Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

20. Theodor Deimel, Verfasser von Religionslehr- und Lesebüchern und volkstümlichen Apologien Dr. Franz Loidl Stammte aus Zlabings in Mähren (CSSR), wo er am 31. Oktober 1866 das Licht der Welt erblickte. Besuchte 1882/86 das Obergymnasium in Hollabrunn und wurde nach seinem Theologibstudium an der Wiener Universität am 25. Juli 1890 im Stephansdom geweiht. War bis 1. September 1896 Kooperator in Gaubitsch und nur ganz kurze Zeit in St. Elisabeth (Wien IV.), da er schon mit Erlaß des n. ö. Landes ausschusses vom 14. September d. J. an Stelle des zum Religionsprofessor am Communal-, Real- und Obergymnasium im II. Wiener Bezirk ernannten Re ligionslehrers Josef Wolnyi) zum provisorischen Reli gionslehrer am n. ö. Landes-Real- und Obergymna sium in Stockerau ausersehen wurde. Religionsunterricht für die Mittelschuljugend in Stockerau und Umgebung und regelmäßige Exhortatio beim sonntäglichen Schulgottesdienst) hätten wie bei anderen Religionslehrern als Berufsnachweis und Berufserfüllung genügen können, wenn ihn nicht Befähigung und Eifer darüber hinaus — er hatte auch den Doktor der Philosophie und der Theologie erwor ben — und vor allem zu einer reichen schriftstelleri schen Tätigkeit angetrieben hätten. Da Deimel nicht im Pfarrhof wohnte und eben seine Zeit vornehmlith für seine Schriftstellerei benötigte, scheint er in der Pfarrchronik nicht auf®) und liegt auch in den ge wöhnlich sehr sachlich geführten Jahresberichten seiner Schule nur anläßlich seines Ubertrittes in den dauernden Ruhestand ein zusammenfassender Über blick über seine Wirksamkeit vor. Darin heißt es: „Dr. theol. und Dr. phil. Th. D., f. e. geistlicher Rat, Besitzer des päpstlichen Ehrenkreuzes pro Ecclesia et Pontifice, Prof. der VII. Rangklasse, wurde vom n. ö. Landesrat unter Zugrundelegung einer anrechenbaren Dienstzeit von 30 Jahren (die Kriegsjahre doppelt) u. unter Anwendung der Bestimmungen des § 73 der Dienstpragmatik ab 1. März 1919 in den bleibenden Ruhestand versetzt")... Prof. Dr. D., der mit Beginn des Schuljahres 1896/97 als prov. Religionsprofessor an das Gymnasium in Stockerau ernannt wurde, wirkte durch nahezu 23 Jahre als Religionsprofessor und Exhortator in höchst ersprießlicher und erfolg reicher Weise. Der studierenden Jugehd war er stets ein wohlwollender Freund und oft nahm er Gelegen heit, bedürftigen Schülern beizustehen. Eind umfengreiche Tätigkeit entfaltete er auf literarischem Ge biete und gelangten die von ihm verfaßten Lehr bücher für den katholischen Religibnsunterricht an zahlreichen Mittelschulen des alten Österreich zur Einführung und erreichten mehrere Auflagen. Beson deres Verdienst erwarb sich der höchst gewissenhafte und stets pünktliche Lehrer um die Einrichtung und Ausgestaltung der Paramentensammlung im neuen Anstaltsgebäude. Dem Direktor, den er als Senior des Lehrkörpers wiederholt zu vertreten hatte, verpflich tete er sich durch seine bereitwillige Diensteifrigkeit zu besonderem Dank')." „Anläßlich selbes Scheidens aus dem Ldiramte wurde ihm durch Erlaß d. n.ö.Landrates v.25.II. 1919 für seine ersprießliche pädagogische und schriftstel lerische Tätigkeit, die er unermüdlich entfaltete, der Dank und die Anerkennung ausgesprochen,und das e.b. Ordinariat in Wien sprach gleichfalls durch Zuschrift v. 17. II. für seine eifervolle und hingebende Tätig keit auf pädagogischem und sozialem Gebiete seinen Dank und seine Anerkennung aus®)." Hiezu sei noch ergänzend erwähnt, daß Professor Deimel wie andere Priester in gleicher Stellung für den zum Kriegsdienst einberufenen Direktor die Lei tung der Schule übernehmen mußte und daß er dabei 1915/16 eine Sammlung von Kriegsspenden einführte, die bis zum Kriegsende fortgeführt wurde®). Auch nahm er aktiven Anteil an anderen bewegenden Fra gen und wurde z. B. schon um die Jahrhundertwende in das Fünferkomitee des Klerustages gewählt, das die Vorarbeit für die Gründung einer Rechtsschutz organisation f. d. gesamten Klerus Österreichs durch führen sollte®a). Den Ruhestand verlebte er in seinem Geburts- u. Heimatort Zlabings (heute Zlavenfcich), wo er in sei nem 96. Lebens- und 62. Priesterjahr am 28. Dezem ber 1952 starb und am/ Silvestertag daselbst beerdigt wurde. Zum überzeugenden Erweis, daß es sich hier um einen äußerst fruchtbaren und für seine Zeit außer ordentlich lebendigen Religionslehrer") und ernsten Apologeten handelt, sei eine Zusammenstellung seines reichen Schrifttums vorgelegt, das sich etwa in fol gende Gruppen gliedern läßt: I. Katechetisches Schrifttum, Lehr- und Lesebü cher für den Religionsunterricht: . Altes Testament^). Biblisches Lehr- und Lesebuch der Geschichte der göttlichen Offenbarung des Alten Bundes für österr. Mittelschulen und die verwandten Lehranstalten. Wien 1906, 1908®, 1910®, 1916®, 1918®, 1922'. Neues Testament. Bibl. Lehr- und Lesebuch etc. für Miittelschulen. Wien 1908, 1912®, 1917", 1926^ ®). Katholische Zeremonienlehre für allgem. Volks- u. Bürgerschulen unter Mitwirkung österr. Bürgerschul katecheten mit Abbildungen und Bildtafeln. Wien 1907, 1912®, 1916^ 1918®, 1924« '«). Illustriertes Liturgisches Lehr- und Lesebuch für den Unterricht an österr. Mittelschulen und anderen höheren Lehranstalten. Wien 1906, 1908", 1910'*, 1926^". Patristisches Lesebuch. Zum Gebrauche an Mittel schulen und die höheren Lehranstalten zusammenge stellt. Kempten-München, 1909, VIII+579 S.^^). Systematische Sammlung von Skioptikonbildern für den kathol. Religionsunterricht. Wien, Lechner, 1905, 98 S.i®). 48 Aufsätze im „Führer durch die Christlich-pä dagogischen Blätter" (1900/1930) aufgezählt^"). Gedanken über aktuelle und dauernde Kriegs thesen im kathol. Unterricht an Mittelschulen. Wien 1915. SA.: Beilage zum Verordnungsblatt f. d, dienstl. Bereich d. k. k. Landesschulrates, Jg. 1915, Heft 3^**). 79

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