arbeitete er hingebungsvoll in den USA und in Kanada aufdiesem Apostolatsfeld. Sein besonderes Charisma war die Mannerseelsorge. Er charakterisierte sich sel ber „Solltet ihr einmal nicht sicher sein, ob ich noch lebe, dann fuhrt Männer in mein Sterbezimmer.Wenn ich nichtrede, dann könntihr überzeugt sein,daß ich tot bin." P.Lehnerd war die treibende Kraft für eine Klostergründung von den USA aus in München-Pasing (1922). Dort ist er auch 1941 nach einer Operation gestorben. In der Verkündigung des Gotteswortes war er ohne Furcht. Zur Zeit des Dritten Reiches wollte man ihn nach einer Pre digt, der nichts an Deutlichkeit fehlte, in die sog.„Schutzhaft" nehmen.Da er sich weigerte, wurde er einige Tage später in Mühchen b^m Staatsanwalt vorgeladen. Zuvor nahm er noch persönlichen Kon takt mit dem amerikanischen Konsulat auf. Der Vizekonsul, kein Katholik, aber ein großer Verehrer von P. Valentin, be gleitete ihn. Doch P. Valentin ging allein zum Staatsanwalt hinein. Der Vizekonsul wartete vor der Tür. Während der Ver nehmung wurde es ziemlich laut. P. Va lentin sprach mit erhobener Stimme, schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie:..Ich bin kathoKscher Priester und ich bin bereit, für meine Glaubensüber zeugung auch mein Leben hinzugeben!" In diesem Augenblick flog dieTür aufund der amerikanische Vizekonsul stürmte herein, um seinem Landsmann beizuste hen. P. Valentin wurde ohne Schutzhaft entlassen. P,Viktor Koch wurde am 25. Mai 1873in Hermitage,Pennsylvania,geboren.Schon mit 17 Jahren trat er bei den Passionisten ein. 1896 wurde er zum Priester geweihL Er wirkte als Kaplan und Pfarrer in deutschsprachigen Gemeinden,bewährte sich als Ordensoberer. Lange Zeit war er dann für die deutsch-österreichische Gründung verantwortlich. KardinalPifflerwähnte bei der Audienz fi.ü die beiden amerikanischen Patres auch Maria Schutz. Es läge ihm sehr am Herzen,diesen alten und berühmten Wall fahrtsort wieder in die Höhe zu bringen. Kowanda begleitete die Amerikaner nach Gloggnitz zur Besichtigung des Schlosses und der Kirche. Mit Pfarrer Bu cher sprachen sie dann auch bei Pfarrer Schnetzinger in Maria Schutz vor. Die herrliche Lage der Wallfahrtskirche im Semmeringgebiet begeisterte P.Lehnerd und P. Koch.Es war Liebe aufden ersten Blick. Die amerikanischen Passionisten ent schieden sich für Maria Schutz, aber der alte Pfarrer Schnetzinger(geb. 1852)resi gnierte nach langem Hin und Her erst im November 1925. Pfarrer Stefan Schnetzingerschickteim Feber 1925 folgendes Telegramm an Herrn Kardinal Piffl:..Unmöglich,daß die Passionisten nach Maria Schutzkommen, weil sie Kriegsfeinde waren." Eine Aufzeichnung von einem Ge spräch Pfarrer Schnetzingers mit P. Vik tor Koch: „Mein lieber Bruder - es geht nicht, es geht nicht; Sie waren Kriegs feinde und die Leute werden Euch nicht haben wollen. Meine Freunde haben mir gesagt,.Warum Fremde hernehmen, ha ben wir nicht genug von unseren eigenen Leuten?'-Ich weiß, ich tue Dir weh, es geht aber nicht...ich sag's Dir trocken ins Gesicht-es geht nicht!" Se. Eminenz rückte aber keineswegs von der mündlichen Vereinbarung ab,die am 26. September 1924 auf Schloß Kra nichberg getroffen wurde. Von selten der Passionistenkongregation waren zuge gen:P.Alfred Cagney,GeneralkonsultorP. Stanislaus Grerman, Provinzial der US-Ostprovinz- P. Viktor Koch, verant wortlich für die deutsch-österreichische Gründung. Die Vereinbarung lautet: 1. Die Passionisten bekommen die Kir che.-das anschließende Gebäude (Pfarr hof)und alles andere der Pfarre Gehören de, wie Grundstücke usw. als Eigentum. 2. Die Passionisten verpflichten sich, als Gegenleistung die jetzige Kapelle am Semmering zu vergrößern, so daß sie Raum bietet für 300 bis 400 Personen, Stehplätze miteingeschlossen. Wenn dies nicht möglich ist, sollen sie eine neue Kirche bauen von der gleichen Größe. Die Pfarre wird auf den Semme ring verlegt, und die Passionisten, wenn sie einmal ihren Verpflichtungen betreff Kirche nachgekommen sind,können sich vom Semmering zurückziehen und die Pfarre aufgeben. (Die Passionistenkongregation hat zweimaldas Geld gemäß obiger Vereinba rung aufgebracht: Vordem Zweiten Welt krieg-die politische Gemeinde stimmte einer Erweiterung nicht zu.Das Geld ver fiel. Nach der Währungsreform am 16. No vember 1954. ZI. 6655/3/54, teilt das eb. Ordinariat dem P.Provinzial Walter Mikkel mit, daß die Summe von S 736.670,- die Ablöse erledigen würde.In Teilbeträ gen wurdedann die Schuld baldigstabge tragen.) Doch weiter im Ablauf der Geschichte. Am 21. November 1925,Fest Maria Of»- ferung, haben die Amerikaner Kloster und Kirche feierlich übernommen. Pfar rer Schnetzinger hatte am 19. November, einem schönen, sonnigen Tag, Maria Schutz verlassen. Seine Abschiedszeilen aufeinem karierten DIN-A5-Papier: „Bitte,auf der Kanzel den Maria Schüt zern folgendes zu sagen oder zu verlesen: Meine lieben Maria Schutzer!Ich bin am 19. November fortgegangen,ohne von je mandem Abschied genommen zu haben. Ich war 32 Jahre Pfarrer bei Euch.Somit wäre mir der Abschied aufder Kanzel als auch einzeln schwer gekommen. Daher nehme ich jetzt aufdiese Weise Abschied. Möge niemand böse über mich reden! Sollte ich jemanden beleidigt haben, so bitte ich ihn um Verzeihung. Es ist gut, daß Maria Schutz ein Kloster geworden ist. Denn Maria Schutz ist als Kloster ge gründet worden und soll wieder ein Klo ster werden. Beten wir alle füreinander, damit der liebe Herrgott durch die Für bitte der lieben Mutter Gottes eine glück selige Sterbestunde gebe. Vergeßt auch nicht die Herz-Jesu-Andacht. Euer ergebenster Stefan Schnetzinger Wien XIII, Stock im Wege." Pfarrer Schnetzinger nahm schweren Herzens Abschied, aber seine Befürch tungen betreff seinen Nachfolgern aus „Feindesland" waren unbegründet. Der Chronist schreibt: „Deutsch-Amerikaner unter Führung von P.Viktor Koch aus der Kongregation der Unbeschuhten Kleriker vom Kreuz und Leiden unseres Herrn übernehmen die Pfarre und die Wallfahrtskirche Maria Schutz am Semmering. Kirche und Klo ster werden renoviert.1928feiert der Wall fahrtsort,200 Jahre seitGrundsteinlegung der Kirche'.Im Chor erschallt nachts von 1.30 Uhr bis 2.30 Uhr der Mettengesang. (Ja,die Passionisten aus USA stehenjede Nacht auf für Matutin und Laudes!). An Festen I. Klasse wird feierliche Vesper und levitiertes Amt in der Barockkirche zelebriert. Novizen mit glühendem Eifer beten und arbeiten im Haus, im Garten und unten auf dem Feld der Landwirt schaft, Gostritz 5. Philosophie und Theo logie werden in Maria Schutz doziert an Studenten aus USA und Deutschland. Priesterweihen gibt es in Maria Schutz. Die seeleneifrigen Patres besuchen die Familien(von der Pfarrseelsorge in USA sind sie gewöhnt,jede Familiezweimalim Jahr zu besuchen)und spüren den verlo renen Schäflein nach." Von nah und fern kommen wiederzahl reich die Wallfahrer (sogar aus Ungarn). Sie finden ja allzeit bereite Beichtväter, diensteifrige Wallfahrtspriester,erprobte, vielgereiste Volksmissionäre. Zirka 150 Trauungen werden jährlich gehalten. P. Christoph Berlo gründet den „Männer chor Maria Schutz", der viele Männer an das aktive liturgische Mitfeiern bindet. Aus der Zeit zwischen 1925 und 1941 noch einige interessante Einzelheiten.Der alte Pfarrhof von Maria Schutz wurde re noviert und innen umgebaut. 17 Kloster zellen wurden eingerichtet. Aus dem Ka pitelbuch geht hervor, daß gewöhnlich 6 Patres mit ewiger Profeß zum Kloster ge hörten. Die übrigen Zellen waren von Laienbrüdern, Novizen und Klerikerstu denten bewohnt. Wie das Verkündbuch zeigt, führen die Patres von Anfang an die Seelsorge rege weiter. Versammlung der Marianischen Männerkongregation, der Frauenkongre gation, der Jungfrauenkongregation. Gleich für 8.Dezember1925 wird stark auf den Empfang der Sakramente hingewie sen. Monatlich wird Gemeinschaftskom munion für die Männerkongregation usw. vermeldet. Obwohl Kardinal Piffl den Amerika nern in Maria Schutz sehr geneigt war, wurde vorerst keiner zum Pfarrprovisor ernannt. Bruder Konrad Kellnhauser er zählt heute noch:„Was war dasimmerfür eine Mühe! Für jede Trauung mußte ich nach Schottwien hinunterlaufen (insgesamt fast eine Stunde Wegs) und vom Pfarrer Adolf Chovanec, Excurrendo Provisor für Maria Schutz,die schriftliche Delegation holen." P.Viktor Koch besteht mit Erfolgam 3., 4. und 5. Mai 1927 vor Examinatoren der Erzdiözese Wien dasExamen,,quo ad officium parochiale quoad scientiam idoneus declaratus fuerif'.Er wird daheram I.Juli 1927 zum Lokalprovisor ernannt und am 23. September feierlich in die Seelsorge eingeführt. Dabei muß aber bedacht wer18
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