jetzt wohl geschehen werde. Ich trat an das nächsüiegende Bett heran und strei chelte einem von ihnen das Haar-da lä chelten mir alle dankbar entgegeben. Wenn wir Priester und Seminaristen in den letzten Monaten des Krieges auch keine Quartiere von vornherein in den Pfarrhöfen erhielten-diese waren wegen ihrer vorzüglichen Ausstattung meist den höheren Dienstgraden vorbehalten - so waren wir bei den Pfarrern vielfach doch gö*n gesehene Gäste. Welche Gedanken diese geistlichen Herren damals beweg ten, mögen folgende Beispiele zeigen: Pfarrer Füting von Mützenich (Eifel) wollte die sieben Rangstufen der Weihe als eigene Stände eingeführt wissen.^' Ebenso sollte es wieder Diakonissinnen geben. Von den damaligen Zuständen auch aufkirchlichem Gebiet hielt er nicht viel.Die Priester seien zuvielArbeiter und zuwenig Beter.Im übrigen werde in Zu kunft ein neues Gottesvolk erstehen." Pfarrer JosefWolter von St.Kunibertin Blatzheim"vertiefte sich in die Ethik Tertullians. Er verfolgte damit die Abkehr von der Tagespolitik und die Hinkehr zur Wissenschaft.Er vermeinte damitdie Hal tung eines Priesters der Ostkirche einzu nehmen. Das Bild eines volksverbundenen Got tesstreiters bot Pfarrer Schenk aus Sand in Bergisch Gladbach. Vorjedem Gottes dienst umkreiste er die dichtbesetzten Bankreihen seiner Kirche und spähte mit prüfendem Bück,obwohlalle seine Schäflein da wären. In seinem Zimmer hingen Karikaturen, die eine verblüffende Ähn lichkeit mit den Nazigrößen hatten. So standen unter einem Bild, das unver kennbar Goebbels mit weit aufgerisse nem Maul zeigte,die Worte:„Leise flehen meine Lieder." Seine Geradlinigkeit und sein entwaffnender Humor sicherten ihm die unerschütterliche Anhänglichkeit seiner Gemeinde und waren zugleich sein bester Schutz in den damalsso gefahrvol len Zeiten." Nachträglich habe ich mir Gedanken darü bergemacht,obdie Anwesenheitvon Priestern als gewöhnliche Soldaten unter den Soldaten die religiöse Haltung der Kompanie beeinflußt habe.Ich wage dar über kein Urteil abzugeben. Doch muß gesagt werden,daß zu keiner Zeit die Be reitschaft zu einem religiösen Gespräch größer gewesen ist als in jenen Jahren,da man vor dem grauenvollen Geschehen wie vor einem Rätsel stand. Wir konnten dieses auch nichtlösen.Aber wir konnten die große Geborgenheitaufzeigen,die der Gläubige in seiner Religion findet, und haben dadurch manchen nachdenklich gestimmt." Zur Vertiefung im Glaubensleben hät ten wir für uns und die Kameraden gerne religiöse Literatur benötigt. Gewiß gab es diese auch damals, aber nicht an der Front.DerPfarrverweser von Mariahilf,P. Camillus Mohr,selbst Teilnehmer am Er sten Weltkrieg, sandte mir religiöse Schriften zur Verteilung." Diese bemüh ten sich zwar um eine „kernige" soldati sche Sprache, gingen aber an den Pro blemen eines Frontsoldaten,derzwischen Sein und Nichtsein steht, weit vorbei. Wenn solche Schriften überhaupt noch Zukunft haben sollten, dann müßte der Mensch nichtsosehr mitreligiös verbräm ten patriotischen Phrasen bombardiert werden,sondern mit Worten, die sein In neres ergreifen. Etwa das Pauluswort: „Keiner von unslebt sich selber,und kei ner stirbt sich selber. Leben wir,so leben wirdem Herrn,sterben wir,sosterben wir dem_Herm.Ob wirleben oder ob wir ster ben, wir gehören dem Herrn"(Rom 14, 7f.). Trotz des nicht immer leichten Lebens als Priester und einfachen Ssinitätssoldaten hatten wir doch den Trost: Gott hat uns in das Grenzland unvorstellbar grau enhafter Unmenschlichkeit gesandt, da mit auch in diesem Elend sein Erbarmen sichtbar werde. Dieser historische Auf trag Gottes gab den Verzagten oft Kraft zum Durchhalten. Anmerkungen: 'Schreiben d. Feldbischofs, Berlin, 23. Aug. 1940, Az.31 V 22/14. ^ General Walter Scheller trat am 21. Juli 1943 als Divisionskommandeur d. 9. Pz.-Div.zurück.Die Division war schwer angeschlagen - die Artillerie verfügte über keine Munition. Seine Abschieds worte waren: „Mit so wenigen Kräften greife ich nichtan." Kriegstagebuch(Abk. KTB),24. 7. 1943. KTB 5. 5. 1941. * W. Reibert, Der Dienstunterricht im Heere,Ausgabe für Schützen und Schüt zenkompanie, Berlin 1940, S. 139ff. ® H.Dv.59;M.Dv.Nr.275;L.Dv.58,Unterrichtsbuch für Sanitätsunteroffiziere und -mannschaften(Abk. U.F.S.), S. XIIIf. Ebenda. 'W.Posch,Das Lazarett in der Stumpergasse,in: MariahilferPfarrbote,Nov.1970, 38. Jg., Nr. 3,S.3. ® KTB 22. 2. 1941, 'KTB 19. 2. 1942. KTB 23. 2. 1941. "KTB 14. 3. 1941. KTB 12. 6. 1942. KTB 24. 12. 1942. . "KTB 16. 7. 1942. "KTB,Zemlänsk.10. 7. 1942. "KTB 6. 9. 1941. "KTB 21. 8. 1942. KTB 29. 6. 1941. KTB 3. 7. 1941. "KTB 31.7. 1941. "KTB 10. 9. 1944. "Ebenda. "KTB 25. 9. 1945. "KTB 24. 3. 1945. » KTB 11. 12. 1943. "KTB 24. 6. 1942. Niederösterreichtsche Kirchen im Zeitalter der Spätgotik Von t Dr.Gustav Strakoscb-Graßmann,Komeuburg Das Stadtarchiv zu Korneuburg besitzt eine ziemlich reichhaltige Sammlung von Testamenten vom Beginn des 15. Jahr hunderts bis zum Anfang des 19. Jahr hunderts. Diese Testamente geben ziem lich reichhaltige Aufschlüsse über die Ge schichte der Kirchenbauten in Niederösterreich im 15. Jahrhundert, in erster Linie über die heute an Kunstdenkmälern sehr arme Stadt Korneuburg selbst,woso ziemlich alles Wertvolle der Aufklä rungsepoche des 19. Jahrhunderts zum Opfer gefallen ist, aber auch über Wien und Niederösterreich. Wir behalten uns vor,die Daten über Wien und Korneuburg ein andermal zu veröffentlichen und be schränken uns aufdie Geschichte der Kir chen im übrigen Niederösterreich,wobei wir indes mit der nächsten Umgebung von Korneuburg beginnen wollen. Die Widmungen für Langenzersdorf rühren zumeist von Angehörigen dieser Gemeinde her, die es aus irgendeinem Grunde für nötigfanden,ihre Testamente in der Stadt Korneuburg beglaubigen zu lassen. Die erste dieser Widmungen, ver lesen zu Korneuburg am 10. Jänner 1463, bestimmt, daß von dem Geld ein Sankt Christoph gemalt und ein 2^chtuch ge kauft werde.Am 29. August 1474 wird die Verfügung einer Frau aus Langenzers dorf, die einen aus dem Böhmerwald stammenden Mann geheiratet hatte, zur Kenntnis gebracht: ihr Mann soll alle Glasfenster, die in der Kirche zu Langen zersdorfzerbrochen sind, machen lassen. Zwei weitere Widmungen,die in den Jah ren 1474 und 1478bekanntgeworden sind, enthalten nur den Geldbetrag.Eine Frau, die nach Korneuburg geheiratet hatte, wendete in ihrem Testament vom 26. Fe bruar 1482ihr Wohlwollen dem Schulmei ster zu Langenzersdorf zu, dem sie ein Bett,zwei„Leilacher"(Leintücher),einen Polster und eine Decke vermachte. Sehr beachtenswertistdie Bestimmungin dem Testament einer Frau aus Korneuburg vom 1. April 1485,die einen Geldbetragzu dem Zwecke widmet,daß man die Kirche innen weißigen soll; zusammengehalten mit dem Testament einer anderen Frau vom 20. Dezember 1487, die einen kleinen Betrag für den Zeitpunkt widmet,da man die Kirche weihen werde,ergibt diese Be stimmung die Vermutung, daß bei dem Vormarsch der Mannschaften des Königs Matthias Corvinus gegen Korneuburg im Jahre 1482 die Kirche zu Langenzersdorf durch Brand Schaden gelitten hatte und es geraume Zeit dauerte,bis über den Von Rauch geschwärzten Mauern sich wieder der Dachstuhlerhob und der Gottesdienst aufgenommen wurde. Zu Kleinengersdorfbeim BiMmbergist der Bau der Veitskirche am 16. Dezember 1444 noch im Gange,am 24. Jänner 1449 dagegen wohl schon vollendet, da nun mehr ein Beitrag zur Anschaffung von Bildern für diese Kirche gewidmetwurde. Eine letztwülige Spende zum Bau der 38
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