von den Verstorbenen keine Angehörigen mehr lebten. ZurPfarrkirche ist das Georgiheiligtum in der Zeit um 1200 geworden.Vorher ge hörte es pfarrlich nach Kirchberg am Wagram, wohin im 11. Jahrhundert der Pfarrbesitz von Sigesmarisweride (Altenwört?)verlegt worden sein soll.An der Kirche, die wohl damals schon dem Rit terheiligen geweiht war, wollten Herzog Leopold VI. und der Passauer Archidiakon (Dechant) Siegfried Waiso, welche vermutlich die Grundherren über Wei kersdorfwaren,1221 ein Klosterzu Ehren der Heiligen Georg und Katharina stiften. Die Verleihung der Pfarre war zu dieser Zeitein Vorrecht des Landesfürsten.1331 wird die Pfarre einem natürlichen Sohn des Herzogs Friedrich des Schönen ver liehen; selber mußte aber vom Papste Dispens von der Makel der unehelichen Geburt erhalten. Im 16. Jahrhundert hängt das Patronatsrecht an der Herr schaft Grafenegg, der es noch heute zu steht. Vorher mag es bei dem gleichfalls landesfürstlichen Lehensgute Winkl, das um 1500 in Grafenegg aufgegangen ist, gewesen sein. Vielleicht deutet daraufhin der Umstand,daß die Kirche Weikersdorf im 17. Jahrhundert für gewisse Grund stücke nach Grafenegg den Nikolaus dienstzu entrichten hatte.Der heilige Ni kolaus aber ist der Patron derehemaligen Burgkapelle in Winkl, die 1956 in unver antwortlicher Weise um den größeren Teil ihrer mittelalterlichen Plastiken gekom men ist. Der Nikolaustermin aber hatte sich erhalten,auch,als Grafenegg dieZen trale der landesfürstlichen Lehensgüter aufdem Wagram und aufdessen Abfallbis zur Donau geworden war. Die im letzten Drittel des 16. Jahrhun derts protestantisch gewordene Pfarre kehrte 1622 zum alten Glauben zurück. Derneue Patron,Baron Johann Peter von Verdenberg, machte Gebrauch von sei nem Rechte, den Glauben vorzuschrei ben; auch war der Protestantismus in der Schlacht am Weißen Berg vor Prag,1620, aufs Haupt geschlagen worden. Reichen auch 1622 der Markt und der reiche Bür ger Hanss Haffenstein ein, beim alten Glauben bleiben oder die Bekehrung auf das nächste Jahr verschieben zu dürfen, nachher sind sie eifrige Katholiken. Haf fenstein ist 1625 Marktrichter, was nur Rechtgläubige sein durften, stiftet einen Altar und vermacht der Kirche um 1648 ein Joch Acker. Den Bemühungen der Marktvorstehung, die auch einen Beitrag zu geben versprach,gelang es,daß ab 1714 ein zwei ter Geistlicher angestellt wurde. Die Er bauung der Kogelbergkirche brachte es dahin, daß im 18. Jahrhundert sogar ein dritter Priester notwendig wurde. Uber die alte Kirche geben uns die Kir chenrechnungen, die von ca. 1612 an er halten sind, und Archivalien der Pfarre und des Diözesanarchivs einigen Auf schluß. 1638 kam eine große Glocke aus Krems, 1642 war am zweiten Sonntag nach Pfingsten wegen des Kriegsvolkes kein Gottesdienst,und 1643 wurden die38 Eimer Wein derKirche vor den Schweden ins feste TuUn gebracht. 1644 wurde die Kirche durch den Maurermeister Michael Klein aus Kremsrestauriert;auch wurden neue Stühle aufgestellt. Ein Maler zierte das Innere und verarbeitete acht Ellen Leinwand zu den Altarflügeln. 1662 lieferte der bekannte Glockengie ßer Baltasar Herold in Wien II neue Glokken. Auf dem Kirchhofe stand ein Bein haus.1701 gab es wieder eine große Repa ratur am baufälligen Gotteshause. Bald aber wurde die Kirche, die reich mit Paramenten und Kirchenzierden versehen W£ir,zu klein. Und so entschloß man sich zu einem Neubau, der 1733 begonnen ward.Der Graf Wenzl Adrian von Emkevoirt auf Grafenegg stellte den Platz zur Verfügung und widmete 16.000 Gulden; sein Tod verhinderte weitere Spenden. Die Kirche trug 12.000 Gulden bei. Der Bau wurde vom Hofbaumeister Johann Martineiii nach den Plänen des berühm ten Joseph Fischervon Erlach ausgeführt. Am Petrustag 1740 konnte in der neuen Kirche die erste heilige Messe gefeiert werden. Den Hochaltar, der ganz aus Marmor erstellt ist,ziert ein Bild von Mar tin Altomonte, der dafür 1000 Gulden er halten hat. 1740 spendete Hanss Leopold Graf Kuefstein den Altar des Patrons der Rechtskundigen St.Ivo,der auch auf1000 Gulden kam. Das Gemälde stammt von Karl Mayer. Das Gegenstück dazu, der Johann-Nepomuk-Altar, dessen Altar blatt 1749 vom Kremser Schmidt gemalt wurde, ist eine Widmung der Patronatsherrschaft Grafenegg; der Wiener Bild hauer Johann Tribner, der sich später in Weikersdorf ansässig machte, hat die Schnitzereien um 650 Gulden geliefert. Aufdem Ivoaltarist das bereits 1713in der alten Kirche vorhanden gewesene Maria-Pötsch-Bild, auf dem Nepomukaltare die Kreuzigungsgruppe der 1787 gesperr ten Kogelbergkirche angebracht. 1741 kam aus Wienein Heiliges Grab,andessen Aufstellung der Ingenieur(Fischer?)drei Wochen arbeitete. Die Schnitzerei mit dem sterbenden heiligen Franz Xaver mag auch aus dieser Zeit stammen. Viel leicht war sie schon in der alten Kirche. Dieser Missionsheilige wird in der ersten Hälfte des 18.Jahrhundertsin der Umge bung viel verehrt. 1742 verfertigt der Stockerauer Tischler Leopold Gerber die Stühle, und ein Horner Bildhauer (Joh. Friedr. Hölzl?) arbeitet an der Orgelbrü stung; Franz Gatto aus Wien liefert Beichtstühle und Kästen. Der berühmte Kunstschlosser Johann Adam Khün,der 1741 und 1742 der Kirche als Kirchenvater diente, machte die Eisenarbeiten, darun ter das prächtige Gittertorzum Marktplat ze. Den Weikersdorfem war ihr schönes Gotteshaus immer lieb und teuer; darum beschenkten sie es oft mit kostbaren Ga ben. So widmete der Marktrichter Gott hard Kirchmayr vor 1758 ein silbernes Rauchfaß samtSchifferl,Unbekannteden großen Himmel von reichem (brokatenem)Zeug und 1761 die Witwe Justine Edelmüllnerin einen Ornat, der auf 500 Gulden zu stehen kam. 1768 wurde beim TuUner Tischler Leopold Welzl,der auch für Hausleiten und Niederrußbach gear beitet hat, der Sakristeikasten „angefriembt". 1769 brachten die Teilnehmer der seit 1692 üblichen Wallfahrt nach Ma riazell eine Nachbildung der Gnadensta tue mit und stellten sie in der Kirche auf. Jetzt ist sie in der Sakristei, und der Altar ist 1895 zu einem Herz-Jesu-Altar umge staltet worden;er hat sein Gegenstück im Kriegeraltar.1780 wurde der alte Friedhof aufgelassen. Der Weißgerber Philipp Aufhauser, der dort schon vorher ein Häuschen hatte aufbauen dürfen, erhielt den unteren Teilund damiteinen Eingang in sein Haus; der Wirt Philipp Englhard erwarb den oberen Teil als Platzfür einen Holz- und Faßschuppen. 1782 wurden Baumgarten und Wiesendorf aus Rupperstal hierhergepfarrt, und 1784 wurde Oberthem eine selbständige Pfarre. 1833 schufderKremserHistoriemalerLeopold Mitterhofer den Kreuzweg, dem man es aber nicht ansieht,der Maler sei ein Schü ler des Kremser Schmidt gewesen. 1838 wird endlich der Turm in seine heutige Höhe gebracht.1855 und 1932wird die Or gel ersetzt. Im Jahre 1713 hatte sie fünf Register,jetztzählt man deren siebenund zwanzig. 1933 entstehen die Fresken von Hans Fischer und Alfred Lauer. 1943 brennt der Turm ab; 1945 ist er wieder hergestellt,und 1947 erfolgt die Weihe der Glocken, deren jetzt sechs sind. Die größte wiegt 3000 Kilogramm.An derKir che existiert schon 1701 eine Georgbru derschaft.Einen heiligen Georg stellt man lautInventarium von 1758 aufdie Tumba, und 1765 kommt eine Georgipartikel hin. Die Pfarrgemeinde Großweikersdorf darf auf ihre schöne und kunstvolle Kir che stolz sein, und es ist ihr zu ihrem Pfarrherrn,der in so liebe- und mühevol ler Umsicht für die Erhaltung und Ver schönerung des Gotteshauses besorgt war,bestens zu gratulieren. Noch an einem dritten Orte ist der hei lige Georg in Ehren. Seit 1907 ist in der Siemdorfer Kirche seine Statue aufge macht;sie wurdezum 60.Geburtstagedes Grafen Franz Colloredo vom Fürsten von Fürstenberg gewidmet. Der Heilige kommt schon immer mehr als Namensheiliger ab. Doch ist ein nam hafter Georg,GrafSchönbom-Buchheim, Besitzer der Herrschaft Schönbom, und ein anderer Georg war der 1946 gestor bene Dechant und Heimatdichter Georg Pfeifer von Hollabrunn. Archiv Stetteldorf,Faszikel Aspersdorf; Diözesanarchiv,Faszikel Weikersdorfam Wagram; Faszikel Visitationen im Obbisamberger Dekanat; Pfarrarchiv Groß weikersdorf; Pfarrgedenkbücher Aspers dorfund Siemdorf; GrafKuefstein Ferdi nand an den Verfasser 1956. Baumgartner: 200 Jahre Pfarrkirche Großweikersdorfund die Jahresberichte; Dehio-Ginhart: Die Kunstdenkmäler I; Jahrbuch für Landeskunst 1924; NO.Urkundenbuch I; Schmieder matricula; To pographie,NO.II(Aspersdorf),III(Grafe negg) und V (Kahlenberg); Wiedemann: Reformation III und V. 45
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