Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

lieh tätig sind (Posteingang täglich 300 Stück!),und führte unsin das Erholungsund Bildungsheim des Jungmännerver bandes zu Altenberg, das im Bergischen Land in stiller Waldeinsamkeit gelegen ist Altenberg, als Zisterzienserabtei ge gründet, von der noch der herrliche Dom und das Klostergebäude Zeugnis geben, dient jetzt dem Katholischen Jungmän nerverband als Erholungsheim, Führer schule und Kunstwerkstätte. In Mühl heim an der Ruhr, einer Stadt, die noch vor 60 Jahren nur sechs Pfarreien mit 15.000 Katholiken zählte,heute aber mehr als 70 Pfarreien mit 600.000 Katholiken aufweist erklärte uns Pfarrer Jakobs die zweifache Ursache des ungeheuren Auf schwunges des katholischen Lebens in dieser Industriestadt: die eucharistische Erziehung des Volkes und die Caritas.In Essen vermittelte der Besuch des FranzSales-Hauses uns ein Bild der Fürsorge Essens für psychisch defekte Jugendli che;interessant warderBesuch derZeche Langenbrahm unter Führung des Stadt inspektors Scherbaum, der in Essen den Bezirksverband derkatholischen Jugendund Jungmännervereine leitet. Uber Ziel und Wegedes Verbandes belehrte uns ein von Kaplan Walter Velten geleiteter Heimabend. Die Tage in Münster waren ausgefüllt mit der Teilnahmeam Katholi kentag; der gedruckte Bericht weist zehn Reden in den Hauptversammlungen und 36 Referate in den Nebenversammlungen auf. In Hildesheim zeigte uns Lektor En gelhardt die aus der Zeit des Mittelalters oder der Renaissance stammenden Kir chen, Häuser und Plätze der Stadt; mit dem dortigen Katholischen Jungmänner verband verbrachten wir einen von „Pa stor" Herges geleiteten Heimabend. Un vergeßlich wird auch allen Teilnehmern die Audienz bei Bischof Bares bleiben, unvergeßlich, was der Bischof erzählte überdiePastorisation in derDiaspora und in den Industriegemeinden seiner Diöze se.An die Audienzschloß sich die Besich tigung des Domes unter Führung des Dompastors Böcker an. In Berlin gab uns Pfarrer Leppelt interessante Aufschlüsse über die Betreuung der Pfarre St.Ansgar, zu der von den 400.000 Katholiken Berlins 1000 Seelen gehören. In der Zentrale der christlichen Gewerkschaften sprach Ge neralsekretär Otte über die christliche Ar beiterbewegung in ihren verschiedenen Belangen (Organisation, Schrifttum, Rechtsberatung, Versicherung. Jugend arbeit usw.); in der Zentrale des Caritas verbandesschilderte dieAufgaben derka tholischen Wohlfahrtspflege der Direktor des Verbandes,Prälat Heinrich Wienken, anschließend sprach Dr.Hebing über die Befiirsorgung der Akademiker.Das Ideal bild des Großstadtseelsorgers zeichnete Regierungsrat Dr.Franz Kloidt in seinem Vortrag über Karl Sonnenschein.Bischof Schreiber gewährte uns eine Audienz,in der er den Theologen den Grundsatz ein schärfte:„Als Gesandte Christi dürfen wir keine Pessimisten sein; der Pessimismus ist nur Deckmantel für Bequemlichkeit oder für Menschenfurcht!" Ermöglicht wurde diese Studienreise durch Subventionen; solche gewährten: das Bundesministerium für Unterricht, das Canisiuswerk, Regens Handloß und der Fürsorgereferent der theologischen Fakultät der Wiener Universität aus dem Studienfonds(Professor Dr.Tomek),fer ner das Katholikentagskomitee für Aus landdeutsche in Münster (Prälat Profes sor Dr.Schreiber und Professor Dr.Bier baum) und der Verein für Auslanddeut sche in Berlin. Daß die Reise einen schö nen,durch keinen Mißton getrübten Ver lauf nahm, ist insbesondere auch dem Umstand zuzuschreiben, daß wir Öster reicher überall, wohin wir kamen,aufdas herzlichste und freundlichste aufgenom men wurden; die hochwürdigsten und hochwürdigen Herren, an die wir uns wandten und diein diesem kurzen Bericht nicht alle namentlich angeführt werden können,scheuten kein Opfer,um unsden Aufenthalt in Deutschland recht ange nehm zu gestalten, indem sie die Gast-' freundschafl in vornehmej Weise übten. Die Theologen werden es nie vergessen, daß sie es dem Wohlwollen der Behörden in der österreichischen Heimat und der opferfreudigen Liebenswürdigkeit ihrer väterlichen Freunde in Deutschland ver danken, die fruchtreichsten Anregungen für ihre künftigen Arbeiten in der Seel sorge empfangen zu haben, sowie die Führer der Studienreise dankbar aner kennen, daß sie in ihrer Aufgabe, die Theologen aufdasSeelsorgeamtvorzube reiten, eben durch diese Studienreise wirksam unterstützt wurden. Eine bessere Vorbereitung aufdas Stu dium der Hodegetik kann es nicht geben als eine solche Studienreise, so daß der Wunsch berechtigt ist: Es mögen die Ver hältnisse in unserem Heimatlandesich so günstig gestalten, daß künftighin Stu dienreisen für Theologen zu einer dau ernden Einrichtung gemacht werden können. Anmerkung: In: Hirtentasche. Pasto ralblattzum Pastoralblattfür den katholi schen Klerus. Wien 1931, Nr. 3,S. 1.-Es war und blieb die einzige derartige Stu dienfahrt. Zwei Angehörige des Jahr gangs waren Hauptarrangeure: Prälat Erwin Hesse,der die Fahrt als damaliger Hörer an der Kathol.-Theol. Fakultät in Münster^estfalen vorbereitete, und Weihbischof Josef Streidt, der sie als Jahrgangserster betreute.- 1933 war be reits Hitler an der Macht. Teilnehmer Dr. F.L. Pfarrer Georg Grausam Vorbildlicher Pfarrchronist Als schöne Zeichen für echte und treue Verbundenheit mit der Geburtspfarre und später dann als Pfarrer mit der Pfarrgemeinde dürfen angesehen werden: die Lokalgeschichtsforschung und die Füh rung der Pfarrchronik. Beides kann an Pfarrer Grausam belobt werden. Ich kannteGrausam noch vom Alumnat her,wenn wir auch nur ein Jahr(1930/31) einander kannten. Später führte uns die Lokalgeschichtsforschung zusammen,da er mich stets über seine Arbeiten unter richtete und Ratschläge darübereinholte. Er widmete vor allem seinePublikationen und sandte mir gewissenhaft sein Pfarr blatt zu.Es sei seiner kurz gedacht. Grausam wurde am 31.Jänner 1911 in Mauerbach im Wienerwald geboren, besuchte daselbst die dreiklassige Volks schule und war von 1922 bis 1930 Knaben seminarist und Gymnasiast in HoUabrunn,wo er mit Auszeichnung maturier te. Am 21. Juli 1935zum Priester geweiht, kam er mit 1.September d.J. als Kaplan nach Niederrußbach, Dekanat Großweikersdorf. Mit 1.Februar 1938 wurde er zum Kaplan in Moosbrunn ernannt, wo mit sich eine neue Verbindung zwischen ihm und mir ergab, da ich 1931/1932 da selbst, wohl mit Dienstzuweisung in Pur kersdorf,angestellt war. Wir hatten beide also einen gemeinsamen Chef, nämlich Pfarrer Leopold Eder, der seit 1933 die Pfarre leitete. Mit selbem Datum wurde Grausam als erster Kaplan zugleichzum Kirchenrektor der Filialkapelle in Gramatneusiedl er nannt, da der zweite Kaplan mit 1.Sep tember die Filialkirche zum hl. Nikolaus in Velm übertragen erhielt. Die Ausweitung Wiens zu Groß-Wien durch die nationalsozialistische Stadt ordnung führte zur Eingliederung von Moosbrunn und Gramatneusiedl in den X^II.Stadtbezirk. Nach dem Krieg kam es zur Errichtung der neuen Pfarre Gra matneusiedl. Und was war naheliegend? Grausam wurde zum ersten Pfarrer mit 15. Mai 1951 ernannt,nachdem er die wer dende Gemeinde bereits als Excurrendo-Provisor betreut hatte. Und da gab es nun Seelsorgearbeit genug für einen al lein. Uber 2300 Seelen bildeten mit fünf Siedlungen die Gemeinde; eine vierklassige Knaben/Mädchen-Volks- und eine vierklassige Knaben/Mädchen-Haupt schule mit vier Parallelklassen erforder ten einen tüchtigen Katecheten. Ein gut redigiertes „Pfarrblatt St.Peter und Paul" für Gramatneusiedl, Marien thal, Neureisenberg, Neumittemdorf (Kirchbergersiedlung) ab 1950, dem Er richtungsjahr der neuen Pfarre, gibt rich tigen Aufschluß. Vorbildlich darin die Pfarrchronik! Damit ist schon ein Hinweis auf Grau sam als Lokalhistoriker angegeben. Als Hauptarbeiten seien wenigstens genannt: Geschichte der Pfarrgemeinde Mauerbach.Wien 1946,23 Seiten und vier Bilder. Herausgegeben aus Anlaß der Dreihun dertjahrfeier der Weihe der Pfarrkirche Mauerbach in der Erzdiözese Wien am 22.September 1946 von Johannes Georg Oppolzer,Pfarrer von Mauerbach(seit 14. Jänner 1931!). Dann der mit wissenschaftlicher Akri bie und Ausführlichkeit im Pfarrblatt in mehreren Folgen abgedruckte Artikel über: Pfarrer Gerlach von Traiskirchen, gest.16. April 1318,begraben in der Kartause Mauerbach,Stiftskirche,ab 1967. 28

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