storbenen Herrn(so nannte der Erzherzog stets seinen Bruder Kaiser Franz L), in seinen letzten Jahren zweyten Vaters und Freundes im Herzen tragend, ließ er sei nen Knaben Franz nennen"'. Weitere Vornamen waren: Ludwig (nach seinem Taufpaten Erzherzog Ludwig). Johann (nach seinem Vater),Jakob(nach seinem Großvatermütterlicherseits).Im Taufpro tokoll von St Michael'" ist noch als weite rer Vorname..Gregor" angegeben. Mögli cherweise wollte man den damals regie renden Papst Gregor XVI.(1831 bis 1846) nicht übergehen. Der Erzherzog dürfte wahrscheinlich der Pfarre St. Michael keinen Trauschein zur Einsichtnahme vorgelegt-haben und aus Respekt vor der kaiserlichen Hoheit gab man sich scheint's mit der mündli chen Auskunft des Erzherzogs zufrieden. Jedenfallskam ein unrichtigesDatum der seinerzeitigen Eheschließung zur Eintra gung:..Getrautaufdem Brandhofe am 17. Februar 1828 vom Anton Philipp Dechanten zu St. Lorenzen im MürzthaL" Tat sächlich aber fand die Trauungam 18.Fe bruar 1829 um 11 Uhr nachts in der Ka pelle am Brandhofstatt". Der mit Erzherzog Johann befreundete MalerLudwig Schnorr von Carolsfeld hat die Tauffeier im Bilde festgehalten'^ Er faßte die anwesenden Personen in drei Gruppen zusammen: in der Mitte die Hebamme Frau Barbara Gruber (nach Taufprotokoll wohnhaftStadtNr.231)mit dem Täufling, der Pfarrer der Michaelerkirche und sein Ministrant und rechts vom Täufling Erzherzog Ludwig als Tauf pate.Im Hintergrund ein Altar mit Kreuz und sechs Leuchtern. Erzherzog Johann selbst steht im Vordergrund, die Hände und einen Fuß auf einen rot ausgeschla genen Betstuhl gestützt. Zur Linken ste hen Graf Reischach, Obersthofmeister des Erzherzogs Ludwig; Fürst Dietrich stein: Korber. Hauptmann des GenieKorps; Graf Peter Prokop Morzin, Obersthofmeister, Peter Graf Morzin, d. J., Dienstkämmerer; Hauptmann Froßard, Adjutant. Rechtsim Bilde Frau von MandeisteinausGraz;Blaumroth,deralte Mesnerder Michaeierkirche;derGewerke Huber aus Mürzzuschlag: Dr. Georg Goelh(vermutlich);Zahlbruckner,Sekre tär Erzherzog Johanns,und der Kammer diener Schrötlner. Nicht auf dem Bilde, aber in den Aufzeichnungen des Erzher zogs ausdrücklich genannt,„der treue, in seinen Grundsätzen klare und feste Schnorr, der dem Brandhofer(Erzherzog Johann)manchen Trost gebracht" ErzherzogJohann fühlte sich diesem re ligiös eingestellten Künstler tief verbun den.1804 warLudwigSchnorrvon Carols feld nach Wien gekommen'"'. Der gebür tige Königsberger wurde von Herzog Al bert von Sachsen-Teschen in seinem künstlerischen Schaffen gefördert. Unter dem Einfluß von Friedrich Schlegel und Zacharias Werner konvertierte er 1821 zur katholischen Kirche. In der Folge ent stand eine Reihe religiöser Bilder. Allein für die Michaeierkirche, die damals das 200jährige Gedenken ihrer Übergabe an die Bamabiten feierte,schuferfür drei Al täre Bilden 1826 die Darstellung des seli gen Bamabiten Alexander Sauli,der nach seiner Konsekration zum Bischof in Ge genwart des hl. Karl Borromäus das Volk segnet, femer das Bild des hl. Apostels Paulus. Für beide Arbeiten erhielt er 400 fl. in Silbergeld. 1827 wurde der Franciscus-Salesius-Altar neu errichtet. Schnorr malte dazu das Altarblatt und er hielt dafür 260 fl. Silbermünzen". Mit Ausnahme des Bildes des hl. Apostels Paulus wurden die beiden anderen in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts durch die Ölbilder Theresias vom Kinde Jesu und Judas Thaddäus ersetzt. Obwohl die Liebe Erzherzog Johanns ganz der Steiermark gehörte,so soll doch nicht vergessen werden, daß er in Wien vielleicht die Stunde seines höchsten per sönlichen Glückes erlebte, als hie^.sein Sohn Franz geboren und getauft wurde, dem es bestimmt war, Stammvater der Grafen von Meran zu werden. So hatte Gott „seine Erbarmung über den Baum am Brandhof ergehen (lassen), daß er nicht dürr zu Grabe gehe'"*. Gewiß ein Stück Nostalgie, aber der Erinnerung wert. Anmerkungen: 'Raum 20. Nr.3.„Das Haus am Michae lerplatz", Gouache, 15 x 21 cm.Privatbe sitz; ,,Die Taufe d.Sohnes Franz", öl auf Holz.Ludwig Schnorr v.Carolsfeld. 1840, Privatbesitz. Band 1: Katalog d. steir. Landesausstellung 1982,S.525. ^ Erzherzog Johann von Österreich. Der Brandhofer und seine Hausfrau, ed. Wal ter Koschatzky. 3. Auflage, Graz 1982, S.217 ff. Anna Plochl wurde 1834 in den Stand der Grafen v. Meran erhoben. ^ Koschatzky zit. Anm.2. S. 199. * Tauf-ProtocoII 1834-1844, fol. 101, Pfarrarchiv St. Michael. DaZu: Richard Perger, Die Grundherren im mittelalterli chen Wien,in: Jb.d.Ver.f. Gesch.d.Stadt Wien. Bd. 19/20, 1963, S. 57. 'Koschatzky zit. Anm. 2, S.47. '■ Tauf-Protocoll ziL Anm. 4. ' Series R. Patrum Bamabitarum.. . ab anno MDCXXVI ... finita 1864. Nr. 344, Michaeler Kollegsarchiv, XVI. Abllg., 189. Lade. Nr. 2. Don K. J. Lugitsch starb 1848. ® Adam Wandruska, Eine Kindheit in Flo renz und Wien, in: Erzherzog Johann v. Österreich, Landesausstellung 1982, Band 2: Beiträge zur Geschichte seiner Zeit, S. 355 f. ' Koschatzky zit. Anm,'2, S. 202. Tauf-Protocoll zit. Anm. 4. " Koschatzky zit. Anm.'2, S. '186f und S. 217. Koschatzky zit. Anm. 2, S. 202. Dazu Abbildung 95. S. 201. Nennung d. Anwe senden S. 200. Siehe auch Katalog zit. Anm. 1. S. 525. ' ' " Koschatzky zit. Anm, 2. S. 202. Walter Buchowiecki. Geschichte der Maierei in Wien, in: Gesch. d. Stadt Wien, NR. Bd. VII, S. 115. Materialien zur Fortsetzung des Memorabilienbuches der Pfarre zum heiligen Michael S. 5 f. Derzeit verschollen. "• Koschatzky zit. Anm. 2. S. 140. Sowohl der Katalog zit. Anm. 1 als auch die Bei träge zit. Anm. 8 bringen auf dem Um schlag die Porträtskizze Erzherzog Jo hanns von Ludwig Schnorr von Carols feld. 1827. Vgl. Koschatzky zit. Anm. 2, Abb. 80. S. 175. Der Enkel Albrecht Graf von Meran wurde 1902 Priester in prazund wirkte bis zu seinem Tod 1928 als Benefiziat in Grundlsee. . . Der Severinusverein um 1856 - Vertreter der Katholiken Österreichs P. Dr. Waldemar Posch Das St-Severins-Jahr 1982 sollte nicht vorübergehen, ohne eines Vereines zu ge denken, der unter dem Namen dieses Hei ligen im kirchenpolitischen Leben Öster reichs einst eine bedeutsame Rolle spiel te, der „Severinusverein", nun aber der Vergessenheit anheimgefallen ist. Vom ehemaligen Domprediger Johann Emanuel Veith und seinem Verwandten Hock am 15. Mai 1848 zunächst als Wiener Katholikenverein gegründet, lautete sein Wahlspruch: „Für Glaube, Freiheit und Gesittung".' Man wollte den Boden des Laientums, den die Kirche im Polizeistaat verloren hatte, im konstitutionellen Staat wiedergewinnen. Dies war nur möglich durch „Belehrung der Ungeübten über ihre staatsbürgerliche Stellung, ihre Rechte und Verbindlichkeiten".* 1850 nahm diese Vereinigung den Namen „Se verinusverein" an.' Seinen ersten glanzvollen Auftritt in der Öffentlichkeit hatte dieser Verein, als O. Donnel, der Präsident des Severinusvereines, mit der Vorbereitung des Katholi kentags 1853 in Wien betraut wurde, der zu einer großartigen Sympathiekundge bung für Kaiser Franz Joseph, den Schirmherrn der katholischen Kirche in Österreich, wurde."" Die Mitglieder des Severinusvereines kamen aus allen Ständen; Geistliche, Ärz te, Gelehrte, Studenten, Beamte, Kaufleute, Techniker, Handwerker und Gesellen." Es war „eine Einheit in der Vielfalt, eine Harmonie. Jünglinge... in der Kraft ihrer Jahre, Männer, denen die Erfahrung Fur chen über die Stirne gezogen, bewährt im Frieden wie im Krieg, ja im schrecklich sten aller Kriege, im Bürgerkrieg".* Im Severinusverein wurden in erster Linie solche politischen Fragen behan delt, die im engsten Zusammenhang mit der Religion standen. Der Ablauf der Ver sammlungen vollzog sich nach einem be stimmten Schema.' Der Präses - ein Geistlicher-hielt den ersten Vortrag. Ihm fiel die Aufgabe zu, das religiöse Leben zu vertiefen. So schärft er z. B. den Vereins mitgliedern ein, kein Gebot der Kirche dürfe von Katholiken als klein betrachtet werden; christliche Erziehung sei ein 34
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