Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

deren Namen und Eigenschaften) bilden den Absclüuß."^ Neben den theologischen Texten seien aber auch die immer wieder erzählten und in vielen Schriften enthaltenen Legenden über den Segen der Verehrung Mariens erwähnt. Ihre Bedeutung für die Verbrei tung und Beliebtheit dieser Andacht darf nicht unterschätzt werden.®* 6. Volkstümliche Andachtsformen 6. 1. Bruderschaften Die Verehrung der Freuden Mariens wurde von mehreren Orden gepflegt und in das Volk getragen. Eine Frucht dieser Bemühungen waren auch Bruderschaf ten. 1783 bestand in Greifenburg, Kärnten, die Sieben-Freuden-Mariä-Bruderschaft vom Berge KarmeL®® Die Bruder schaft bei St. Anna in Wien wurde schon genannt. 6.2. Lieder Die zahlreichen lateinischen Hymnen scheinen in unserm Raum kaum in die Volkssprache übersetzt worden zu sein und wurden nicht zum Liedgut des Vol kes. Anders wird es bei dem katechetisch angelegten Lied „Die erste Freud, die Ma ria empfing" in Beuttners Gesangbuch gewesen sein.®® Es besingt die sieben Freuden in 22 Strophen. Jede „Freude" wird durch den Vorsänger in einer eige nen Strophe angekündigt, etwa; „Die dritte Frewdt, die Maria empfieng"; worauf das Volk die immer gleiche Bitte sang: „Du Himmlische Königin / Bitt Gott für uns dein liebes Kindt." Der nun folgende Text nennt das jewei lige Geheimnis: „Das geschach an der heiligen Drey König tag / da ihrem Kindtlein geopffert war; / Golt, Weyrach, Myrrhen brachtens dar." Darauf folgt bei jeder ,,Freude" ein Lob Christi; hier: „Nun seyt das ihr geopffert ist / So lobn wir den Herrn Jesum Christ / Daß er ein Mensch geworden ist." Beuttner (S. 143, nr LVII) enthält noch das Lied ,,Siben Geistliche Frewdt Marie" (14 Strophen) im Ton „O Jesu du bist milt vn(d) gut": In Gottes Namen heben wir an I Zu sin gen von Maria der Jungfraw schon: Vnd auch von iren Frewden . . . Einen deutlichen Anklang an die Sie ben-Freuden-Andacht, wenn auch kate chetisch nicht so einprägsam, enthält dasLied aus dem 16. Jh.: „Königin im Him melreich, freu dich, Maria."®' Dieser Text leitet jede Strophe ein; jede Strophe nennt eine vor- und eine nachösterliche Freude Mariens. Das Vesperale aus dem vorigen Jahr hundert enthält dieses Lied:®® Freu dich, Jungfrau der Jungfrauen, / die den Heiland du gebarst. Denn der Freuden süßer Anfang/ selbst, ö Mutter, du uns warst; Als zuerst, wie nach der langen / Nacht ein Morgenrot anbricht; In die Welt der Todesbangen / goß dein Aufgang Freudenlicht. Refrain: Ob solcher süßer Freude, Jungfrau, Mutter rein. Droben bei dem Sohne denke du auch mein. In 14 Strophen besingt es - überschwänglich - M. Verkündigung und Heimsuchung, die Geburt Jesu, dessen Anbetung durch die Hirten und durch die Weisen, die Darstellung im Tempel, das Wunder zu Kana, die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu, die Sendung des Gei stes und die Aufnahme und Krönung Mä riens. 6.3. Andachten und Gebete Im Karmel von Gmunden in Oö. pflegtenfrüher-d. h. wohl bis in unser Jh.-mit Eifer die Schwestern gemeinsam die An dacht zu den sieben Freuden U. L. Frau; jetzt ist sie den einzelnen Schwestern überlassen.®®® Im Wiener und im Gmund ner Karmel weiß man noch vom Sieben freuden-Rosenkranz (jedes Geheimnis nur mit 7 Ave!):®' 1. Jesus, den du, o unbefleckte Jung frau, mit Freuden vom Hl. Geist empfan gen hast. 2. Jesus, den du, q unbefleckte Jung frau, mit Freuden zu Elisabeth getragen hast. , . S.Jesus, den du, o unbefleckte Jungfrau, mit Freuden geboren hast. 4. Jesus, den du, o unbefleckte Jung frau, mit Freuden den Weisen zur Anbe tung dargereicht hast. 5. Jesus, den du, o unbefleckte Jung frau, mit Freuden im Tempel gefunden hast. 6. Jesus, den du, o unbefleckte Jung frau, mit Freuden zuerst vom Tode er standen gesehen hast. 7. Jesus, der dich, o unbefleckte Jung frau, mit Freuden in den Himmel aufge nommen und als Königin des Himmels und der Erde gekrönt hat. Gebete. Betrachtungen und eine Litanei von den Freuden Mariens stehen in An dachtsbüchern des 18. Jh.,*® immer aber auch ein Rosenkranz. Er „muß bestehen in 7 Gesätzen, um in einem jeden eine Freud Mariä zu verehren, welche du nach dem Wort JESUS nennen kannst."*' Ein Andachtsbuch unserer Zeit*® bringt vor jedem Gesätzchen eine Anmutung und eine Bitte, z. B. „Der in den Himmel aufge fahren ist: Du freutest dich der Freude und Glorie, die dein Sohn nun im Reiche des Vaters erhielt und ich freue mich mit dir. Laß auch mich und die Meinen in den Himmel kommen." Eine besondere Form der Andacht ist die Preisung der himmlischen Freuden Mariens, auch noch in unserer Zeit;*® Ein Beispiel: Freue dich, Maria! Denn die Fülle dei ner Glorie übertrifft die Glorie aller En gel und Heiligen. Freue dich, Maria! Denn alle, die dir in dieser Welt dienen, werden nach dei nem Wohlgefallen belohnt werden. Die Beliebtheit der Siebenzahl in der Bibel, im Leben der Kirche und auch in der Volksfrömmigkeit (z. B. 7 Siegel, 7 Sakramente, 2x7 Werke der Barmher zigkeit, 7 Zufluchten u. v. a.) brachte auch ein - freilich kaum sehr verbreitetes - Ge genstück zur Andacht zu den sieben Freuden und Schmerzen Mariens, näm lich das Gedächtnis der sieben Freuden und sieben Schmerzen des hl. Josef.** Im 19. Jh. gab es auch eine St.-Josefs-Novene dazu.*® Das geistliche Volkslied „Die sieben Freuden, Jungfrau rein" wird in vielen Gemeinden - mit Recht- weitergesungen werden - auch ohne daß sie um den theo logischen und geschichtlichen Hintergund dieses Liedes wissen. Die Seelsorger könnten aber gelegentlich darauf hinwei sen und die alte Bitte dazu in Erinnerung rufen: Fac tuorum gaudiorum nos consortes in gloria. ' Lt. Karteiblatt in der Sammlung „Geistl. Volkslieder" des Verfassers. - LiederNachtrag für die Pfarrkirche Großruß bach. 1954, S. 69 f. ® Dies meint auch Prof. Walter Deutsch, Vorstand des Instituts für Volksmusik forschung in Wien I (Brief aus 1982). ® Josef Gabler; Katholisches Wallfahrts buch. Ein vollständiges Gebet- und Ge sangbuch zum Gebrauch bei Wallfahrten, Rosenkranz- und Hausandachten. Neu haus 1854®. - (O. V.) Lobsinget dem Herrn. Ein Gebet- und Gesangbuch . . . nebst den gebräuchlichsten Gesängen und Gebeten bei Wallfahrten und Prozessionen. Horn und Maria Dreieichen 1854®. * Mathias Eisterer: Katholische Volksan dachten. Wien, o. J. (1886). *® Rudolf Preitensteiner: Das geistliche Volkslied in Niederösterreich, mit bes. Berücksichtigung des Weihnachtsliedes. Phil. Diss. Wien 1931. Z. B. „Wenn uns betrübet große Not" (Sieben-Zufluchten-Lied), „Gegrüßt seist du, o Königin" (Wallfahrtslied). ® Freundl. Mitteilung durch LH a. D. Reg.-Rat Josef Lentsch, Eisenstadt - Vgl. auch die Zipser Liedersammlung von Konrad Scheirling: Lob Gott, mein Harfelspiel. Fidula-Verlag Boppard/Rhein. *b Freundliche Mitteilung von LH. a. D. Reg.-Rat Josef Lentsch, Eisenstadt. - Vgl. auch die Zipser Liedersammlung von Konrad Scheirling: Lob Gott, mein Harfelspiel. Boppard 1961 nr 71. - Abschrift aus einem handschriftl. Liederbuch aus Kroisbach durch Konrad Scheirling 1957 (Heft: Liedtexte IV, nr 45) im Deutschen Volksliedarchiv Freiburg/Br., Gr. XV C, nr A 192 838. - Walter Suppan: Geistliche Volkslieder aus der Karpato-Ukraine. Eine Quelle für das Liedgut und den Singstil im Salzkammergut des 18. Jahr hunderts (= Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 108 (Lind 1963) S. 219 ff. und 240, nr 33 und 34. Suppan meint, daß dieses Lied - und auch andere - um 1775 mit Holzknechten aus dem Salzkammergut in die Siedlungen der K.-Ukraine gekommen ist. *^ Lied-Flugblattdrucke aus dem Burgen land, gesammelt und bearbeitet von Adalbert Riedl und Karl M. Klier. Eisen stadt 1958 (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, nr 20)S. 94 nr57 und S. 106 nr 80. - Diese Hinweise verdanke ich dem Deutschen Volksliedwerk in Freiburg/Breisgau (Dr. Jürgen Dittmar).

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