Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

sehen König mochteihn wenig berühren, solange diessein Vater war.Seit der Mitte derachtziger Jahreläßtsich aber einPhä nomen beobachten,das sich in ähnlicher Weise schon zwanzig Jahre vorher unter Ottokarabgespielt hatte: Herzog Albrecht begann den Bewegungsraum, den der Herrscherwechsel 1276/78 den Landher ren zwangsläufig wieder gebracht hatte, nach und nach einzuengen. Schließlich schaltete Albrecht-wieseinerzeitOttokar - die „Consiliares per Austriam" aus.*® Nach dem Tode König Rudolfs I. kam es zur direkten Konfrontation.. Die Weige rung Albrechts,die Stellung seiner Land herren in der Reichsverfassung anerken nen zu lassen, führte 1292 zu deren Auf stand in der Steiermark; 1284 geriet der Kerzog in einen Kampf mit Konrad von Summerau und eroberte dessen landes fürstliche (Lehens-) Burgen Freienstein und Werfenstein,*® Daraufhin besetzte er das im Landrecht vorgesehene OberstLandrichter-Amt nicht mehr und hielt sich nicht an die Bestimmungen des Landtaidings.*' Die Landherren in Nö. wartetenzunächstab,knüpften aber Kon takte zum deutschen König Adolf von Nassau(1292 bis 1298). 1295 kam es auch hier zum offenen Aufstand.*® Als Herzog Albrecht am 11. November 1295 an Vergiftungserscheinungen er krankte und sich dasGerücht verbreitete, er sei gestorben,meinten die Landherren, ihre Zeit sei gekommen. Als sie aber er fuhren,daß es ein falsches Gerücht gewe sen sei, versammelten sie sich in Stockerau, um sich gegenseitig zu sichern. Als Führer des Aufstandes werden genahnt Leutold von Kuenring, der mächtigste Herr im nördlichen NO.(Herr von Dümstein. Spitz, Zwettl, Weitra bis Litschaü, Feldsberg u. a. und von lOOO Kirchlehen), Heinrich II. von Liechtenstein (1278 bis 1312) und Albrecht von Puchheim. Sie hofften auf die Hilfe des Böhmenkönigs Wenzel II. (1278 bis 1305), beschlossen eine Gesandtschaft an ihn und wählten hiezu Heinrich II. und dessen Schwieger sohn Otto von Hackenberg.Doch Wenzel, wahrscheinlich von seiner Frau Guta,der Schwester Albrechts,beeinflußt,versagte ihnen seine Hilfe; vielleicht auch aufden Rat seines Kanzlers Peter von Aspelt hin (bis 1291 Leibarzt Rudolfs I., 1297 von Al brecht zum Bischof von Basel erhoben, dann Erzbischof von Mainz).*® Der Widerstand der Landherren brach darum schnell zusammen, als ihre Ver handlungen mit Albrecht keinen Erfolg brachten.®" Dieser hatte bereits Hilfe aus Schwaben erhalten. Als er mit seinen Truppen die Donau überschritt,löste sich die VersammlungderLandherren(bereits in Trübensee)aufundjeder eilte zuseinem Feste,daß ersie nicht verliere;®'zuerst die Herren südlich der Donau. Sie suchten den Frieden mit dem Herzog und erhiel ten ihn auch, wenn sie mit ihm gegen die Adeligen nördlich der Donau zogen.®^Für diese kam nun das bittere Ende. Die Chronik berichtet: „Convocavit Suevos...; cum copioso exercitu venerunt ei in auxilium, et multa mala fecerunt in terra expugnantes et impugnantes illos, qui opposuerunt se sibi."®® Leutold von Kuenring floh zuerst nach Prag, unterzeichnete dann aber am 25. Juni 1296 in Wien eine Unterwerfungsur kunde,in dererdem Herzog weitgehende Sicherungen über seine Burgen geben mußte.®* Am härtesten traf es freilich Heinrich II. von Liechtenstein. Dieser wurde von der landesfürstlichen Propa ganda zu einem Raubritter gestempelt. Eine Wiener Chronik berichtet demnach über Ihn: „...Ein Adeliger mit dem Na men ,der Liechtensteiner von Falken stein', der durch Raub viel Böses im Lande getan hatte."®® Es blieb aber nicht bei der Greuelpropaganda, sondern es kam zum Kampf:„Die Ritter des Herzogs besiegtenjene,die sich ihm entgegenstell ten; unter diesen vertrieben sie den... Liechtensteiner von Falkenstein..., wo bei sein ganzer Besitzerobert wurde(,,obtentis Omnibus")."®® Eine direkte Nach richt über die Belagerung und Zerstörung des Liechtensteinischen Rabenstein in Falkenstein ist uns nicht überliefert.®^ Aber wir wissen: Die Liechtensteiner büßten die landesfürstlichen Lehensbur gen und -Herrschaften Fakenstein, Hain burg,Rechberg,Weitenegg u. a. ein,dürf ten aber ihren Allodbesitz erhalten haben (Nikolsburg, Rabenstein). Mit der landes fürstlichen Burg Falkenstein wurde nun GrafBenhold von Maidburg aufRetz be lehnt. Die Liechtensteiner Burg Raben stein scheint aber in diesen Kämpfen zer stört worden zu sein. Denn in der Folge zeit hört man davon nichts mehr.®® Nurin drei nebeneinander liegenden Fluren lebt ihr Name noch weiter. Wie erging es dem Augustiner-Eremitenkloster in jenen Kampftagen? Ging es dabei in Flammen auf? Da es im Zentrum des Liechtenstei ner Besitzes lag, kann man mit Recht an nehmen,daß esarg mitgenommen wurde. Denn der Kampftobte sicher nichtum die landesfürstliche Burg, sondern zielte auf die Vernichtung des Rabenstein. Freilich kann das Kloster auch schon vorher ver nichtet worden sein: 1268 beim Aufstand desösterreichischen Adelsgegen Ottokar, 1270 beim Einfall des ungarischen Königs Stephan V. nach Österreich, 1272 beim KampfOttokars,als er die Ungarn beiLaa besiegte,oder 1273,als die Ungarn wieder bis Laa vordrangen. Sicher aber ist, daß das Klosterin Falkenstein nichtlange exi stierte. Unbeantwortet bleibt in jedem Fall die Frage, was mit den wahrschein lich wenigen Mönchen geschah.Zogen sie in einen anderen Konventoderstarben sie gar aus? 5. Umstiftung in ein Spital? Zu einer Neubegründung reichte die 1295/96 stark geschwächte Wirtschafts kraft der Liechtensteiner vorerst nicht mehr.Wasalsotun? Esstandenja noch die mächtigen gotischen Mauern und es war noch eine Bestiftung vorhanden. Was ge schah mitdem Bauwerk und mitdem Stif tungsgut? Irgendwann nach 1296 muß al les in ein Hospital umgewidmet worden sein,also in ein Versorgungs-,Armen- und Siechenhaus, das aber auch Reisenden und Pilgern Labung und Schlafstätte bie ten sollte. Es wäre doch denkbar, daß Wallfahrer nach Santiago di Compostela aufihrem Weg nach Spanien auch in der Pfarrkirche des hl.Jakobus desÄlteren in Falkenstein ihre Andacht verrichteten.®® DasSpital wird wohl erst 1380 urkundlich genannt; die Zeit der Einrichtung dieser Institution wissen wir nicht. Für die Um widmung des ehemaligen Klosters in ein Spitallassen sich eine Reihe von Gründen anführen: 1. Es ist eher unwahrscheinlich, daß in einem so kleinen Ort, wie es Falkenstein damals war,schonim 13.Jh.ein Spitaler richtet wurde. Außerdem war diese Sied lung durch die drei mächtigen Herrschaf ten in drei Gemeinden gespalten; der Marktwarlandesfürstlich,die Wieden un terstand der großen Pfarrherrschaft und „die Statt" den Liechtensteinern. Spitäler gab es damals nur in Wien®" und Eggen burg®'und bei den großen Klöstern.®® Die meisten Städte in Nö.errichteten solche erst im 14. Jh.®® 2. Der noch erhaltene Rest des Bau werks kann schon um 1260 errichtet wor den sein. Es ist auch sicher, daß der Bau komplex früher größer war und daneben noch der Spitalshofstand. 3. Das Grundbuch der Herrschaft Stei nebrunn aus dem Jahre 1572 nennt im Falkensteiner - Raum den Flurnamen „Beim Claster".®* Freilich wird man die Lage dieser Ried nur mehr schwer fest stellen können. Die Herrschaft der Fünfkircher war die Besitznachfolgerin der Liechtensteiner und Hagenberger im Ra bensteingut. Wenn es auch keine örtliche Überlieferung über das kurze Bestehen eines Klosters in Falkenstein gibt,könnte doch ein dunkles Nachklingen dieserTatsache die Sage von der verschwundenen Einsiedelei mitgestaltet haben, wenn diese auch in das Jahr 1645 (Eroberung der Burg Falkenstein durch die Schwe den)angesiedelt ist. Diese Sage berichtet von der Rettung desSohnes des Burggra fen durch einen Eremiten am Dürnberg vor den Schweden.®® 'Katalog des nö.Landesmuseums.NF Nr85. Hg; Amt der nö. Landesregierung. Wien 1979, 511. ® Friedrich Rennhofer, Augustinerklöster in Österreich.In:Augustiniana6(Louvain 1956),S. 490-536, hier S. 501 f. 'Johannes Gavigan, Das Augustinerkloster Bruck (L d. Leilha bis 1546. Nach der Kloster chronik des Barockhistoriographen Xystus Schier.In: UH.Zs VLkNö"50(Wie 1979,Heft2) S.59-72, hier 60. * August Potthast, Regesta Pontificum Ro manorum. Bd. 2, Berlin 1875.- Nichts enthält auch die vielbändige Regestenausgabe: Bibliotäque des Ecoles Frangaises d'Athönes et de Roma.Paris- Ein Regest daraus zum 14. Feb. 1331 mit den Worten „... monasteni Valkenstein Patavien. di'..."(G. Mollat, Jean XXII. [1316-1334],Lettres communes...Tom.X.Pa ris 1930, S. 150 nr. 52.741) erweckt nur falsche Hoffnungen überdie Existenzdieses Klostersin jenem Jahr, Denn im handschriftlichen Text steht dort nur parochialis ecc(lesi)e in Valkenstein" und nicht,,m{onasterii)"(Archivo Segreto Vaticano, REG.AVEN.39 f645 v). ® Anton Kreuzer, Das Rabensteiner Gut. Ein Beitrag zur Besitzgeschichte um Falkenstein. In:Heimatim Weinland,Heimatkundl.Beiblatt zum Amtsbl. der BH.Mistelbach,Jg. 1977/78,S. 260-268,306-308,Jg. 1980 309-321.-Hans Wolf, Falkenstein.Seine Berge,Geschichte und Bau denkmäler. Horn 1959.-M.A. Becker,Falken-, stein und die Falkensteine in Niederösterreich. Wien 1885.-Topographie von Nö.Hg.vom Ver24

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