Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM \NIENER DIOZESNM BLNT 24. Jahrgang, Nr. 1 Wien,1. April 1983 Der seelsorgliche Einsatz im Pestjahr 1679 P.Dr. Waldemar Posch Die große Jubiläumsausstellung „Die Türken vor Wien. Europa und die Ent scheidung an der Donau" soll nach dem Willen der Veranstalter nicht den Sieges triumph über die Türken hervorkehren, „sondern das Vorher und Nachher des Er eignisses in seiner historischen Distanz zeigen"'. Zum unmittelbaren Vorher ge hört aber auch das Pestjahr 1679, dem in der Ausstellung ebenfalls Raum gegeben wird.^Im Zusammenhang damit soll hier am Beispiel des Kuraten P.Don Casimir Dembsky und aus den handschriftlichen Zeugnissen jener Zeit die seelsorgliche Situation des Pestjahres 1679 aufgezeigt werden. Mit Bangen wurde das Herannahen der Pestwelle aus dem Orient von den zustän digen Behörden beobachtet. In der Leo poldstadtwurdenim Frühjahr 1679 einige Fälle von Beulenpest registriert.^ Im Juli stürzte sich die Seuche mit rasender Wut auf Wien. Der Wiener Magistrat bestellte im Spätsommer den berühmten Arzt Dr. Paul Sorbaitzum obersten Sanitätsbeam ten.Ihm beigegeben wurde Dr.Wolfgang Plöckner.Ihnen wardie Leitung der Sani tätsangelegenheiten anvertraut.* Aber nicht nur an die ärztliche Betreu ung wurde gedacht,sondern auch an die geistliche. Schon in der Infektionsord nung von 1654 wurden die Pfarrer ange wiesen,ihre Schäflein nicht zu verlassen. Wo mehrere Priester vorhanden,sollte ei ner dazu bestimmt werden, sich den Kranken zu widmen.® Als es in der ersten Hälfte des August 1679soweitgekommen war,daß überallin den Gassen Kranke aufgefunden wurden, „welche"-wie die NöRegierung sagte*- „ganz hilflos ohne beicht Und absolution dahinsterben, gestalten erst disre tagen vier Weibs Persohn bey denen Augusti nern in der Statt vil stundt gelegen,so in ständig Umb einen beicht Vatter gerufen, gleichwohlen nit erhalten, daß ein Prie ster heraus Komben wäre Und Ihr zum Wenigsten die absolution gegeben hette". Um diesentraurigen Zustandzu beenden, befahl die Regierung den Klostervorstän den „alsbalden einen Priesterexponieren, welcher denen Contagiosen auf erforderung" beistehe. Am 14. August'ging die Aufforderung an die Klöster,Laienbrüder zur Verfügung zu stellen. Die Seuche sei in und vor der Stadt so eingerissen, daß das Lazarett mit Kranken überfüllt sei. Auch für Geld bekomme man kein Pfle gepersonal mehr. Daher wurden die Obern von der Nö Regierung aufgefor dert, die Klosterleute eindringlich zu er mahnen,„ob nit etwan ein Laicus diß Or den dem Bono Publico Zum besten, und aus Christlicher Liebe in dem Lazareth Zur Wartungfür die armen Krankhen sich gebrauchen lassen wolte". Diesen Brü dern wird die Versicherung gegeben,sie würden dort ihren Unterhalt und genü gend „praeservativa" erhalten. Für den Lazarettdienst möge man sich anmelden Am Hof beim Direktor über das gesamte Contagionswesen, dem Stadtrichter Jo hann Andreas Liebenberg. Dieser außer gewöhnliche Mann leistete Vorbildliches zur Zeit der Pest und später als Bürger meister bei der Belagerung Wiens durch die Türken.Er machte damit seine Inkor rektheiten während seiner Amtsführung als Oberraithandler® wieder gut. Ihm wurde vorgeworfen, mit Waisengeldem manipuliert zu haben. Vorübergehend wurde er deswegen auch arretiert. Zwar blieb ihm ein öffentlicher Prozeß erspart, er mußteaber die unrechtmäßigen Gelder refundieren. Eine Last, an der er bis zu seinem Lebensende(1685)zu tragen hatte. Um Hilfskräfte für die Pflege der Kran ken zu erhalten, übten die Behörden schärfsten Druck auf die nach ihrer Mei nung säumigen Klosterobern aus.' Sie wiesen aufdie VerordnungdesOrdinarius vom 13.August 1679hin,wonachalle Klö ster einen Priester samt einen Laienbru der zur Verfügung stellen sollten, damit die armen Kranken „nit also trostloser weiß gleich dem Andern Unvernünftigen Vieh, wie bißhero geschehen, Verderben müssen...Eß scheinetaber,daß die Geist liche Lieb gentzlich erleschen will, in deme die armen Patienten, Und zwar die wenigisten, in Ihrer höchsten Noth Undt Sterbstundt einen Beicht Vatter haben khönnen,sondern gantz Verlassen in der Kleinmüettigkeit dahinsterben müssen. Inhalt: Der seelsorgliche Einsatz im Pestjahr 1679. ,,Schematismus" der josephinischen Pfarren der Erzdiöze se Wien. Die sieben Freuden Mariens. Eine fast vergessene Andacht. Die Seelsorger der Pfarre Ottenthai. Seipel-Gedenktafel. Wilhelm Miklas zu 11. bis 13. März 1938. NS-Schikanen 1938,1940 und 1945. Die Umbettung der Kardinäle Gruscha und Nagl. Auch Laien können einsegnen. Arbeitsgemeinschaft ,,Laien katechese". 700 Jahre Kirchschlag. Prof. Rudolf Gmeiner(t 1924) Innitzer als lebensnaher Neu testamentier.

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