Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

statt zu Neujahr,am Schwarzen Sonntag (I. Passionssonntag)und zu Allerseelen. Eine dritte Gottesdienststelle bestand noch im 18. Jahrhundert im Spital und war der hl. Elisabeth geweiht. Das Spital bestand schon 1380. Die Liechtensteiner auf Nikolsburg (und später: Feldsberg) waren noch im 16. Jahrhundert die Vergeber des Benefiziums. Das uralte Ge mäuer des Spitals steht noch und paßt in das altertümliche Genre des Marktes Fal kenstein. Diese Elisabethkapelle, schon lange nicht mehr ihrer Bestimmung die nend,wurde verjähren abgerissen. Uber das Augustiner-Eremitenkloster in Fal kenstein schrieb in den „Beiträgen zur Wiener Diözesangeschichte" 1981, Nr.2, S.21-26,tiefschürfend und ausgiebig Prä lat Franz Stubenvoll, der seinerzeit Pfar rer vom nahen Poysbrunn,einer Tochter pfarre, gewesen war. Eine vierte Kapelle, in dem 1645 durch die Schweden zur Ruine gemachten Schlosse noch 1707 genannt, war dem hl. Sebastian geweiht. In sie zog man in der Bittwoche und auch sonst scheint einige wenige Male Gottesdienst darin gehalten worden zu sein. Zu einem längeren Bestand einer fünf ten Kapellescheintes nichtgekommenzu sein. 1267 soll ein Augustinerkloster ent standen und von Papst Klemens IV. mit Ablässen begabt worden sein. 1268 nahm es dieser Papst unter seinen besonderen Schutz. Dieses Kloster Valknstaen hat wohl vor 1278 ein Ende gefunden. Zur Geschichte der Wallfahrt nach Maria Loretto in Nikolsburg(ÖSSR) Msgr.Karl Keck Unser Bezirk stand bis zum Jahre 1945 in inniger Beziehung zum angrenzenden Teile Südmährens.Das gehtzum Teil zu rück bis aufdie ältesten Zeiten;sind doch die Südmährer Stammesverwandte ge wesen und haben die Uimundart gespro chen. Bis zum Jahre 1918 stand Mähren auch im gleichen Staatsverbande der österreichisch-ungarischen Monarchie. Femer besaßen die Herren von Liechten stein, denen von 1249 bis 1560 die Herr schaft Nikolsburg gehörte,in Mähren das benachbarte Eisgrub und in Österreich Feldsberg.Ein weitererAnziehungspunkt für viele Österreicher waren die großen Märkte in Auspitz, Lundenburg und Ni kolsburg. Schließlich bewog der hohe Ruf,den die Wiedertäufer als Mühlenbau er,Wagner,Sattler,Ärzte und Weingärtner hatten, im 16. und 17, Jahrhundert trotz der kaiserlichen Verbote manchen öster reichischen Adeligen, dieselben aufzusu chen oder kommen zu lassen. Ein Hauptanziehungspunkt für die Österreicher wurde im 17. Jahrhundert die ,,Schwarze Muttergottes" von Nikols burg. die besonders an den Marientagen im Juli.Augustund Septembervon vielen Prozessionen besucht wurde. Im Jahr 1611 halte der Kardinalfürstbischof von Olmütz,Franz von Dietrichstein, von sei nem Bruder die Herrschaft Nikolsburg geerbt. Er kam aber erst nach dem Sieg des Kaisers Ferdinand II. aufdem Weißen Berge vorPrag in den ungestörten Genuß. Im Jahr 1623 ließ er in seiner Residenz stadt Nikolsburg nahe dem Kapuziner kloster mit großem Aufwand eine Lorettokapelle,genau nachjener berühmten in Italien, aufbauen. Darin war das Häus chen von Nazareth dargestellt und davor stand das Bild der Schwarzen Muttergot tes. Ähnliche Darstellungen finden wir in der Lorettokapelle bei St. Augustin in Wien,in der Minoritenkirchezu Tulln und in der Kirche ober der Schönborngruftzu Göllensdorf. Am Maria-VerkündigungsTag 1624 fand die feierliche Einweihung statt; fertiggestellt ist der Bau aber erst zwischen 1640 und 1G43 worden. Von 1623/1624 beginnen die großen und vielen Wallfahrten aus Mähren und auch aus Österreich. Von der Prozession aus Laa, die zu Maria Heimsuchung(2.7.)oder Ma ria Vermählung (17.7.) und auch Maria Himmelfahrt bei der Gnadenmutter war, erfahren wir zuerst. 1628 gingen mehr als 100 Personen mit, man ging nach dem Hochamtzu Maria Himmelfahrt weg und war um vier Uhr,wohl zur Vesper,in Ni kolsburg. 1629 marschierten die Laaeram Sonntag, dem 1. Juli, um 8 Uhr ab und 1630 am Vortag vor Maria Vermählung. Am Anfang nahmen zwei Geistliche aus Laa,spätereiner teil; die StadtLaa bezahl te, als ein späterer Propst von Nikolsburg die Mahlzeit für diesen abbrachte, zwei Gulden und stellte einen Wagen bei. 1690 erfolgte der Abmarsch um fünf Uhr früh, in Wildendürnbach wurde die heilige Messe gehört, und am 2.7. um sechs Uhr abends war man wieder daheim. 1662 er fahren wir von den dabei erwachsenen Kosten: in Laa 1 Gulden 2 Schilling 12 Pfennige dem Organisten, den Fahntragern und den Pueben, in Nikolsburg 2 Schilling fürs Ein- und Ausläuten, 1690, daß beim Auszug aus Nikolsburg zwei Kanoniker mit der Musik bis vor das Wie nertor mitgegangen sind. Dem 1639 ver storbenen Kardinalfürstbischof Franz von Dietrichstein, der zu den größten Wohltätern der Stadt Nikolsburg und ei niger zur gleichnamigen Herrschaft gehö renden Dörfern gezählt werden muß,wa ren Laa und dessen seeleneifriger Pfarrer Dr. Josef Püdler, ein Wiener Advokaten sohn,sehr ans Herz gewachsen.In einem' unbekannt bleibenden Jahr führte er sel ber eine große Prozession nach Laa, um den neuen Hochaltar zu weihen und das von weit und breit besuchte Vitusfest zu feiern. Auch machte er eine Stiftung, da mit diese Prozession alljährlich stattfän de.An die Freigebigkeit des Kardinals er innerten noch im 18. Jahrhundert bei der Laaer Kirche aufbewahrte kostbare Kir chenkleider. Auf eine Foysdorfer Wallfahrt deutet hin die Notiz bei Thiel, wonach 1637 ein Poysdorfer nach Maria Loretto ein schö nes Kreuz widmete.Auch wurde 1664 der damalige Pfarrer Wolfgang Sigismund Fi scher Kanonikus von Nikolsburg, wo selbst er 1684 als Propst verstarb. Von Herrnbaumgarten bezeugt ist die Wallfahrt erst 1711 und 1712, doch schreibt der verstorbene Pfarrer von dort, Regierungsrat Leopold Teufelsbauer,daß der Anfang der Wallfahrt unerdenklich ist, also in die frühesten Zeiten zurückgeht. Um 1661 erfahren wir von der Wallfahrt aus Fallbach und 1664 von der aus Gna dendorf. Aus dem letztgenannten Dorf gingen der Schulmeister und die Zöchleute (Kirchenväter) mit, wofür 39 Kreu zer bis zu 1 Gulden (60 Kreuzer) veraus gabt wurden. 1686 klagen die Gaubitscher, daß ihr Pfarrer etliche Jahre schon die seit un denklichen Zeiten geführte Prozession nach Nikolsburg ausfallen lasse. 1705 bis 1707 hielten die Emstbrunner bei ihrer Wallfahrt in der Gnadendorfer Kirche eine Andacht,bei der sie ein Opfer gaben. Von Großkrut meldet Thiel, daß man von dort zu Stephani nach Nikolsburg wallfahren geht. Der Ruhm der Schwarzen Muttergottes drang über unseren Bezirk hinaus, denn 1684 hören wir,daß der Administrator Ni kolaus Brivetz von Hausleiten am 20.Sep tember mit seiner Prozession von Nikols burg heimgekommen ist, und daß die Niederhollabrunner auf der Rückkehr 1707,1708 und 1709 in Gnadendorf 15, 22, 33 Kreuzer geopfert haben. Wie weit der Kult des Nikolsburger Gnadenbildes gedrungen ist, verrät uns das 1675 in Wien beiJohann Jacob Kürner erschienene Büchlein: Miracul oderWunderzeichen, welche Gott der Allmächtige durch Vorbitt seiner seeligsten Mutter und Jungfrauen Maria vermittels dero Wunterthätigen Bildniß, welche in dem Lauretanischen Hauß in der Fürstlichen Dietrichsteinischen Residentz-Statt Nicolspurg mit größtem Zulauff deß Volcks verehret wird, gewürcket. Es entstammt der Feder des Nikolsburger Kanonikus Ignaz Wohlhaupter,der damals Beichtva ter bei Maria Loretto und Rektor bei Ma riastiegen in Wien war, und ist mit einem von Franz Wohlhaupter gestochenen Bild derGnadenmutterund auch derStadtNikolsburg geziert. Dieses Buch,das 1639 zu Olmütz einen Vorläufer und 1683 zu Ni kolsburg einen Nachläufer hatte,zählt 150 Gebetserhörungen auf mit Beifügung, daß die wunderbare Hilfe von den Betref fenden glaubwürdig gemeldet oder von Verläßlichen bezeugt worden sei. Wir lesen da Von Leuten aus Raab und Sopron (Oedenburg)in Ungarn, Deutsch Broderstorf, St. Pölten, Katterburg (Schönbrunn), Wien, Wolfpassing bei St. Andrä, Neu Aigen, Senning, Göllersdorf, Oberretzbach, Wolkersdorf,Strebersdorf, Marchegg und anderen Orten außerhalb unseres Bezirkes und vielen Orten Mäh rens. Auch Kaiserin Eleonora kam 1628 mit zwei Töchtern, um sich für erhaltene Hilfe zu bedanken. Ehe wir das Verzeichnis der Erhörten des Bezirkes bringen, sei noch des weite ren Schicksals von Maria Loretto gedacht. 44

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