BeiträgezurWiener Diözesangeschichte Was sang und betete man vor 200 Jahren in den Kirchen Wiens Dr.Hans Hollerweger,Linz Der Volksgesang hat in Österreich eine alte Tradition. Das beweisen die zahlrei chen Liederbücher,die in der Barockzeit herausgegeben wurden. Eine neue Lied bewegung ist nach der Milte des 18. Jahr hunderts festzustellen. Der Geist der Auf klärung, der sich auch in Wien durchzu setzen begann, setzte sich mit den Lied texten kritisch auseinander und lehnte das barocke Lied vielfach ab. Vor allem begann man nach 1750 auch während der Messe Kirchenlieder zu singen. Es ent stand das Meßlied.Es ist also sicher nicht richtig, wenn man behauptet, das Kir chenlied in unserem Raum sei eine Schöpfung der Aufklärung bzw. des Jo sephinismus,diesstimmt nur für das Sin gen bei der Messe und das Meßlied.' In Wien waren es vor allem drei Jesui ten, die sich um die Förderung des Kir chenliedes bemüht haben; der Direktor des Waisenhauses „Unserer Lieben Frau auf dem Rennweg", Ignaz Parhammer (1715-1786), der Lehrer am Theresianum Franz Xaver Riedel (1738-1773), der die Sammlung „Lieder der Kirche" mit einer Ubersetzung von 156 Hymnen aus dem Brevier und dem Missale veröffentlichte (z. B.„Deinem Heiland,deinem Lehrer"), und Michael Denis (1729-1800). Dieser veröffentlichte im Jahre 1774 das Büch lein „Geistliche Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wieneri schen Erzbisthums".Die Verfasserschaft, die hin und wieder angezweifelt wurde, und die Absicht der Veröffentlichung geht eindeutig aus einem Schreiben des erzbischöflichen Konsistoriums an die niederösterreichische Regierung hervor: „Das Konsistorium kann bei dieser Gele genheit nicht umgehen, weiters zu erin nern,daß mitallerhöchsterGenehmigung schon anno 1774 Gesanglieder in einzel nen Stücken aufdie schon bekannten Me lodien durch den berühmten Pater Denis deutlich und faßlich für Wien und für das Land verfasset, wie auch unentgeltlich in allen Kirchen für das Volk in einer nicht kleinen Zahl vertheilet und in den Kir chen abzusingen, mit Verboth und Unter drückung der vorigen Lieder, verordnet worden,gleichwohl hatten sie das Schick sal, daß das Volk darzu noch nicht ganz gewöhnet und die Abstellung der vorigen und die Einführung dieser neuen nur durch öfters Betreiben und Ermuntern in manchen Kirchen bewirket worden."* Damit waren in der Erzdiözese Wien die folgenden 17 Lieder die einzigen erlaub ten volkssprachlichen Gesänge: Tauet Himmel, Dies ist der Tag von Gott ge macht,Laß mich deineLeiden singen.Der Heiland ist erstanden. Komm, heiliger Geist,o dritte Person.Ich bete drei Perso nen in einer Gottheit an. Erfreut euch, liebe Seelen, O Mutter Gottes, hoch be lohnt,In Gott des Vaters und des Sohnes und seines Geistes Namen,O Schöpfer, dessen Allmachtwort, Wir fliehen zu dir nur,allmächtiger Gott,Gott des Himmels und der Erde, Herr, wir tragen unsre Schuld, O Herr, wir sind getroffen von deiner schweren Hand, Maria, sei gegrü ßet,O Maria, sei gegrüßet hier in deinem Gnadenbild, Ein-frommes Loblied, o Jo hann.DieTexte dieserLieder wurden von Michael Denis gebräulichen Liedern un terlegt, so daß ihre Einführung einiger maßen erleichtert wurde. Wie sah es nun im Jahre 1781 mit der Durchführung dieser einschneidenden Verordnung aus? Darüber gibt uns ein Faszikel des erzbischöflichen Diözesanarchivsausdem Jahre 1781 Auskunft.^ In diesem Jahr konnten vom Konsisto rium noch eigene Initiativen gesetzt wer den, was mit dem Beginn der josephinischen Reformen(etwa ab 1782)nicht mehr möglich war. Dieses Dokument zeigt uns daher, welche Bestrebungen innerhalb der Kirche damals vorhanden waren,um dem Gesang in der Kirche eine zeitge mäße Gestalt zu geben. Der Faszikel hat den Titel „Lieder welche in denen ver schiedenen Kirchen in der Stadt gesun gen werden", dem offensichtlich später richtiger vorausgesetzt wurde: „Auszug deren Liedern, Litaneyen und Gebet tern." Wenn auch die Titel der einzelnen Lieder nicht angeführt sind, so erfahren wir doch sehr genau, welches Liedgut im BEILAGE ZUM NNIENER DIOZESMM BLNT 23. Jahrgang, Nr. 1 Wien,1. April 1982 Inhalt: Was sang und betete man vor 200 Jahren in den Kirchen Wiens. Theodor Biieweis, Pfarrer und Schriftsteller. Franz Zika. Verfasser von Kurzpredigten. Katholischer Jugendverein — Priesternachwuchs. Die Verehrung des hl. Michael im VüMB. Der Bruderschafts-Altar in Leitzersdorf. Die Gottesdienstsiedlungen Wiens in neuester Zeit (1918 bis 1934). Zum Überfall auf daseb.Palais im Oktober 1938. Wiener Neustadt - Bomben angriff 1944. Bombenschäden in Katzels dorf 1944. 80 Jahre Elisabeth-Kirche am Hochschneeberg 1981. ,,Russenkirchlein." Papst Pius VI. in Wien 1782. Silva von t P.Alois Joseph Bi schof SJ. „Der Sündenfaii." Der Wiener Pastoraltheologe Anselm Ricker in der englischsprachigen pastoralmedizini schen Literatur. Neuer Andachtsraum im Flug hafen Wien-Schwechat. Pichier-Gedenktafel. ,.Mons.Gramann-Komitee" 1947.
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=