Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Die Täter marschierten um ca. 22 Uhr geschlossen und singend in 2 Gruppen, eine von der Südfront,die andere um die Kirche vom Kirchenhof her in den Kon venthof des Stiftes ein. bewarfen zuerst vom Hofaus die Fenster mit Steinen.Um ca.22Uhr30drangen sie durch Aufspren gen der Konventtüre in den Konvent ein, zerschlugen dort weitere Fensterscheiben und zerbrachen 40 Fensterrahmen. Schließlich brachen sie die Türen zum Wohnzimmer des Pater Leopold Tengg und zu den Räumen des Pater Justin Fitz aufund drangen in die Wohnung ein.Pa ter Justin Fitz, der gerade in seiner Woh nung war, vvairde aufgefordert,seine Waf fen abzugeben. Nach flüchtiger Durchsu chung des Arbeits- und Schlafzimmers entfernten sich die Leute wieder.Schließ lich wurde noch im Wohnzimmer des Pa ters Theobald Wittmeier nach Waffen ge sucht.Um ca.23Uhr haben sich die Leute wieder in unbekannter Richtungentfernt. Nach Angaben des Pater Justin Fitz wa ren die Täter ohne Rock und Kopfbedekkung.Erkanntwurde niemand.Ein Mann, welcher im Zimmer des Paters Theobald Wittmeier war,sagtezu diesem:„Dashabt ihr nur dem Innitzer zu verdanken." Er vermutet, daß es durchwegsjunge Leute waren,doch konnte er niemand erkennen, weil die Glühbirnen ausgedreht wurden und die Täter sich ihrer Taschenlampen bedienten. Hievon wird mit vorstehendem Bericht erstattet. Der Bezirkshauplmann; N. N.(unleserlich) PRÄSIDIUM der Landeshauptmannschaft Niederdonau 19. Okt. 1938 eingelangt Anm.: Nachlaß Fried. Wiener Neustadt-Bombenangriff 1944 Der für die Stadt weitaus schwerste An griff war am 23. April. In immer neuen Wellen kamen die feindlichen Flugzeuge heran. Man will in den Orten um Wiener Neustadt weit über 500 Flugzeuge im An fluge gezählt haben. Fünfviertelstunden lang hörte man nichts als Flakschießen und schwere Bombeneinschläge. Es scheinen fast nur 500-kg-Bomben in Ver wendung gekommen zu sein. Diesmal wurden die Werke, aber auch das Zentrum der Stadt schwer getroffen. Um den Dom,die Neuklosterkirche und die Kirche St. Leopold legte sich ein gan zer Kranz von Bombentrichtern. Weitaus am schwersten wurde das Neukloster ge troffen. Die drei Kirchen erlitten aber keine we sentlichen Bauschäden.Um den Dom fie lenin einerEntfernung von 15bis20Metern mindestens 10 bis 15 Bomben. Fast alle Fenster des Domes sind zerschlagen,dar unter auch die meisten Fenster mit Glas malereien. Durch die Kirche weht oft ein Sturm,daß die hl.Messe nurin einem ge schützten Winkel gefeiert werden kann. Das Dach, das vor etwa sechs Jahren sturmsicher gedeckt worden war, hielt dem furchtbaren Luftdruck stand, doch erlitt es durch Flaksplitter und geschleu derte Steine zahllose Schäden. Ein 15 kg schwerer Stein wurde knapp unter dem First desKirchendaches miteiner solchen Wucht gegen das Dach geschleudert, daß er Ziegel und Latten durchschlug,aufder anderen Seite des Daches denselben Schaden anrichtete und endlich auf das Kirchengewölbe fiel. Große Sorge macht das Einglasen.Man hat mir vorgeschlagen, die Fenster mit Brettern zu verschlagen, worauf ich na turgemäß nicht eingehe. Im Hofe des Propsteipfarrhofes fiel gleichfalls eine Bombe. Sie riß einen Trichter von 12 Metern Durchmesser.Sie fiel etwa 2 Meter von der Kellertür ent fernt auf. Im Keller hatten die meisten Bewohner des Hauses, gegen 30 Perso nen,Schutz gesucht. Wie durch ein Wun der blieben alle unverletzt. Uber dem Bombeneinschlag wohnt Kurat Fischer. Seine Möbel sind fast alle zerschlagen. An Kleidern, Wäsche und Büchern scheint er keinen Schaden erlit ten zu haben. Seine Wohnung ist unbe wohnbar,da die Fenster mit den Fenster stöcken herausgerissen wurden.Er wohnt gegenwärtig in der Wohnung einer Haus partei, die, durch die Verhältnisse ge zwungen. auswärts wohnen muß. Uber dem Herrn Kurat Fischer habe ich bzw. hatteich mein Schlaf- und Speisezimmer, Auch hier sind die Fensterstöcke zerfetzt und zersplittert ZweiFensterstöcke wur den mit den Fenstern in alle Winde ver weht DasSpeisezimmer hatsich gesenkt, die Mauer neigt sich herein,so daß dieser Teil des Hauses wahrscheinlich neu auf gebaut werden muß. Uberhaupt braucht das ganze Haus nach dem Kriege eine gründliche Generalrestaurierung,Eszeigt zahllose schwere Risse. Die Wohnungen deranderen Herrn Karaten und meine üb rigen Zimmer kamen mit geringeren Schäden.davon.Doch sind zahllose Türen verrissen und zerschlagen, die meisten Fensterim ganzen Hausohnejode Vergla sung.viele Möbelarg beschädigt,Zahllose Glassplitterstecken in den Möbelstücken. Das Dach ist sehr stark beschädigt. Auch das Haus Nr. 2, das der Erzdiözese gehört, hat stark gelitten. Die Dachziegel sind lose oderzerbrochen,die Fensterzer schlagen. Ich habe dem hiesigen Finanzamt, das namens des Reiches die Oberaufsicht über das Haus führt, den Schaden gemel det und ihm nahegelegt, es möge einen Verkauf dos Hauses an die Diözese vor schlagen,da das Hausfürden Staatein of fenkundiger Passivposten ist. Nur durch eine Gasse von uns getrennt haben Bomben in den Peterskeller einge schlagen,in dem alle, die dort Schutz ge sucht hatten, verschüttet wurden. Noch Jetzt gräbt man dortund anderwärtsin der Stadt nach Verschütteten. Wir sind bei diesem Fliegerangriffunter den noch ver hältnismäßig am wenigsten Betroffenen. Zahllose Häuser sind nur noch ein Trümmerhaufen. An Wäsche und Klei dern sind wir alle kaum geschädigt, die Möbelsind mit wenigen Ausnahmen wie der instandzusetzen, werden aber freilich fürimmer dieSpuren dieses Tagesansich tragen. 'Unser hervörstecheridstes Gefühl ist der Dank gegen Gott, der unstrotz allem so wunderbar geschützt hat. Propslpfarrer Uhl DAW,Bischofsakten,Innitzer. Bombenschäden in Katzelsdorf 1944 Eure Eminenz, hochwürdigster Herr Kardinal! Fühle mich verpflichtet, von dem schweren Verlust, den die hiesige Pfarrgemeinde erlitten hat,zu berichten. Am 24.5. 1944 vormittag gab es Alarm. Nach fast zweistündigem Angriff trat Ruhe ein. Der Angriff war hart gewesen. Wirgingen ausdem Kellerund sahenetwa 300 m vom Keller weg Trichter im freien Felde und in der Straßenmitte. Von Kat zelsdorf selbst kam inzwischen ein Bote um Hilfe. In Katzelsdorf waren etwa 100 Bomben gefallen. Ich bin noch vor der Entwarnung ins Dorf gefahren. Die Schwerverletzten hatte man Ins Revier des Pferdelazarettes getragen und sofort behandelt.Das Militär warsehr entgegen kommend,und ich konnte eine Frau und ein Kind versehen. Ein Urlauber,der sei nen Schwager besuchen wollte, und ein Kind fanden den Tod.Im ganzen waren es vier Tote,eine Frau ist durch den Schreck vorzeitig gestorben, also fünf. Das Dorf selber war schwer getroffen, hat aber so fort mit den Aufräumungsarbeiten begin nen können.Die Dorfkirche warleicht be schädigt, 17 Butzenscheiben und Dach schäden waren da. In der Pfarrkirche wurde das Oswaldfenster sehr stark be schädigt. Am Pfingstmontag, 30.5. 1944, gab es wieder Alarm,ich glaube,zum 18. Malim heurigen Jahre. Der Angriff war heftig, aber verhältnismäßig kurz. Als Ruhe ein trat, kamen wir aus dem Keller. Niemand dachte,daß Katzelsdorfneuerlich schwer getroffen war, wir hatten nur das Heulen der Bomben,aber nicht die Detonationen gehört.Da kam eine Chorsängerin mitder Nachricht,daß diesmal auch die Dorfkircheschwer getroffen sei.Bin sofort mitge fahren. Auf der Straße in der Nähe der Kirche liegen 17 Trichter, vor dem Ein gang der Dorfkirche fiel eine schwere Bombe, riß die Rückwand mit Eingang und Chor ein. Mauerstücke,83 x 70 x 57, wurden weit weggeschleudert,zwei eiser ne Fassungen von Gräbern lagen aufdem Gelände des Lazarettes, waren also über die stockhohe Schule geschleudert wor den. Nach der Bergung des Allerheiligsten ging es sofortan die Bergung der Ge räte. Von den Bildern und Kunstwerken (Kanzelfigui-en, Kreuz)ist nichts bescha ll)

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