Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Sequenz)die Approbation.'^ Diese Messe wurde auch als Votivmesse gestattet. In das Martyrologium Seraphicum war ein zufügen:„FestderSiebenFreuden derSe ligen Jungfrau Maria, durch welche von der Verkündung des Engels an bis zur glorreichen Aufnahme (in den Himmel) ihr reinstes Herz in Christus,ihrem Heil, wunderbar frohlockte." Die liturgischen Texte dieses Festes nennen folgende Freuden Mariens: M. Verkündung,M.Heimsuchung,Jesu Ge burt,Anbetung durch die Weisen,Wieder finden und Auferstehung, M.Aufnahme. Als Patrozinium wurden die Freuden M. kaum gewählt,'* eher als Altarpatrozinium;soz.B.in der Kirche St.Nikolaus in Alfeld (Niedersachsen) um 1405,'® am Hochaltar der Reglerkirche in Erfurt und in Kirchen in Danzig, Kopenhagen und Erbach.'® 3. Die Freuden Marlens in der christlichen Kunst Wir kennen zahlreiche Flügelaltäre des 15. und 16. Jh. mit der Darstellung der Freuden Mariens. Unter diesen sind z. B. der .Altar der Freuden Mariens" zu Kal kar (sö. von Kleve in Nordrhein-Westfa len),ein Altar zu Großmölsen in Sachsen, im Obermünster zu Regensburg, zu Schweidnitz (Schlesien), im Stift St. Lambrecht(Stmk.) und ein Schrein aus Bamberg im Germanischen Museum." Mitunter sind die Freuden Mariens um eine Marienkrönung gruppiert. Auf dem GemäldevonHansMemling(AltePinako thek)sind mehr als sieben Szenen in einer Landschaft vereint; auf einem dem L. Cranach zugeschriebenen Holzschnitt rahmen sie eine lesende Maria.'® Das Spätwerk des Veit Stoß in St. Lorenz in Nürnberg „Der englische Gruß"aus 1528 bringt in den Medaillons des Rosenkran zes auch die sieben Freuden;in ähnlicher Weise auch der Hochaltar im Münster zu Uberlingen (Baden-Württemberg) aus 1613-1619 von Jörg, Martin und Michael Zürn" und das Rosenkranzbild des Tilman Riemenschneider in der Wall fahrtskirche bei Volkach in Unterfran ken." Im Domkreuzgang zu Brixen fin den sich die Freuden Mariens in Wandmalereien.^' Es ist wahrscheinlich, daß eine Reihe von Darstellungen der sieben Freuden heute nicht mehrals solcheerkanntund in den Büchern unter dem Titel „Marienle ben" geführt wird, z. B.die Wandmalerei in der Kapelle Unserer Lieben Frau am Bichl in Feistritz a. d. Drau,am spätgoti schen Flügelaltar in M. Gail bei Villach, am Marienaltar der Pfarrkirche Völker marktin Kämten"und in vielen anderen Orten in ganz Österreich. 4. Wallfahrtsorte zu den sieben Freuden UnsererLiebenFrau sind sehr selten.In Kleinschwadowitz bei Trautenau in Nordböhmen wurden im „Garten Mariens" in einem Waldpark am Ortsrand um 1890sieben Kapellen erbaut, die an die sieben Freuden Mariens erin nern.In der Wallfahrtskirche Maria-Bildfetein in Vorarlberg ist die Decke getäfelt und zeigt die sieben Freuden." Die große und alte Wallfahrtskirche St. Marein im nö. Waldviertel(GB Horn) ist den sieben Freuden Mariens geweiht." Dies wird freilich in der gesamten Litera tur über diese Kirche nichterwähnt,noch wird es in der Ausstattung der Kirche sichtbar. Hier bestand schon im 15. Jh. eine belieble Wallfahrt,die erst nach dem Aufkommen von M.Dreieichen anBedeu tung verlor, aber noch im 18.Jh.-beson dersan den sieben(!)Samstagenzwischen Ostern und Pfingsten -bedeutenden Zu strom hatte."Diese Kirche faßtbald mehr Menschen als das nahe Dreieichen. Die Erneuerung der dortigen Wallfahrt- mit der bes.Andachtzu den Freuden Mariens — wäre sinnvoll 5. Aus der Geschichte dieser Andacht „In der frommen, bzw. mystischen Li teratur des Mittelalters begegnet uns auf Schritt und Tritt das Thema von den Freuden Mariens.Die betreffenden Hym nen und Lieder sind gegammelt.. Die lange ,Vorgeschichte' der Freuden Mari ens reicht bis ins 5.oder 6.Jh.Ich möchte sie mit allen Belegen anderswo darstel len." So Meersseman." Anschließend schildert er kurz die Entwicklung dieses Themas vom 12. Jh. anhand des bekann ten Liedes. Gaude virgo, mater Christi, quae per aurem concepisti (Jabriele nuntio. Dieses Lied enthält in seiner ältesten Form(12. Jh.)nur fünf„Mysterien"(Chri sti Empfängnis, Geburt, Auferstehung und Auffahrt und Mariä Aufnahme). Die Zahl dieser Freuden wurde im 13. Jh.um zwei erhöht(Anbetung durch die Weisen, Geistsendung). Hie und da fügte man auch die Heimsuchung Mund die Darstel lung Jesu bei." Die Zahl stieg gelegent lich aufneun und mehr.Denn als Parallele zu den sieben Erdenfreuden Mariens ent stand auch die Andacht über ihre sieben Freuden, die sie jetzt immer noch im Himmel genießt. Diese alle wurden in kurzen Reimsprüchen als mnemotechni sche Hilfsmittel für die eigentliche Be trachtung festgehalten, z. B. 1. Gaude,virgo,dei mater,ab angelo salutata. 2. Gaude, sentiens infantem, verbo virgo gravidata. 7. Gaude,cum iustus Symeon prophetavit de filio. 8. Gaude,quando regressa es de Egypti exilio. Als Abschluß steht ein Gebet: Virgo, regina celorum, tanta possidens gaudia, Fac tuorum gaudiorum nos consortes in gloria. Amen." In München liegt eine Handschrift aus der Zeit um 1450, vieUeicht aus Bamberg stammend, die einen Betrachtungstext mit Bildern aus den sieben Freuden ent hält."Stephan Beissel hat vieles aus Dar stellungen, Andachtsformen, Predigten, Hymnen, Legenden und von theologi scher Literatur im Mittelalter und im 16./17. Jh. zu diesem Thema zusammen getragen." In Österreich schrieb die wahrschein lich älteste theologische Darlegung dar über der Abt Engelbert von Admont(ca. .1250-1331)in seinem Traktat„De officio ancülari Beatae Virginis Mariae",®® der 1332 im Stift Rein kopiert wurde. Er be handelt die größte Freude und das größte Leid Mariens bei derPassion Jesu und die Gründe hiefür; dann fünfandere Freuden Mariens(Jesu Verkündung,Geburt,Auf erstehung und Himmelfahrt,und die Auf nahme Mariens). In zwei Abschlußkapi teln vergleicht er diese fünfFreuden und legt dann dar, daß deren Anzahl ausrei chend sei. In der zweiten Hälfte desselben 13. Jh. hat der seit etwa 1372 am Hofe des Al brecht III, Herzogs von Österreich, in Wien lebende Peter Suchenwirt(geb. um 1320, gest. nach 1395)"® das von seiner geistlichen Gelehrsamkeitzeugende 1540 Verszeilen umfassende geistliche Lehr gedicht „di siben frewd Marie" geschrieben."'^Suchentüirt besaß so viele theologische Kenntnisse,daß ersieh andas Thema wagen konnte. Esfehlte ihm aber die Kenntnis der Hl.Schrift.So dankte er manchem Priester, der ihn die hiefür not wendigen Stellen der Bibel aber auch der Kirchenväter lehrte. Er kannte auch die älteren Dichter und rühmt vor allem Con rad von Würzburg als sein leuchtendes ■Vorbild.^'^ Gemeint ist dessen 1950 Verse umfassendes Gedicht auf die hl. Jungfrau Maria „Die goldne Schmidtn" (veröffent licht von Gr. Mailath und Dr. Kössinger (S. 1 - 52). Nach einem Hinweis auf Conrad be ginnt Suchenwirt seine geistliche Ab handlung mit einer Bitte (Vers 85 - 91): Maria, mueter unde mait. Ein wurtzgart der drivaltichait. Du bist der suezzen frewden smach, der Sünder trost, der seiden tach! Ich heb dein Lob mit willen an, nu mir chunstelosen man, daß ich werd sinn und witze starch. Der folgende Text behandelt dann aber nicht nur die sogenannten sieben Freuden Mariens in prägnanter Form, sondern umgibt diese mit verschiedenen bibli schen und theologischen Texten. Su chenwirt beginnt mit der Menschwer dung des göttlichen Wortes (Jo 1, Iff), be richtet die Verkündung Mariens durch den Engel, die er die 1. Freude nennt (V. 166) und fügt dann die Offenbarung an St. Josef (Mt 1), den Besuch Mariens bei Eli sabeth, ihre Heimkehr, das Gebot des Augustus und die Reise nach Bethlehem an. Die Geburt Christi (2. Freude, V. 395) wird den Hirten verkündet. Die Weisen kom men und suchen das Kind, finden und be schenken es (3. Freude, V. 541) und kehren in ihre Heimat zurück. Darauf folgt die Beschreibung ihrer Länder und die Deu tung der Geschenke. Die Auferstehung Jesu (4. Freude, V. 721) und die Himmel fahrt des Herrn (5. Freude) leiten über zur Wahl des Apostels Matthias und dem ge meinsamen Gebet, dem die Ausgießung des Hl. Geistes (6. Freude, V. 818) folgt Nun wird das Wirken des Apostels Petrus geschildert, die letzten Jahre Mariens, ihr Tod (7. Freude, V. 912), Die theologischen Gründe des hl. Augustinus und Hierony mus für die Aufnahme Märiens in den Himmel, ihr Einzug dorthin und ihr Emp fang durch die neim Chöre der Engel (mit

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