merkungab:„Ich werdefürihn nichtstun können!" Diese recht unfreundliche Hal tung dürfte zeigen, daß von Papens Ein stellung der preußisch-kleindeutschen verhaftet war.Unterdem,Jleich",für das er eintrat,warkeinesfalls die Ideedes ver blichenen „heiligen" oder des ,,heimli chen" Reiches unter dem Szepter des Hauses Österreich gemeint, sondern die Gründung Bismarcks von 1871. Welche Rolle in von Papens Konzept die Habs burger bei einer Restauration der HohenzoUern zu spielen hätten,entsprach etwa der des bayrischen Königshauses. Klar, daß er„in den Kreisen der alten,einstfüh renden österreichischen Aristokratie auf eine oft scharfe Ablehnung des Reiches stieß'*." 2. Am 8.Jänner 1980starb in StiftHeili genkreuz Pater Ludwig, der, wenn er recht selten die vergangenen Jahre seiner weltlichen Laufbahn erwähnte, auf den Herrn von Papen nicht gut zu sprechen war.Vorseinem Eintrittins Kloster(1956) hieß er Gottfried Schenker-Angerer(geb. 1895) und war Miteigentümer des gleich namigen größten europäischen Spedi tionsunternehmens. Anfangs der dreißi ger Jahre geriet die internationale Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten, und der defizitäre deutsche Zweig wurde un ter der Hand von der Reichsbahn,die der größte Gläubiger war, gekauft. Reichs kanzler Brüning berichtet in seinen Me moiren" von den Schwierigkeiten, die ihm bei den Verhandlungen um eine restr lose Streichung der deutschen Repara tionsschulden besonders mit Frankreich erwuchsen, da die nach seinen Angaben zahlungsunfähigen Reichsbahnen einen solchen Kauf hatten tätigen können(Ba sel 1931).DerspäterePaterLudwig warab 1932 Verwaltungsrat der neuen österrei chischen Schenker&Co.AG und injener Zeit durch die Firmenverbindung dem Gedanken eines Anschlusses Österreichs an das Reich aufgeschlossen; von der NSDAP wurde der Betrieb für ihre Zwecke mißbraucht,indem in ihm Natio nalsozialisten Unterschlupf fanden. Mit der Auslöschung desselbständigen Öster reichs wurde auch der österreichische Zweig der Schenker& Co.AG dem deutr sehen „gleichgeschaltet". Pater Ludwig halfjüdischen Angestellten, die rechtzei tig auf Posten im Ausland versetzt wur den,und geriet daher selbstin Gefahr,aus seinereigenen Firma gekündigt,verhaftet zu werden.Dem entzog er sich durch frei willige Meldung zur Wehrmacht. Auf diese Weise der Gestapo entzogen,gelang es ihm, der Englisch und Französisch perfekt beherrschte, durch seine persön lichen Kontakte, nicht zuletzt auch zu Franz von Papen,dem militärdiplomati schen Dienstals Luftwaffenattachöan der deutschen Botschaft in Ankara zugeteilt zu werden. Unvermeidlich kam er, Major der Luftwaffe, auch in Verbindung zum Nachrichtendienst des Admirals Canaris" und wurde, als sich im Gefolge des berühmten „Falles Cicero" einige seiner ihm nahestehenden Mitarbeiter in der neutralen Türkeizu den Alliierten absetz ten, selbst schwer gefährdet. Dazu noch das gescheiterte Attentat auf den „Füh rer" vom 20. Juli 1944 führte zur großen „Säuberung"im Offizierskorps. Der Lei ter des Auslands-SD, SS-Brigadeführer Walter Schellenberg", benützte dies, sei nen Rivalen Admiral Canaris auszuschal ten,und PaterLudwig war überzeugt,daß er eines der Opfer jenes gnadenlosen Machtkampfes war. Er behauptete, daß der Botschafter, Herr von Papen, eben falls an seinem Leben bedroht, hätte hel fen können;erließ ihn aberfallen und,in dem er ihn nach Deutschland sandte,lie ferte er ihn der Gestapo aus. Auf deut schem Boden sofort verhaftet, mußte er bis zum Ende der NS-Herrschaft die Schrecken des KZ Sachsenhausen erdul den.Wieauchschonandere,dieHerrnvon Papen nahestanden-natürlich sehrgegen ihren Willen -, dürfte der spätere Pater Ludwig stellvertretend für ihn vom NSRegime bestraft worden sein,während je ner selbst bis zuletzt verschont blieb. Manches, das in diesem Aufsatz steht, dürfte, soweit es auf persönliche Aussa gen des Herrn von Papen zurückgeht, dem subjektiven Standpunkt gemäß,zu seinem Vorteil schöngefärbtsein,anderes wieder, wo über ihn berichtet wird, ent spricht dem minder günstigen Urteil, das die Geschichte über diesen Mann gefaßt hat. Da es sich um weithin unbekannte Ereignisse handelt, könnte diese Veröf fentlichung nichtohneInteresse sein.Der ewigeRichter,der allein dieHerzen kennt, wird das rechte Urteil gefaßt haben. Kurzbiographie des Herrn von Papen Geboren am 29. Oktober 1879 in Werl, Westfalen 1889: Kadett in Lichtenfelde, Page bei kaiserlichen Hoffestlichkeiten 1897: Leutnant im Düsseldorfer Ula nenregiment 1913 bis 1915: Militärattache in Mexiko und Washington Während des Ersten Weltkrieges: Stabschef der türkischen 4. Armee in Pa lästina 1920 bis 1928 Mitglied des preußischen Landtages; Abgeordneter der Zentrums partei; aber 1926 aus der Fraktion ausge schlossen. 1. Juni 1932 bis 3. Dezember 1932: Reichskanzler 30. Jänner 1933 bis 30. Juni 1934: Vize kanzler im Kabinett Hitler 1934 bis 1936: deutscher Gesandter in ■ Wien 1936 bis 10. März 1938: Botschafter in Wien April 1939 bis August 1944: Botschafter in Ankara 1945 bis 1946: in Haft während des Nürnberger Prozesses biszu seinem Frei spruch 1946 bis 1949; durch deutsche Gerichte verurteilt,im Arbeitslager Gestorben am 2. Mai 1969 in Obersas bach. Persönliche Mitteilungen erfolgten durch: Jachym,Erzbischof Dr.Franz,Wien I Henckel von Donnersmarck,Friedrich Carl Graf, Klagenfurt Henckel von Donnersmarck, Fr. Gre gor,Heißgenkreuz . Lorenz,Peter,Pfarrer i. R.,Pottenstein Mayer,Josef Ernst,Prälat, Wien XIII . Schneider,Gottfried,Pfarrerin Rohrim Gebirge Schneider,Josef, Ing.,Pöchlarn Watzl,P.Hermann,Heißgenkreuz Wilfinger,Franz,Pfarrer, Wien IV,Pau laner. Zöchling,Sägewerksbesitzer,Gebrüder Hektor, Wegscheider u.a., aUe Rohr im Gebirge Anmerkungen 'Brüning, Heinrich, Memoiren 1918-1934, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, 1970,S.317, 397, ^ d. h. „Erstgeborener des Teufels". Hudal, Alois, Römische Tagebücher, Stocker-Verlag, Graz-Stuttgart,1976,S.145. ^ Papen, Franz v.. Der Wahrheit eine Gasse, Paul-List-Verlag,Innsbruck,1952,S.492. Adolf Schärf, „Österreichs Erneuerung 1945-1955", Wien 1955. * Papen,1. c., S.490. ® Papen,1. c., S.491. Papen, I. c,, S.492. 'Mitteilung P.Hermann Watzl. « Papen,1. c., S.293. 'Papen,1. c.. S.606. "• Papen,1. c., S.596. "Papen,1. c., S.401. "Brüning,L c., S.258 ff. "Höhne, Heinz, Canaris: Patriot im Zwie licht, Berteismann, 1976. "Schellenberg,Walter.Aufzeichnungen.Die Memoiren des letzten Geheimdienstchefs unter Hitler, Limes-Verlag, S.332. Richtigstellungen zu: Das Augusti ner-Eremiten-Klosterin Falkenstein,Nr.2 der Beiträge vom 1. August 1981, S.21, l.Sp., Z.34 von unten: Die derzeitigen Augustinerpatres in Wien 1 stammen aus dem Sudetenland und nicht aus Hoßand. Weiters in derselben Nummer, S. 17, unten, und S.32, oben: Zur mensa communis. S.32: Nicht St. Martius, sondern St. Martins-Wohltat. Dr.F.L. 40
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