischofssitzen Europas. Ne ben ihrer kulturellen Bedeutung kommt ihr als Torzum kirchlichen Osten eine be deutende Mittlerfunktion zwischen Rom und ihren vom Kommunismus bedräng ten Nachbarbistümern zu. Mit Kardinal König stehtihrein Mann vor,der sie nicht nur behutsam leitet, sondern zu den gro ßen Persönlichkeiten des internationalen kirchlichen Lebens gezählt werden muß. Seine Verdienste um die päpstliche Di plomatie,die Ökumene und die weltweite Friedensbewegung sind bekannt. Die Vergangenheit des katholischen Wiens war von ähnlichen Gegebenheiten geprägt. Als Sitz der Kaiser stand die Stadt durch Jahrhunderte im Blickfeld der Völker. Die Bischöfe nahmen stets ■ eine zentrale Stellung ein. Sie haben das künstlerische, kulturelle und soziale Bild dieser Stadt entscheidend mitgeprägt. Das Buch zeichnet kurze, übersichtli che Lebensbilder der 40 Administratoren, Bischöfe und Erzbischöfe Wiens, veran schaulicht durch 30 zeitgenössische Por träts der Oberhirten.Den Biographien ist eine knappe Schilderung der Wiener Diözesangeschichte vorangestellt. Ihr Buchhändler 40
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