Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Mit 1. Mai 1974 wurde Grausam noch Velm als Excurrendo-Provisur übertra gen.Damalsdachte niemand,daß ihm nur noch etwas über drei Jahre zu leben be stimmt sein sollten. Hören wir die Grab rede,die der Heimatpfarrer KR Johannes Georg Oppolzer von Mauerbach am 27.Oktober 1977 in Gegenwart des Offiziators Prälat Florian Kuntner,63 Mitbrüdem und zahlreichen Gläubigen aufdem Friedhof von Gramatneusiedl hielt:... „Am Mittwoch, dem 20. Oktober (1977) stürzte Euer lieber Konsistorialrat und Pfarrer G.G. in Gegenwart seines jünge ren Bruders Karl bei einer kleineren Aus besserung(an der Dachrinne)seines von ihm gebauten Pfarrhauses sechs Meter in die Tiefe und starb nach diesem Unfallso fort im 66. Lebens- und 42.Priesterjahr. Der liebe Verewigte wurde am 31.Jänner 1911 als zweites von fünf Kindern von ehrbaren Eltern in Mauerbach geboren... SeinePrimizhielteram 28. Juli1935 unter großer Beteiligung der Bevölkerung in derPfarrkirche seines Heimatortes,wobei sein väterlicherPYeund und Gönner,Pfar rer Franz Weber,die Festpredigt hielt... Am 15. Mai 1951 wurde er als erster Pfar rer Eurer Gemeinde vom Bischof inve stiert. Schon in kurzer Zeit erwarb er sich bei Euch, liebe Gramatneusiedler, die Achtung und Liebe durch seine eifrige und schlichte Tätigkeit in Pfarre und Schule. Dabei mußte er am 6. April 1974 die Excurrendo-Provisur Velm mit über 480 Seelen dazunehmen. Und er tat dies gerne,wie er auch stets bereit warzu Aus hilfen in der Umgebung... Das war in Kürze geschildert sein religiöses, seel sorgliches, edles Wirken als Diener Jesu Christi.Nun können wir vor dem geöffne ten Grab uns fragen: Was bleibt von sei nem Priesterleben, das wir verfolgen konnten, übrig? Dreierlei scheint mitaufdiese Frage be deutsam zu sein. Der hervorstechendste Zug im Leben des zu früh Heimgegange nen war seine große menschliche Güte, seine Schlichtheit und Selbstlosigkeit. Wir Priester und Diener des Herrn stehen besonders heute unter der Kritik von den uns umgebenden Menschen.Doch er, un ser lieber Georg Grausam, hat überall, auch bei Euch,Liebe und Zuneigung ge funden,über die er sich innerlich so freu te.BeiderDarbringungdeshl.Meßopfers, bei seinen volkstümlichen Predigten, bei Spendung der hl. Sakramente,bei Abhal tung der vielen Religionsstunden war er für alle, besonders für Euch, liebe Gra matneusiedler,ein priesterlicher Freund. Er half den Armen,Leidenden und Ster benden in ihren Nöten und er litt, wenn er jemanden aus Eurer Gemeinde auf den Gottesacker begleiten mußte. Ohne viel darüber zu reden,tat er dies gerne in sei nen 42 Priesterjahren. Auch wir sollten in unserem Leben niemals vergessen, daß wir einst vom Herrgott gefragt werden, waswir heute beim Seelenamtim Evange lium gehört haben, inwieweit wir im Le ben bereit waren, unseren Mitmenschen materiell und geistlich beigestanden ha ben,um durch diese Taten das WortChri stizu verwirklichen:,Wasihrdem Gering sten meinerBrüdergetan,dashabtihr mir getan'. Ich hatte die Freude und Ehre,48 Jahre lang mit dem Verewigten in Freundschaft verbunden gewesen zu sein. Auch ich stehe heutein Leid und Trauervorseinem Grab. Er besuchte gar oft seine geliebte Heimatgemeinde Mauerbach und wir plauderten mitsammen gerne über dies und das. Bei all seinen vielen und großen Verpflichtungen in der Seelsorge fand er immer auch noch Zeit, sich intensiv als Heimatforscher zu betätigen, und gewiß wird auch diese Arbeit von zuständiger Stelle gewürdigt werden. Aus tiefer Gläubigkeit liebte er jeden von Euch und sah in dem von ihm erbau ten Gotteshaus das Sinnbild seiner Ge meinde. Auch seinen lieben Eltern und Geschwistern warerin Liebe zugetan und besuchte sie öfters. Wir wollen auch heute seiner treuen Pfarrhaushälterin, Frau Frieda Kamper, in Dankbarkeit geden ken,die den Verewigten so viele Jahre be treute und in Eurer Pfarrkirche und Pfarre selbstlos tätig war. Am offenen Grab nehmen wir alle in Dankbarkeit Abschied von einem from men Priester, von einem gütigen und schlichten Diener des Herrn. In unseren Gebeten und bei unseren Gottesdiensten wollen wir gerne seiner gedenken,damit der barmherzige Gott ihn, unseren .Schurl', wie viele ihn in Liebe genannt haben,..." Anm.: Personalstand Wr. Erzdiözese; WDBL;H.Groer,HundertJahre Knaben seminar der Erzdiözese Wien,1956,S. 168; 100 Jahre Bundesgymnasium Hollabrunn, 1965, S.86; WKZ. Zwei ebenso tragisch Verunglückte ge hörten diesem Jahrgang an: Kaplan Karl Fiby,Wien V,St.Florian, deram 10.Sep tember 1944 Opfer eines Fliegerangriffs wurde; Kaplan Eduard Nowotny, Mauer bei Wien, gestorben im Gefangenenlager Uriopinsk,UdSSR,der eine nur 33,dieser nur 36 Jahre alt. Dr.Franz Loidl Die Michaeiergruft in Wien Gegenüber der Hofburg liegt jene Tcteninsel Wiens,die heute weltweit bekannt ist unterdem Namen„Michaeiergruft".Sie umfaßt mit ihren Gewölben und ver schlungenenGängen die ganze Längeund Breite der Michaeierkirche und geht teil weise darüber hinaus. Von den ungefähr 4000 Toten, die hier beigesetzt wurden, waren bis nach dem Zweiten Weltkrieg noch 221 Holzsärge mitzum Teil mumifi zierten Leichen in der Tracht ihrer Zeit erhalten, ferner 33 Kupfer- und Zinnsär ge sowie zwei ummauerte Särge. Wenn man von den mittelalterlichen Erdbegräbnissen innerhalb der Kirche absieht, gibt es erst ab 1560 eigentliche Grüfte.Damals wählten die Herbersteiner die linke Apside zu ihrer Begräbnisstätte. Hier ruht auch Sigmund Freiherr von Herberstein, gest. 1566, dessen Schilde rungseiner Reise nach Rußland großeBe rühmtheit erlangte. In zeitlicher Abfolge entstanden dann folgende Adelsgrüfte: 1576/91 Freiherrn und Grafen v. Mollard; 1606Berchtold zuSachsengang;1617 Gra fen und Fürsten v.Trautson; 1619 Barone und Grafen v. Meggau; 1627/29 Grafen v. Werdenberg; 1637 Grafen v. St. Julian; 1639 Barone v. Sprinzenstein; 1642 Frei herrn und Grafen v. Buccellini; 1644 Freiherrn v. Kaiserstein; 1654 Grafen v. Cavriani; 1655 Freiherrn v. Krailsheim; 1659 Grafen Pergen-Suttinger; 1669 v. Seitz-Gruft;1642/73 Gruftder Spanischen Bruderschaft; 1679 Barone v. Mayerberg. Von 1631 bis 1678 erfolgte der Ausbau der kollegs- bzw. pfarreigenen Grüfte im Bereich des Hochaltars und im Mittel schiff. Von hier aus wurden zu den einzel nen Adelsgrüften Gängegegraben,so daß fast sämtliche Grüfte unterirdisch mitein ander verbunden waren. Der rechte Teil des Querschiffes-Herrengruft genanntwarjenen Adeligen vorbehalten,die in St. Michael keine Familiengruft besaßen. 1730/31 schloß sich an diese die MariaCandia-Gruft, die aber bereits außerhalb der Kirche lag und ihren Namen erhielt nach dem Gnadenbild, das sich bis zum Jahre 1782 an der Stelle des heutigen Ju liusaltars befand. Die Pfarrgruft im Mit telschiff, die Taufstubengruft und die En gelgruft waren Massengrüfte,die von Zeit zu Zeit geräumt wurden, indem man die noch nicht vermoderten Sargbretter ent fernte,die Knochenreste gleichmäßig auf dem Boden ausbreitete, mit Lehm zu deckte und in den Boden stampfte. In der Priestergruft hinter dem Hochal tar ruhen zwei Beichtväter der Kaiserin nen: Antonio Marchese de Cito,Beichtva ter der Kaiserin Amaliaund derEjqesuitP. Ignatius Kampmiller, Beichtvater der Kaiserin Maria Theresia. In der Gruft der Spanischen Bruderschaft steht aufeinem Sockel der Sarg des Hofdichters Pietro Metastasio, gest. 12. April 1782. Ab 1784 fanden keine Bestattungen mehr in der Michaelergruft statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die wissenschaftliche Erforschung der Gruft.Sie brachte neueErkenntnisseüber das Alter der Kirche und über die Datie rung der Grüfte (Karl Oettinger, Alois Kieslinger, Waldemar Posch)sowie über die Art der Bestattung zur Zeit des Ba rocks(Adolf Mais). Waldemar Posch,Die Michaelergruft in Wien, 1981, 24 Seiten, Selbstverlag: Stadtpfarramt St. Michael, Preis S 15,- Dr.F.L. 29

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