Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

z.B.bei Hypotheken)so bei der Kirchen grundpuech gefallen."Nun derfürdasTo tenprotokoll wichtige Posten: „Empfang von den Begrebnussen der verstorbenen personnen,so alda in die Khierch diß Jar Zur Erden bestättigt worden; Empfang vom Gleüth zu deren verstorbenen Conduct.. Sodann: „Empfang abgelester Purckrecht." Ferner der nicht uninteres sante Posten: „Empfang von den Aufge richten Epithavien und gelegten grabstainen." Den Abschluß bilden die Einnah men „aus der SamblPüchsen"sowie aus Legaten und allgemeinen Spenden. In manchen Jahrgängen der übergebenen Kirchenrechnungen waren bei den Einnahmen von Begräbnissen keine Na men eingetragen. Dies gilt für die Jahre: 1444_1446,1448,1450/51, 1454, 1458, 1464, 1466, 1468, 1470, 1472, 1474-1480, 1483, 1487-1490,1497-1502,1508/09 und 1511". Da aber einerseits unmöglich diese Jahre ohne Sterbefälle sein konnten,anderseits bei Jahren mit namentlich angeführten Beerdigten ihre Zahl nicht so gering sein konnte, fand der Verfasser des „quasi Todten-ProtocoUs" als Erklärung: in den Kirchenrechnungen seien nur diejenigen Leichen besonders genannt worden,wel che innerhalb der Kirche begraben worden waren oder für die mehr als die „ordinari grabgebühr" bezahlt worden war. Daraus ist ersichtlich, daß der Großteil der bis 1508 auf dem Michaeler-Friedhof Beerdigten" namentlich nicht erfaßt worden war.Aberdeswegen entkamen sie auch nicht der Gebührenpflicht. Für sie hatman„bisA°.1567eineLeicht-Büchsen gehabt, worin die gebühren ohne benennung deren Verstorbenen Persohnen zusammengeworffen und nur überhaubts Verrechnet wurden."" Bei den nament lich erfaßten Sterbefallen ist im Extrakt von 1433 bis 1550 und von Jänner 1603 bis 1621 nur das Todesjahr angegeben, bei den übrigen Jahren sind auch derTag und der Monat eingetragen. Das „quasi Todten-ProtocoU" eignet sich wegen des Aufzeigens bedeutender Persönlichkeiten des kulturellen und po litischen Lebensam Kaiserhofzu Wien als wertvoller Behelf der Geschichtsfor schung.Als Beispiel dafür mögen die Auf zeichnungen des Jahres 1566 ausdem Ex trakt entnommen werden". Sie zeigen, daß die Michaeierkirche als Begräbnis statte dem Bürgertum und dem Adel in gleicher Weise zur Verfügung stand; „6. April. Meister Philipp der fürstlichen Durchleücht Schneider / 3. May. der Frauen Wickerin Hauswürth / 20.do Herr Leopold Kirchschlager Kayl:gewesener Rath und Reichs Secretarius / 29.May der Wphlgebohren Herr HiSigmund Frey her zu Herberstein I 21. Juny H:Peter Stropä Kayl. Camerdiener/20dito die Frau Schenauerin / 20. July H:Peter Asyllia Kayl:Leib Apodekher. / 22. Aug: des Wohlgebohren Herrn Von Trauthson Kayl.obristen Hofmeistern Schwe ster/Herr Venillä Wenichä ein Welscher / 24.8.brisHerrVonTrauthson Kayl.obrister Hofmeister/des Wohlgebohren •H:H: Erasmen Von gerä Kayl:Hof Camer Pre sidenten gemahlin/der Wohlgebohren H:WolfDiettmair Von Losenstein." Um vorIrrtümern verschontzu bleiben. sind die Aufzeichnungen des„quasi Todten-Protocolls" unbedingt mit denen der Original-Kirchenrechnungen zu verglei chen. So steht im Extrakt unter dem Da tum 24. Oktober 1566 „Herr Von Trauth son Kayl:obrister Hofmeister" als ver storben eingetragen. Aber der „obrist Hofmeister" Johann Freiherr von Trautson starb erst 1589".Sein Grabmal-eine von vier Löwen getragene Tumba mit ei ner daraufliegenden Rittergestalt-befin detsich in einer Nischelinksvom Hochal tar der Michaeierkirche. Die Eintragung desKirchmeisters Bartlme Haunspan"in die Original-Kirchenrechnung vom 24. Oktober 1566 lautet richtig: der obrist Hofmeister Herr Trautson habe „die Ze hen Pfund Phening von seines Suns begrebnuß... nit bezalt". Also der Verstor bene ist nichtder obristHofmeisterselbst, sondern dessen Sohn Freiherr von Traut son,Truchseß und Mundschenk". Eine Eigentümlichkeit der Kirchen rechnungen und in derFolgeauchdesEx trakts besteht darin, daß nicht der Ver storbene namentlich genannt wird, son dern nur die verwandtschaftliche Bezie hung zu dem hervorragendsten Mitglied der Familie oder des Geschlechtes. So kann aus der Angabe „des obristen Hof meistern Schwester" nicht ohne weiteres erkannt werden, daß hier Leonora von Herberstein, geb.Trautson,gemeint ist". DieHerbersteins hatten einstneben den Trautsons ihre Gruft in der Michaelerkirche. Heute erinnert an dieses Geschlecht nur noch das monumentale Grabmal des Georg Freiherrnzu Herberstein,f 1570,in der Krippenkapelle. Der Grabstein des Sigmund Freiherrn von Herberstein ist verschollen. Er war wohl einer der be rühmtesten Vertreter seines Geschlechts. Als Soldat,Staatsmann und vor allem als Rußlandreisender war er einst in aller Mund'".Die am 24. Oktober 1566 verstor bene Gemahlin desErasmusvon Gera war dessen zweite Frau Sara, geb. Freiin von Scharfenberg und verwitwete Gräfin von Montfort". Das Renaissancegrabmal ih res Gatten befindet sich ebenfalls in der Krippenkapelle. Zusammenfassung:Das um 1757/58 auf Grundlage der Kirchenrechnungen von 1433 bis 1626 entstandene Michaeler „quasi Todten-Protocöll" ist trotz seiner Mängel ein wertvoller Behelf für die For schungaufdem Gebietder Genealogie.Es erleichtert den Zugang zu den schwer les baren mittelalterlichen und frühneuzeit lichen Texten derKirchenrechnungen der Pfarre St. Michael. Anmerkungen: 'Karl Lind,Die Michaeierkirche zu Wien,in; Ber. u. Mitt. d. Altertumsvereines Wien, Bd.3, S.29,Wien 1859.S.28 schreibt er von den noch ,.theilweise vorhandenen Resten der alten Todtenbücher". 'RudolfGeyer,Handbuch der Wiener Malriken, in: Jb. d. österr. Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, Wien 1928/29, S.222. 'Der Titel der Reinschrift: „Repertorium überdas ArchivdesCoIlegiiCIericorum Regularium S.Pauli ad Sanctum Michaelem in Wienn. Nach der Ordnung deren Abtheillungen, daraufgeschribenen Haupt-Rubricen, und denen Schubladen- auch Fostamentaufschrlften, er richtet anno 1759"zit. nach Bruno Thomas,Die Wiener Michaelerkirche des 13. Jahrhunderts, in: Mitt. Ver. d. Stadt Wien, Wien 1937, S.12, Anm.19. Nach Mikrofilm-Aufnahme durch das Wr. Stadtarchiv unauffindbar. 'Extract oder quasi Todten-Protocoll.(Abk. QTP), Michaeler Pfarrarchiv (Abk. MiPA.), II. AbUg.,Lade 16,Nr. 1(Abk.II, 16, 1). ® Format des QTP 35,5 X 23 cm,58 Seiten,da von ca.53 Text. 'MiPA.I, 7, 1. 'MiPA.I. 7,3. ® MiPA.I. 7,6. 'MiPA.Aufschrift auf Postament Lit. G,XI. Abtlg. '® Im Katalog; Archivalien aus acht Jahrhun derten,Ausstellung des Archivs derStadtWien, 1964/65 (Hist. Museum), S.24, scheint auf als Nr.23:„Rechnung des Kirchmeisters zu St. Mi chael.1466-1469,Papier,17 Bl.Einband des 19. Jahrhunderts. Hs. 158."Im MiPA.fehltjedoch nur das Jahr 1467 von den oben genannten Jah ren. Es kann nicht gesagt werden,in welchem Zusammenhang das Ausstellungsstück zu den im MiPA. vorhandenen Kirchenrechnungen steht. "MiPA.Xn,Postament Lit. I, 1594,2r, 13r, 22r,„von den Begrebnussen 24r",30r,41 r,43r, 44r. "Die genannten Jahre sind im QTP.mit vacat bzw. vacant bezeichnet. "Aufhebung des Friedhofs. Lind S.10 zit. Anm.I. "QTP.S. 1. "QTP.S.16 f. "Michaelergruft. Inschrift auf Sarkophag d. Obrist Hofm.Joh. Trautson. "MiPA. XII. Postament Lit. H; 1562-1567, fol. 317v. '* Lind S.29,zit. Anm. 1. "Johann Hübners Genealogische Tabellen, 2.Teil, Leipzig 1727.363 Tab. Dazu: Waldemar Posch, Die Sarginschriften der Michaelergruft in Wien, Manuskript. Die Inschrifttafel ist seit einigen Jahren verschollen. Hübner zit. Anm.19,3. Teil, 1728,689 Tab. Dazu Lind S. 38.-Anläßlich einer Führung im Schloß Herberstein (Steiermark) war zu erfah ren, daß der russische Kommandant, ein Aka demiker, der die Reiseberichte kannte, das Schloß unter seinen besonderen Schutz stellte, seinen Soldaten den Zutritt und alles andere verbot und so das Schloß vor den üblichen Be satzungsschäden bewahrte.Und so blieb dieses Schloß in einmaliger Weise unberührt (Dr. F. Loidl). Lind S.39. Kardinal Piff! als Kooperator und Katechet Z.666 1891, 16. November Zufolge Erlaß des f. e. Ordinariates v. 10. Nov. 1891 über Kirchenvisitation i.J. 1891 im f. e.Dekanate Pillichsdorf bin ich beauftragt. Euer Hochwürden über Ihr allseitig belobendes Wirken in der Seel sorge überhaupt und im Religionsunter richt insbesondere die vollste Anerken nung von Seite des f. e. Ordinariates be kanntzugeben. Indem ich mich diesesehrenden und er freulichen Auftragesentledige,wird diese Anerkennungnunzum ferneren Eifer und Ausdauer anspornen. Stempel Jakob Rohrer f. e. G.R., Dechant, Bezirksschuiinspektor Dekanat Pillichsdorf. An hochw.Herrn Friedrich Piffl, Chorherr u. Coop.in Floridsdorf DAW,Piffl-Akten, Handgeschriebenes Original. 36

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