Zur Geschichte der Heiligenverehrung in der Landschaft zwischen Göllersbach und Schmida Der hl. Thomas Möns.Karl Keck Von den ungezählten Heiligtümern der Ewigen Stadt haben unsere Rompilger auch die Basilika Hl. Kreuz in Jerusalem besucht^ Dort hat man ihnen den Finger des hl. Apostels Thomas gezeigt. Was St. Thomas dem Auferstandenen durch sei nen Zweifel angetan hat, das suchte er später durch seinen Missionseifer gutzu machen: er predigte das Evangelium bei den Parthem, Medern und Persem, wirkte in Westkurdistan und kam auch nach Indien, wa.noch heute mehrere Hunderttausende sich rühmen, von den durch Thomas Getauften abzustammen. In Indien ist der Apostel schließlich auf Befehleines heidnischen Königs mitLan zen durchbohrt worden. Sein Sterbetag wird am 21.Dezember gefeiert. Dem hl. Thomas ist in unserer Land schaft zu Groß-Wetzdorf eine Kirche er baut worden.Selbe war bis 1778 eine Fi liale von der im 13.Jh.aus Sigemaresweride (Altenwörth?) ausgeschiedenen Pfarre Groß-Weikersdorf. Um 1570 wirkten in ihr oder in der Schloßkapelle in Klein-Wetzdorf protestantische Prediger. Die Schloßkapelle wurde durch Herzog Leopold von Schleswig-Holstein, Stormarn und Dietmarschen 1726 vom Grunde aus neu erbaut und am 29.Feber 1728 vom Stockerauer Dechant Kaspar Agnelli zu Ehren des heiliggespro chenen Johann Nepomuk eingesegnet. Das Patrozinium wurde am 16. Mai 1729 zum ersten Male prächtig gefeiert. Die Predigt des Braunstorfer Pfarrers und früheren Hofkaplans der Herzogin, Lud wigTauchner,dessen herrliches Grabmal noch zu Straning steht, wurde 1729 zu Znaim gedruckt und hat den Titel: Hl.Jo hannes von Nepomuk / Als neu und dem Hl. Joanni dem Tauffer / sowohl in der Geburt/ Leben / und Tod / gantz gleich erküsener Heiliger Kirchen-Patron. Die Schloßkapelle,die nach 1738 konsekriert worden ist, hatte außer dem Johann-Nepomuk-Altar noch solche zu Ehren des Heiligen Kreuzes und der Unbefleckten Empfängnis. Letztere sind vor einigen Jahren nach Maria-Dreieichen gekom men; dort tragen sie bei zur Verschöne rung der aufs herrlichste renovierten Wallfahrtskirche. 1786 erging der Befehl, die angekleidete Statue des Jesukindleins auf dem einen Seitenaltar auszukleiden und was anderes hinzustellen oder eines aus Holz machen und in Farben machen zu lassen. Die Pfarrkirche selber hatte 1761 außer dem Thomasaltar noch Altäre zu Ehren des hl. Josef und des hl. Bernhard, war konsekriert und besaß die Eilaubnis zu heiligen Messen an den Tagen: Thomas, Josef, dritter Ostertag,Dreifaltigkeitsfest, 10. Sonntag nach Pfingsten und am Tag der Unschuldigen Kinder. Vor 1738 hatte die Herzogin von Holstein eine Stiftung für die Aufrechterhaltung des Ewigen Lichtes gemacht Die Müllerswitwe Bar bara Schwingenschlögl von Stockerau ist die Stifterin der Frühmesse,für die sie ein Kapital von 3000 Gulden widmete.Derer ste Benefiziumsinhaber wurde 1778 Josef Vilploner,der auch die Erhebung des Benefiziums zur Pfarre erlebte. Die Kirche selber entstammt dem Mittelalter und ist später erweitert und barockisiert worden. Ein Fresko, das den hl.Thomasvor dem Osterheiland kniend zeigt,kam 1929in der Pfarrkirche von Loitzersdorf zum Vor schein.Esist derletzte Resteiner um 1330 erfolgten Ausmalung deralten Kirche,die jetzt zum Seitenschiff geworden ist. Diözesanarchiv, Faszikl Groß-Wetzdorf und Faszikl Visitationen. Wiener Natlonalbibliothek (Druck der Swobodischen Erben). Bihlmeyer, Vom Leben unserer lieben Heili gen, II. Koller, Kirchliche Heimatkunde. Tomek,Kirchengeschichte Oesterreichs, I. Wiedemann,Geschichte der Reformation,III. Wiener Zeitung, 1936, Nr. 146. Stockerau: Geschichte einer pfarrlichen Anstalt OSR Hugo Nikel JedePfarre hatte neben der Kirche,Ka pelle und dem Pfarrhaus noch andere Baulichkeiten, die auch ihre Dienste lei steten, jedoch im Laufe der Zeit ihren Zwecken nichtentsprachen oder entspre chen konnten und daher veräußert wur den oder Neubauten welchen mußten. Auch sie haben aber ihre Geschichte und Verdienste und gehören in die pfarrge schichtliche oder lokale Geschichtsdar stellung. Hier sei ein Beispiel vorgelegt. Der ursprüngliche und zu lokale Titel „Abschied von der Bräuhausgasse" wurde in obigen Titel umgewandelt Dr.F.L. Von 18. 10. 1891 bis 31. 3. 1982, also 90 Jahrelang,gehörte diesesHausderPfarre Stockerau.1982wechselteesden Besitzer. Es wurdeim Volksmund kurzweg„in der Bräuhausgasse" oder auch „Anstalt" ge heißen. Die Bedeutung des Hauses liegt oder lag in seiner Verwendung einerseits als Kindergarten und anderseits nach dem Ersten Weltkrieg auch als Pfarrzentrum. Die „Bräuhausgasse" besaß in seiner Funktion als „Kindergarten" einen Vor läufer in dem im Juli 1871 errichteten Haus Stögergasse 11, dem nachmaligen Katholischen-Gesellenvereins-Haus. Pfarrer Kanonikus Josef Schwerz wid mete dieses Haus als Kinderwarte-Anstalt und übertrug diese Anstalt zur Füh rung und Leitung den Schulschwestem vom 3. Orden des hl. Franz Ser. In der Kinderwarte-Anstalt, später Klnderbewahranstalt, wurden 80 bis 120 Kinder betreut. Frau Katharina Mayer (t 16. 8. 1873) vererbte ihr ganzes Vermögen (12.000 bis 15.000 Gulden)diesem Kinder garten unter den Bedingungen, daß Klo sterfrauen ihn führten, daß der jeweilige Pfarrer und zwei christliche Bürger die Anstalt verwalten sollten, daß nach Mög lichkeit eine Arbeitsschule für arme Mäd chen eingerichtet werde. Durch diese Erbschaft war der Fortbestand der Kinderbewahranstalt gesichert. Diese Kinderbewahranstalt wurde im Juli 1875 durch den Bau eines Hoftraktes für eine Nähschule für arme Mädchen er weitert. Mit 18. 10. 1891 wurde diese Anstalt in die „Bräuhausgasse" verlegt. Baugeschichte: Der damalige Pfarrer, Kanonikus Ernst Lukaseder, errichtete 1891 miteinem Kostenaufwand von25.000 Gulden einen einstöckigen Neubau in der Bräuhausgasse Nr.9(Konskr.-Nr.333und 544).Der Bau wurde von BaumeisterLeo pold Holdhaus ausgeführt. 1892 wurde der anstoßende Baugrund um 3100 Gulden erworben, wozu Frau Theresia Groiß ein Darlehen von 1600 Gulden gewährte und Frau Maria Weid lich 1500 Silbertaler spendete. 1896 wurde der St.-Josef-Ausbauverein gegründet. Er zählte 1904 etwa 150 Mitglieder und bestand bis 1938. Seine Aufgabe war, die laufende Finanzierung der Anstalt wahrzunehmen. Nach den Plänen des Architekten Prlhoda erbaute Baumeister Anton Knett 1901/1902 die Gassenfront des Hauses,ei nen Zubau, die Gartenanlage sowie Um bau derInnenräume.DerBau wurde 1902 eingeweiht. Das erhaltene Baujoumal (2.9. 1901 bis 6. 12. 1902)informiert über die täglichen Bauarbeiten und über den Baufortgang. Sammelgelder der Schulschwestem ermöglichten die Adaptierung der An staltskapelle(24. 11. 1892). Über die Finanzen der Anstalt: Das Kassenjournal 1904 bis 1928 gibt einen ausführlichen Einblick in die gesamte Geldgebarung.Esist erstaunlich,wie ver hältnismäßig schnell die Kosten des Neu baues, die Instandhaltung usw. positiv bewältigt werden konnten. Auf der Einnahmenseite stehen ver bucht: Schulgelder des Kindergartens, der Arbeitsschule, der Industrieschule, Beiträge der französischen und engli schen Sprachkurse, der Literaturkurse, jährliche Zuwendungen des St.-JosefAusbauvereins und eines Landesfonds, Zinsen aus Spareinlagen und erworbenen Wertpapieren,Legat derManhartstiftung, Zinsen der Frau-Franziska-Grüner-Stiftung, Sammlungen für Beheizung (z. B. 1923 155.010 Kronen), Kohlenspende von 500.000Kronen(1922)desHerrn Kardinals Erzbischof Gustav Piffl, Einnahmen aus Theateraufführungen, Jagd- und Acker pacht,ausdem Verkaufvon Grundparzel len (1909, 1910). 24
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=