Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

den:P.Viktorist bereits 1896zum Priester geweiht worden.In den ersten Jahren war er Seelsorger in St. Louisville (Pittsburgh), dann Kaplan in Cincinnati und West-Hoboken, 1905 wurde er Pfarrer in Kansas, 1911 Rektor in Pittsburgh, 1914 bis 1920 Volksmissionar mit Wohnsitz in Baltimore und dann wieder Rektor im großen Kloster von Pittsburgh. Und trotzdem muß er sich diesem dreitägigem Examen unterziehen. Das verdrießt einen Pionier aus den USA keineswegs.Die Vorarbeiten für die Renovierung der Wallfahrtskirche sind schon längst eingeleitet. Der Hochaltar war ja mit Brettern gestützt Schon Ende 1926 schrieb Kardinal Piffl an den P.Superior:,,Anbei sende ich die mit geringfügigen Änderungen versehe nen Aufrufe(Spendenaktion)zurück mit dem Wunsche, daß dieselben den er wünschten Erfolg haben.Aberich erlaube mir zu bemerken, daß es ohne Amerika nichtgehen wird.Wirsind inÖsterreichzu arm geworden,um so große Aufgaben mit unseren bescheidenen Mitteln bestreiten zu können. Der Onkel aus Amerika muß Ihnen helfen!.. Folgender Ausschnitt aus einem Inter view mit P.Leonhard Barthelemy, veröf fentlicht am 2. August 1931 im Neuig keits-Welt-Blatt, Wien, gibt Aufschluß über den Erfolg der Aktion. P. Leonard: „Alles,wasSie hier sehen,haben wir ge schaffen. Die Renovierung hat uns bisher S 56.000,- gekostet. Den größten Teil der Summe erhielten wir aus Amerika. Zur Renovierung der Kanzel hat die Ge meinde Schottwien S 1000,- gespendet. Durch die Verschlechterung der wirt schaftlichen Lage auch in Amerika blei ben die Gaben in der letzten Zeit aus. Es ist sehrschade,denn hier gibtes noch viel zu schaffen. Die Bilder in der Kirche wurden von dem Wiener akademischen Maler Rodarush vor kurzem restauriert; wir beabsich tigen, die Wände der ganzen Kirche mit Marmor auszutäfeln, wollen neue Bänke einrichten und auch die Schatzkammer renovieren."(Marmor wurde keiner ange bracht- Rezession in USA!) WeitererzähltP.Leonard:„Uber unsere bisherige Tätigkeit berichten am besten die Zahlen.Bevor wir hierher kamen,be suchten keine 10.000 Wallfahrer jährlich die Kirche.Es ist uns durch unsere inten sive Propagandatätigkeit gelungen,diese Zahl zu vervierfachen.Im Vorjahr kamen 112 geschlossene Prozessionen mit über 40.000 Andächtigen. Diese Wallfahrten werden durch die Kirchenväter und durch den Katholischen Volksbund organisiert. Es kamen viele Prozessionen aus Ungarn, aus dem Burgenland,aus der Steiermark, aus Niederösterreich,aus Wien und Ober österreich. Im vergangenen Jahi- fanden in unserer Kirche286Trauungen statt..." Aber bereits 1928 berichteten verschie dene Zeitungen über die Tätigkeit der Patres aus den USA anläßlich der 200Jahr-Feier seit Grundsteinlegung der Ma ria Schutzer Kirche.(Wiener Kirchenblatt, Wiener Zeitung, Illustrierte Kronenzei tung,Grazer Volksblatt, Reichspost,Vor arlberger Volksblatt, Volksfreund, Sormtagsglocke. Neues Wiener Tagblatt usw.) Einen Einblick in das Wirken derPatres aus den USA gibt das Intensivprogramm, September 1928: 8. September,10.30 Uhr, Pontifikalamt, zelebriert von Kardinal Piffl; 15 Uhr Segen; 19.30 Lichterprozes sion. Täglicher Gottesdienst während der folgenden Novene,6,7,8,9Uhrhl.Messe10.30 Uhr Hochamt,15 UhrAndacht,Pre digt und Segen,19.30 Uhr Lichterprozession. Zur Schlußfeier am 16. September 1928 zelebriert Dr. Norbert Klein, Titularbischof von Syene xmd Hochmeister des Deutschen Ritterordens. Der Wiener Männergesangsverein wirkte bei diesem Gottesdienst mit. Außerhalb der Gottes dienste fanden verschiedene Konzerte statt. Musik und Gesang organisierte und förderte besondersP.Christoph BerloCP, der vorher als Organist und Dirigent an der Passionistenkirche in New Jersey ta tig war. Auch Kardinal Innitzer schätzt die Ar beit der Patres aus den USA.Fast jedes Jahr pontifizierte er in Maria Schutz.Die besondere Verbundenheit zeigt ein Ar chivbericht aus 1938: „Nach der Machtergreifung der Nazis in Österreich ging die Kirchenverfolgung los.Der gute,außergewöhnlich volkstüm liche Kardinal Innitzer war die Ziel scheibe ihres satanischen Hasses. Große Freude und Trost brachte dem Kardinal untenstehendes Kabelgramm,das er per sönlich dem Kloster Maria Schutz über eignete.Es ist eines von zwei Kabelgram men,die ziemlich gleichlautend sind.Das andere wurde von New Orleans geschickt - Heimatdiözese des Erzbischofs Rum mel. Der Kardinal sagte damals bei der Überreichung des Kabelgrammes: ,Gott sei Dank! Der amerikanische Episkopat hat meine Ehre als Bischof wiederherge stellt.' Das Kabelgramm,aus dem Englischen übersetzt,lautet: ,Die Bischöfe der Verei nigten Staaten,die sich zu Washington zur jährlichen Konferenz am 14. Oktober ver sammelt haben, beauftragen mich, ihren Bruderbischöfen in Osterreich tiefste Sympathie in Stunden bitteren Schmer zes zum Ausdruck zu bringen, unter de nen sie heute vor der ganzen Welt als un anfechtbarer Zeuge für die Gerechtigkeit und tapferer Sprecher stehen. ErzbischofRummel" Hier sei auch erwähnt, am 29. August 1939empfing Pius XII.P.Viktor Koch CP in Castel Gandolfo in Privataudienz und ließ sich über die Lage in Osterreich und Deutschland unterrichten. Im Osservatore Romano istfür diesen Tag nur die ge nannte Audienz gemeldet. Der Papst kannte P. Viktor Koch seit seiner Tätig keit als Nuntius in Deutschland. Korre spondenz z. B.: Das Staatssekretariat Sr. Heiligkeit An P. Viktor Koch ,,Für die mir anläßlich meiner Ernen nung zum Staatssekretär Seiner Heilig keit ausgesprochenen gütigen Wünsche beehre ich mich,den lieben Söhnen des hL Paul v. Kreuz in Deutschland und Österreich meinen verbindlichsten Dank zu sagen. Rom,im Februar 1930. E. Card. Pacelli" Der Nationalsozialismus machte all mählich die Seelsorgearbeit der Ameri kaner in Maria Schutz unmöglich.Am 12. März1938teilte P.WalterMickel,geb.1897 in Fort Lee, N.J., den Novizen mit, daß Hitler seine Truppen in Osterreich ein marschieren ließ. P. Walter weinte. Ich stand damals unter den Novizen. Wir Deutsche und Österreicher konnten als junge Leute die Trauer nichtrecht verste hen.(Das Noviziat war schon einige Zeit zuvor von Maria Schutz nach Schwarzenfeld, Bayern, verlegt worden. Trotz der Nazizeit konnten dort die Amerikaner noch ein Noviziatskloster erbauen.) Maria Schutz bekommt aber das Re gimezu spüren.In Bayern wares leichter. Der Chronist schreibt „Wir Maria-Schutzer erlebten aufre gende Momente, als wiederholt die Ge stapo vorsprach. Jedesmal war der Ge^ suchte nach den USA abgereist. So P. Markus, P. Julius, P. Christoph. Später waren wir angezeigt: Wegen Verstoß ge gen das Predigtgesetz; wegen Zersetzung der Bevölkerung; wegen geheimer Ge genumtriebe; unerlaubtem Empfang von Lebensmitteln, und zuletzt wegen uner laubter Beherbergung Fremder. Mit Hilfe unseres gutgesinnten Polizeiinspektors wurde alles leicht überwunden, und nur das letzte Mal bekam ich vom Landrat ei nen polizeilichen Verweis.-Jede Repara tur mit Hilfe von Handwerkern war uns am Haus verboten. Auch aus dem klein sten kirchlichen Wald mußtejährlich Holz geliefert werden. Das Finanzamt Neun kirchen machte solche Schwierigkeiten, daß wir unserProvinzialat nach München verlegen mußten. Daß der oben erwähnte F.Markus Seybold,geb.1903in Fredonia,N.Y.,gesucht wurde von der CJestapo, darf nicht wun dern. Er hielt am 1. Mai 1939 während ei nes Gottesdienstes die Predigt, in der er offen seine Meinung über den Nationalso zialismus sagte. Nach der Predigt stieg er in ein bereitstehendes Taxi und fuhr fort. Uber Holland entkam er in seine Heimat USA. Mehr Schwierigkeiten hatte schon P. Christoph Berlo. Ihm wurde Anfang August 1940 der Reisepaß abgenommen. Er wußte genau,in diesem Büro,in jener Lade liegt der Paß. Eine Raumpflegerin verschaffte dem Pater den Paß. Über Nordosten verließ erdasReich.Erstießzu einer Gruppe von Flüchtlingen. In Finn land kampierten sie fünfmal in Zelten. Murmansk war der rettende Hafen. P. Berlo kam wieder zurück nach Europa, aber als Militärkaplan in den US-Streit kräften. Zuallerletzt,bevor die USA in den Krieg eintraten,reisten P.Walter Mickel und P. Adolf Schmitt ab. Mit nur zehn Mark ka men sie in die Schweiz. Sie durften nicht mehr Geld mitnehmen.Die Eltern von P. Bernhardin Krempel CP (der Schweizer Staatsbürger war) halfen, daß die Patres über Frankreich nach Madrid kamen.Der Nuntius in Madrid half weiter. In Lissa bon erreichten sie noch ein Schiff nach den USA. Obwohl die Mitbrfider in den USA zu jeder Hilfe bereit waren,-war es äußerst schwierig für die Patres, wegzu kommen.P.Walter hatte sich zudem noch eine Blutvergiftung zugezogen nach einer 19

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