Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

27. P. Mauritius Heeg (7. Mai 1879 bis 4. Mai 1881) 28.P.Adalbert Nitzelberger(4. Mai 1881 bis 19. Mai 1892), 19. Mai bis 22.Juni Pro visor: P. Otto Minarz 29. P. Coloman Nowatschek (22. Juni 1892bis 23. März1901),Provisor:P.Benno Ansorge(bis 18.Juni 1901) 30. P. Martin Golda (18.Juni 1901 bis 3.Februar 1909) 31. F. Leo Klein (23. März 1909 bis 16.Februar 1916) 32. P. Placidus Prachar (16.Februar 1916 bis 17.September 1916) 33.P.AmbrosAugö(18.September1916 bis 30. Mai 1927) 34. P. Stefan Vogt (20. Juni 1927 bis 17.August 1936) 35. P. Gregor Machatschek (9. Septem ber 1936 bis I.April 1961), ExcurrendoProvisoren;P.Richard Treyer(bis 31.De zember 1964),P.Johannes Hermanns(bis 31. August 1969), P. Albert Winkler (bis 20.Juli 1970). 36. P. Josef Decker (1. November 1971 bis 5. November 1975) 37.P.Pius Böllmann(seit30.November 1975) P.Pius Böllmann Seelsorger für Heimatvertriebene im Lager Künigiberg/Lainz 1946/50 Dr.Franz Loidl Bereits 1946 damit in meiner Heimat Ebensee befaßt, wo ich während des ein setzenden Abbaues der SS-Lager'in den Monaten Jänner bis April noch anderen Lagerinsassen diente, und zwar deut schen Staatsbürgern,die wegen derBom bardierungen hierherverlagert waren und nun aufihre Rückkehr in die Heimat war teten und leider von Leuten als Deutsche (aus dem sogenannten Altreich) nicht mehr gern gesehen und sogar als Mitesser beleidigend behandelt wurden, dann ei ner jüdischen Lagergruppe und zuletzt einem Dutzend hier (im sogenannten Almhaus, Forsthaus) wegen Anstekkungsgefahr zusammengeholter und ab gesonderter Dirnen, sogenannter Ami oder Chokolademädchen,eine bedauerli che Gruppe aus einer beklagenswerten Besatzungszeit^, dachte ich keineswegs mehr daran,daß ich noch einmalund dies in größerem Ausmaß mitdieser neuen Art von Opfern des Zweiten Weltkrieges, der vertriebenen Volksdeutschen, zu tun ha ben werde. Aber wie vielen Mitbrüdem war dies nicht ebenfalls passiert, da es so viele und in so mannigfache Gebiete Ver streute, Vertriebene, Versprengte, Aus gewiesene,Flüchtlinge gab,an denen das vornehme Werk christlicher Bai'mherzigkeit'geü bt werden konnte.Das ungerecht verhängte Leid war unermeßlich genug*, so daßjeder Beitrag diesesSeelsorge- und Caritaszweiges, wenn auch nur ein Trop fen war und einer verhältnismäßig klei nen Gruppegetan wurde,als Verdienstan zurechnen ist und bei den späteren Beur teilungen unserer so belasteten, blutge schwängerten Zeit als mildernd zu wirken vermag. Zum Unterschied von den Flüchtlingen auseinem detKriegsgebiete,ein Problem, mit dem unsere Generation bereits wäh rend des Ersten Weltkrieges bekannt ge worden war, man denke an die Hundert tausenden,die aus Galizien und Polen ins Hinterland der österreichisch-ungari schen Monarchie einst transportiert und in Baracken untergebracht werden muß ten®, traf es diesmal nach dem Zweiten Weltkrieg als traurigste Folge des Zu sammenbruchs Millionen Auslands- oder Volksdeutsche in den Ost- und Südost staaten Europas, die zum Unterschied vom Ersten Weltkrieg die Heimat fürim mer verloren hatten und sich nun eine neue Bleibe und eine neue Existenz be gründen mußten.Derstaatlichen und pri vaten Hilfstätigkeit erwuchsen hier wie damals besondere und große Aufgaben. Auch die Caritas setzte ein und selbstver ständlich das Bemühen um eine seelsorg liche Betreuung. Diesmal gab es ja auch mitvertriebene Seelsorger, die nicht sel ten nun mit ihrer ganzen oder teilweisen früheren Gemeinde wiederzusammentra fen und das gemeinsame harte Schicksal der Fremde ertragen und erdulden muß ten. Da ich weder darauf vorbereitet war noch von Amts wegen damit befaßt wur de, erfuhr ich erst lange nachher, als ich damit nichts mehr zu tun hatte, daß Konsistorialrat und Pfarrer von Neu-Ottakring, Leopold Engelhart, vom eb. Ordi nariat mit 22.Oktober 1947 zum Erzbi schöflichen Kommissär für die Flücht lingsseelsorge bestellt war*^. Wiederum wie bei der Militärseelsorge'und dann bei der Lagerseelsorge® wurde ich auch dies mal ungewollt und unvorbereitet mitdem Problem in Berührung gebracht und ver mochte wieder nur provisorisch zu han deln.Eskam so und ging etwa so vor sich. Nach der Rückkunft aus der von Kardi nal Innitzer genehmigten Kriegsgefange nen-Seelsorge® auf den Seelsorgeposten als Kaplan von St. Augustin(Wien I, seit 1943),woich noch einige Monate tätig sein sollte, wurde mir als Universitätsdozenten'® die Invalidenhauskirche in WienLainz(Wien XIII)von Generalvikar Weih bischofDr.FranzKamprath überPrälaten Jakob Fried als Vermittler angeboten, besser „einzureden" versucht. Man brauchte einen Priester, damit die leer stehende Dienstwohnung (seit der Stif tung desInvalidenhausesim Jahr 1909für den Militärgeistlichen, genauer k. u. k. Feldkuraten bestimmt)" nicht verfallen solle und damit verloren gehe. Bei dem enormen Wohnungsmangel bestand die Gefahr, und das zuständige Sozialmini sterium und der nö. Landesinvalidenver band hatten schon mehrmals nach derlee ren Wohnung die Hand ausgestreckt. Der letzte Kirchendirektor, der MarianistenProvinzial P. Dr. theol, Adalbert Ehrmann'^,war bald nach Kriegsende ausge zogen,um sich derWiedereinrichtung der Häuser und Institute der MarianistenProvinz in Österreich zu widmen'®, die durch die nationalsozialistischen Macht haber wegen ihrer Schulen und Internate ein Hauptopfer geworden war und ihre blühenden Häuser verloren hatte. Eine gewaltige und eine ganz sich einsetzende Persönlichkeit war hier verlangt. Die Si cherung also dieser Dienstwohnung und eine Sonntagsmesse sollten meine Auf gabe sein. Daneben fände ich,hieß es obhirtlich, die nötige Zeit zur Einarbeitung in das bevorstehende Lehramt an der katholisch-theologischen Fakultät. So be gannich denn mitsehrgemischten Gefüh len und berechtigten Sorgenin der notvol len Zeit mit 1.bzw.8.Oktober1946 diesen Kirchen- und sich herausbildenden Seelsorgedienst'*. Gleich bei den ersten Wochentagsmes sen und mehr noch an den Sonntagen fie len mit Kü'chenbesucher wegen ihrer dunklen bäuerlichen Gewandung,und da wiederum die Frauen auf.Ich sprach ein zelne an und wurde nun aufihr Lager auf dem benachbarten Küniglberg (Lainz) aufmerksam gemacht. Man berichtete mir,daß es die Bevölkerung aus reindeut schen Gemeinden unweit von Preßburg (Slowakei)sei, deren zwei Bürgermeister angesichts der sich annähernden Ostfront und der androhenden Ausweisung(Aus treibung)nach Wien begeben hätten,um für ihre Leute von der deutschen Wehr macht aufgelassene Barackenlager zu be siedeln. Durch Absprache und Vereinba rung mit einer Baufirma gelang es, diese Baracken auf dem Küniglberg zu be kommen.Sie wurdenzur Besiedlung frei gegeben. Es war echtes arbeitsames Bauemvolk.Die Männer-Kleinbauern,Mau rer, Zimmerer, Straßenarbeiter und an dere Handwerksleute - fanden dadurch Arbeit, waren sogar sehr gesucht, die Frauen scheuten ebenfalls keinen „Hand griff, übernahmen daher alle Dienstbo tenaufträge; oder verdingten sich samt den älteren Leuten für die Land- und Feldarbeit.Zum Anbau und zur Ernte zo gen alle frei verfügbaren Kräfte aus. Es war an den Abenden, vor allem an den Samstagabenden wieim Dorf,wo sie auch nach des Tages Müh'und Plag' in Grup pen zu ihrer Siedlung aufden Küniglberg hinaufgingen. Der Fleiß und die Verläß lichkeit und dazu ihre (Traditions-)- Frömmigkeit gewannen ihnen Sympa thien bei der bodenständigen Bevölke rung.Freilich zeigten sich auch hiereinige Ausnahmen,bei einer Kopfzahl von etwa 200 nicht verwunderlich.Die wichen auch mir aus,ich kam an sie nicht heran. Auf eine Besonderheit und Schwierig keit muß gleich hingewiesen werden.Die Invalidenhauskirche war als Anstalts oder Institutskirche erbaut worden, ge hörte also zum Invalidenhaus-Komplex, und warfür Anstaltsfremde nichtodernur nach Maßgabe und erst seit dem Ende des Weltkrieges zugänglich. Deshalb gab es immer Reibereien und Nörgeleien von Seiten mancher Inwohner. Da die Invali denhaus-Angehörigen auf ihre wenigen Plätze erpicht waren,mußten die auswär tigen Besucher, und hier vor allem die 37

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=