Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

aber er war der schönste und nachhaltig ste. Wieder wurden sie zerstreut, wir verlo ren uns aus dem Gesicht, das Lager all mählich aufgelöst, die Baracken ver schwanden, neue Wohnhäuser der Ge meinde Wien erstanden 1963/65. Nur die Erinnerung an eine schwere, aber auch schöne Zeit ist geblieben. Möge sie mei nen Heimatvertriebenen den Väterglau benerhalten helfen und dasTorzur unver lierbaren ewigen Heimat öffnen. Anmerkungen: 'Siehe F.Loidl,Als Chaplain in WaffenSS-Gefangenen- und Scnderlagem zu Ebensee 1945/46 (aphorismenartige Auf zeichnungen). Wien 1969,130 f. 'War zum größten Glück nur eine ganz kurze Betreuungszeit. ^ Siehe die Werke der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit. Mt 25, 34 ff., darunter vor allem: Fremde beherbergen bzw. beheimaten. ■* Siehe den erschütternden Appell von Univ.-Prcf. Austin J. App/Father E. J. Reichenberger, Der erschreckendste Friede der Geschichte. Hellbrunn Verlag, Salzburg 1946,266 S. (aus dem Englischen übertragen), worin von 12 bis 15 Millionen vertriebener Deutschstammiger Mitteleu ropas gesprochen wird. ® Siehe dazu: General d. Inf. Emil v. Woinovich/Oberstltn. Alos Veltze. Aus der Werkstatt des Krieges. Ein Rundblick über die organisierte und soziale Kriegs arbeit 1914/15 in Österreich-Ungarn, Wien 1915, Kapitel: Flüchtlingsfürsorge, 293-:300.- Wien mußte damals die höchste Zahl an unbemittelten Flüchtlingen auf nehmen (etwa 200.000), über 100.000 wur den in Barackenniederlassungen ver sorgt, davon in Gmünd (Nö) 30.000 Ruthenen, in Leibnitz (Steiermark) 30.000 Polen, in Nikolsburg (20.000 Juden), um nur die prßßten Lagerbestände zu nennen. Ebda. 297. Wiener DiÖzesanblatt 1947, 83. ' F. Loidl, Als Standortpfarrer i. N. von Groß-Wien und Lazarettpfarrer. Miscellanea des kirchenhistorischen Instituts der theologischen Fakultät Wien. 1971 Bd. XVII, 28 S. " Siehe oben Nr. 1. ' Nachträgliche Anerkennung und Be treuung durch Dechantpfarrer P. Bruno Spitzl OSB, Pfarre Dombach, der mich in Ebensee.aufsuchte. - Als Chaplain in Waf fen-SS ... S. 131, 152 ff. Seit 1941 Dr. theol. habil.; seit 1946 Univ.-Doz. für Kirchengeschichte und Patrologie. WDBl. 1946, 126. " F. Loidl, Invalidenhauskirche St. Jo hann V. Nepomuk in Wien, W. 1948,16,29. " Ebda. 29. " Jahresbericht Albertus-MagnusSchule 1967, 11 f., 12 f., 13 f. " WDBI. 1946, 134; Hauptquelle hiefür: die vom Verfasser angelegte Chronik der Invalidenhauskirche ab I.Oktober 1946 (S. 1 - 63), (auch im Pfarramt St. Hemma, Wien XIII) und persönliche Erinnerun gen, die sich bei der Besonderheit auch dieses Seelsorgezweiges als bleibend ein geprägt haben und vom Verfasser nicht mehr vermißt werden möchten, war ihm doch hier vor dem Scheiden aus der Cura ordinaria im Jahr 1950 und der Betreuung mit dem Ordinariat für Kirchengeschichte und Patrologie 1950,bzw. 1953 die .Mög lichkeit geboten, zur Gründung der Pfarre St. Hemma (1955) vorberei^nd beizutra gen. " Über 11.000 Seelen zählte sie. Personal stand. Kirchengeschichte in Kirchenfenstern (Ergänzung) Altpropst Dr. A. M. Pichler. Vor kurzem hat Dr. Pia Maria Plechl im Femsehen über die Gründerin der Medical Missions Sisters, der ärztlichen Missionsschwestem, die Tirolerin Dr. med. Anna Dengel, gesprochen. Ihre Gründung ist für die katholische Weltmission beson ders in Ländern, in denen selbst für Hilfe an kranken Frauen nur Frauen zugelassen werden, von größter Bedeutung. Dr. Plechl wies daraufhin, daß wohl weltweit Dr. Dengel die „Heilige mit dem Stetho skop" genannt und bewundert wird, in ih rer österreichischen Heimat aber nur ein Fenster der Votivkirche von ihr erzählt. Im Artikel „Kirchengeschichte in Kirchenfenstem" haben die ,,Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte"' über die bis 1967 vollendeten Fenster der Votivkirche berichtet. Die Würdigung eines dieser Fenster als Erinnerung an bedeutende österreichische Katholiken sei ein Anlaß, die Beschreibung zu vollenden. Die Votivkirche war als österreichische Ruhmeshalle gedacht. Die durch den Bombenkrieg notwendig gewordenen Fensteremeuerungen sollten zunächst auf das Walten Gottes und der Gottesmut ter für Österreich weisen. Tritt man beim Hauptportal in die Kirche ein, sieht man auf der ,,Evangelienseite", also linker Hand im ersten Fenster, wie Rudolf von Habsburg sein Pferd einem Priester für dessen Versehgang mit dem Allerheiligsten zur Verfügung stellt. Der zum Erzbischof von Mainz und Kurfürsten gewor dene Versehpriester weist für die deut sche Königswahl auf den Habsburger. Das soll natürlich nicht heißen, daß Got tes Wahl für seine Kirche in Österreich erst damals begann. Andere Fenster wei sen viel weiter in die Vergangenheit. Die Votivkirche war zum Dank für die Erret tung Kaiser Franz Josephs bei einem Atr tentat erbaut worden. So soll das eben ge nannte Fenster auf ein Ereignis hinwei sen, das letztlich Habsburg und Öster reich zusammenbrachte. Natürlich ist es ebenso wie das dritte Fenster auch ein Zeichen des Dankes für das Beispiel größ ter Verehrung und Liebe so vieler Habs burger zum eucharistischen Heiland. -Im folgenden Fenster sehen wir Kaiser Fer dinand II. Der tief gläubige Kaiser wollte in der Zeit der Glaubensspaltung sein Möglichstes tun, um Österreich dem ka tholischen Glauben zu erhalten. Das Fen ster zeigt Ferdinand in größter Bedräng nis durch protestantische Adelige im Ge bet vor einem Kruzifix, das nunmehr am Hochaltar der Burgkapelle steht. Küras siere des Grafen Duval von Dampierre ret ten den Kaiser aus der Bedrängnis. - Das dritte Fenster erzählt vom letzten religiö sen Großereignis in der österreichischungarischen Monarchie, vom Eucharisti schen Kongreß 1912. Das Allerheiligste wird vom Kardinallegaten im kaiserlichen Hofwagen zum äußeren Burgtor geführt. Dort soll die feierliche heilige Messe statt finden. Der "Wagen ist flankiert von Char gierten der katholischen Studentenver bindung „Nibelungia" im CV. Höchste militärische und staatliche Vertreter bil- "den Spalier. - Dieser Szene einer trium phierenden Kirche folgt irh vierten Fen ster eine Szene der leidenden, sühnenden und dadurch nach Kol 1,24 („Ich ergänze an meinem Leib, was. . . dem Leiden Christi noch fehlt") auch eriösenden Kir che. Das Fenster zeigt die furchtbare To desstiege im nationalsozialistischen Ver nichtungslager Mauthausen. Ein KZler ist mit dem schweren Sleinblock. den er über die Stiege emportragen sollte, herab in den Tod gestürzt. Ein anderer KZler be müht sich um den Sterbenden. Ein dritter beginnt an Stelle des Abgestürzten den Stein zu heben. In einem Gebüsch ver steckt hört eui Priester .die Beichte eines todgeweihten KZlers. Dem Priester sind die Züge eines der vielen priesterlichen Opfer der Nationalsozialisten gegeben, des Pötzleinsdorfer Kaplans DDr. Hein ri ch Meier. Die gegenüberliegende „Epistelseite" führt, vom Eingang aus gesehen ersten Fenster, nach Absam bei Hall in Tirol. Am 17. Jänner 1797 erblickte die Bauemtochter Rosina Buchner auf einer bis dahin gewöhnlichen Fensterscheibe das Bild eines Frauenkopfes mit orienlalisch emp fundenen Zügen und einem Kopftuch. Das Bild ließ sich naß abwischen, tauchte aber dann sogleich wieder auf. All dies gibt das Kirchenfenster wider. Weder ..aufgeklärte" Beamte noch josephinische Priester konnten für diese Erscheinung eine Erklärung finden. Tiefgläubig, wie das Tiroler Volk war, wurde das Bild als ein Muttergottesbild angesehen und an einem Seitenallar der Absamer Pfarrkir che angebracht, wo es heule noch viel ver ehrt wird. - Der Ungar Istvan Pap malte 1676 nach russischen Ikonen ein Marien bild. Es wurde in Pöcz in Ostungam auf gestellt. 1696 sahen viele Kirchenbesu cher das Bild weinen. Man fing die Tränen mit Taschentüchern auf.- Anläßlich der Türkenkriege (1683; Belagerung Wiens!) hatte der sei. Papst Innozenz XI. dem Kai ser Leopold I. den Friauler Kapuzinerpa ter Marco d'Aviano als seinen Legaten ge sandt. P. Marco riet dem Kaiser, die Pöczer Ikone in die Hauptstadl bringen zu las sen. Die Wiener verehrten die Gottesmut ter in diesem Bild in den fortdauernden Türkenkriegen so sehr, daß man den Sieg 39

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