Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

für Jahrhundertezu einerhervorragenden Wallfahrtsstätte der Deutschen gemacht Diese Heiligen werden auch verehrt von aUen,die große Reisen in Geschäften ma chen müssen,ebenso von denPilgern und Wallfahrern. Darum wird ihrer auch im kirchlichen Reisesegen gedacht.Nichtzu letzt stellten auch die Wirte und Her bergeninhaber ihre Häuser unter den Schutz der drei Könige. Man kennt auch die Namen der drei Männer. Kaspar soll aus dem Persischen stammen und Schatzmeister heißen; Melchior und Bal thasar hingegen aus dem Hebräischen und Lichtkönig bzw. Fürst des Glanzes bedeuten. Die Verehrung dieser Heiligen dürfte sehr früh nach Österreich gekommen sein, wenngleich Dreikönigsaltäre erst etwa 200 Jahre später zum erstenmal be zeugt werden. Der Stifter der Dreikönigsverehrung in Köln,Friedrich Barbarossa, war durch seine Mutter Agnes, die in zweiter Ehe Leopold den Heiligen zum Gatten hatte, ein Blutsverwandter der österreicliischen Landesfürsten. Auch stand Österreich in lebhaftem Handelsverkehr mitder rheini schen Metropole,deren Kaufleutein Wien ein großes Niederlagshaus hatten. Der erste Dreikönigsaltar wird 1348 genannt. Er stand in der Barbarakapelle unter dem unausgebauten Turm der Ste phanskirche zu Wien. Vielleicht war er eine Stiftung der Kölner Handelsleute.Es war ja bis zu Kaiser Josefs Zeiten der Brauch,daß die Fremden in Wien sich zu Landsmannschaften zusammenschlös sen, Altäre ihrer Heimatheiligen errichte ten und an diesen Gottesdienste veran stalteten. Ins Jahr 1349 fällt die Nennung eines Dreikönigsaltares in Wiener Neu stadt. An diesem war ein eigener Kaplan angestellt und zum Altare gehörten wert volle Kleinodien. Vom Dreikönigsaltar im Karner zuTulln hören wir 1362.Er war auch der heiligen Katharina mitgeweiht. Er dürfte ursprünglich wie die Kamer (Beinhäuser aufden Friedhöfen)in Groß rußbach, Mistelbach und Stockerau der hl. Katharina geweihtgewesen sein. Auch bei diesem Altare bestand ein Kaplan.Im 16. Jahrhundert scheint die Stiftung ein gegangenzu sein.1770lesen wir nur mehr, daß alle Jalire vom Vorabend des 6. Jän ners bis zu dessen Abend aufdem Fried hofe vor dem Karner eine starke Kerzezu brennen hatte. Diese Dreikönigskapelle steht mit unserer Landschaft in Bezie hung,seitdem Pfarrer Heinrich von Tulln 1367 ein Gut zu Amestal und Zehentein künfte aus Gaisruck, Hausleiten und Goldgaben zu einer Stiftung zum Altar darinnen verwendet hat. In unserer Landschaft ist der Dreikö nigskult nuran vier Orten bezeugt bzw.ist er oder war er in Altären und Bildwerken zum Ausdruck gebracht in Sierndorf, Senning,Stockerau und Großstelzendorf. In SierndorfzeigtdiePredelladesHochal tars von 1518, den uns ein gütiges Ge schick erhalten hat,die prächtige Gruppe der drei Könige vor der Gottesmutter,die mit dem Kinde auf einem Stuhl sitzt Im Vordergrund knien die Stifter desSteinal tares Wilhelm von Zelking und dessen Gattin Margarethe von Sandizell mit den Kindern. Einen Dreikönigsaltar fand 1686 der Vizedechant Balthasar Manz, Pfarrer zu Göllersdorf, bei der Visitation in der Pfarrkirche zu Senning vor. Er stand auf der Seite und hatte 1685 mit den zwei an deren Altären eine gründliche Erneue rung erfahren. Der 1687 im Alter von 23 Jahren verstorbeneund neben der Kirche begrabene „ehrbare und kunstreiche Junggesell Franziskus Ferdinandus Wag ner,derhochlöblichen Freikunst-undMa lergesell, gebürtig von Prag, Kleinseite" und im Pfarrhof wohnhaft,scheint dabei tätig gewesen zu sein. Nach d« 1774 bis 1775 erfolgten Einwölbung der Kirche wurde der Altar nicht mehr aufgestellt Nach 1860 verschwand auch das Bild aus der Kirche. Ein Dreikönigsaltar bestand auch in Großstelzendorf;heute noch hängtin der Kirche ein etwa 1770 entstandenes Bild, das dem Pinsel des großen Malers aus Stein an der Donau, Martin Johann Schmidt, des sogenannten Kremser Schmidt, entstammt Das Bild paßt mit seinen Maßen in den Herz-Jesu-Altar und war dortaufgemacht.Leider gibtes keine älteren Inventarien dieser Kirche,die uns weiteren Aufschluß geben könnten. Bei der Visitation 1686 war die Kirche erstim Auf-und Ausbau,da sie ein Jahrzuvor ab gebrannt war. Unter dem Schütze der drei Könige stand bis vor wenigen Jahren das Gast haus in Stockerau,Hauptstraße 29,das in seiner heutigen Gestalt wohlins 18.Jahr hundert oder noch weiter zurückgeht.Es lag auf dem Grunde der bis 1848 bestan denen Pfarrherrschaft und nicht weit weg vom erst im 18. Jahrhundert aufgelasse nen Rathause. Selbes lag im Hofe des Weineckhauses, vor ihm stand bis ins 19. Jahrhundert der Pranger. Im Rathause selber soll der heilige Koloman wegen Spionageverdachtes aufeinem Stein,der jetzt an der Außenseite des Stephansdo meszu Wien angebrachtist,gefoltert wor den sein. An die dreiKönige werden wirnunmehr in allen Kirchen gemahnt,wenn am Vor abend des6.Jänner derenFiguren und die ihres Hofstaates in den Krippen aufge stellt werden. Die stattlichste und kost barste Krippe der ganzen und weitem Umgebung steht seit 1924 in der Pfarrkir che zu Hausleiten. Walter Barwig in Wien-Pötzleinsdorf hat sie in Anlehnung an das 1912 für die Pfarrkirche zu Tulln geschaffene Werk seines berühmten Va ters Franz geschaffen. Sie ist aber den nocheine herrlich durchkomponierte und selbständige Leistung und der Besichti gung wert.Leider wurdesie nach 1931 von ihrem stilvollen Platz,einer romanischen Kapelle unter dem Musikchor, entfernt und wirkt aufdem anderen Orte,weil zu stark ins Licht gestellt, nicht mehr so ro mantisch.In den Gesichtern der drei Kö nige sind die der Seelsorger von 1924 bis 1931 wiedergegeben. Möge das prächtige Werk als solches auch immer geschätzt und sorgsam gepflegt werden. Da am Vorabend des 6. Jänner die Rauhnächte enden, so wird seit uralter Zeit €in diesem Tage dasDreikönigswasser geweiht,ebenso der Weihrauch und die Kreide, und das Ausweihen der Häuser geübtIn alter Zeitgingen die Priester mit den Schulmeistern von Haus zu Haus, aber erst am Festtage selber. Davon be richten uns alte Kirchen- und Herr schaftsrechnungen.Sodie von Stetteldorf aus1706 bis 1708.DieHerrschaftließ auch in ihren Schlössern Oberzögersdorf, Schmida und Wolfpassing 1728 und auch später räuchern. In Großweikersdorf ge schah dies sowohl im Markte als auch in den dazu gehörigen Mühlen. Von Oberhautzenthal heißt es um 1750 ausdrück lich, daß der Brauch nicht üblich war, wohl aber war das Räuchern durch die Hausväterim Schwange.JosefII.schaffte natürlich, wie vieles andere, auch das Räuchern ab und so kannzum Vergnügen der„Religionsreiniger",besser gesagt,der Religionsverderber,der freimaurerischen Beamten des Kaisers,zirka 1786 derPfar rer von Stetteldorf, Marek, berichten: „Das Räuchern in Häusern an Weihnach ten usw. ist nach der höchsten Verord nung de dato 27. Novemb(er)1785 aufge hoben." Um die Dreikönigszeit wird viel Kartenspiel geübt. Ob die Spieler auch daran denken,daß wegen der Königskarte auch die Kartenerzeuger die drei Könige als Patron verehrten. Die Sternsinger ha benjetzteine neueErmunterungerhalten, da sie aufgerufen sind,für das Werk der Heidenmission zu singen und zu räu chern. Quellen und Literatur: Diözesanarchiv, Faszikel Oberhautzental und Stetteldorf, Archiv Stetteldorf, Herrschaftsrechnun gen.- Donin L., Der Stephansdom und seine Geschichte.- Gugitz G., Das Jahr und seine Feste I.-Gugitz G., Fest- und Brauchtumskalender. - Starzer, Ge schichte der Stadt Stockerau. Unsere Heimat 1958, Heft 10/12.-Veit L., Volks frommesBrauchtum und Kircheim deut schen Mittelalter. - Widmann S., Illu strierte Weltgeschichte, 2. Bd.- Wolf H., Erläuterungen zum historischen Atlas.- Kerschbaumer, Gedenkkalender (aus 1874). 43

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