Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Jahre 1786 auf dem Platz einer vorge schichtlichen und römischen Siedlung. Im 11. Jahrhundert verlor sie ihre Pfarrrechte an die im Niederhollabrunner Tal neuerbaute Laurentiuskirche, bestand aber als geräumige, von Kreuzscharen aufgesuchte Nebenkirche weiter, und in Vischers Topographie aus 1672 kann man sie aufden Bildern von Kreuzenstein und Leitzersbrunn sehen. Zwischen 1745 und 1748 wurdesie von den Haselbachern aufs großartigste neu gebautund ausgestattet, mußte aber 1786 von denselben Haselba chern auf kaiserlichen Befehl abgerissen werden. Im verkleinerten Maßstab und mit demselben Inventar besteht sie seit dem in Haselbach als Pfarrkirche. Erst 1866 wurdevon den Haselbachern aufder Höhe des Michelsberges in Erfüllung einesGelöbnissesdiejetzige Kapelle gebaut und 1948 wieder hergestellt. Ganz zugrunde gegangen ist die von Hausleiten vor dem Jahre 1200 als Pfarr kirche abgebrannte Michaelskirche „im Dörflein"(oder „zu Kirchheim"), die im Jahre 1200 unter den Besitzungen des Wiener Schottenklosters erscheint. Uberschwemmungen der Donau sowie die 1529 sengenden und brennenden Türken horden machten der Ortschaft und der Kirche,die vom Blute der in ihr Getöteten erfüllt war, den Garaus. Die letzten Rui nen des Gotteshauses und eines urallen Gebäudes(Pfarrhof oder Beinhaus?) wa ren noch vor 1900 zu sehen (die nieder österreichischeAdministrativkarte hatsie noch eingezeichnet). Heute erinnert nur mehr derName„Michaeliäcker"und„Michaelerhof (3/4 Stunden stromaufwärts von Neuaigen) an das im Mittelalter oft genannte St. Michael.Auch befinden sich im PfarrhofNeuaigen zwei steinerne Hir sestampfmulden, die im Schutt der Mi chaeliäcker gefunden wurden. Außer der 1371 erstmalig genannten Mi chaelskirchezu Hadres,die aber gewiß äl ter ist und ihr Dasein vielleicht den Urbesitzem von Hadres, den Haderichen des 11. Jahrhunderts, verdankt,sind in unse rem Viertel andere Michaelskirchen nicht bekannt oder es ist in ihnen gelegentlich eines Umbaues ein Patroziniumswechsel eingetreten. Michelstetten,ein Ort im Ernstbrunner Walde, hat mit dem heiligen Michael nichts zu tun. Seine vor 1128 bestandene Kirche, nebenbei bemerkt ein wertvolles romanisches Bauwerk, ist gleich der ebenso alten Laaer Pfarrkirche,dem hei ligen Veit geweiht. Seinen Namen dürfte es daher haben,daß die ersten Ansiedler Spuren einer großen (mihil) Siedlung (Stetten) aus vorgeschichtlicher Zeit antrafen; heute noch geht die Sage,daß Mi chelstetten vor Zeiten eine große Stadt gewesen sei. Michaelskapellen Auch Burgkapellen waren gerne unse rem Heiligen geweiht, und so treffen wir eine solche im Schloße Dürnkrut. Micha elskapellen bestehen noch in den Dörfern Eichhorn, Hippersdorf (Rest der Burg dort?) und Waltersdorfan der March. St Michael gilt auch als Geleiter der Seelen ins Paradies.Darum finden wir so manche Friedhofskapelle (Karner) ihm geweiht Leider sind diese uralten Bein häuser vielfach schon vor Kaiser Josefs gutgemeinten,für die Kultur höchst ver derblichen Anordnungen zerstört wor den,so daß heute nur wenige mehr beste hen. Eine alte Gemeindemappe von 1725 zeigt die in Hausleiten bestandene Micha elskapelle im Umriß und Grundriß. DechantGschellhammer kam 1772 und 1780 ein,selbe,weil baufällig,abreißen zu dür fen. Diese Kapelle ähnelte dem Karner in Tulln und trug einen Blechturm. 1449 bestand eine Michaelskapelle bei derStJakobspfarrkirchein Seefeld. 1830 wurde die bereits 1366 mit einer Kaplan stiftung versehene Michaels(Karner)kapelle in Laa abgerissen; selbe war stock hoch gewesen.1835stand nocheinederar tige Kapelle in Pillichsdorf. Auch als See lenwäger galtSt.Michael,und als solchen zeigt ihn die Pestsäule von 1679 in der Nordbahnstraße zu Laa. Bilder vom heiligen Michael befanden bzw.befinden sich in der Kirche zu Hausleiten(seit den neunziger Jahren), Korneuburg (zu dem zugehörigen Altar stiftete 1496 Pfarrer NikolausLeitgeb von Hütteldorf ein Benefizium mit vier Mes sen, das aber später aufgehoben wurde). Schöngrabern (Seitenaltar) und Wollers dorf(Hochaltar). Auch in wirtschaftlicherHinsichtgalten und gelten St. Michael und sein Tag im September insofern viel, als zu Michaeli sowie zu Georgi bei der Herrschaft Zinsund Abgabetag der Untertanen war.Es ist übrigens auch heute noch dieser Tag ein Termintag. Auch Jahrmärkte wurden gerne zu Michaeli abgehalten. So erhielt 1513 Falkenstein einen für den Sonntag vorher (später auf Simon und Juda ver legt), 1830 Angern einen für Michaeli selbst; auch Stockerau erfreut sich eines solchen. (Niederösterreichisches Landesarchiv, Pfarrarchive Laa und Hausleiten, Schweickhardt: Darstellung, Topogra phie Niederösterreichs, Hinner: Die Kir che auf dem Michelsberge, Kirchl,Topo graphie.) Der BruderschaftsAltar in Leitzersdorf Möns.Karl Keck,Senning Im Vorjahre 1980 kam, nachdem das Außere und das Innere unserer Jakobipfarrkirche renoviert waren,auch der Al tar im rechten Seitenschiff, das einst die erste Kirche gewesen sein mag, zur Er neuerung.Er war 1756 einige Jahre nach der von Passau anbefohlenen Umbenennung der Bruderschaften in Bruderschaf ten von der christlichen Lehre (vorher Bruderschaft von Jesus,Maria und Josef), angeschafft worden,und der Kooperator Josef de Eyl, der einen gelehrten Ver wandten beim bischöflichen Konsisto rium im Passauerhof bei Maria Stiegen hatte, war für das Bild der Heiligen Fami lie und eines noch erhaltenen ovalen Oberbildes aufgekommen (dieses Ober bild steht noch auf seinem Platz). 1842 scheint das Bild beschädigt worden zu sein und wurde das jetzige erstellt, eine Schöpfung des Leopold Kastner. Kastner hat 1848 die jetzt schadhaft gewordenen und entfernten übergroßen Kreuzwegbil der geschaffen. Dieser Kastner hat ein Jahrzehnt später für Stockerau das Kolo mansbild gemalt.Ein Leopold(?)Kastner schuf im ersten Vierteljahrhundert reli giöse Bilder,von denen einigeim Pfarrhof Hanftal hängen. Links und rechts stehen weiß staffierte Figuren der Eltern der Muttergottes,Joachim und Anna.Aufden Säulen stehen Engel. Zwei Engelköpfe bekrönen das Oberbild GottVater.Hinter den Altar führen Türen, die durch weiße Vasen mit goldenen Sträußen ge schmücktsind.Der Altar hatte den Hoch altarzum Bruder gehabt,der einige Jahr zehnte vorher durch den Pfarrer ge schenktund nach 1800abgerissen worden war. Er muß besonders schön gewesen sein,laut der Inventarien. Der Familienaltar war das Heiligtum der Bruderschaft. Für diesen Altar hatte der 1734 verstorbene Pfarrer Andreas Sparabani, ein Südtiroler, eine Samstag messe gestiftet. 1705 war vom Passauer Konsistorium erlaubt worden, eine Je sus-Maria-und-Josef-Bruderschaft einzu führen. Diese Bruderschaft hieß dann später Bruderschaft von der christlichen Lehre und wurde, wie alle Bruderschaf ten, durch Kaiser Josef II. aufgehoben und dafür die Bruderschaft von der täti gen Nächstenliebe vorgeschrieben. Aus 1781 ist noch eine Bruderschaftsrechnung erhalten. Damals besaß die Bruderschaft 2103 Gulden, 27 Kreuzer bar und 1861 Gulden bei Leuten angelegt. Die Bruder schaft befaßte sich mit der Vertiefung des Glaubens und Werken der Selbstheili gung. Der Pfarrer war Leiter; ihm stand . zur Seite ein Laie. Das silberbeschlagene Bruderschaftsbuch aus 1766 ist nicht mehr erhalten.Die Feste Namen Jesu,Josefi und Maria Namen wurden immer groß gefeiert. Ein fremder Prediger kam schon am Vortage zur Beichtabnahme, beim Amterschienen die Nachbarpfarrer. 1728 lesen wir in der Tuba sancta (Pre digtwerk Heilige Posaune) des Serenus Schotter die Festpredigt. Die Traktierung mit Essen und Trinken kamjedesFestauf 8

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=