Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Unsere Liebe Frau vom Absberge Msgr. Karl Keck „Versunken und vergessen"istauch die „uralte Wallfahrt" zur Gottesmutter am „Berge des Abtes". 1011 und 1019 erhiel ten die Mönche von Rieder-Altaich in Bayern einen Landstreifen zwischen Do nau und Wagram und legten dort das „Dorf des Abtes"(Absdorfan der FranzJosefs-Bahn) und den Wirtschaftshof auf dem Absberg an. 1147 erscheint urkund lich die Kirche Absdorfund 1234ein Pfar rer.In oderneben dem Klcsterhofaufdem Wagram ersteht bald ein Kirchlein, darin grüßt eine Marienstatue den Verwalter (Propst) des Hofes mit seinen Hofarbei tern, aber auch die Marienverehrer, die aus der näheren Umgebung hierher wal len. Vor 1544 aber ist die Propstei aufge lassen und der Pfarrer von Spitz hat die Verwaltung des Mönchsgutes;im Kirch lein ist nur mehran Samstagen(und wohl auch an Marientagen) Gottesdienst, be sorgt vom Absdorfer Pfarrer, der dafür jährlich einen Gulden erhält 1570 kommt der Altaicher Besitz in die Hand desGrafen Heinrich II.zu Hardegg, der in der Folge auf Wolfpassing seinen Sitz aufschlägt und auch Ober-Rußbach und Schmida besitzt. Mit dem katholi schen Gottesdienst istesjetzt aus in Abs dorf und Absberg, erst 1627 wird es an ders. Der Pfarrer von Stetteldorf ist jetzt auchzu Ober-AbsdorfSeelsorger und hält nicht nuram Maria-Geburt-Tage,sondern auch an anderen Tagen Gottesdienst BesonderesGedrängeherrschtzu Maria Geburt.Am Vortag istim 18.Jahrhundert ein großer Faßmarkt,daja das Lesen vor derTür steht.Am Festtag kommen biszur Aufhebung des Wallfahrtsortes acht bis neun Prozessionen; der Pfarrer, unter stützt von fremden Priestern und Schul meistern, kann sich am Altar kaum rüh ren, da eine Kommunionbank fehlt. 10 Männer helfen den Priestern beim Ein sammeln des„Gebildtwax"(Wachsvotivfiguren), der Kerzen und „deslebendigen Opfers"(der Hühner), was alles man zum Altar bringt.DerPfarrer,der an allen Ma rientagen,außerzuLichtmeß,zu predigen hatund gewiß auch fremde Predigerlädt, muß zwei Tafeln von Gästen speisen.Vor der Kirche schenkt der gräßlich Hardeggsche Bindermeister den Herrschaftswein -oft bis32EimerWein-an die Wallfahrer, deren mehrere Tausende sind (gibt esja 2000 bis 2500 Kommunikanten)aus, was mitdem Wagen-und Standgeld sowie den Strafgeldern für Rauferei und anderes dem RentamtStetteldorfeinen hübschen Batzen einträgt. Um 1669 gibt man die Gnadenstatue nach Ober-Absdorfin die Kirche,aus der sie 1784 ganzentfernt wird,und stellt eine Kopie des Mariahilfbildes nach Lukas Cranach aufden Altar,der 1769in damali ger Mode erneuert wird. Das Erdbeben von 1749 und die Enge des Raumes erzwingen 1764-1766 einen Neubau, bei dem Gräfin Maria Elisabeth zuHardegg und wohlhabendeEinwohner der umliegenden Dörfer begeistert mit tun. 1770 kann Dechant Joseph Mathäus Gschellhammer die neue Kirche weihen. 1779 wird der von der gräflichen Familie gewidmete Seitenaltar mitdem Bilde des Hausheiligen Franz de Paula fertig. Auf die Epistelseite stellt die Bürgerschaft Stetteldorfs einen Altar mit den Bauern heiligen Leonhard und Wendelin vor der Muttergottes. Beide Bilder, wohl Schöp fungen des Kremsers Schmidt, sind uns glücklicherweise erhalten geblieben(das eine im Besitz des Grafen Fritz Hardegg, Wien I, das andere in der Pfarrkirche).In der alten Kirche waren aber vier Altäre (dreizu Ehren der Muttergottes und einer zu Ehren der hl. Mutter Anna)gewesen, berichtete 1686 der Dechant . In die neue Kirche kommen 1775 eine Orgel, und 1782 durch den gewesenen Marktrichter Ferdinand Scherer und Mit bürger Jakob Strenn ein steinernes Speisgitter; 1772 stiftet Thaddäus Proll at^ dem Sterbebett mit 500 Gulden eine wöchentliche Samstagmesse, 1775 kom men Erzherzog Ferdinand und Gattin Ma ria Beatrix in die hl. Messe, aber schon 1782 droht die Aufhebung der Kirche. Obwohl 1783 der Pfarrer von Stetteldorf, Johann Gabriel Marek,die Kirche als für die Seelsorge notwendig erklärt, ist 1784 die erzbischöfliche Behörde anderer Mei nung. Das Bild kommt nach Stetteldorf aufden Hochaltar und die Kirche wird ge schlossen. 1788 wird das Gebäude,das 18 Jahre vorher durch soviel Liebe und Op fermut fertig geworden war,um 360 Gul den verkauft(biszum 3.Juni mußteesab getragen werden).Ein Bildstock(istes der von 1695durch GeorgVoglausStetteldorf am Absberger Kreuzweg gesetzte?), da neben eine alte Linde und das 1695 und 1727 genannte,in neuerer Zeit wiederher gestellte Brünndl sind die letzten Erinne rungen an die Gnadenstätte „Unserer LiebenFrauaufdem Absberg".1768hatte der Einsiedler BruderHubertus Mitschko (Joseph Anton) eine Klause erbaut zum SchützederKirche,war 1772von vierKer len ausgeraubt und 1773 bestohlen wor den,1782 aber baute er sich in Stetteldorf ein Kleinhaus,beweibtesich und verstarb als herrschaftlicher Pensionist(als Eremit hatte er auch Uhren repariert)am 10.Jän ner 1796. Der Faßmarkt wurde 1793 dem Markt Stetteldorfzuerkannt,obwohlschon 1791 die Hippersdorfer darum große Anstren gungen gemacht hatten. (Archiv Stetteldorf, Diözesanarchiv, Pfarrarchiv Stetteldorf,nö.Landesarchiv. Wiedemann: Reformation, Schützner: Absdorf.) Eine St. Martius-Wohltat Ein Geistlicher,nichtweitvon Wien,der einen Pfarrer als Gehilfe beigegeben war, und also nicht vielEinnahmen hatte,ging eines Tages im Winter bei strenger Kälte übers Feld,um in einem anderen Orte den Gottesdienstzu halten. Als er von da wie der zurückging,begegneteihm bei einem Wäldchen ein junger Mensch, der vor Kälte zitterte.Er hatte kaum so vielLum penam Leibe,daß er sich völlig damitbe decken konnte.Das Geistliche wurdevon dem Elend desjungen Menschen gerührt; er zog seinen Geldbeutel heraus und gab ihm das Wenige,was darin war;es waren 16 Kreutzer. Als er ihm dieses Geld gege ben hatte,stand er ein Weilchen still und dachte an die biblischen Worte: ,Wer zween Röcke hat,dergebeEinen dem,der keinen hat(Luc3,II). Als er ihm dieses Geld gegeben hatte, sagte er: ,Junger Freund! Diese 16 Kreut zer werden Ihn schlecht vor Kälte schüt zen.Komm Er mit!' Er führte ihn ein we nig weiter in den Wald und dann sagteen .HiersiehtunsNiemand,dawerfeErseine Lumpen von sich!Ich habe mich winter haftangezogen und Alles,wasich doppelt an meinem Leibehabe,willichredlich mit Ihm theileni' Beide zogen sich nun aus. Der Geistli che hatte zwei Hemden an,zwei Westen, zweiPaarBeinkleider und überdem Prie sterkragen ein seidenesTuch. Vonjedem dieser Stücke gab er ihm eins und dasje nige,daser obentrug,folglich das bessere. Nun wickelte er sich in seinen Überrock und ging eilends nach Hause, ohne den armen Menschen zu fragen,wer oder wo her er sei. Der Arme weinte vor Freuden und se gnete tausendmal seinen Wohlthäter. Es war dieser halbnackte Mensch ein polni scher Jude, der dann zu Wien diese Geschichte erzählt. Anm.:Ehrentempel der katholischen Geistli chen. Enthaltend: Eine Auswahl edler, men schenfreundlicher, großmüthiger, erhabener und großartiger ZügedesHerzens und persönli cher Aufopferung und Hingebung von katholi schen Geistlichen...(Die Hälfte des Reinertra ges dieses Werkes ist als Unterstützung für das Hospiz der PF. Franziskaner in Jerusalem be stimmt), Wien 1845,48 f. Dr.FL. Herausgeber. Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, 1010 Wien,WollzeUe 2.- VerantwortUcher Schriftleiter: Prälat Univ.- Prof.Dr.FranzLoidl,1010 Wien,Wollzeile 2.-Druck und Versendung:Herold Druck,1080 Wien,Strozzigasse 8. 32

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