•tuschen. Anschließend bilden den Ab schluß verschiedene Heilige, Gottvater mit der Weltkugel und zwei Putten. Nach Übertragung des Gnadenbildes Maria im Pfeiler in die neue Kapelle wurde die alte Lukas- oder Meggaukapelle„gleichsambtödt" Daherrichteten die Barnabiten am 1.Februar1659an Graf Meggau die Anfrage, ob sie auch diese Kapelle in zwei andere unterteilen dürf ten. Sie erhielten die Erlaubnis unter der Bedingung,daß sie diese Kapellen aufei gene Kosten errichten müßten. Außer dem sollte eine dieser Kapellen auch wei terhin den Namen des hl. Lukas tragen, die andere sollte dem hl. Blasius gewid met sein (heute Paulus- u. TheresienkapeUe). Nach Übergabe der Gnadenikone Maria Wegweiserin aus der Nikolauskir che zu Candia auf Kreta im Jahre 1672 durch Heinrich Ulrich v.Kilmannsegg an die Michaelerkirche und besonders durch die mit diesem Bild in Verbindung ge brachte wunderbare Heilung von der Pest, die dem Barnabiten P.D. Casimir Dembsky zuteil wurde, ließ die Vereh rung der Maria im Pfeiler etwas nach. Aber das einfache Volk wandte sich nach einiger Zeit wieder dem altvertrauten Gnadenbild zu. Der Chronist'® vermerkte dazu, daß seit 1703 beim Vesperbildaltar täglich nachmittag „rosencräntzsambtet lichen gesängern gebettet und abgesun gen bey brennenden Kertzen,und ist dise andachtnoch in Schwung in disen 1715ten Jahr. Wird Villeicht auch nit abnehmen". Die Verehrungnahm auch nichtab.Flo rentius SchiUing hatte in P.Don Carolus Josephus Jung" einen Nachfolger, der den Kult zu Unserer Frau im Pfeiler zu neuer Blüte brachte.Die beiden Kapellen rechts und links der Gnadenkapelle hat ten eine weit bescheidenere Ausstattung erhalten als diese. Jung verschaffte der Annakapelle ein neues Altarbild. Als er Propstvon St.Michaelgeworden war,ließ er die Vesperbildkapelle im Geschmack seiner Zeit erneuern. Auf Grund der im Archiv vorhandenen Rechnungen und Kontrakte läßt sich der Umfang der Er neuerung gutverfolgen".Jung kaufte am 10. Mai 1721 vom Bauholzversilberer (Verkäufer) Mathias Altdorfer für 35 fl. 43 Kr.Holzfür die Kapelle und schloß mit dem bürgerlichen Tischlermeister Paul Podner am S.Juli 1721 einen Kontrakt, damit dieser für 160 fl. alle Tischlerarbei ten übernehme. Am 12. Juli 1721 ver pflichtete sich der hofbefreite Bildhauer Joseph Höchenwaldt(Högenwald im Ver tragstext), alle Bildhauerarbeiten zum neuen Altarin derVesperbildkapellenach vorgelegtem Riß zum Preis von 250 fl. zu übernehmen. Im Kontrakt eingeschlos sen war auch die Lieferung von 6 Leuch tern, 4 Maikrügen und einem Kruzifix. Uber den Vertrag hinaus erhielt er am 31.Jänner 1722für die Bildhauerarbeitan zwei Engeln samt Vergoldung20 fl.Franz Pizenhofer, bürgerlicher Vergolder, be kamam 6. August 1721 den Auftrag,nach vorgezeigtem Riß den vom Tischler und Bildhauer verfertigten Altar völlig zu marmorieren und zu vergolden,und zwar mit Einschluß der 6 Leuchter, der 4Mai krüge samt Buschen und einem Kruzifix. Dazu waren auch noch die Kanontafelnzu versilbern. Für seine Arbeit verlangte er 340 fl.Der Steinmetzmeister Franz Haimbucher lieferte 121 Marmorsteine. Für diese und 8 Tage Arbeitszeit verrechnete er 36 fl. 27 Kr. Der kaiserliche Hofglaser meister Johann Georg Häberlin verrech nete am 13. August 1721 für ein Fenster mit6Stück mit durchsichtigem Glas ver sehenen Scheiben 17 fl. 26 Kr. Der Maria Magdalena Floriani wurden für 4000 Mau erziegeln 25 fl. 30 Kr.gegeben.Für die bei der Arbeit verwendeten Materialien (Gold, Firnis, öl, Bleiweiß usw.) bekam der Maler Joseph Schmidt 210 fl., für die 17 Wochen dauernde Arbeit 115 fl. Im Jänner 1722 erhielt er insgesamt 325 fL 1825 wurden aus Anlaß der zweihundert jährigen Anwesenheit der Barnabiten in Österreich(1616-1826)am Vesperbildaltar erneut Veränderungen vorgenommen - diesmalim Sinn des Klassizismus". Lange bestand Unklarheit darüber, worin der Unterschied zwischen der Wie ner Maria im Pfeiler und der in Zaragoza bestehen könnte. Da in Wien auf einem Säulchen sich die schmerzhafte Mutter gottes befindet, so nahm man dies auch für Zaragoza an. Gustav Gugitz", ein Fachmann auf dem Gebiet der Gnaden stätten und Andachtsbilder,meinte sogar, die Michaeler Pietä sei eine „Kopie des spanischen Kultgegenstandes der Kirche NuestraSenoradelPilarin Zaragossa".So wurde angenommen,das Original in Za ragoza seieine Pietä.Ersteinem Besucher ausSpanien war derIrrtum 1981 aufgefal len.Er sandtezum Vergleich aus Spanien zwei Aufnahmen der „Santissima Virgen de El Pilar"-da war aber keine schmerz hafte Muttergottes mit dem Leichnam Jesu im Schoß dargestellt, sondern eine gütig blickende Madonna mit dem Jesus kind im linken Arm. Die kleine Statue steht auf einer kantigen Marmorsäule. Nicht die Statue, wohl aber die Säule ist von einem Velum umhüllt. Ihr Standort ist in einem Raum hinter dem Hochaltar. Dort steht sie in einer rahmenartig wir kenden Nische. Zusammenfassung. In dieser Arbeit konnte als ursprünglicher Standort des Vesperbildes ein Pfeiler an dem Kapel lenanbau des nördlichen Seitenschiffes derMichaelerkirche erwiesen werden.Als der hervorragende Prediger P.D.Floren tius Schilling und sein Kreisim Kapellen anbau des südlichen Seitenschiffes einen Kultraum für die Pietä errichteten,wurde dasselbe dorthin übertragen.PropstP.D. Carolus Josephus Jung brachteim ersten Viertel des 18.Jahrhunderts die Vereh rung der schmerzhaften Muttergottes zu neuer Blüte. Sowohl für das 17. als auch für das 18.Jahrhundert konnten einzelne Handwerker- und Künstlernamen erfaßt werden. Außerdem dürfte nun geklärt sein, daß zwischen der spanischen Maria im Pfeiler und der von Wien nur eine Na mensgleichheit in bezug auf den Pfeiler besteht. In der Darstellung weichen sie voneinander ab: in Wien eine schmerz hafte Muttergottes-in Zaragoza eine Ma donna mit Jesuskind. Anmerkungen; 'Gnaden Pfeüler. Das ist Beschreibung des Gnadenreichen Vesperbildts der Übergebenedeiten Jungfrawen Maria in den Pfeyler, In St. Michaelis Pfarrkhürchen bey denP:P:Barnabiten zu Wiennin Österreich (Abk. GP.), Hs begonnen um 1641,Eintragungen bisetwa 1753.Michae ler Kollegsarchiv (Abk. MiKA), XVI. Abtlg., 187. Lade,Nr.5(Abk.XVI.187.5). Pappeinband, Goldschnitt, H19, 5, B 15 cm,233 r-v Blätter. 'GP.11 r zitiert Anm.1. ® Karl Lind, Die Michaelerkirche zu Wien, in: Ber. u. Mitt. d. Altertumsverei nes Wien,Bd.3, Wien 1859, S.7. •* Kaufbrief V. 23. Jänner 1619,MiKA III. 30.1a. ® GP.16r. zitiert Ahm.1. ® Karl Ginhart,Die gotische Bildnerei in Wien,in: Gesch.d. St. Wien,NR.Bd.VH, 1,S.39. 'GP.12 ff. zitiert Anm.1. ® Ebenda 13 f. ® Waldemar Posch, P. D. Florentius Schilling, Prediger bei St Michael in Wien, in: Beitr. z. Wr. DiÖzesangesch., 17. Jg.. Nr.4. Wien 1976,S.25 ff. '® Gustav Gugitz, Das kleine Andachts bild in den österr. Gnadenstätten, Wien 1950,S. 1. "GP.12 V,zitiert Anm.1. "GP.6 r-v,ebendort MiKA VI. 214.30. Lind, zitiert Anm.3, gibt S.6 das Jahr 1399 an.Diesstimmtje doch mit der Originalurkunde nicht über ein. GP.8v u. 134r zitiert Anm.I. GP.16r-27r ebendort. Die vorangestellte Zahlbeziehtsich auf die im GP.der Reihe nach aufgezählten 23 Wunder. "Raittung Vor das Vesperbild... de A° 1639 bis 1669, MiKA II. 22.15a, fol. 7-13. '® GP.134r-137r zitiert Anm.1. Zweifache Abschrift d. Erlaubnisertei lung durch Meggau.MiKA III.30.1b. GP.174r zitiert Anm.1. Vgl.:Waldemar Posch,Das gestohlene Gnadenbild v. St. Michaelu.seine Heimkehr,in:Beitr.z.Wr. Diözesangeschichte, 19. Jg., Nr.3, Wien, 1. Dez. 1978,S.33. "Notata memorabüia Cong.Cler.Reg.S. Pauli Ap...a P.Don Adalberto Strobl,A® 1778,S.82/83,MiKA XVI.189.1.C.J.Jung, geb. 5. Okt. 1660 zu Wien,Profeß 18.Jän ner 1678, Primiz 25. März 1684, gest. 15.Dez. 1736 zu St. Michael. "MiKA 11.22.15. "Anonym(P. D.Severin Wachtelhofer), Die k. k. Hof-, Stadt-, Pfarr- und Collegiumskirche St. Michael in Wien, 1861, S.28. "GP.14 zitiert Anm.1. "Gustav Gugitz, Österreichs Gnaden stätten in Kult und Brauchtum, Bd.1, Wien, 1955,S.29. 31
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