Seipel-Gedenktafel Am Mittwoch, dem 24. November 1982^ um 16.30 Uhr, wurde am ehemaligen Wohnhaus(Kloster und Spital der Diene rinnen des heiligsten HerzensJesu, Wien 3, Keinergasse 37, rechts vom Eingang) des Altbundeskanzlers Dr. Ignaz Seipel durch den Bundespartei-Obmahn der ÖVP,Dr.Alois Mock,folgende Gedenkta fel in feierlicher Weise enthüllt: HIER WOHNTE VON 1920-1932 PRÄLAT DR.IGNAZ SEIPEL 1875-1932 PROFESSOR FÜR MORAL THEOLOGIE SUPERIOR DES ORDENS DER DIENERINNEN DES HEILIGSTEN HERZENS JESU K.K.MINISTER FÜR SOZIALE FÜRSORGE . 1918 OBMANN DER CHRISTLICH SOZIALEN PARTEI 1921-1930 BUNDESKANZLER DER ÖSTERREICHISCHEN REPUBLIK 1922-1924 UND 1926-1929 DEM GROSSEN STAATSMANN IN DANKBARKEIT GEWIDMET VOM KARL-V.-VOGELSANGINSTITUT Ing. Franz Aufhauser Anm.: Statt Orden genauer: Kongrega tion. Wilhelm MIklas zu 11. bis 13. März 1938 Wien, 13. März 1943 Hochwürden! Herr Doktor! Heute ist ein ganz besonderer Gedenk tag voll bitterer Erinnerung für mich.Die Tage vom H- bis 13. März 1938 umschlie ßen für mich die bittersten Stunden mei nes Lebens,nicht um meinetwillen,wohl aber wegen meines Heimatvolkes im „Lande Österreich"(so heißt es im „Wie dervereinigungsgesetz"). Sie werden verstehen,Herr Doktor,daß sich heute, ja in allen Märztagen jedes Jahres, meine Gedanken ganz besonders mit den Erinnerungen an jene Märztage vor fünf Jahren und ihre Auswirkungen beschäftigen,und daß in dieser Zeit mein Sühnen,Opfern und Beten besonders in nig und eindringlich, wenn auch im stil len zu Gott,dem Allmächtigen, von dem allein in solcher Weltlage, die Rettung kommen kann und wird. Mein Gottver trauen sagt es mir: ,,In der menschlichen Ohnmacht kommt Hilfe von der göttli chen Allmacht." So hat es ein weiser Mann ausgedrückt und schriftlich nieder gelegt.- Doch, es ist nicht gut, darüber viel zu sprechen,nur mit Gottdem Herrn in Gebet und Opfer,besserist es,dafürauf Ihn allein felsenfestzu vertrauen.Erlenkt die Herzen der Menschen wie Wasserbä che.Sein göttlichesErbarmen,Seine gött liche Liebe wird auch zur rechten Stunde die harten Menschenherzen wieder erwei chen und auch dieirrenden Brüder wieder heimführen zum Urquell aller Weisheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe, zum Weltheiland,aufdaß die pax Christi regis kommein unserem Volk und in derlieben Heimat und Pax Christi in orbe terrarum. Mehr als sonst in diesem Monat, im März 1943, von solchen Gedanken und solchem Sehnen erfüllt, habe ich am Herz-Jesu-Freitag (5. März) besonders auch des Hl.Vaters in Rom gedacht,dem, wie so vieles andeutet,auch,bei rein irdi scher Einschätzung der Weltlage,in bello omnium contra omnes,die letztentscheidene Frledensvermlttler-Rolle auf dem ganzen Erdkreis zufällt und damit auch für unser großes Volk vom Herrn der Heerscharen vorgezeichnet ist. Möchten sich doch dessen geradein diesen Wochen und Monaten alle Christgläubigen be wußtsein und für den Heiligen Vater ihre Gebete und Opfer zum Himmel senden! St. Michael aber, dessen Bild seinerzeit, auch in einer Stunde großer Ostgefahr, das deutsche Reichsbanner zierte, unter Otto dem Großen(955)aufdem Lechfelde die geeinten alten deutschen Stämme des Reiches zum Siege führte,trage auch un sere heutigen Bitten hinaufzum Allmäch tigen!Und die liebe Gottesmutter Maria, die Mutter vom guten Rate und von der immerwährenden Hilfe, die mächtige Schutzfrau der Christenheit,die Königin der Engel, sei mit St. Joseph, dem Schutzherrn derFamilien und Patron der hl. Kirche, uns allen Fürsprecherin und Mittlerin bei Gott dem Allmächtigen! Dann wird,so Gott will,in Bälde,auch für die schwer leidende Menschheit die rechte Lösimg der Wirren von heute, die Rettung vom Himmelkommen nach Got tes großer Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Güte. Soli Deo honos! Gottzum Gruß! Wilhelm Miklas Originaler Brief an Dr. Hubert Scha chinger,damals Kaplan der Pfarre St.Ro chus und Sebastian,Wien III,wohin.Miklas gehörte.-Zur Verfügung gestellt von Dipl.-Ing. Forstreiter, Wien III. NS-Schlkanen 1938, 1940 und 1945 Z 158/38 Betrifft: Verbot seelsorglicher Zusammenkünfte.' Michelstetten,am 28. April 1938 An das hochwürdigste erzbischöfUche Ordinariat Wien. Am 26. April wurde mir vom Ortsleiter der Nasdap, Herrn Georg Pelzelmayer, der Befehl der Bezirksleitung Mistelbach überbracht, alle Vorbereitungen für die Muttertagsfeier der Pfarrgemeinde,sowie sämtliche Zusammenkünfte mit den Bur schen und Mädchen sofort einzustellen und auf weitere Weisungen zu warten. Hier waresimmer üblich,die Burschen bzw.Mädchenzu religiösen Heimstunden oder „Burschenabenden" ganz allgemein von der Kanzel aus einzuladen. Vereine bestanden hier nie. Für den 26. April abends hatte ich dieBurscheneingeladen. Wir hätten über die hl. Messe gesprochen und dazu das entsprechende Bildband vorgeführt. Aber auch solche rein religiöse Zusam menkünfte fallen nach der ausdrückli chen Weisung des Ortsleiters und des Gendarmeriebeamten Kalteis, Posten Aspam an der Zaya,unter dieses Verbot. Auch rein religiöse Zusammenkünfte mitder Jugend in der Kirchesind der der zeitigen Ortsleitung unerwünscht. Wäre es nicht vernünftiger, solche Dinge jetzt vollständig zu unterlassen? Gestern wandte ich mich schriftlich an die Bezirksleitung Mistelbach und er suchte um Aufhebung dieses Verbotes. Bemerken möchte ich, daß ich - auch nach Aussage der Parteistellen - nie ir gendwie politisch aufgetreten bin. Ehrfurchtsvoll ergebenst Johann Petuelli, Pfr. Rmo Prael Wagner DAW,Bischofsakten, Innitzer. ZI. 169 Pfarrkirche Oberleis; Beflaggung am 1. Mai. Oberleis, 29. April 1938. An das hochwürdigste eb. Ordinariat Wien. Die Beflaggung der Pfarrkirche Ober leis bei den letzten staatlich angeordneten Beflaggungen wurde in der Weise vorge nommen,daß eine nicht ganz 4 m lange Hakenkreuzfahne bei einem in halber Höhe des Kirchenturmes der der Zu fahrtsstraße zur Kirche zugekehrten Seite des Turmes befindlichen Fenster gehißt wurde. Nun erschien heute gegen Mittag ein noch sehr jugendlicher SA-Scharführer Huber aus Klement und verlangte angeb lich im Auftrag einer höheren SA-Stelle von Ernstbrunn: Am 1. Mai müsse eine mindestens8 m lange Fahne,und zwar an der Spitze des Kirchturmes (Ausstiegs öffnungen am Turmhelm für Reparatur arbeiten)gehißtwerden,DieFahne müsse weithin in der Umgebung gesehen wer den. Allenfalls würden SA-Leute die His sung vornehmen.Bei einer früheren Vor- 'spfaChe irh Pfärrhof,als der Gefertigte ge rade in der Schule war, soll der Vorspre chende außer obiger Forderung noch er klärt haben, falls diese Forderung nicht erfüllt würde, würden SA-Leute die Fahne auf Kosten der Kirche beschaffen und am Turm anbringen. Es wird nun um Weisung gebeten, ob dieser etwas gewaltsam erscheinenden Forderung Rechnung getragen werden soll, oder ob der Gefertigte auf der bishe rigen, eingangs erwähnten Form der Be flaggung auch weiter bestehen und allfäl lige Gewaltanwendung zurückweisen soll. Die Kirchenkasse ist bis auf weiteres 12
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