Professor Schindler-ganz Priester(t1922) Vor 60 Jahren, am 27. Oktober 1922, starb Franz Martin Schindler in WienHietzin'g, Protonotarius Apostolicus, ad. inst, part., Ordinarius der Moraltheologie, emerit. Rector Magnificus der Wiener Universität,lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses, des österreichischen Reichsrates usw. Am 25. Jänner 1847 zu Motzdorf(böhmi sches Erzgebirge)geboren,studierte er in Mariaschein, wurde 1869 in Leitmeritz zum Priester geweiht, erwarb als Frintanist in Wien(1874-1877)mit der Disserta tion:,,De catechumenatu inde a tempore apostolorum usque ad tempora Caroli Magni inclusive" den Dr. theol., wvirde darauf Professor für Moraltheologie an der Diözesanlehranstaltin Leitmeritzund war von 1887 bis 1917 eben Ordinarius an der Wiener Kathol.-Theol. Fakultät. Seine 30jährige Tätigkeit machte ihn zu einer der Führerpersönlichkeiten des ka tholischen Wiens und Österreichs, als Mitbegründer und Generalsekretär der Leogesellschaft (1892-1917), als eifervol len Propagator der päpstlichen Sozialen zykliken, als Mitbegründer und Pro grammatiker der Christlich-sozialen Par tei und der katholischen Zentralpresse „Reichspost". Er war der Mentor der für die Mitglieder der Leogesellschaftim Ho tel zur goldenen Ente veranstalteten Dis kussionsabende („Enten-Abende"), die ein Sammelbecken der katholischen In telligenz Wiens bildeten. Er verfaßte grundlegende Werke wie: „Die soziale Frage der Gegenwart"(1905, 19084.Aufl.),„Lehrbuch derkatholischen Moraltheologie" (3 Bände, 1907/10, 1012/14 2. Aufl.), und gab 10 Bände „Das soziale Wirken der katholischen Kirche" ab 1895 heraus. Seither mehrfach und gründlich ge würdigt, in letzter Zeit durch: Friedrich Funder, „Aufbruch zur christlichen So zialreform", Verlag Herold,Wien 1953,sei hierseine manchmalzu weniggewürdigte oder auch übersehene erste Berufstätig keit, die als Priester, angedeutet. Kein geringerer als der wohl bedeu tendste Schüler und Nachfolger, der hochverdiente Bundeskanzler Prälat Dr. IgnazSeipel,der selbstin seinem überaus erregenden Leben und Wirken sein Prie stersein über alles hinaushob und es in Treue bewahrte, hielt seinem Meister bei der Totenfeier der katholischen Hochschulverbindungen den höchst ehrenden Nachruf und pries darin Schindler zu nächst als Priester: „F.M.Schindler war vor allem anderen ein Priester. Vielleicht merkt man, ob einer, der die Priester weiheempfangen hat,aucheine wirkliche Priesterseele hat, nie mehr als beijenen, die nicht in der gewöhnlichen Laufbahn des Priesters, des Seelsorgers, des Reli gionslehrers geblieben,sondern diein das öffentliche Leben hinausgetreten sind. Hier vollzieht sich die große Scheidung; es ist die große Gefahr,daß sie in den Am tern,die sie, obwohl Priester, aufsich ge nommen haben,untergehen,es zeigt sich aber auch von manchen bei ihnen erst recht, wie sehr sie Priester sind. Franz Schindler ist Priester im höchsten Sinn des Wortes gewesen. Lebhaft steht vor meinen Augen,wie ich ihn gesehen habe, als ich ihn vor mehr als einem Jahre be suchte, wenige Tage, nachdem er eine schwere Operation überstanden hatte. Damals hat er mir auf meine Frage nach seinem Befinden unmittelbar nach der Operation wie er sie überstanden habe, geantwortet. Der Besuch der Arzte hat sich um mehr als eine Stunde bis gegen 11 Uhr vormittags verzögert und dann ist die Operation ohne schmerzstillende Mit tel, die man bei seinem hohen Alter nicht anzuwenden wagte,vorsieh gegangen.Er hat sich nachher auf einige Minuten zur Ruhe gelegt, ist dann aufgestanden, in seine Hauskapelle gegangen und hat dort das heilige Meßopfer gefeiert. Wie sehr muß dieser Mann Priester gewesen sein und was mag dieses Opfer in den Augen Gottes gewesen sein, sJs unter dem Ver band noch die Wunden bluteten!Was mag dieses Opfer gewesen sein,bei dem er ge wiß die Leiden, die er zu ertragen hatte, mit auf die Patene legte und emporhob, dem Herrn zur Ehre und zum Dank,daß die Operation geglücktwar!Wiesehr muß dieser Mann Priester gewesen sein! Im tiefsten Glauben seiner Seele in einem Augenblick,zu demjeder andere sich zu rückgezogen und an nichts gedacht hätte als an seine Schmerzen und an die Hoff nungaufdas Wiedergenesen,ist er an den Altar in seine Hauskapelle geschritten; niemand war dabei,niemand hatihm zu gesehen,fürkeines Menschen Augehater es getan,nur weil ihn seine Seele hinzog, auch an diesem Tag dasihm soliebgewor dene heiligste Opfer darzubringen.. Weiter heißt es dann bezeichnend für die seelische Größe Schindlers im Nachruf: „...Dann kam die schwere Zeit seiner Leiden in der Nachkriegszeit(ab 1918),da er,der begeisterte Österreicher,das große Reich zerfallen sehen mußte und Schind ler neben geistiger auch materielle Not kennenlernt. Er hatte niemals irdische Schätze gesammelt,sondern mit der Frei heit des Geistes ausgeteilt, was und wo er nur konnte. Nun teilte er das Los und die Not der Pensionisten. Doch hat er sie nicht getragen wie irgendein Pensionist; denn nie hat er geklagt, sondern die Ent behrungen getragen wie ein Patriot. Als sich zu den psychisch-physischen Sorgen noch die körperlichen Leiden hinzuge sellten,da ister nichtschwächer,aber Stil-* 1er und stüler geworden. Nicht Stille der Stumpfheit oder des Absterbens war es, sondern die Stille des Versunkenseins in ein höheresLeben."In dieser Zeitschrieb er zweithomistische Studien:„Die Gaben des Heiligen Geistes nach Thomas von Aquin"(Verlag A. Opitz, Wien 1915), die Seipel eine Kostprobejener moralhistori schen Untersuchungen nannte, denen Schindler seinen Lebensabend zu wid men gedachte -,und „Begriff und Wesen derLiebe beiThomasvon Aquin"(Herder Verlag, 1919).-Eine vita contempliva secundum S. Thomam lag 1923 als Manus vor. „Wahrheit war es bei ihm, wenn er, der nach seiner Operation vom Grabes rand zurückkehrte, nach Besserung sei nes Krankheitszustandes alle Glückwün sche zurückwies mit dem Hinweis auf seine Sehnsucht nach der ewigen Hei mat." Anm.: Korrespondenz des Priester-Ge betsvereines „Associatio Perseverantiae Sacerdotalis",Wien 1922, Nr. 10,S.134 f., 135 f. Dr. Franz Loidl Eine pastoraltheoiogische Studienreise Dr.Leopold Krebs In der Zeit vom 25. August bis 12. Sep tember 1930 unternahmen Theologen des Wiener Priesterseminars unter Führung ihres Regens Kanonikus Karl Handloß, desSpirituals FranzGundlund desPasto ralprofessors L. Krebs eine Reise nach Deutschland,um aktuelle pastoraltheolo gische Probleme kennenzulernen. In Frankfurt am Main machte uns Ar chitektManfred Weber mitseinen Schöp fungen (Bonifatiuskirche, Heiligkreuz kirche usw.)bekannt und behandelte da bei die Probleme des modernen Kirchen baues;in einem mitLichtbildern begleite ten Vortrag erörterte Kaplan Rompel die Aufgaben der Pastorisation der männli chen Jugend in der Gegenwart; anschlie ßend daran schilderte Dr.Heinrich Hörle, Pfarrer der Heiliggeistkirche, die Aufga ben der Pfarrseelsorge in der Bannmeile der Großstadt.Dann folgten die Gnaden tage in der Benediktinerabtei Maria Laach;sie waren reich an Anregungenzur Seelenkultur dank der Vorträge der Pa tresUrbanBomm und BasiliusEbelund P. Prior Dr. A. Hammensteede. In Köln wohnten wir im Hause des Katholischen GeseUenvereines,besichtigten unterFüh rung des Domvikars Wüsten den herrli chen Dom;der Bezirkspräses der katholi schen Jugend- und Jungmännervereine von Köln, Karl Büchler, Kaplan von St. Alban,führte uns in die Zentrale der ka tholischen Arbeitervereine, ferner in die Jugendheime,die sich an den Kirchen St. Paul, St. Bruno und St. Nikolaus befin den.In Düsseldorfnahmen wir teil an der Dezenniumsfeier des Reichsverbandes „Deutsche Jugendkraft", besuchten die Zentrale der katholischen Schulorganisa tion, wo Generalsekretär Böhler über die Aufgaben der katholischen Schulorgani sation und Pfarrer Fister über die mo derne Kinderfürsorge sprachen; in der Zentrale des katholischen Jungfrauen verbandes erörterte Generalpräses Monsignore Kiens die Pastoration der weibli chen Jugend. Rektor Heuser zeigte uns das „Jugendhaus", die Zentrale des katholischen Jungmännerverbandes Deutschlands, in der fünfzig Personen hauptamtlich und viele andere ehrenamt27
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=