Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

nicht in der Lage, eine so große Auslage wie eine 8 m lange Fahne zu leisten. Da nur mehr eine telegraphische Ant wortnoch rechtzeitig hier eintreffen kann, wird darum gebeten und ersucht, die allfalligen Auslagen hiefür hier einheben zu lassen. Joh. Sobotka,Pfr. DAW,Bischofsakten. 2391/2 Schwarzau i. Geb. Filialkapelle Naßwald 6. Juni,1940 An die Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien, z. H.von Obersenats rat Dr. Schaufler, Wien 1 (I.) Neues Rat haus. Das Pfarramt Schwarzau im Gebirge, Niederdonau, meldet uns, daß die der Gemeinde Wien gehörige Kapelle St. Hu bertus in Hinternaßwald einem evangeli schen Arbeiter als Wohnung überlassen wurde.Schon gelegentlich derSammlung kriegswichtiger Metalle hatten Organeder Forstverwaltung Naßwald sakrale Geräte (Kelch, Altarleuchter, Bronzeglocke) aus der Kapelle entfernt.AufunsereInterven tion hin versprach man in der Forstabtei lung(Wien, VI., Grabnergasse) die sofor tige Rückstellung derGegenständean die Kapelle.Nun meldetdaszuständige Pfarr amt die gänzliche Profanierung des Ka pellenraumes. Da die Wohnungsnot am Lande keine so große sein dürfte,daß sa krale Gebäude als Wohnungen angefor dert werden müßten, ersucht das erzbi schöfliche Ordinariat um Wiederherstel lung des geweihten Kapellenraumes. DAW,Bischofsakten. Z.XIII-120/4 Mistelbach,am 8. 5. 1953 Niederschrift. Ort der Amtshandlung:im Amte. Zeit der Amtshandlung:8.45 Uhr. Gegenstand der Amtshandlung: Franz Schmida OF. Leiter der Amtshandlung: VB Pfann. Es erscheint Franz Schmida, Pfarrer, Reinthal 138 und gibt über Befragten fol gendes an: Ich war von Allerheiligen(1. 11.'52)bis zum Einreichungsdatum infolge meiner Krankheit nicht in der Lage,meinen An trag auf Ausstellung einer Amtsbeschei nigung bzw.eines Opferausweises einzu reichen.Ich habe mir in der Haftäußerste Empfänglichkeit der Bronchien zugezo gen,so daß ich den größten Teil der Zeit das Bett hüten mußte und das Haus nicht verlassen konnte.Ich war sogar nicht in der Lage, normal zu reden, konnte mit knapper Not meiner Pflicht als Pfarrer nachkommen, mußte jedoch jedes laute Reden und auch die Predigt bei der hl. Messe unterlassen. Betr. meines Gesund heitszustandesverweiseich aufdas vorge legte ärztl. Attest. Im Sommer 1944 waren in der Umge bung von Reinthal ungarische Zwangsar beiter eingesetzt. Da sie auch die Kirche besuchten und mit mir sprachen,kam ich in den Verdacht, daß ich mich mit ihnen abgegeben hätte. Nachträglich stellte sich heraus, daß es KZler waren. Im August 1944 wurde ich daher zur'Gestapo nach Lundenburg befohlen und einem länge ren Verhör unterzogen.Da man mir nichts nachweisen konnte,wurde ich am selben Tag entlassen. Ich stand weiter unterBeobachtung der Gestapo und wurde dann im Jänner 1945 verhaftet. Damals wurden sämtliche poli tisch Bedenkliche verhaftet und ich wurde mit einer Anzahl von Einwohnern der Umgebung nach Wien transportiert. Ich stütze meinen Antrag aufdie § l(l)d OFG, da ich mir die betr. Erkrankung während der Haftzugezogen habe und auf § 1(2)b OFG da ich in der Zeit von 25.1.-7. 4.45 in Haft war. Ich mußteetwa2Monate(damals wares Winter)bei offenem Fensteraufeinem Be tonfußboden schlafen.DadieInhaftierten sich Läuse zugezogen hatten,wurden wir entlaust Nachher erfolgte ein siedend heißes Brausebad. Darauf mußten wir in einem zugigen kalten Gang auf Beton, bzw.Steinpflaster eine halbe Stunde ent blößt stehen. Dort hatte ich mir aufjeden Fall mein Leiden zugezogen, wenn nicht schon früher infolge der Nächtigung am Fußboden.Ich erkrankte daraufan Bron chitis,Rippenfellentzündung mit doppelseit. Exultat, Angina guturis. An diesen Krankheiten leide ich noch immer.Als ich nach Hause kam, erkrankte ich an den gleichen Krankheiten. Der behandelnde Arzt erklärte mir,daßich daran mein gan zesLeben laborieren werde.Im Winter bin ich daher sehr empfanglich. Franz Schmida,Pfr. Anm.: War während der Kar- und Osterwoche 1945 darselbst aufSeelsorgsaushilfe. Pfr. Schmida-übrigens 1926/31 Studien- und Weihekollege-starb schon am 2. 10. 1970, erst 64 Jahre alt und 39 Jahre Priester. Dr. F.Loidl DÖW. Betrifft: Stift St Lambrecht Vom fürstbischöfUchen SeckauerOrdina riat. Z.4485 Graz,am 14. Mai 1938 An seine Eminenz den hochwürdigsten Herrn Dr.Theodor Kardinal Innitzer Erzbischof etc., Wien. Eure Eminenz! Da seine Exzellenz der hochwürdigste Herr FXirstbischof auf einer Firmungs reise sich befindet und erst am Montag den 16. Mai 38 heim kommt, beehre ich mich,Eurer Eminenzfolgende Mitteilung zu machen. Der Abt des Stiftes St. Lam brecht teilt unterm 13. Mai anher folgen des mit: „Laut Verfügung des Staatskommis sars für Privatwirtschaft ddo., Wien, 29. April 38, Ballhausplatz 2, ZI. 342/Wa/Ha/ 1938 wird das Stift St. Lambrecht seit 7. Mai 38 durch Herrn Hubert Erhart kommissarisch verwaltet. Die Patres mußten ihre Wohnungen im Stifte verlas sen, dürfen das Stift nicht betreten und sind im Gasthaus „Lambrechterhof' un tergebracht. Die Kost wird ihnen von der Stiftsküche gebracht und es wird ihnen vorgeschrieben, daß sie mittags um 11 Uhr mit den Dienstleuten und abends um 18.30 Uhr zu essen haben. Infolgedessen ist das Chorgebet nicht möglich und kön nen auch andere gemeinsame religiöse Übungen nicht verrichtet werden." Dies Eurer Eminenz sofort mitzuteilen halte ich für meine Pflicht, weil es Eurer Eminenz vielleicht möglich ist,den Patres Erleichterungen zu verschaffen bzw. die Erfüllung ihrer Ordenspflichten zu er möglichen. Indem ich michzum Kusse des hl. Pur purs neige verbleibe ich der in Ehrfurcht ergebene Dr. Steiner, Kanzler DAW,Bischofsakten,Innitzer, 18, Orig. Die Umbettung der Kardinäle Gruscha und Nagl Im Zuge der Renovierungsarbeiten in der Barbarakapelle unter dem unausgebauten Nordturm des Stephansdomes, welche als Meditationsraum eine „Insel der Stille" im sonst leider meistens sehr lauten Dom werden soll,stieß man aufdie Gruftplatten der beiden Wiener Erzbischöfe Gruscha und Nagl.Da in besagter Kapelle eine Bodenheizung eingebaut werden soll,stand man nun vor der Wahl, die beiden Grüfte entweder zuzubetonieren und dieHeizungdarüberzuzieheneine Lösung,die nicht sehr pietätvoll er schien,oder die darunterliegenden Särge zu exhumieren und sie in der Bischofs gruft unter dem Mittelchor neuzu bestat ten. Nicht zuletzt dank des großen Entge genkommens der Wiener Städtischen Be stattung, die eine sehr großzügige Unter stützung gewährte,wurde es möglich,die Exhumierung und Wiederbestattung deibeiden Kardinäle ins Auge zu fassen. Und so wurden am 16.September 1982 die beiden Gruftplatten gehoben und die beiden in etwa ein Meter Tiefe stehenden Särge freigelegt. Am 21. September wur den die beiden Särge aus den Grüften her ausgehoben und die Übersärge,zwei sehr schöne, aber leider schon korrodierte Stücke des Späthistorismus, aus Zink, plattvergoldet,geöffnet.Im Inneren eines jeden befand sich je ein Metallsarg mit ei ner Glasöffnung im Bereich des Kopfes. Laut Aussage der Sachverständigen war der„Erhaltungszustand"der Zelt und den Umständen entsprechend. Beide Kardi näle waren mit den Pontifikalgewändem bekleidet,Kardinal Gruscha trug eine Ka sel des späten 18. Jahrhunderts, Kardinal Nagleine Kaselausseiner Zeit.Beide hiel ten ein Sterbekreuz in Händen. Nach erfolgter Umbettung in zwei von der Bestattung bereitgestellten Särgen wurden diese verschlossen und am 30. September durch den Herrn Kardinal im Beisein des Domkapitels feierlich in der Bischofsgruft wiederbeigesetzt. 13

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