Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Prof. Rudolf Gmeiner(t 1924) Als Lebensretter in den Opfertod Selten wird eine Großstadt ein Prie ster-Leichenbegängnis erleben,wiejenes, welches sich am 23. Dezember 1924 von der St.-Thekla-Kirche in Wien IV (Woh nung Gmeiners: Wiedner Hauptstraße 82) auf den Ottakringer Friedhof bewegte. Ganz Wien, mit seinem Oberhirten (Kar dinal Pifll) an der Spitze, gab die letzte Ehre einem priesterlichen Jugend-Bild ner, der in vorbildlicher Treue zu seinem Berufe den Heldentod gefunden hatte. Gelegentlich eines „Wandertages", den der Religionsprofessor des Ottakringer Gymnasiums (Wien XVI, Maroltingergasse 69-71) R.G. zu einer Führung der Primanerin die Praterauen und zum Win terhafen benützte, waren noch zwei der Kleinen aufdem zu dünnen Eise des Pratertümpels eingebrochen und in Lebens gefahr geraten.Sofortstürzte derväterlich besorgte Führer den Gefährdeten zu Hilfe herbei. Allein, während die zwei Kinder gerettet wurden, gab der gute Hirte sein Leben hin. In den eisigen Wellen hörte sein Herz auf zu schlagen.- Die Kunde von diesem Opfertode erschütterte nicht nur das katholische Wien,sondern selbst die glaubenslose Öffentlichkeit beugte sich vor der sittlichen Größe desselben in Nachrufen der gesamten Presse und in Grabreden selbst von Vertretern gegneri scher Weltanschauung. Dieser Priestertod hatte auf alle durch die überwältigende Einfachheit und Selbstverständlichkeit der Pflichtauffas sung gewirkt. Aber er fügte sich auch harmonisch ein in das damit abgeschlos sene Priesterleben, welches von der Hin gabean den heiligen BerufinjederStunde getragen war.In gerader Schlichtheit ver lief das Wirken Gmeiners, wie es seiner bieder-edlen Art entsprach, die nirgends sich selbst suchte, sondern das Zeichen der dispensatio Dei (1. Kor. 4,1) durch wegs an sich trug. Rudolf Gmeiner stammt aus einer bäuerlichen Familie Südmährens, wo er im November 1874 in Höflein unweit von Laa an der Thaya (einer Pfarrei, die eine Anzahl von Priester- und Ordensberu fenen hervorbrachte) geboren wurde. Die Gymnasialstudien legte er als Zögling des erzbischöflichen Knabenseminars am Staatsgymnasium in Hollabrunn 1886 bis 1894 zurück und schloß die Matura mit Auszeichnung ab. Der Jahrgang war 15 Studenten stark, Es folgte geradlinig das Philosophie-Theologie-Studium als Alumnus des alten Priesterseminars am Stephansplatz 3 an der Wiener theologi schen Fakultät. Die Zeugnisse trugen durchwegs die Note eminenter. Höchste Intelligenz blieb bei ihm zeitlebens ge paart mit bescheidenster Anspruchslo sigkeit. Seinem lauteren Charakter, dem alle Kompliziertheit so mancher Psyche fehlte, war jene vornehme Sachlichkeit eigen, welche sich im Bestreben kund gibt, alles ganz zu sein, was eine höhere Sendung fordert. So füllte der Verstor benejede derihm zuteil gewordenen seel sorglichen Aufgaben als ganzer Mann und Priester durch. Als er nach der Subdiakonats- (10. Juli 1898) und der Diakonatsweihe (17. Juli) am 24. Juli im Stephans dom die Priesterweihe empfangen hatte, sandte ihn sein Bischof(Kardinal Erzbischof Anton Josef Gruscha) nach der Liechtenstein'schen Pfarre Feldsberg (nunmehrin derCSSR),wo er von 1898 bis 1901 als Kooperatortätig war.Von da kam er nach Wien XIII, Pfarre Ober-St-Veit, um an der Seite Pfarrers Hubert Riedl, seines ehemaligen Vize-Rektors am Hollabrunner Knabenseminar(seit 1880 Studienpräfekt, dann Vizerektor, 1899 provi sorischer Leiter, seit 11. April 1901 Pfar rer), bis 1904 zu wirken. 1904 übersiedelte er an die Pfarre Breitenfeld, Wien VIII, 1907 übernahm er die Stelle eines Reli gionsprofessors am neuerstandenen k.k. Staats-Bundesgymnasium in Ottakring, die dann später seine ganze Tätigkeit in Anspruch nahm. In der ganzen seelsorglichen Wirksam keit des Heimgegangenen prägt sich so recht die Wahrheit aus, daß der Priester ein Mann des Volkes ist. Gerade auch das Vereinsleben bietet die rechte Gelegen heit für den Großstadtseelsorger,sich um das Volk anzunehmen,und so finden wir Gmeiner auf diesem Gebiete stets in reg ster Tätigkeit.Am meisten zog ihn immer WiederdasProblem derJugenderziehung und Jugendfürsorge an. Der riesen starke Mann mit einem wahren Kinder herzen fühlte sich inmitten der Jugend so rechtin seinem Element.An den geistigen Fähigkeiten des Verewigten prallte wie dereinmaldas Vorurteilab,als ob derKle ruseinseitig sei.Es gibt keine geistige und künstlerische Frage des modernen Le bens,an der Gmeiner nicht regsten Anteil genommen hätte. Was die christliche Kunst betrifft,so wird esihm stets unver gessen bleiben,was er getan hat,als eines der eifrigsten Mitglieder des Sängerbun des „Dreizehnlinden", um die hohe Kul turmission katholischer Kunstübung in ihrer ganzen Tragweite weiten Kreisen verständlich zu machen. Mit all der anstrengenden und aufrei benden Kleinarbeit des Großstadtseel sorgers sich in gehöriges Licht zu setzen, das war dem Wesen dieser getreuen Prie sterseele völlig fremd. Zeichen der Aner kennungzusuchen,vertrug sich nicht mit ihrer Selbstlosigkeit, die schließlich die Probe jedes echten Priestergeistes ist. Vielleicht gerade deshalb,weil die Weltso leicht vergißt, dies einzuschätzen, hat es dem Herrn gefallen, wie mit Blitzes schnelle die Erkenntnis vom guten Hir ten,derseinLeben hingibtfürseineScha fe, wieder einmal die Herzen mächtig ergreifen zu lassen. Anm.:Personalstand der Wiener Erzdi özese; Wiener Diözesanblatt; Korrespon dent des Priester-Gebets-Vereines Assiciatio Perseverantiae Sacerdotalis, Wien 1925, Nr. 1; Reichspost; Johann Grippel. Geschichte des f. e. Knabenseminars der Erzdiözese Wienzu Oberhollabrunn,1906; Hans Groer. Hundert Jahre Knabensemi narder Erzdiözese Wien.Hollabrunn 1956; Hundert Jahre Bundesgymnasium Hol labrunn. 1965; Karl Hörmann. Höflein an der Thaya. 1982. Dr.F.L. Innitzer als lebensnaher Neutestamentier Siehe seine „Bemerkungen zur neuen Schulbibel" i. J. 1925.(Christlich-pädago gische Blätter, Wien 1925, VI,S. ISlff. u. IX/X,S. 184ff.). „Da biblische und evangelische Fragen auftauchen, die Aufklärung erheischen", führte er damals aus,versuche er,„bezüg lich solcher einige (es sind ein paar Dut zend interessante Deutungen), Auf schlüsse zu geben". Darin erwies er sich als ein vollaufderHöheder neueren Bibel wissenschaft basierender Gelehrter, hier aber auch als für Predigt und Katechese zuständiger Förderer, wie ihm seine ehe maligen Hörer bestätigen konnten. Ab schließend erklärte er sodann,„daß sich noch manche Einzelheiten anführen lie ßen, um ein Abgehen von bisherigen (überalteten) Ausdrücken zu rechtferti gen (was bis heute z. T. noch Geltung hat)."Im vorstehenden wurden der Kürze halber nur die wichtigsten zur Sprache gebracht. Auch auf manche umstrittene Dinge konnte nicht eingegangen werden. -„Man muß darum bei solchen Neuerun gen vorsichtig sein. Bezüglich der darge botenen Vorschläge dürfen die hochw. Herren Katechetenversichertsein,daß sie exegetisch begründet sind. Ich schließe mich dem Wunsche an, der neue Text möge,durch gute Vorschläge verbessert, sich für den Unterricht(im Religionsun terrichtan den Volks- und Bürgerschulen, wofür die neue Bibel erarbeitet wurde) brauchbar erweisen und gute Aufnahme fmden."So Innitzer. Dr.F.L.. Wiener Diözesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (AUeininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Verantworüicher Schrifüeiter: Prof. Dr.Franz Loidl.Alle: 1010 Wien.Wollzeile 2.-Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m.b,H.,1080 Wien,Strozzigasse 8. Das„Wiener Diözesanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 16

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