Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Behalten, oder aber der Gräfin Losy zu überlassen, innige wollen gar einrathen solche zu verkaufen. Euer Hochwohlehrwürden werden hiendurch meinem Gene ralen gantz besonders Verbündlich ma chen, und mir gereicht es zu einem aus nehmenden Vergnügen meine gegen deroselben tragende wahre Hochachtung und Dienerschaft Bestättigen zu kön nen."^' Fr. Carl dürfte sich auf die Seite derer gestellt haben, die geraten hatten, die Herrschaft Mannersdorf zu verkaufen. Am 28. September 1754 schrieb der Provinzial P.Don Pius Manzador an Fr. Carl Popp:„Gleich mirzu hatIhro Majestät der Kaiser H. Von Posch zu mir geschicket und mich ersuchen lassen, dem Frater Carl zu schreiben."^- Der Kaiser wollte von Fr. Carl Information über die Herr schaft MannersdorP^. Auch sollte er den zu Unrecht von der Herrschaft Manners dorf verwiesenen Rentschreiber Grettler aufsuchen. Fr. Carl unterzog sich gewis senhaft diesem Auftrag.Er schrieb bis zu hundertBögen anInformation und suchte drei Tage lang den ehemaligen Rent schreiber.Diestat er schon deswegen mit einer gewissen Ausdauer,weilersonstbe fürchten mußte,wieder als Gutsinspektor eingesetzt zu werden. Diesmal allerdings als kaiserlicher Gutsinspektor, da der neue Käufer niemand anderer war als der Kaiser selbst. Er erwarb die Herrschaft um 400.000 Nicht nur wegen der Herrschaft Mannersdcrf, auch wegen des übrigen Nach lasses bedurfte man den Rat Fr. Carls. So stellte er eine Liste über die Wiener Ver lassenschaft der Gräfin herund dazu auch eine solche bezüglich ihrer Wünsche über die Herrschaft Scharfeneck^®. Die Wiener Verlassenschaft faßte er - ohne sich in Einzelheiten zu verlieren - in mehrere Gruppen zusammen: Schmuck, Mobilar, Bargeld und „Spiel-Banco".Femer„Was noch Von der orientalischen LoterieCammer zu haben mit dem,so wofür des Kayser Carls Mayst. garantiert habe." Bergrecht-Einlage. Es wäre aber auch nachzusehen, ob das Landesfurstliche Darlehen von 5000 fl. zurückbezahlt wor den seL Überdies-dürfte auch das Ober kammeramtdie Hofbesoldung noch nicht ganz ausbezahlt haben. Nicht ausständig dagegen istdieQuartalspensionvon 1000 fl. der verstorbenen Kaiserin (der Mutter Maria Theresias). Zu beachten aber wäre: „Wan Von der Regiernden Kayserin 4000 fl. Gnadengab etwas ausständigseyn soll, wird wohlnicht Begehrt werden wol len." Auch möge man nicht vergessen, nachzusehen,ob der Wein in dem Wiener Keller schon verkauft sei. Zu beachten wäre auch,welchePassiv-Kapitalien noch auszubezahlen wären. Betreffend der Herrschaft Scharfeneck möge man beachten, daß vom Herrschaftswert folgendes abgezogen werde: die Badkapelle, die eine immerwährende Belastung ist, und die Beneficiatenstiftung. Die Gräfin habe auch angeoi-dnet, die Tochter, die Scharfeneck erhalte, brauche keine Ablöse für das Mobilar zu leisten.Ausdrücklich aber habedie Gräfin verlangt,daß die Naturalvorräte verkauft werden müßten. Diese dürften nach der Schätzung Fr. Carls hauptsächlich in Ausbruch Wein und Körnern bestehen. Fr. Carl Popp besaß auch als Architekt eine beachtenswerte Begabung. Seine Zeichnung zur Barockisierung der West fassade der Michaelerkirche erregt noch heute das Interesse der Fachleute. Und dies nicht zuletzt deswegen,weil er hiezu eine vorzügliche Bauanleitung verfaßte. Das Kolleg Margarethen am Moos bei Schwadorf, das nach Popps Plänen ent stand, fugt sich harmonisch in das Orts bild®'. Weniger bekannt,aber keineswegs unbedeutend,ist die durch Fr. Carl Popp gestaltete Gartenfront des neuen Schlos ses zu Laxenburg". Ebenso entwarf er für den Aufgang zum Portal des Kollegs Mistelbach die zweiarmige Freitreppe®'. Nicht unerwähnt möge bleiben, daß die Einrichtung fast aller Kollegsarchive und Prokuraturen ein Werk dieses Laienbru ders ist.'". Zusammenfassung: Fr. Carl Popp war ein großartiger Organisator und ein all seits anerkannter Wirtschaftsfachmann. Das Ansehen, das er besonders bei der Gräfin Fuchs besaß, kam auch seiner Kongregation zugute, als es darum ging, die Niederlassungen der Barnabiten in Österreich zu einer eigenen Provinzzu er heben. Aber das ständige Verweilen in den Adelskreisen konnte ihn auf die Dauer nicht befriedigen. Die Spannung zwischen dem leitenden Beamten ausge dehnter Herrschaftsgüter und dem nach einem geistlichen Leben strebenden Klo sterbruder warzu groß.So schmerzlich es auch für die Gräfin Fuchs war,sie mußte ihn freigeben für seine klösterliche Ge meinschaft. Aber wenn ihr Schwieger sohn Generalfeldmarschall Daun auf die „alte Freundschaft"pochte,dann warihm Fr. Carl Popp jederzeit ein treuer Ratge ber. Anmerkungen: ' Series... Fratrum Conversorum ... Nr.66, Michaeler Kollegsarchiv (Abk. MiKA),XVI.Abtlg.,189.Lade,Nr.2.Fr.C. Popp starb am 10. Aug. 1774. 'Papier. H 74, B 53,5 cm, MiKA, XIV. Abtlg., Postament- unteres Fach (Abk. P u), Faszikel 95. ® MiKA,Abtlg.,Postament-oberes Fach (Abk.Po)43. Nr.30. ■' Zitiert Anm. 3, Nr. 34. ® Zitiert Anm. 3, Nr. 26, Briefe v. 3. Dez. 1738 u. 20. Jan. 1739. '■ Katalog, Maria Theresia und ihre Zeit, Wien 1980, 04,05, S. 52. Die Hochzeit fand am 29. Februar 1740 statt, Nostitz starb aber schon am 7. April des gleichen Jah res, Franz-Lorenz v. Thadden, Feldmar schall Daun, Maria Theresias größter Feldherr, Wien-München, 1967, S. 115. ' Zitiert Anm. 3, Nr. 37. ® Da das Ober-Mautamt in der Stadt Loiben 200 fl. Beneficium für einen Vikar zu diesem Kreuzaltar geben sollte und dies nebst anderen Stiftungen zur Erreichung der männlichen Er-bfolge veraiüaßt wur de, so dürfte Maria Theresia die anonyme Stifterin gewesen sein. Am 13. März 1741 wurde dann Joseph n. geboren. ' Zitiert Anm. 3, Nr. 37. Originalentwurf des Bildhauers Thaddäus Stammel für ei nen Kreuzaltar zu Mautem. Papier, Feder zeichnung. H 33.5, B 21,7 cm. ~ " Notata. Wie der Nach Mauthern Detehstinierte Altar Verfertigt wird, und wie hoch Er an Unkosten behandltermassen Zu stehen kommet. MiKA, IV-Po, 43, Nr. 37. " Zitiert Anm. 3. Nr. 28. " Das Original woirde am 20. April 1742 vom Sekretär Gabriel Josephus Stettner ausgestellt. Zitiert Anm. 3, Nr. 31. - '® Zitiert Anm. 3, Nr. 32. Zitiert Anm. 3, Nr. 35. Pfarrer v. Marga rethen am Moos war damals der Weltprie ster Philipp KarITerlingo(1735-1744). An ton Mayer, Marg. a. Moos, Separatdruck aus d. Top. v. NO, Wien 1903, S. 21 f. " Mayer, zit. Anm. 14, S. 13 u. 24. " Series Nr. 66, zit. Anm. 1. " Alois Gehart, Pfarre Margarethen am Moos, hislor. Abriß d. Pfarre, Schwechat 1980, S. 14 F. '® Zitiert Anm. 3, Nr. 35. " Thadden, zit. Anm. 6, S. 499. " Series Nr. 66, zit. Anm. 1. " Zitiert Anm. 3, Nr. 30. " Zitiert Anm. 3, Nr. 21. " Zitiert Anm. 3, Nr. 32. Topographie v. NO, 5. Bd., Wien 1903, S. 630 f. " Zitiert Anm. 3, Nr. 31. " Undatiert, zitiert Anm. 3, Nr. 29. Dazu Thadden, zitiert Anm. 6, S. 509. Wahr scheinlich ist hier Ferdinand Albert Prinz von Braunschweig-Bevem. preußischer General gemeint. Im Siebenjährigen Krieg standen sich Carl v. Lothringen und Prinz Bevern gegenüber. Ebenda S. 311. " Zitiert Anm. 3, Nr. 29. Der intensive Briefwechsel dauerte etwa von 1739 bis 1752. Als Orte werden angegeben: Florenz (1739), Preßburg (1741 mit beiliegender Formel d. Akklamation d. ungar. Stände; „vitam et sanquinem." Femer die Schlös ser Schönbrunn, Laxenburg. Favorita usw. Oft ist weder Ort noch Datum ange geben. " Zitiert Anm. 3, Nr. 30. Fr. Carls eigen händige Notiz auf dem Faszikelumschlag. " Briefe v. 2., 11., 15., u. 18. Dez. 1751. Zit. Anm. 3., Nr. 30. Zitiert Anm. 3. Nr. 31. Zitiert Anm. 3, Nr. 31. Zitiert Anm. 3, Nr. 25. Johann Adam von Posch wäre Vermögensoberleiter der .habsburgischen Familien- und Fond^güter. Katalog zit. Anm. 6, 422. FY. Carls Notiz auf Faszikelumschlag, IV-Po. 34.25. Thadden zit. Anm. 6. S. 182. Notata wegen der Gräfl. Fuchsschen Verlassenschaft und hauptsächlich we gen .. . der Herrschaft Scharfeneg. IV-Po. 43.31. Alois Kieslinger. Der Bau von St. Mi chael in Wien und seine Geschichte, in: Jb. d. Ver. f. Gesch.- d. Stadt Wien. Bd. 10 (1952/53). Wien 1935, S. 58. . Series Nr. 66. zit. Anm. 1. " Topographie v. NO. 5. Bd., Wien 1903, S. 703. Papier. Bleistiftzeichnung, H25, B 36.6 cm, MiKA. IV-Po. 43.38. " Series Nr. 66. zit. Anm. I. 31

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=